Über die Auszeichnung von Magistraten des Cursus Honorum Senatorium

  • http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/47.jpg Publius Stertinius Quartus initiierte heute eine Fragestellung, von der er durchaus ausging, dass sie eine gewisse Sprengkraft besaß. Da es allerdings eine Art Altlast war, die noch von den Vorgängerkonsuln stammte, konnte er sich eigentlich einfach zurücklehnen und den Senat die Arbeit machen lassen...


    "Hinsichtlich der Auszeichnung der Magistrate des Cursus Honorum Senatorium wurde von Senator Tiberius Lepidus angeregt, eine grundlegende Bewertung zu erörtern und eine passende Handhabe zu finden.", gab er dem Tiberius das Rederecht, der immerhin diese Frage in der vorangegangenen Diskussion gestellt hatte...







  • "Meinen Dank, Consul", wandte er sich an Stertinius, der endlich mal wieder ein vernünftiger Consul war und den Größenwahn des Ducciers beendete
    "Patres conscripti", wandte er sich dann an den versammelten Senat. "Erst kürzlich haben wir wieder eine weitere Auszeichnungswelle hinter uns gebracht. Magistrate, die trotz überdurchschnittlicher Leistung während ihrer Amtszeit nicht die entsprechende Würdigung erhielten wurden nun nachträglich ausgezeichnet. Einige davon wurden gar post mortem vergeben, so dass sich die Personen zu Lebzeiten nicht mehr daran erfreuen können. Es gibt wohl ein Problem: Ob jemand eine Auszeichnung erhält oder nicht, hängt weniger damit zusammen, was er tatsächlich geleistet hat als vielmehr damit ob im Senat gerade eine gute Stimmung herrscht, die den Amtszeiten entsprechende Aufmerksamkeit zukommen lässt. Eine Zeitlang wird dann überhaupt nicht ausgezeichnet, egal welche Anstrengungen jemand vollbrachte und welche großartigen Taten jemand für Rom vollbracht hatte und in anderen Phasen können sich durchaus hier und da mal einige der entsprechenden Beachtung erfreuen und tatsächlich direkt nach ihrer Magistratur eine Auszeichnung entgegenehmen. Das alles erscheint doch hochgradig willkürlich und wahrscheinlich setzen wir ein falsches Zeichen denen gegenüber, die sich um Rom wahrhaft bemüht haben"


    "Ich spreche dies aus, weil es einer Diskussion würdig ist, ohne, dass ich die perfekten Lösungen dafür parat hätte. Mir scheinen hier viele Dinge denkbar: (1) Wir verpflichten uns, dass während der Res Gestae eines Magsitrats über eine mögliche Auszeichnung verhandelt wird. Nachteil: Der Senat hat sich in der Vergangenheit ganz gern als Redefaul erwiesen in Anbetracht der Rechenschaftsberichte von Magstraten, selbst wenn sie von überdurchschnittlicher Leistung waren" Auf das spezielle Beispiel seines Verbündeten Dives brauchte er sicher nicht extra eingehen. Auch allgemein sollte es bekannt sein, dass nicht viel während einer Res Gestae gesprochen wird - bedauerlicherweise. "Erneut würden wir es wieder davon abhängig machen, was für eine Stimmung gerade im Senat herrscht. Leider kann man ja niemanden zwingen, das Wort zu ergreifen und das für und wieder einer Auszeichnung anzumerken. Wir könnten natürlich auch einfach (2) jedes Mal sofort eine Abstimmung einleiten, ob der entsprechende Magistrat mit einer Diploma ausgezeichnet werden soll oder nicht. Eine Abstimmung wäre wohl einfacher zu gestalten als eine Diskussion, an der niemand Interesse zeigt. Nachteil wäre, dass wir dann eine standardmäßige Auszeichnung im Vorhinein festlegen müssten. Eine Diploma scheint ja zum Standard geworden zu sein, obwohl sicher auch bei entsprechender Leistung auch höherer Auszeichnungen zu verleihen wären. Ein weiterer Vorschlag wäre (3) eine Richtlinie auszuarbeiten, wann ein entsprechender Magistrat auszuzeichnen ist, bzw. welche Art von Leistung er hervorgebracht haben muss. Das würde sicher auch die Diskussion einfacher machen und wir hätten eine Leitlinie für unsere Überlegungen. Der Nachteil an dieser Lösung ist zweifellos das die einzelnen Ämter zu vielfältig sind, ebenso wie die Taten, die innerhalb eines bestimmten Amtes vollbracht werden können. Eine Richtline auszuarbeiten würde sich dementsprechend als schwierig gestalten. Eine weitere Möglichkeit (4), welche die automatische Verleihung von Auszeichnung nach Abschluss des Amtes vorsieht, wie es wohl früher einst der Fall war, halte ich persönlich für nicht allzu sinnvoll, weil es die Auszeichnungen selbst entwerten würde, aber auch darüber könnten wir diskutieren. Immerhin könnte man auch hier eine Regelung des Einspruchs einbauen, wonach Senatoren gewichtige Gründe vorbringen können, weshalb die Auszeichnung nicht automatisch verliehen wird, der Kandidat sie dementsprechend nicht verdient hat"


    "Ich bin mir sicher, es gäbe noch andere Überlegungen, die es zu bedenken gilt, doch als Anregung für die Diskussion sollen sie reichen. Wir könnten natürlich auch heute einfach sagen, dass wir den einzelnen Magistraten in Zukunft wieder mehr Aufmerksamkeit schenken werden. Dass wir ihre Leistung prüfen und ihre Rechenschaftsberichte kommentieren. Ich vermute, dies würde auf Zustimmung treffen, doch ich bin mir sicher, dass wir sehr schnell wieder in die alte Praxis verfallen würden und dann wieder sehr herausragende Magistrate schlicht nicht beachtet würden. Was wir auch tun, ich denke, wir haben hier in jedem Fall einen gewissen handlungsbedarf, wenn wir Leistungen gerechterweise tatsächlich auch in Zukunft belohnen wollen."

  • "Ich glaube deine dritte und vierte Option können wir sofort aussortieren, Senator Tiberius. Weder hat jeder Magistrat automatisch eine Auszeichnung verdient, noch ist es möglich eine vernünftige Reglung zu treffen, die jedem Fall gerecht wird. Dafür sind die Ämter und die Leistungen einfach zu unterschiedlich. Es könnte auch zu Missbrauch führen, da nur die Aufgaben bearbeitet werden, die Voraussetzung für eine Auszeichnung sind."


    "Also eine Diskussion nach der Res Gestae oder gleich eine Abstimmung? Ich neige zu einer anderen Lösung. Die Res Gestae der gewesenen Magistraten nehmen sowieso schon viel Zeit in Anspruch, was durch weitere Diskussionen nicht besser wird." Wenn man sich stundenlang die Selbstbeweihräucherung von ehrgeizigen Männern anhören musste, war es kein Wunder, dass man danach nicht all zu lange Zeit mit weiteren Diskussionen verschwenden wollte. Auch wenn Modestus die Diskussionsmüdigkeit des Senats trotzdem als Problem betrachtete. "Aber Senator Tiberius hat einen validen Punkt, wenn er sagt, dass wir auch andere Auszeichnungen für die Ornamenta in Betracht ziehen sollten. Daher will ich den folgenden Vorschlag einbringen: Nach der Res Gestae soll es die Aufgabe der neugewählten Consuln sein einen Vorschlag einzubringen, ob und wie der Mann ehemalige Magistrat für seine Arbeit ausgezeichnet werden können. Sollte es keine Gegenvorschlägen geben, dann schreitet der Senat zur Abstimmung. Sollte es Gegenvorschläge geben, dann kann der Senat diese diskutieren, wenn er möchte." Ein schnelles Prozedere, das unterschiedliche Auszeichnungen und Diskussionen bei Bedarf ermöglichte. So dachte sich es zumindest Modestus.

  • "Ich möchte meinen beiden Vorrednern in der grundsätzlichen Zielsetzung ihrer Reden zustimmen", meldete sich Macer zu Wort und tat dies natürlich insbesondere auch als Unterstützung für seinen Klienten Annaeus Modestus. "Ferner stimme ich insbesondere Senator Annaeus Modestus zu, dass eine einheitliche Richtlinie oder eine automatische Auszeichnung eher ungeeignet sind. Erstere könnte wohl kaum allen Einzelfällen und eben insbesondere auch kaum im vorhinein den außergewöhnlichen Leistungen gerecht werden, denn es ist eben das Wesen einer außergewöhnlichen Amtsführung, dass sie über das Bekannte und in Regeln gefasste hinaus geht. Die automatische Auszeichnungen hingegen wurden aus gutem Grund abgeschafft, denn letztlich stellen sie so keinen Wert dar, wenn jeder dasselbe bekommt. Sie wiederholen somit nur das, was ohnehin schon bekannt ist, nämlich welche Männer eine Magistratur bekleidet haben. Eine besondere Darstellung besonderer Leistungen erfolgt auf diesem Wege nicht", stimmte er zunächst wortreich zu, dass man zwei der Vorschläge gleich aussortieren konnte.


    "Zu den anderen Vorschlägen möchte ich jedoch noch eine weitere Vereinfachung des Verfahrens anregen", kam er dann zu dem Punkt, wegen dem er sich überhaupt zu Wort gemeldet hatte. "Warum sollten speziell die Consuln einen Vorschlag einbringen? Wir sprechen doch hier davon, dass gewesene Magistrate auf Beschluss des Senates ausgezeichnet werden sollen, nicht wahr? Wer kann Vorschläge zum Beschluss im Senat einbringen? Jeder Senator! Also sieht das Verfahren meines Erachtens am einfachsten so aus, dass jeder Senator jederzeit einen Vorschlag einbringen kann, wen er auszeichnen möchte. Da anzunehmen ist, dass sich diese Vorschläge kurz nach Ende der Amtszeiten häufen, werden die jeweiligen Consuln zweifellos geschickt genug sein, derartige Debatten an einem Tag zu bündeln, was dann automatisch dazu führt, dass für alle dann diskutierten Auszeichnungen ähnliche Kriterien gelten, womit der von Senator Tiberius zu Recht vorgebrachte Aspekt der Willkür in meinen Augen hinreichend angegangen wäre", führte er dann seinen Vorschlag aus. "Sollte es jedoch tatsächlich so sein, dass der Senat einen gewesenen Magistrat nicht im entferntesten für würdig befindet, ausgezeichnet zu werden, so dürfte man wohl auch annehmen, dass in einem solchen Fall selbst die Consuln keinen Vorschlag machen würden", kam er dann noch einmal auf den Vorschlag von Annaeus Modestus zurück.

  • "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die von Consular Purgitius vorgeschlagene Vorgehensweise Willkür und Klüngel verhindert." , zeigte Vala sich kritisch gegenüber einer Handhabe, die auf bloßer Diskussion beruhte, "Wir sollten uns vorher die Frage stellen, was der Senat eigentlich will... will er Magistrate und damit auch den Nachwuchs durch Auszeichnung würdigen und damit Nachfolger und auch den Nachwuchs motivieren... oder will er die Kompetenzen auf alle Fälle in der Hand behalten? Ich gebe den Faktor Mensch zu bedenken... und auch wenn nun jeder wieder an meine Person denken wird, gebe ich zu bedenken: LANGE vor meiner Zeit wurden bereits Magistrate NICHT mit Auszeichnungen bedacht obwohl sie sich von der Masse teilweise deutlich abgehoben haben. Und dies nur und alleine aus dem Grund, weil sie offensichtlich keine Lobby im Senat hatten und wegen dem einen oder anderen Grund mehr Antipathie als Sympathie genossen. Meine Studien zur Aufarbeitung der Leistungen der vergangenen Magistrate hat da teilweise erschreckendes gezeigt.
    Da muss man sich ganz klar fragen: begünstigt die Vergabe von Auszeichnungen Gleichschaltung und Nachmacherei? Haben wir nurnoch nette, liebe und auffällige Magistrate?


    Wenn ich ehrlich bin, habe ich genau diese Befürchtung. Ich spreche mich daher ganz klar für die dritte Variante aus... transparante und faire Maßstäbe die bei jedem Magistraten anzuwenden sind und die spätere Würdigung nicht vom möglichen Wankelmut eitler Senatoren abhängig machen."

  • "Ich möchte noch eine Anmerkung machen. Warum nach meiner Idee nur die Consuln Vorschläge machen dürfen? Das sollen sie nicht. Sie sollen lediglich einen ersten Vorschlag zur Debatte stellen. Senat kann sich dafür entscheiden, oder andere Vorschläge einbringen und diskutieren. Der erste Vorschlag der Consuln soll nur sichergehen, dass ein vernünftiger Vorschlag als Diskussionsbasis vorhanden ist. Immerhin sind die Consuln mit der Aufsicht über die anderen Magistrate beauftragt und haben daher am ehsten einen Überblick über die Leistungen der Männer. Trotzdem können während der Diskussion auch Vorschläge anderer Senatoren bedacht werden." führte Modestus aus um verstehen zu geben, dass er keinesweges nur den Consuln das Vorschlagsrecht gewähren wollte. Aber irgendwer musste den Stein ins Rollen bringen. Und dafür waren die Consuln gut geeignet.


    "Consular Duccius, wie stellst du dir eine solche Regelung vor? Ich tue mir schwer damit die Anforderungen an eine überdurchschnittliche Leistung zu kodifizieren. Hast du bereits eine Idee, wie man diese transparenten Maßstäbe ansetzen kann? Vielleicht kannst du uns anhand eines Amtes deiner Wahl ein Beispiel geben." entgegnete Modestus dem Duccier. Er selbst konnte sich zwar keine gute Lösung vorstellen, die allen gerecht wurde, aber wenn der Duccier eine Idee hatte, dann war Modestus bereit sie zu hören.

  • "Wie gesagt.. ich habe mich für die Würdigung der übergangenen Magistrate intensiv mit den Unterschieden in den Ämterleistungen beschäftigt... und zumindest VOR den Kulissen erschienen mit diese Unterschiede marginal bis nicht-existent.", zeigte Vala sich nach wie vor überzeugt, dass eben eine solche Bemessung die bestmögliche Lösung wäre, "..dementsprechend würde die Bemessung der Aktivität meines Erachtens nach vollkommen alleine für eine solche Feststellung ausreichen. Die Feststellung einer solchen Aktivität obläge natürlich den Konsuln... diese sind aber ohnehin mit der Kontrolle der Magistrate betraut."

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