http://www.kulueke.net/pics/ir…a_arbeitszimmer_klein.png Um die Mittagsstunde nach der Salutatio, an der er seinen Klienten Helvetius Curio immer noch nicht empfangen wollte, nahm sich der duccische Pontifex die Zeit, um ein paar Schreiben zu beantworten, die ihn im Laufe der letzten Tage erreicht hatten.
Neben einigen Berichten und Zusammenfassungen der verschiedenen Kulte der Stadt sowie einigen Bitt- und Informationsschreiben, lag auch ein Brief aus Clarenna auf seinem Tisch.
Als er diesen sah, schaute Phelan zuerst etwas fragwürdig und überlegte, was das zu bedeuten habe. Erst letztens hatten sie doch per Schriftverkehr alles bis auf Weiteres geklärt und jetzt kam schon wieder eine Nachricht? Er nahm sich den Brief, brach das Siegel und las folgendes:
Pontifex
Decimus Duccius Verus
Villa Duccia
Via Borbetomaga | Mogontiacum
Salve Pontifex Duccius,
so erfreulich unser letzter Briefverkehr doch ausgefallen ist, muss ich mich für das Folgende leider entschuldigen.
Die Umstände haben sich geändert. Ich kann deine Tochter leider nicht ehelichen. Der Sohn eines guten Freundes meines Vaters, Paullus Canidius Calvinus, ein Eques Imperii, hat mir die Hand seiner Tochter angeboten. Nun du fragst dich sicher, wie ich dein großzügiges Angebot jetzt ablehnen kann. Bitte schenke mir dein Vertrauen, dass ich es gerne annehmen würde, zumal die Mitgift seitens der Canidier ähnlich ausfällt wie eure. Allerdings gibt es einen ganz persönlichen Grund. Schon in meinen jungen Jahren, hatte ich mich in seine Tochter unsterblich verliebt, allerdings brachte mich mein Vater im Cultus Deorum von Clarenna unter, weshalb ich sie aus den Augen verlor. Mir erscheint es nun als göttliche Fügung, dass ich sie nach all den Jahren wiedersehen und letztendlich sogar heiraten darf.
Ich entschuldige mich nicht nur bei dir sondern auch bei deiner Familie und vor allem bei deiner Tochter. Ohne Zweifel wirst du einen bestimmt noch geeigneteren Gatten als mich für deine Tochter finden. Falls ich dir irgendwie behilflich sein kann, lass es mich umgehend wissen.
Mögen die Götter dich und die Deinen beschützen!
Ticinius
Pontifex Sextus Fundanius Ticinius
Casa Fundania | Clarenna | Germania Sup.
Von Zeile zu Zeile wurde Phelans Blick glasiger und sein Gesicht fahler. Einen Moment lang hielt er den Brief in den Händen und rührte sich nicht. Irgendwann richtete er sich auf, zerriss den Brief in zwei Hälfte, warf ihn vom Tisch und ärgerte sich tierisch über das, was er gerade gelesen hatte.
"Liebe? Er hat sich verliebt? Er schlägt mein Angebot aus?! Es tut ihm Leid?!" und wie er es so gerne tat, schlug er mit der Faust kräftig auf den Tisch. Allerdings war es dieses mal nicht der von Helvetius Curio, sondern seiner und somit auch seine Gegenstände darauf, die den Gesetzten der Schwerkraft kurz nachgaben. "Sind denn nun alle verrückt geworden?! Göttliche Fügung?!" Er hatte ja keine Ahnung, dass es sich dabei wirklich um eine Art göttliche Fügung handelte. Curio hatte nämlich Venus darum gebeten, den Fundanier mit einer anderen Frau zusammenzubringen als Runa.
Nachdem er sich ein wenig beruhigt hatte, beugte sich der duccische Pontifex vor, stützte seine Ellenbogen auf den Knien auf und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.
Was sollte das alles? Wieso wurden seine Pläne jetzt so durchkreuzt? Und dann kam ja noch die ganze Sache mit Curio und Runa. Er wurde nicht nur aufs bitterste von seinem Klienten enttäuscht, sondern zwischen ihm und seiner Tochter herrschte zur Zeit große Zwietracht. Langsam fiel ihm auf, wie akribisch und verbissen er in den letzten Wochen an diese Sache heran gegangen war. War es das wirklich Wert? Seine Tochter bedeutete ihm doch einfach alles auf der Welt und es ging an ihm zwar nicht vorbei, das sie todtraurig war, aber er hatte es gar nicht richtig an sich heran kommen lassen und es wirklich verstanden. War es vielleicht doch der falsche Weg? Als ihm gerade der Gedanke in den Sinn kam, wie es tatsächlich mit einer Verbindung zwischen Helvetia und Duccia aussehen konnte, schreckte er hoch, rieb sich ein zwei Mal das Gesicht und schüttelte den Kopf. "Nein! Dann wird sie eben diesen Sermo ehelichen!" platzte es energisch aus ihm heraus. Ja, das war der einzig richtige Weg! Phelan griff sich also ein Blank-Briefpapier und öffnete entschlossen das Tintenfass. Jetzt galt es einen Brief an den Quintilius zu schreiben. Dieser wusste nämlich noch nichts von seinem Glück, da er sich auf den Pontifex aus Clarenna verlassen hatte.
Der Brief war fertig, jetzt fehlte nur noch das Siegel. Phelan entzündete also eine Kerze und bereitete das Wachs vor.