Endlich also war sie angekommen. Sextus hatte sich bei Ankunft seiner Nichte informieren lassen und legte sofort die Schriftstücke, welche er momentan durcharbeitete, zur Seite. Gemütlich machte er sich auf den Weg ins Tablinum, um das Mädchen also erst einmal in Empfang zu nehmen.
Schlendernd betrat er den Raum, in dem Aurelia Corvina schon auf ihn wartete. Kurz ließ er den Blick im Eintreten über sie schweifen. Jung war sie. (Sextus hatte keine Ahnung, wie alt genau. Als ob sich ein Mann die Geburtstage seiner Nichten und Neffen merken konnte! Er hatte schon Schwierigkeiten mit dem seines Sohnes.) Schlank, mit hellem Haar gesegnet, man konnte wohl sagen, ganz hübsch. Und – was Sextus am meisten an einer Frau schätzte – still. Kurzum: Auf den ersten Blick verheiratbar.
“Salve, Corvina“, begrüßte er sie auch gleich locker und kam näher. Wie es zu einer richtigen Verwandten-Begrüßung gehörte, bekam sie selbstverständlich auch einen Kuss auf die Stirn. Sextus nutzte die Gelegenheit auch gleich, um festzustellen, dass sie trotz der Reise einigermaßen gut roch. Ein weiterer Pluspunkt für die Liste. Wenn jetzt noch die Stimme zum Erscheinungsbild passt, war die Aufgabe, die sein lieber Bruder ihm so unvermittelt gestellt hatte, doch durchaus machbar.