https://c2.staticflickr.com/8/…30406603_526cfc6a9a_m.jpg Zu den ersten Veränderungen, die Vala in Germania spürte, gehörte der tiefere Schlaf den er nachts genoss. Nach kurzer Zeit fiel dieser derart tief aus, dass er nicht einmal mehr mitbekam wie die hiesigen Sklaven in seinem Cubiculum für Wärme sorgten wenn nachts die Temperaturen fielen. Wobei sie dies, zu ihrer eigenen Irritation, deutlich seltener taten als noch beim Vinicius (der einfach eine südliche Pussy war, so sah das aus). Als der Legat noch vor Sonnenaufgang die Augen aufschlug und sich bereit machte, entging ihm nicht der graue Schleier vor dem bunten Glas im Fenster (klares Glas gab es nur in repräsentativen Räumen). Schon als er neugierig an das Fenster trat und alleine die NÄHE zur Kälte seinen Atem in Wolken von ihm fliehen ließ, wurde klar wie deutlich die Verhältnisse in der letzten Nacht gesunken waren. Das geöffnete Fenster offenbarte Mogontiacum, das im wolkenbedeckten Grau der voranschreitenden Dämmerung in eine dicke Masse eingepackt war: Schnee.
"Den hab ich zuletzt in den Alpes gesehen...", sprach Vala leise, als könnten seine Worte die Zuckerwatte augenblicklich zum Schmelzen bringen, und fuhr mit den Fingern sachte über die Schneedecke auf seiner Fensterbank. Damals, an der Spitze des Rebellenheeres, war der Marsch im späten Sommer geschehen und die Pässe waren größenteils schneefrei gewesen... oder von zigtausenden Sohlen zu starrem Eis getreten worden. Das hier hatte eine ganz andere Qualität: es war Heimat, auf seiner Heimat.
"Bringt mir meine Tochter, sobald sie wach ist.", befahl Vala einem der Sklaven im Hintergrund und machte sich derweil daran, sich weiter anzukleiden und die übliche Morgenroutine zu vollziehen. Die Sonne war kurz davor schwach über den Horizont zu kriechen, als die seiner Frau treu ergebene Secunda mit seiner Tochter im Arm vorbeikam. Das junge Mädchen war offensichtlich auch im zweiten Lebensjahr eine Frühaufsteherin geblieben und sah es garnicht ein länger als nur absolut nötig zu schlafen. So blickte die junge Alrun ihren Vater auch nur mit großen Augen an, als er sie entgegennahm und zum Fenster schritt: "Kiek, Alrun, het is Snee.", sprach er sie in der Sprache seiner Väter an, wie er es immer tat wenn sie beide 'quasi' alleine waren. Das Fenster knirschte vernehmlich als es geöffnet wurde und die hereinstürzende Kaltluft ließ seine ohnehin dick eingepackte Tochter sich stärker an ihn drücken. Bei seiner Tochter nicht ganz so unaufmerksam wie bei seiner Frau hob Vala einen Zipfel seines Gewands und legte diesen über seine Tochter, um ihr gleich darauf einen Ballen lockeren Schnees von der Fensterbank zu greifen und ihn ihr hinzuhalten. Eine Warnung ob der Kälte hielt er für unangebracht, ein lautes Quietschen ließ dann allerdings doch seine Ohren klingeln als die kleine Duccia nach der ersten Fühlprobe vor der Kälte des Schnees zurückschreckte.
"Gloob mi, ju wirs faste jenoch rutfinnen, datt het de Spass von düsse Lebn wöd.", prophezeite Vala seiner Tochter, als diese sich erneut an den kalten Schnee in der dargebotenen Hand heranmachte und teils erschreckt, teils fasziniert darauf mit der kleinen Hand herumzupampen begann.