[Umland von Mogontiacum] Villa Rustica Helvetia


  • Die Villa Rustica Helvetia befindet sich sechs Meilen nördlich von Mogontiacum und ist durch eine kurze Zugangsstraße mit der Straße zwischen Mogontiacum und Confluentes verbunden. Ursprünglich gehörte sie zum Besitz der Gens Centenia und wurde von Caius Centenius Macer geplant und erbaut. Mittlerweile befindet sie sich im Besitz von Iullus Helvetius Curio, der sie durch ein Erbe von Centenia Pia erhalten hat. Zu der Villa Rustica gehören zwei Grundstücke. Auf dem einen kleineren befindet sich die Wohn- und Wirtschaftsgebäude der Villa, das größere, das bis zum Rhenus reicht, ist unbebautes Weideland. Für den Bau wurde eine Schneise in den Wald geschlagen, sodass die Grundstücke im Osten, Westen und Süden von dichtem Wald und im Norden vom Rhenus begrenzt werden.


    Die Villa Rustica ist klein und einfach ausgestattet, was wohl vor allem mit der Genüg- und Enthaltsamkeit des ursprünglichen Bauherrn zusammenhing. Besonders war hierbei die testamentarische Verfügungs des Centeniers, dass keine Umbauten, sondern lediglich Renovierungen an dem Gebäude durchgeführt werden dürften. Das Vestibulum (I) und die beiden Flügelkorridore (II) können in der kalten Jahreszeit auch als Aufenthaltsräume genutzt werden, da sich dort auch Sitzecken befinden. Im Westflügel der Villa befinden sich das Arbeits- und Empfangszimmer des Hausherrn (IIIa) sowie ein Schlafraum (IIIb), der ebenfalls durch den Hausherrn und seine Familie genutzt wird. Ansonsten findet sich im Westflügel noch das Triclinium (IV) der Villa. Die Küche (V) und der Wohnraum der Verwalterfamilie (VI) befinden sich im Ostflügel. Zudem können in einem weiteren Cubiculum (VII) Gäste untergebracht werden.


    Hinter der Villa wurde ein umzäunter Garten mit einem Teich angelegt. Im Westteil wurde zudem eine Sitzgruppe für die warme Jahreszeit angelegt. Zudem befinden sich hinter der Villa die Wirtschaftsräume, denen man anmerkt, dass ursprünglich nur für eine kleine Landwirtschaft geplant wurde. Im linken Wirtschaftsgebäude sind zwei Werkstätten, eine Käserei (VIII) und eine Weberei (X) untergebracht. Zudem findet sich dort ein Lagerraum (IX). Im rechten Gebäude befinden sich Stallungen (XI und XII). Die beiden Gebäude flankieren dabei das große Eingangstor, das auf die Weideflächen und zum Rhenus hinausführt.


    Verwaltung


    | Roger - Vilicus


    | Lysandra - Villica/Köchin

  • Am Tag nach den Saturnalien hatten sich Curio und Acanthos auf den Weg gemacht, um die Villa Rustica zu besuchen. Natürlich hatten sich sich noch vor den Saturnalia angekündigt, damit sie der Verwalter auch empfangen konnte. Der Ritt hatte unter dem immer noch liegenden Schnee etwas länger als eine Stunde gedauert aber nun bog der neue Eigentümer mit seinem Begleiter auf ihren Pferden in die schmale Straße ein und mussten dann noch zwei Stadia zurücklegen, die bis zum Schluss von Wald umgeben waren, bevor sich die kleine, einstöckige Villa Rustica vor ihnen erhob und Curio sein Pferd zum Stehen brachte.


    In der Tat, das Gebäude war klein, sehr klein, andere hätten es wohl als winzig bezeichnet, doch für Curio hatte es etwas sympathisches. Wer die Villa nicht kannte, würde Probleme haben, hierher zu finden und Curio und Acanthos hatten auch nur aufgrund einer sehr umfangreichen Wegbeschreibung des Verwalters den Weg auf Anhieb gefunden. Es war ein perfekter Rückzugsort. Da das Haus nicht groß war, lag der Schluss nahe, dass es auch im Innern nicht viel Platz böte, damit würden Curio und seine Familie aber irgendwie klarkommen. Besonders der Wald würde seiner Frau gefallen, dachte Curio, während er sein Pferd auffordert, in den Schritt überzugehen, sodass es sich nun wieder in Bewegung setzte. Je näher sie dem Gebäude aber kamen, kamen auch die Gründe für die Abstoßung der anderen Erben zum Vorschein. Während der Ostflügel des Hauses einigermaßen in Schuss war, wirkte der Westflügel heruntergekommen. Die Fenster waren vernagelt, schon von weitem waren Löcher im Dach zu erkennen und auch an den Stufen der vorderen Aufgangstreppe waren Brüche und Macken zu erkennen. Curio seufzte und blickte zu Acanthos, dessen Blick einen "Ich habs dir doch gesagt!"-Ausdruck angenommen hatte.


    Von der einen Baustelle auf die nächste.


    antwortete Curio auf diesen Ausdruck trocken. Acanthos nickte darauf grinsend und beide widmeten sich wieder dem Haus. Sie näherten sich nun dem Westflügel und der erste Eindruck wurde nicht wirklich besser und erst als sie die Villa hinter sich ließen wurde der Eindruck etwas besser. Die angekündigte Mauer war zumindest auf der Westseite gut in Schuss und auch das westliche Wirtschaftsgebäude war in einem guten Zustand. Zumindest musste hier nicht investiert werden. Das Tor in den Innenhof jedoch, musste wohl zumindest ein wenig renoviert werden. Der Blick nach Norden jedoch eröffnete ihnen einen freien Blick bis zum Rhenus hinab. Sehr schön. Vor allem der direkte Zugang zum Rhenus hatte für Curio seinen Reiz. Dann ritten sie weiter um das Anwesen herum, doch bot die Ostseite ein ähnliches Bild, wie die Westseite. Der Zustand von Wirtschaftsgebäude und der Mauer waren gut und am Ostflügel mussten nur kleine Ausbesserungen vorgenommen werden.


    Wieder an der Front der Villa Rustica angekommen, stiegen Curio und Acanthos von ihren Pferden, banden sie an eine der Säulen vor der Aufgangstreppe und stiegen diese dann hinauf zur Eingangstür. Mit zwei festen Schlägen klopfte Curio an die Tür und wartete, dass man sie einließ.

  • Lange geschah nichts. Und währenddessen wurde das "Ich habs dir ja gesagt"-Grinsen von Acanthos größer und größer. Irgendwie hätte es Curio ja auch klar sein können, dass ein solch gut nutzbares Stück Land nicht einfach so weggeben wurde. Nachdenklich blickte Curio auf den Türrahmen, dessen Holz an einigen Stellen abgesprungen war. "Schönheitsreparaturen" fügte er seiner imaginären Baustellenliste hinzu und musterte den Eingangsbereich weiter. Schließlich öffnete sich dann doch die Tür und ihnen öffnete ein muskulöser Mann zwischen dreißig und vierzig in warmer, aber einfacher Kleidung.


    | Roger


    Er musterte die beiden Angekommenen, doch als Acanthos das Schreiben herausholte und ihm reichte, hellte sich sein Gesicht gleich auf. Der Verwalter stellte sich als Roger vor und bat sie einzutreten. Curio bat gleich um eine kurze Führung durch das Haus, die der Verwalter auch gleich durchführte, allerdings auch demonstrativ mit dem Ostflügel begann, der alles in allem in gutem Zustand war. Im Korridor befand sich eine gemütliche Sitzecke mit stark verschlissenen Korbstühlen, hinten durch ein Cubiculum mit abgedeckten Schlafmöbeln und Kleidertruhen, alle noch zu gebrauchen. Die Küche und der Wohnraum der Verwalterfamilie, Roger wohnte hier mit seiner Frau Lysandra, waren im besten Zustand, wenn auch leicht verwohnt.


    Danach wurde der Verwalter ein wenig unruhig, denn jetzt war der Wetsflügel an der Reihe. Curio merkte dem Mann seine Zerknirschung an, als sie die Räume einen nach dem anderen abgingen. Der Korridor hier war leer, bot aber, ebenso wie der im Westflügel, genug Platz für Sitzmöbel. Ein weitere Raum, wahrscheinlich ein Triclinium war leer, das Fenster mit Bretter vernagelt und im Loch prangten mehrere faustgroße Löcher. Die beiden hinteren Räume unterschieden sich nicht großartig von dem ersten Raum im Westflügel. Wobei der hintere der beiden Räume keinen Zugang zum Korridor hatte. Der Verwalter erklärte, dass der hintere Raum als Schlafraum und der vordere als Empfangs- und Arbeitszimmer genutzt wurde. Curio nickte. Es gab keinen Grund sie anderweitig zu nutzen.


    Nach der Führung kehrten sie in die Küche zurück, in der die Vilica bereits den Ofen angeheizt und warme Getränke vorbereitet hatte. Ebenso stand auf dem Küchentisch eine Kleinigkeit zu essen. Curio nahm die Einladung der beiden gerne an, setzte sich und gab Acanthos zu verstehen, dass er sich zu ihnen setzen sollte. Dann blickte er das Verwalterpaar an. Es gab einiges zu besprechen.

  • Curio machte eine lange Pause, denn er brauchte einen Augenblick, bis er sich die notwendigen Fragen vergegenwärtigt hatte. Für den Verwalter und seine Frau mochte das wenig angenehm sein, leider mussten sie da aber durch. Nun trank Curio aber erstmal einen Schluck und begann dann mit seiner ersten, nach dem kurzen Rundgang wohl naheliegenden Frage.


    Wie kommt es, dass der Westteil des Hauses so heruntergekommen ist?


    Interessiert, offen und ohne jegliches Misstrauen blickte er den Verwalter an. Der schluckte einmal und antworte dann.


    Es ist lange her, dass unsere ehemalige Herrin, die hochverehrte Centenia Pia, das letzte Mal hier war. Als sie jünger war, kam sie oft hierher, doch mit zunehmenden Alter wurde es immer seltener und nach dem Eintritt ihrer schweren Erkrankung stellte sie die Besuche komplett ein. Das war vor etwa anderthalb Jahren. Ihr letzter Besuch ist aber auch bereits zwanzig Monate her. Leider wurden mit ihrer Erkrankung auch die Unterhaltszahlungen für das Haus eingestellt, sodass notwendigen Reparaturen nicht mehr durchgeführt werden konnten. Die Reparaturen am Ostteil haben meine Frau und ich noch aus den Mitteln unseres peculiums zahlen können.


    Auch wenn Roger es nicht aussprach, schwang bei dieser Erklärung doch unüberhörbar die Unzufriedenheit darüber mit, dass das Haus in solch einem schlechten Zustand war. Jedenfalls wurde dadurch klar, dass die Familie der Centenia ohnehin kein Interesse an dem Landgut hatte. Warum das aber so war, dazu war noch nichts zu hören gewesen.


    Wie kommt es, dass bei den Verwandten der Centenia kein Interesse an der Villa bestand?


    Eine Frage außerhalb der Reihe, doch war Curio einfach zu neugierig, wie man zwei so gut gelegene Grundstücke inklusive einer - wenn auch kleinen und bescheidenen - Villa Rustica abgeben konnte.


    Es ist wirklich schade, aber leider war sie für die Precier wohl unter ihrer Würde. Du musste wissen, dass es eine testamentarische Verfügung des Erbauers Caius Centenius Macer, dem Großvater väterlicherseits der Centenia, dass keine baulichen Änderungen an der Villa vorgenommen werden dürfen. Also keine Umbauten, sondern nur Renovierungen und Ausbesserungen. Es ist eine der Aufgaben des amtierenden Vilicus, darüber zu wachen. Die Villa scheint den Preciern schlicht zu klein zu sein und da sie nicht auf die Grundstücke angewiesen sind, haben sie offenbar auch kein Problem damit, dass sie an dich gehen.


    Curio runzelte die Stirn. Keine Umbauten, nur Renovierungen. Eine seltsame Regelung. Aber wenn sie ihm zu Gute kam, hatte er kein Recht sich darüber zu beschweren. Für ihn, seine Frau und seine Familie reichte die Villa vollkommen aus. Nur die notwendigen Renovierungen ließen ihn ein wenig daran zweifeln, ob er mit der Annahme des Erbes gut fuhr. Inwiefern das aber tatsächlich belastend war, hing sehr stark von der Antwort auf seine nächste Frage ab.


    Das erklärt zumindest einiges. Aber sag, Roger: Wie steht es um die Wirtschaftsbetriebe? Wie sind die Arbeiter untergebracht?


    Erneut trank der Helvetier einen Schluck. Der Verwalter entspannte sich etwas, wenn auch immer noch eine gewisse Anspannung in seinem Verhalten erkennbar war.


    Die Wirtschaftsbetriebe stehen organistorisch, materiell und finanziell gut da. In diese wurde regelmäßig investiert, sodass vorerst keine Ausgaben dort notwendig sind. Wir sind also bereit, die zwei gesunde Betriebe zu übergeben, Helvetius. Deren Mitarbeiter wohnen in einer kleinen, selbstgebauten Siedlung weiter westlich den Rhenus entlang. Es sind vor allem kleine Holzhütten, die die Arbeit dort für sich gebaut haben. Auch dort besteht kein Bedarf an Investitionen. Ich befinde mich aber in regelmäßigem Austausch mit den Arbeitern, zumeist germanische und gallische Peregrine, sodass ich mögliche Ausgaben frühzeit ankündigen kann.


    Curio nickte zufrieden. Das hörte sich doch schonmal gut an und es war etwas, auf dem er aufbauen konnte. Zumindest würde es helfen, seine eigenen Ausgaben für die Villa in Grenzen zu halten. Nun interessierte ihn aber noch etwas.


    Dann danke ich dir erstmal für den Überblick. Nun möchte ich aber noch etwas über dich und seine Frau wissen. Vielleicht erzählt ihr einfach ein bisschen über euch.


    Nun war es ein Stück Käse, mit Sicherheit aus der eigenen Käserei, das Curio probierte. Sehr gut, stellte er für sich fest und bot dann Acanthos auch ein Stück an, was dieser zu gerne annahm.


    Ich stamme hier vom Gut. Mein Vater war bereits Verwalter hier, ebenso wie mein Großvater. Ich erhielt eine Ausbildung hier und übernahm nach dem Tod meines Vaters auch dessen Verwaltungsstelle. Etwas später wurde Lysandra aus dem Haushalt der Centenia hierher versetzt. Ich half ihrer, sich hier einzugewöhnen, was für sie als geborene Macedonin nicht so einfach war. Dennoch klappte es und... na ja... ich möchte dich nicht mit den Einzelheiten aufhalten, Helvetius, aber wir bekamen die Erlaubnis zu heiraten und leiten nun hier gemeinsam die Geschäfte. Mit dem Tod unserer Herrin gewährte sie uns in ihrem Testament die Freiheit, sodass wir nun so unser Leben weiterleben können.


    Er stockte kurz und schluckte. Curio vermutete, dass hier die der eigentliche Grund für seine Nervosität lag, denn wenn er schon in dritter Generation Verwalter hier war, wollte er bestimmt nicht weg. Und genau das bewahrheitete sich auch.


    Meine Frau und ich möchten dich bitten, dass wir auch weiterhin hier leben und arbeiten dürfen. Ich bin hier geboren und aufgewachsen und kann mit ein Leben ohne das Landgut nicht vorstellen.


    Erwartungsvoll blickte der Verwalter den jungen Helvetier an, der nachdenklich in seinen Getränkebecher blickte, bevor er antwortete.


    Nun, erstmal sei erwähnt, dass Acanthos hier ebenfalls aus Macedonia stammt. Gut, es ist recht groß, aber die Welt ist ja bekanntlich kleiner, als man glaubt, nicht wahr? Vielleicht findet sich ja mal die Möglichkeit zu Austausch.


    Kurz schmunzelte der Helvetier, dann entstand eine weitere längere Pause, in der sich Curio einen Plan zurechtlegte, wie er weiterverfahren wollte. Letztlich wandte er sich erneut an den Verwalter.


    Ich sehe zum jetzigen keinen Grund, einen neuen Verwalter hier einzusetzen. Du kennst das Landgut wahrscheinlich besser als jeder andere. Zudem gehe ich davon aus, dass dir etwas an der Villa liegt. Ebenso habe ich ein Interesse daran, dass sie bald wieder voll nutzbar ist, denn ich möchte sie im Sommer gerne als Rückzugsort für mich und meine Familie nutzen. Allerdings kommen wir nicht daran vorbei, ein paar organisatorische Änderungen vorzunehmen und ich kann auch bereits sagen, dass ich die Betriebe nicht selbst werden führen können, da ich als Beamter des Cultus Deorum von Mogontiacum keine Betriebe führen darf. Sie werden daher bis auf weiteres unter deiner Leitung verbleiben. Zudem werden von dir sämtliche Einnahmen daraus verwaltet. Daraus sind auch die Löhne der Angestellten, wie auch der Lohn für dich und deine Frau zu entrichten. Dies wird über eine Gewinnbeteiligung laufen, die wir gesondert aushandeln werden. Zudem wird ein fester Prozentsatz für die Reparaturen der Villa zurückgelegt und ein weiter an mich übersandt. Zuletzt erwarte ich wöchentliche Berichte über den Status der Betriebe, Einnahmen, Ausgaben sowie den Fortschritt der Reparaturarbeiten. Natürlich werde ich auch in regelmäßigen Abständen vorbeikommen, auch unangekündigt, um mich von der Richtigkeit der Berichte zu überzeugen. Kommen wir dabei überein?


    Es dauerte nicht lange, bis der Verwalter letztlich nickte. Curio reichte ihm die Hand, um diese Abmachung festzumachen. Danach plauderten sie noch ein wenig über die Eigenarten des Landgutes, bevor sich Curio noch den Garten und die Wirtschaftsräume zeigen ließ und schließlich mit Acanthos zurück in die Stadt ritt.

  • Wie Runa es gesagt hatte war alles für die Reise vorbereitet gewesen als Curio am Morgen aufgestanden war. Gleich nach dem Früstück waren sie abgereist. Runa hatte Alpina ncoh das Versprechen abgenommen, dass sie sich melden sollte, wenn sie Hilfe brauchen würde. Und Malleus hatte ihr versprechen müsse so lange in der Casa zu bleiben bis sie wieder da sein würden.
    Runa hatte nicht gesagt wann sie wieder kommen würden, denn das wusste sie selber noch nicht genau. Sie hatte sich vorgenommen, erst dann wieder zurückzureisen, wenn Curio wieder vollständig hergestellt war.
    So waren sie nun also in aller Frühe aufgebrochen und genossen die gemeinsame Reise. Ihrem Sohn erklärte sie unterwegs was sie sahen. Die Pflanzen und Tiere die sie am Wegesrand entdeckten. Leif war aufgeregt und klatsche vor Vergnügen mit seinen kleinen Händen. Runa hatte sich an Curio gelehnt. „Bald sind wir da. Ich freue mich auf die Zeit, die wir mal ganz für uns haben.“

  • Nahezu apathisch war Curio am Morgen in den Wagen gestiegen, der ihn und seine Familie am heutigen Tag zum dem kleinen Landgut nördlich der Stadt bringen sollte. Diese Reise durchbrach seine tägliche Routine und vor allem kam ihm erst jetzt der Gedanke, dass er hier die Stadt hinter sich ließ und obwohl er kein öffentliches Amt mehr innehatte, fühlte es sich doch so an, als würde er sie im Stich lassen in einer Zeit, in der sie die Hilfe und die Arbeit jedes einzelnen Mitglied des städtischen Ordo decurionum brauchte. Denn er verließ die Stadt nun. Für wie lange, wusste er nicht, hatte er doch vor zwei Tagen die komplette Planung dieser Reise an Silvana abgegeben und ob diese überhaupt ein konkretes Rückreisedatum festgelegt hatte, wusste er nicht. Dass ihm diese Reise guttun würde, dass er hier bald die Möglichkeit hatte, die kommenden Tage ausschließlich im Kreis seiner kleinen Familie zu verbringen und dass es weniger dramatisch war, wenn auch er, wie eigentliche alle Mitglied des Ordo decurionum es schon für ein paar Tage getan hatten, mal die Stadt verließ, um neue Kraft zu schöpfen. Es war ja nicht für immer, sondern für ein paar Tage, vielleicht eine bis zwei Wochen, länger nicht, aber dennoch blieb das Schuldgefühl in dem Helvetier tonangebend. Getrieben davon hatte er Acanthos zu verstehen gegeben, dass er in dringenden Angelegenheiten einen Boten zum Landgut schicken sollte, der Helvetier wollte dann in diesem Fall schnell zurückkehren.


    Daher hatte er auch den größeren Teil der etwas mehr als einstündigen Fahrt geschwiegen und die Augen geschlossen, obwohl bei dem Ruckeln des Wagens nicht an Schlafen zu denken gewesen war. Silvana hatte ihn dankenswerterweise nicht gestört, hatte sich um Cornutus gekümmert, der immer mal wieder an der Tunika seines Vater gezupft hatte, ohne dass jedoch eine große Reaktion gekommen wäre, und sich lediglich an ihn angelehnt. Jetzt aber wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als Silvana ihn kurz vor dem Einbiegen auf den Waldpfad hin zur Villa ansprach. Curio blickte hinaus, sah wie die kleine Eskorte - Bolanus und zwei weitere von den Ducciern abgestellte Männer begleiteten den Wagen würden nach der Ankunft am Landgut aber gleich wieder in die Stadt zurückreiten - gemütlich neben dem Wagen herritt und schon war der Ruck zu spüren, der das Einbiegen auf den Waldpfad markierte.


    Es dauert nicht mehr lang, in kurzer Zeit solltest du schon die... Villa sehen können. Jetzt geht es aber erstmal ein Stück über einen... rumpeligen Waldpfad.


    antwortete er immer noch etwas stockend. Die Res Gestae am gestrigen Tag war deswegen eine reine Katastrophe geworden, nicht umsonst war das Interesse der Zuhörer mit der Zeit eingebrochen, weil sie keinem stockenden, durch seine Rede humpelnden Politiker hatten zuhören wollen. Curio griff nach der Hand seiner Frau und drückte sie leicht. Und auch Cornutus bekam nun ein leichtes, aber müdes Lächeln, das der Kleine, der sich nun erstmals richtig beachtet fühlte, mit einem fröhlichen Glucksen beantwortete.


    Wenige Minuten später verließ der Wagen das kurze Waldstück zwischen der Straße nach Norden und dem Landgut und nun war auch die Villa in ihrer bescheidenen Pracht zu sehen.

  • Um so weiter sie sich von der Stadt entfernten um so ruhiger und entspannter wurde Runa. Ja auf ihren Lippen lag ein zufriedenes Lächeln, ein Lächeln welchen man in den letzten Wochen nicht oft - nein gar nicht zu sehen bekam.
    Die Sorgen, Nöte und Ängste fielen von ihr am und Runa wirkte ausgeglichener.
    Gespannt hielt sie nach dem Landhaus Ausschau. Der holperige Waldweg machte ihr – im Gegensatz wohl zu ihrem Mann .- nichts aus.
    Als sie das Landgut erblickte war ein fröhlicher, erstaunter Ausruf von ihr zu hören. „Oh..... Das... das ist ja wundervoll.“ Natürlich hatte Curio ihr das Gut lang und breit beschreiben müssen, aber dieses Kleinod jetzt hier eingebettet in dieser friedvollen Umgebung zu sehen, dass war doch schon etwas ganz anderes als die Erzählung und Beschreibung ihres Mannes.“ Runa freute sich wie ein kleines Kind.
    Vor dem Haus angekommen wurden sie auch sogleich von der Verwalterfamilie begrüßte. Runa erwiederte den Gruß. Auch wenn sie wohl am liebsten sogleich die Gegend und alles hier erkundete hätte, wusste sie dennoch, dass ihr Mann Ruhe brauchte.
    Sie würde also wohl erst morgen dazukommen hier alles zu begutachten. So bat sie also darum, dass die Zimmer gerichtet und ein kleines Mahl bereitet werde.
    „Mein Mann benötigt dringend Ruhe. Alles was es zu sagen gibt, kann sicher noch einen Tag warten.“ Damit bremste Runa wohl auch gleich mal den Verwalter aus, der sicherlich kurz davor gewesen war einen Lagebericht abzugeben. Aber das hatte nun wirklich Zeit.
    Kaum hatte Runa ihre Wünsche ausgesprochen trat auch schon rege Betriebsamkeit ein und es wurde sich um die Zimmer und das Essen gekümmert. Die Frau des Verwalters nahm ihr Leif ab und versicherte ihr, dass sie sich gut um ihn kümmern würde.
    Runa blickte nun ihren Mann an. „Curio, ich denke es ist am besten, wenn du dich etwas hinlegst und ausruhst.“

  • Es war nicht viel, was sie hier erwartete. Andere Politiker aus Stadt und Provinz hatten sich ja teilweise kleine Paläste außerhalb der Stadt hochgezogen, aber dies hier war etwas anderes. Curio hatte das Gebäude nicht selbst gebaut, sondern geerbt und zudem war dieses Erbe mit der Auflage verbunden, dass an dem Gebäude keine Um- und Erweiterungsbauten durchgeführt werden durften, sondern lediglich Renovierungen. Etwas, mit dem sich die Familie der letzten Besitzerin wohl nicht hatten anfreunden können, da das Landgut nun wirklich das größte war und lediglich einen bescheidenen Luxus bot. Daher hatten sie es zu Curios Gunsten abgestoßen. Der Helvetier wusste aber, dass seine Frau nicht unbedingt auf kleine Paläste angewiesen war, obwohl sie ja selbst in einem aufgewachsen und vor der Hochzeit in einem anderen gewohnt hatte. Dennoch war Curio gespannt, was seine Frau sagen würde und ihre Reaktion beruhigte ihn.


    Es ist nichts großes, aber... für uns sollte es reichen.


    antwortete er mit leiser Stimme und wartete darauf, dass der Wagen nun mit einem Ruck vor dem Eingang zum stehen kam. Die Villa hatte sich seit seinem letzten Besuch wirklich gemacht, denn der ganze Westflügel war praktisch vollkommen unbewohnbar gewesen, wären nun alle Schäden ausgebessert worden waren.


    Kurz nachdem der Wagen zum stehen gekommen und Curio und seine Familie ausgestiegen war, öffnete sich auch schon die Tür und die bekannten Gesichter des Verwalters und seiner Frau traten heraus, um die Ankömmlinge zu begrüßen. Curio stellte seine Familie vor, wieder mit eher schleppender Stimme, doch als der Verwalter wohl zu einem längeren Lagebericht ansetzen wollte, stob auch schon Silvana dazwischen. Mit klaren Worten unterband sie den Bericht, der Verwalter nickte und begann mit dem Fahrer den Wagen auszuräumen und das Gepäck ins Haus zu tragen. Die Frau des Verwalters nahm derweil den kleinen Helvetier an sich und kümmerte sich darum, dass er versorgt war, während Silvana nun direkt fortfuhr. Der Helvetier war kurz überfordert, nickte dann aber, griff nach der Hand seiner Frau und ging mit ihr die Treppen hinauf.


    Ja, das wird das beste sein.


    antwortete er und verfolgte dann auch schon nicht mehr, was um ihn herum passierte. Stattdessen führte er seine Frau die Treppen hinauf und nach links zu den Wohnräumen, die für seine Familie vorgesehen waren. Sie gingen an der kleinen Sitzecke im linken Korridor und der Tür zum Triclinium vorbei und erreichten schließlich einen weiteren, frei nutzbaren Aufenthaltungsrau, bevor sie in das Schlafzimmer eintraten. Das Bett war bereits vorbereitet und ohne weitere Umstände zu machen, legte sich Curio auf seine gewohnte Bettseite.


    Bleibst du ein wenig bei mir, Runa?


    fragte er und blickte seine Frau bereits mit müden Augen an. Lange blieb er nicht wach, denn nur wenige Momente später verfiel er in einen traumlosen Schlaf.

  • Natürlich würde es für sie reichen. Runa sah ihren Mann lächelnd an. Es würde nicht nur reichen, es war sogar mehr als Runa erwartet hatte. Eigentlich hätte ihr ja auch eine kleine Hütte im Wald genügt. Das hier grenzte schon an Luxus. Sie folgte also ihrem Mann die Stufen nach oben und sah sich dabei um. Ja es war einfach perfekt. Hier würden sie zur Ruhe kommen und Curio würde sie hoffentlich vollständig wieder erholen.
    Es dauerte nicht lange und das Zimmer war bereit.
    Ihr Mann brauchte wirklich Ruhe, entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten legte er sich ins Bett und das obwohl die Sonne noch nicht am Horizont verschwunden war.
    „Natürlich bleibe ich.“ Flüsterte sie leise und kniete sie neben das Bett um die Hand ihres Mannes zu halten. Es dauerte nicht lange bis er eingeschlafen war. Runa bleib noch eine ganze Weile bei ihm sitzen. Erst als sie sich sicher war, dass ihr Mann tief und fest schlief erhob sie sich und verließ leise den Raum. Kurz sah sie noch nach ihrem Sohn, der das Verwalterpaar ordentlich auf Trab hielt. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Ich bin noch etwas draußen.“ Sagte sie und verschwand durch die Eingangstür.
    Hier verharrte sie ein kurzen Moment und atmete tief durch. Ja alles hier strahlte eine unglaubliche Ruhe und Geborgenheit aus. Eben all das was sie in den letzten Wochen in der Stadt vermisst hatte. Hier musste sie nicht hinter jeder Ecke eine Gefahr vermuten. Hier konnte sie sich endlich wieder unbeschwert bewegen. Nicht so wie in Mogontiacum. Wo sie seit dem Übergriff auf ihren Mann keinen ruhigen Augenblick mehr gehabt hatte. Man hatte die Täter nicht befragen können. Sie waren beide nicht mehr am Leben und so wusste auch niemand wer eigentlich dahinter steckte. Das machte Runa Angst und bereitete ihr Sorgen. Denn immer noch musste sie davon ausgehen, dass jemand ihrem Mann nach dem Leben trachtete.
    Um so erleichterter war sie nun, da sie hier waren, weit weg von all dem.
    Runa lenkte ihre Schritte in Richtung der untergehenden Sonne. Mit jeden Schritt wurde sie ruhiger. So langsam fand sie ihre innere Ruhe wieder. Die Anspannung fiel sichtlich von ihr ab.
    Lange lief sie erst kurz nach Einbruch der Dunkelheit traf sie wieder im Haus ein.
    Und sie wirkte verändert. Ihre Züge waren weicher, ihre Augen wieder klar wie ein Bergsee und ein zufriedenes Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie das Schlafzimmer betrat.

  • Er war wieder da. Der Traum. Denn so traumlos der Schlaf Curios in den ersten Stunden auch gewesen war, nun schlich er sich wieder ein in die Traumwelt des Helvetiers, so als wäre er nun nach dem Angriff und den zahllosen Grübeleien über seinen Zustand in den letzten empfänglicher für Zweifel war, die seine Ehe und seine Frau betrafen. Es schien dabei auch vollkommen irrelevant zu sein, dass Silvana ihm stets vor Augen führte, dass sie an seiner Seite bleiben würde, komme, was wolle, dass sie ihn liebte und ihm grenzenlos vertrautet, dass auch er seine Frau liebte und sich ständig um sie sorgte, wenn sie nicht zusammen waren, grade in den letzten Wochen, in denen vollkommen unklar war, was sie nun eigentlich bedrohte und ob diese Bedrohung auch für seine Familie und Alpina mit ihrer Tochter galt. Doch genau jetzt traf der Traum ihn erneut mitten ins Herz, ließ ihn unruhig im Bett liegen, quälte ihn, ohne, dass er die Chance hatte, ihm zu entkommen. Sie war weg, verschwunden, irgendwohin, wo Curio sie nicht mehr finden konnte, und es lag an ihm, an seiner Unfähigkeit, sie zu halten, seinem Zustand, der ihm, als sei er ein Krüppel, aus der öffentlichen Sphäre raushielt, und wenn er sie dann doch suchte, ihn dastehen ließ, wie einen dilletantischen Trottel der nichtmal einen ganzen Satz vollständif herausbrachte. Natürlich wollte er aufwachen, wollte, dass sie wieder da war, so wie sie es ihm vorhin versprochen hatte, wollte sich versichern, dass sie ihn nicht alleine gelassen hatte, dass sie nicht verschwunden war, doch hielt ihn der Traum fest in seinen unnachgiebigen Krallen, die tief in seine Haut schnitten und wohl tiefe blutende Wunden hinterließen, wenn sie sich dann doch von ihm lösten.


    Und sie taten es, denn als sein Unterbewusstsein nun weit genug in die Realität hineinreichte, bekam er nun das mit, wie die Tür ins Schloss viel und er langsam wieder in den Wachen Zustand hinüberglitt. Langsam öffnete er die Augen und drehte den Kopf in Richtung der Tür, die er grade zu hören gelaubt hatte und musste sich überhaupt erstmal darüber klar werden, dass er nicht zu Haus war, sondern auf dem Landgut, in dem Schlafzimmer und seine Frau an der Zimmertür stand. Curio war sich unklar darüber, ob sie grade zurückgekommen war - was wohl hieß, dass sie ihn alleine gelassen hatte - oder ob sie grade gehen wollte, und eine winzig kleine Sorgenfalte entstand auf seiner Stirn. Eingen Moment hatte er das Gefühl, dass ihm Tränen in die Augen stiegen, doch bekämpfte er diesen Impuls mit aller Kraft. Es wäre fehl am Platze gewesen, wenn er nun auch noch angefangen hätte zu flennen, wie ein armseliger Schwächling, also drehte er seine Kopf wieder grade, sodass sein Blick gen Zimmerdecke gerichtet war. Wortlos blickte er hinauf, als könnte die Decke ihn wieder aufrichten und zu dem Mann machen, der er vor dem Angriff gewesen war, doch war das wohl ausgeschlossen.


    Lass dich nicht aufhalten.


    kam ihm dann doch noch über die Lippen, bevor er sie wieder zusammenpresste. Hätte er nicht den anderen Traum haben können, den er nach dem Angriff gehabt hatte? Von der großen Wiese vor dem Weingut seines Vaters, wo alle seine Geschwister gespielt und gelacht hatten und auch Silvana dagewesen war, ohne dass er sie allerdings so wirklich richtig gesehen hatte. Vielleicht war es aber auch besser wenn sie ging, damit sie sich nicht den langsamen Abstieg ihres Mannes antun musste.

  • Runa runzelte die Stirn bei seinen Worten und war mit nur wenigen Schritten an der Seite ihres Mannes. Sie hätte ihn nicht allein lassen dürfen. Ja sie schollt sich in Gedanken selber. Sie wusste das ihrem Mann Träume quälten. Sie wusste aber auch, dass er diese vor ihr verbarg, dass er nie mit ihr über sie redete. Dennoch konnte sie sich denken worum es ging. So versuchte sie ihm jeden Tag zu zeigen, dass sie ihn von Herzen liebte, dass sie ihn nie verlassen würde – egal was kommen würde. Und dennoch zweifelte Curio bewusst oder unbewusst. Und das nagte an ihr. Sie wusste nicht wie sie ihm diese Zweifel noch nehmen sollte. Sie wusste nicht wie sie ihm noch zeigen sollte, dass nichts in dieser Welt sie von seiner Seite wegbringen würde.
    So kniete sie nun wieder neben dem Bett und griff nach Curios Hand. „Ich will doch gar nicht weggehen.“ flüsterte sie und streichelte sanft über seine Stirn. „Schlaf noch ein wenig. Ich werde hier sein. Hier an deiner Seite wo ich hingehöre.“ Genau da wo sie immer war, wo sie in den letzte Wochen jede Nacht verbracht hatte. Wo sie immer wieder versucht hatte die bösen Träume von ihn fernzuhalten.
    Sie setzte sich auf das Bett neben ihren Mann und legte eine Hand auf sein Herz und die andere auf seine Stirn, ihr Herzschlag passte sich seinem an sie sprach leise.
    „Schlafe, träume und lass mich sehen was du siehst, träume und ich werde über dich wachen."

    Ganz leise sang Runa ein altes Lied.


    Dir webten seltsam die Nornen,
    du suchst deinen Weg in der Nacht;
    im Flügel stecken noch Dornen,
    die hat dir die Liebe gebracht.


    Dem lockenden Leuchten des Mondes,
    dem Wandrer im Dunkelblau,
    folgst Du, auch wenn Du kaum findest
    die Bahn durch das nächtige Grau.


    Der Mond, er wächst und er schwindet,
    und verschwindet oft ganz und gar;
    und so eine einzige Neumondnacht
    dauert ein ganzes Jahr.


    Rabe, der Mond kehrt bald wieder.
    Ruh dich auf Yggdrasil aus.
    Im Schatten sing ich dir Lieder.
    Irgendwann bist du zuhaus.*




    [SIZE=7]*© 2008 Michaela Macha - Asatru Ring Frankfurt & Midgard[/SIZE]

  • Es gab immer einen kleinen Funken des Zweifels in ihm. Allerdings war dies kein Zweifeln an seiner Frau, die eigentlich so gut wie über jeden Zweifel erhaben war, nachdem sie nun mittlerweile in ihrer ja noch gar nicht so langen Ehe immer an seiner Seite gestanden hatte. Nur kurz, bei den Begegnungen mit diesem seltsamen Druiden, hatte es ehrliche Zweifel gegeben, aber auch diese hatte Silvana mit ihrer Aufrichtigkeit zerstreuen können. Vielmehr zweifelte Curio an sich selbst, immer und immer wieder, und abstellen konnte er es nicht. Selbst die Hochzeit, bei der ihm sein Vater, wenn auch eher implizit, zu verstehen gegeben hatte, dass er wieder in die Familie aufgenommen war, nachdem er hierher nach Mogontiacum fortgeschickt worden war, hatte nicht dazu beigetragen, dass die Zweifel an sich selbst schrumpften. Und auch, dass die meisten Duccier ihm durchaus wohlwollend gegenüberstanden, hatte es ihm doch wieder zu denken gegeben, dass just zur selben Zeit eine andere junge Duccia mit einem Senator verheiratet worden war. Da halfen auch alle Beteuerungen und Treueschwüre seiner Frau, alle Versicherungen, grade nach der Geburt ihres Sohnes, dass eine Trennung von außen vollkommen unwahrscheinlich geworden sei. Curio zweifelte auch heute noch daran, dass er Silvana würde halten können, wenn seine Karriere einen Dämpfer bekam, denn was war überhaupt noch möglich, wenn er in Zukunft nur noch stockend und schleppend würde sprechen können und bei jedem öffentlichen Auftritt eine miserable Figur abgeben würde und nicht mal sein erklärtes Mindestziel, dsa Pontifikat der Stadt, würde erreichen können. Er war keine gute Partie, war nie eine gewesen und wenn sich sein Zustand in die Länge ziehen würde, würde er auch keine mehr werden.


    Der Helvetier schloss erneut die Augen, als er die Hände Silvanas an seiner eigenen Hand und auf seiner Stirn spürte und erwiderte den Händedruck schon automatisch, da er wusste, dass ihm die Berührungen Silvana schon immer gutgetan hatten. Wieder wurde sein Atem regelmäßiger und doch, so wirklich einschlafen wollte er nicht, denn er hatte ja praktisch schon den ganzen Tag verschlafen. Der Gesang seiner Frau schaffte es aber dennoch, ihn in den Schlaf zu wiegen, auch wenn dieser Schlaf nicht mehr so tief und von Träumen nur so durchzüngelt war, von denen er sich jedoch an keinen einzelnen mehr würde erinnern können.


    ~~~


    Aufgrund des vielen Schlafs war er am nächsten Morgen aber umso früher wach und wunderte sich ein wenig über die Ruhe. Ganz offensichtlich musste er sich noch dran gewöhnen, dass sie nicht mehr in den schon am frühen Morgen pulsierenden Canabae waren, sondern auf dem Land, wo um diese Uhrzeit noch nicht so vie los war. Allerdings wusste er ja sowieso nicht, wann die Betriebe im hinteren Teil des Landguts mit der Arbeit beginnen, aber das würde ja dann heute hoffentlich folgen. Jedenfalls fühlte er sich besser, ausgeschlafen so wie schon lange nicht mehr, doch grade musste er erstmal schauen, ob sich seine Frau, natürlich wieder aufgeschreckt durch seine Worte, nun doch wieder neben dem Bett geschlafen hatte, oder mittlerweile neben ihm lag und ebenfalls vernünftig geschlafen hatte.

  • Natürlich hatte sie nicht neben ihm geschlafen, sondern Runa hatte - wie sie es am Abend zuvor versprach – die Nacht neben dem Bett kniend und wach verbracht. Ja sie hatte die ganze Nacht über Curio gewacht. Sie hatte bemerkt, wie er ruhiger geworden war und zumindest wohl für diese Nacht von seinen Albträumen befreit war. Auch wenn sie kein Auge zugetan hatte lächelte sie ihren Mann an. Sie fühlte sich nicht müde. Nein hier auf dem Land, mit der Ruhe die sie umgab, blühlte die Germanin förmlich auf. Endlich konnte sie die Kraft tanken, die sie so dringen benötigte. Endlich waren all die Sorgen und Ängste der vergangene Wochen von ihr abgefallen und so weit weg.
    „Guten Morgen.“ Sie lächelte Curio an, außerdem bekam er noch einen beschwingten Kuss. „Nun ich hoffe, du hast dich gut erholt. Leif und ich möchten nach dem Frühstück alles sehen. Du bist doch hoffentlich fit genug um uns alles zu zeigen?“

  • Und als hätte er es nicht schon erwartet, kamen nun auch die Schuldgefühle wieder, denn natürlich hatte sie sich nicht an den Platz an seine Seite gelegt, der ihr als seiner Ehefrau zustand, sondern hatte die Nacht auf den Knien neben seinem Bett verbracht. Erneut musste er sich auf die Lippen beißen, um die Tränen zurückzuhalten - bei Iuno, was war er grade mal wieder für ein Weichling - und schaute Silvana dann ernst an.


    Ich will nicht, dass du die... Nächte auf den Knien neben dem Bett verbringst. Das war heute die letzte Nacht, bitte versprich mir das.


    Mühsam brachte er daraufhin ein Lächeln zustande, nahm ihre Hand und drückte sie sanft. Es war nicht richtig, auch wenn er ihr diesen Eindruck am vergangenen Abend vielleicht vermittelt hatte. Sie musste sich nicht kasteien, nur weil sie kurz den Raum verlassen hatte, sie sollte nur nicht verschwinden, weil er mal wieder ein Trottel war und ihr suggerierte, sie hätte etwas falsch gemacht. Sie war schließlich keine Sklavin in irgendeinem hochtrabenden Patrizierhaushalt, wo die Sklaven neben den Betten ihrer Herren schlafen mussten, um ihnen jederzeit und auch in der Nacht zu Willen zu sein.


    Langsam wurde er wacher und erkannte erst jetzt, dass die durchwachte Nacht keinen Einfluss auf das Auftreten seiner Frau gehabt hatte. Sie wirkte sogar paradoxerweise noch schöner als sonst, ihre Augen strahlten eine Freude aus, dier schon länger nicht mehr bei ihr gesehen hatte und ihre ganze Aura war von erstaunlicher Gelassenheit geprägt. Curio konnte dem plötzlichen Impuls nicht widerstehen und küsste seine Frau lang und gefühlvoll, als würde er hoffen, dass ihre bewundernswerte Ruhe dadurch auch auf ihn übergehen konnte. Dann ließ er ihre Frage einen Moment auf sich wirken, bevor er antwortete.


    Ich denke schon. Aber heute sollten wir uns... vielleicht erstmal mit dem begnügen, was ich auch schon kenne. Nach dem Ientaculum zeig ich euch das Haus, den... Hof und die Wirtschafts...gebäude und danach können wir zum Rhenus gehen. Soweit war ich nämlich... auch noch nicht.


    sagte er, schob die Bettdecke beiseite und schwang seine Beine aus dem Bett. Umziehen musste er sich und sich auch ein bisschen waschen. Seine Frau würde das sicherlich nicht stören.

  • Runas Blick wurde ernst, als sie das anfängliche Minenspiel ihres Mannes sah. Da er ja seine Gedanken nicht mit ihr teilte wusste sie auch nicht, dass er dachte das sie sich für irgendetwas kasteien würde. Genau das tat sie nicht im Gegenteil hatte sie dich Nacht doch hier neben ihm verbracht um ihm seine Sorgen und Ängste zu nehmen, um ihm die Ruhe zu geben, die er benötigte.
    Genau aus diesen Gründen kam ihre Antwort auch zögerlich und wohl anders als Curio sie erwartet. „Ich verspreche es, solange es nicht notwendig ist.“


    Endlich kam dann auch Bewegung in ihrem Mann und er schwang seine Beine über die Bettkante um sich für den Tag vorzubereiten.
    „Natürlich nur so weit wie du kannst.“ Runa war durchaus bewusst, dass ihr Mann noch nicht wieder ganz der alte war und sicherlich noch eine Weile brauchen würde, bis er sich wieder voll beanspruchen konnte. Genau deswegen waren sie ja auch hier. Deswegen und weil Curio sich abseits von allem endlich mal so wirklich erholen sollte. Runa war sehr wohl bewusst, dass er dies zu Hause nie gekonnt hätte. Dort wäre immer eine Aufgabe gewesen, die zu erfüllen wäre.
    „Ich werde uns eine Korb packen lassen, dann können wir am Rhenus vielleicht etwas verweilen?“
    Noch bevor es zu einer Antwort kommen könnte, wurde die Tür geöffnet und Leif kam auf dem Arm der Frau des Verwalters herein. „Mama, Dada!“ begrüßte er seine Eltern quietsch vergnügt und zappelte so sehr, das die Frau ihn herunterließ. Kaum auf dem Boden angekommen krabbelte der Kleine über den Boden zu seinen Eltern. Am Bett angekommen zog er sich mühsam hoch. Als er endlich auf seinen Beinen stand schenkte er seinem Vater ein fröhliches Lächeln und streckte die Arme nach ihm aus.

  • Curio wollte es eigentlich auf sich beruhen lassen. Er hatte seine Position deutlich gemacht und seine Frau hatte ihm mit einer Einschränkung zugestimmt. Dass er grade bei solchen Dingen keine vollumfängliche Zustimmung bekam, war er bereits gewohnt. Dennoch merkte er, dass etwas an seiner Frau nagte. Neben ihr sitzend hielt er inne, seufte leise und gab ihr dann einen Kuss auf die Wange.


    Weißt du, es ist für mich, als würdest du dich erniedrigen, wenn du die ganze Nacht neben dem Bett kniest, und das bedeutet für mich, dass ich die womöglich in eine Stellung gedrückt hätte, in der ich dich nicht nie sehen wollte und auch in Zukunft nicht sehen will. Es ist mir unangenehm und ich fühle mich selbst schlecht dabei, wenn ich dich so sehe. Dann Platz ist neben mir und nicht kniend vor mir.


    sagte er, legte einen Arm um die Hüfte seiner Frau und lehnte seine Stirn an ihren Kopf. Sie wussten beide, dass ihre Ehe keine klassische römische Ehe war, in der der Ehemann nur mal dann und wann das Bett mit seiner Frau teilte, stattdessen aber die volle Kontrolle über ihr Leben ausübte, während die Frau ihren Mann in der Öffentlichkeit anhimmelte, ansonsten aber eher desinteressiert versuchte, an den Anweisungen ihres Mannes vorbei ihr eigenes Leben zu leben. Sie beide waren Kraftquellen, Vertraute und Unterstützer für den jeweils anderen, ohne dass einen von ihnen beiden eine Art Oberkommando für sich beanspruchen würde. Wahrscheinlich würde es im Zweifel darauf hinauslaufen, dass Curio das letzte Wort hätte, aber er musste sich diese Position nicht durch irgendwas erzwingen und würde sich vorher auch immer die Meinung seiner Frau anhören, bevor er sie dann annahm oder eben verwarf.


    Die nächte Idee seiner Frau klang gut. Ein gutes, vielleicht auch spätes Mittagessen am Rhenus war eine sehr gute Idee und würde sicherlich auch Cornutus gefallen, und just als er an ihn dachte und noch bevor er darauf antworten konnte, kam die Frau des Verwalters ins Schlafzimmer und brachte den kleinen Helvetier vorbei, der offensichtlich nicht schnell genug zu seinen Eltern kommen konnte. An der Bettkante angekommen, zog er sich mühsam hoch und Curio war erstaunt über die Kraft, die das Kind dabei aufbrachte. Auf seinem Gesicht erschien ein stolzes Lächeln und als Cornutus schließlich die Arme nach seinem Vater ausstreckte und stand, ohne sich festhalten zu müssen, ließ Curio den Moment einige Augenblicke auf sich wirken, nahm den Kleinen aber hoch, bevor er noch merkte, dass er von alleine stand, gab ihm einen Kuss auf die Stirn und setzte ihn auf sein rechtes Bein, damit er auch zu Silvana schauen konnte.


    Gut hast du das gemacht, Decimus. Sehr gut.


    Es war deutlich, dass sich der Junge nicht wirklich einen Kopf darum gemacht hatte, ob er nun bei seinen Eltern oder dem Verwalterpaar gewesen war. Dass er sie dann aber doch vermisst, war ein schönes Gefühl und machte den Vater umso stolzer.


    Könntest du uns ein kleines Ientaculum vorbereiten, so in etwa einer Stunde?


    sagte Curio daraufhin an die griechische Villica gewandt, die kurz nickte, dann aber noch eine Frage hatte.


    Soll ich dafür das Triclinium herrichten, Herr?


    Der Helvetier schüttelte den Kopf.


    Nein, nein, wir nehmen es mit euch in der Küche ein und dabei können wir auch gleich besprechen, was es zum Landgut zu besprechen gibt. Ach so, und du brauchst mich nicht Herr zu nennen, du und dein Mann, ihr seid beide Libertini und ich bin nicht euer Herr.


    stellte er klar und die Villica verließ das Zimmer. Curio strich seinem Sohn durch den immer dicker werdenden Haarschopf.


    So, wir haben eine Stunde, was sollen wir machen.


    Es war ungewohnt, nicht bereits mit einem vollständig ausgearbeiteten Plan in den Tag zu starten, aber es hatte etwas interessantes, da er nun einfach schauen konnte, was auf ihn und seine Familie zukam.

  • Runa's Mutterherz lachte als sie ihren kleinen Sohn sah, der gerade dabei war seinem Vater vorzuführen was er schon alles konnte. Leif brabbelte fröhlich vor sich hin, gar so als wollte er Curio alles erzählen, was er in den letzten Wochen so erlebt hatte.
    So brauchte Runa auch einen Moment um die Frage zu erfassen. Noch schwankte sie zwischen hier im Zimmer bleiben oder nach draußen gehen und die noch wärmende Sonne dieses Frühherbsttages genießen. Nun warum sollte sie die Entscheidung trefen? So unterbreitete Runa beide Ideen.
    „Nun wir können einfach hier bleiben und die Zeit zusammen genießen. Oder wir gehen an die frische Luft, damit wir ordentlich Hunger haben zum Frühstück? Was meint ihr?“
    Nun schaute sie fragend ihre beiden Männer an.

  • Auch bei Curio war die Bedrückung wie weggeblasen, als nun sein Sohn auf seinem Schoß saß und munter vor sich hinbrabbelte. Leider kam dies viel zu oft vor und manchmal hatte der Helvetier das Gefühl, als würde er seinen Sohn so selten sehen, dass der Kleine ihm immer wenn er da war, alles erzählen musste, was er in der letzten Zeit erlebt hatte. Dabei waren sie ja erst gestern angekommen und das meiste hatten sie gemeinsam gemacht, bis auf die dreiviertel Tag, den Curio im Bett verbracht hatte. Nun allerdings konnte und wollte er sich ganz seiner Familie widmen und grade die Fortschritte, die sein Sohn machte, ließen ihm das Herz aufgehen und ihn die Sorgen um seine Probleme und seine immer noch stockende Sprache vergessen. Lachend saß Cornutus auf dem Schoß seines Vaters, brabbelte und strahlte vor sich hin, zupfte an der zerknitterten Tunika seines Vaters und freute sich sich sichtlich darüber, dass Curio ihm dann und wann mit einem Finger sanft über die Wange streichte und ihn festhielt, damit er nicht von dem Knie hinabpurzelte, so lebhaft wie er ja nun einmal war.


    Als Silvana ihren Vorschlag machte, wanderte die Blicke von Vater und Sohn zu ihr hinüber, und es war schon lustig zu sehen, dass der Kleine, kaum dass seine Mutter den Mund öffnete, ihr fast schon andächtig zuhörte und danach fragend zu seinem Vater hinaufblickte.


    Na, was sagst du, Decimus. Gehen wir ein bisschen an die frische Luft? Dann schmeckt und das Frühstück gleich viel besser.


    Der Kleine presste die Lippen kurz aufeinander, begann dann aber zu lachen und brachte sogar ein zögerliches


    Ja'a.


    heraus, das Curio mit einem zufriedenen Nicken quittierte und seinem Sohn erneut einen Kuss auf die Stirn gab.


    Na, dann ist die Entscheidung gefallen. So, und jetzt gehst du mal kurz zur Mama, während Papa sich ein bisschen frischt macht und sich umzieht.


    Mit diesen Worten nahm er Cornutus hoch und setzte ihn neben seine Mutter aufs Bett, bevor er aufstand, zur Kleidertruhe mit der Waschschüssel ging, sich die nun verschlafene Tunika über den Kopf zog, sich mit einem nassen Tuch die Haut säuberte und danach eine frische Tunika aus der Truhe zog, die er sich schließlich über den Kopf zog. Danach drehte er sich wieder zum Bett hin.


    Wenn du möchtest, Runa, können wir dann.

  • Runa lachte vergnügt auf, als ihr Mann dem Sohn die Entscheidung überließ. Natürlich war der Kleine sofort von der Idee begeistert nach draußen zu gehen, schließlich liebte er es an der frischen Luft zu toben.
    Runa nahm ihren Sohn entgegen, während Curio für den Tag bereit machte. Es dauerte auch nicht lange und die kleine Familie stand vor dem Haus.
    Runa atmete tief durch und ließ den Anblick auf sich wirken.
    Morgenglanz lag auf den von Tau bedeckten Grünflächen, das Tageslicht war noch in den Blättern versteckt. Es war so wunderbar ursprünglich. Genau diese Anblicke waren es, die Runa ins Bewusstsein riefen, welchen großartiges Werk die Götter geschaffen hatten. Sie leben in allen, ion den Menschen in Fels und Wald und geben der Erde Gestalt.
    In Runas Augen lag wiedereinmal dieser versonnene Glanz. Ja sie wirkte gar so, als wäre sie dieser Welt ein Stück entrückt.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis sie leise sagte. „Es ist so wundervoll hier.“ Ob sie es zu sich selbst oder zu ihrem Mann sagte, konnte man dabei nicht genau definieren.

  • Es war nicht viel was sie hier hatten. Ein kleines Wohnhaus, das kaum Platz für mehr als vier Personen bot, wobei mögliche begleitende Sklaven schon irgendwo in den Nutzräumen untergebracht werden mussten. Zwei Wirtschaftsgebäude dahinter und ein kleiner abgeschlossener Garten mit einem Teich. Mehr bot die Villa hier draußen nicht und für einen an Luxus gewöhnten Römer mochte dies freilich zu wenig sein. Für die bescheidenen Ansprüche von Curio und seiner Frau reichte dies aber vollkommen aus, schließlich waren sie nicht darauf aus, hier draußen ausufernde Orgien zu feiern oder zahlreiche Gäste zu empfangen, um die Politik aus der Stadt noch aufs Land mitzunehmen. Für sie beide war das hier ein Ort des Rückzugs, der Entspannung abseits der Verpflichtung der Stadt. Entsprechenden nutzten sie das Landgut auch im Moment, zumal es zwar einerseits nah genug an der Stadt war, um schnell dorthin zurückkehren zu können, wenn es einen Notfall gab, andererseits aber auch so weit abgelegen, dass man sie hier nicht suchen würde. Zumal das Landgut die letzten Jahre ohnehin ungenutzt gewesen war und es sich ohnehin nicht dafür eignete, riesige Gästescharen zu empfangen.


    Vor der Villa stand Curio neben seiner Frau und blickte auf das renovierte Haus. Es sah gut aus und das Verwalterpaar hatte sich alle Mühe gemacht, es wieder bewohnbar zu machen und wie er in der vergangenen Nacht hatte erleben dürfen, war es auch von innen im besten Zustand. Langsam glitt sein Blick danach zu seiner Frau, der er nun wieder den Glanz in ihren Augen ansah. Ihre Worte schließlich zeigten, dass sie sich hier pudelwohl fühlen musste und sie bewies mal wieder, dass die Bedenken seiner Mutter zu Silvanas Luxusbedürfnis unbegründet waren. Natürlich ließ sich das Landgut nicht mit der Villa Duccia und wahrscheinlich auch nicht mit dem Landgut ihres Vaters in Clarenna vergleichen, wo sie aufgewachsen war. Sanft streichelte er daher über den Arm.


    Es freut mich, dass du dich hier... wohlfühlst, mein Herz. Und Decimus scheint es genauso zu gehen.


    Zumindest sprach das Lachen und freudige Quietschen des Kindes Bände, dass mit der Hand das Bein seiner Mutter umklammernd neben ihr stand und die andere Hand in die Wiese krallte, um dort ein paar Halme herauszuzupfen.

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