[Atrium] Ernste Gespräche

  • Nun waren schon einige Wochen seit Mutter Tod ins Land gegangen, doch immer noch hatte ihr Vater sich nicht dazu aufraffen können sich um seinen Sohn zu kümmern. Immer noch kümmerte sich Witjon um ihn. Nicht das man denken könnte, der Kleine hätte es nicht gut, aber es war einfach nicht richtig. NEIN! So konnte es nicht weiter gehen.
    Runa hatte ihren Vater um ein Gespräch gebeten. Nein eigentlich hatte sie ihm unmissverständlich ausrichte lassen, dass es notwendig war, dass sie miteinander sprachen.
    Nun wuselte Runa schon den halben Tag in der Casa herum und brachte alles auf Hochglanz und hielt damit auch alles auf Trab.
    Sie hatte das Atrium herrichten lassen. Auch wenn es „nur“ ihr Vater war, wollte sie sich und ihr neues Heim von der besten Seite zeigen. Ja so langsam fügte sie sich in die Rolle der Hausfrau. Bald würde ja noch die Mutterrolle hinzukommen.
    Sie rückte hier noch was um und dort und ging im Geiste immer wieder durch was sie ihrem Vater sagen wollte. Verwarf dies und das formulierte Worte neu... aber sie wusste, dass sie es wohl oder übel auf sich zukommen lassen musste. Eins jedoch wusste sie genau, so ging es nicht weiter.
    Runa blickte zur Eingangstür und hoffte, dass Curio es rechtzeitig schaffen würde und noch vor ihrem Vater hier eintreffen würde...

  • Und als hätte sie es geahnt - hatte sie wahrscheinlich sogar - klopfte es, Liam öffnete und herein trat Curio in seinen Umhang gekleidet. Schnell schritt er an den kleinen Kammern im vorderen Bereich des Hauses vorbei und ging auf seine Frau zu. Sie bekam einen Kuss und eine Umarmung zur Umarmung, doch gleich schaute er sich um.


    Er ist noch nicht da? Gut...


    Er hatte unbedingt vor seinem Patron und Schwiegervater in der Casa sein, um sich noch mit Silvana zu besprechen, was sie jetzt eigentlich alles anbringen wollte. Er selbst sah sich wieder in dieser seltsamen Rolle der Unbestimmtheit. Einerseits ging es um seinen kleinen Schwager und das Wohlergehen seines Schwiegervaters, andererseits war dieser nun auch sein Patron. Und welcher Klient konnte sich erdreisten, seinem Patron vorzuschreiben, was er zu tun hatte. Nichtsdestotrotz ging es hier wohl mal wieder in erster Linie darum, seine Frau zu unterstützen, und so hatte er sich den Nachmittag im Tempel freigenommen und war nach Hause geeilt, sodass er jetzt auch noch ein bisschen außer Puste war.

  • Die Wochen nach der Aufbahrung seiner verstorbenen Frau wurden allmählich erträglicher, was gleichwohl nicht bedeutete, dass sie unbedingt besser waren. Je mehr Zeit zwischen den dunkeln Tagen und dem Jetzt verstrich, desto mehr konnte Phelan sich davon distanzieren - den Umständen entsprechend, natürlich. Wovon sich der duccische Pontifex aber noch immer nicht distanzieren konnte, waren die Gedanken an die Götter - genau genommen ging es dabei um das 'Wieso?'.
    Von Selbstzweifeln auf der einen und Gleichgültigkeit auf der anderen getrieben, erreichte er zum verabredeten Zeitpunkt die Casa Helvetia, wohin seine Tochter ihn bestellt - ja bestellt, das traf es besser als eingeladen - hatte, um mit ihm über irgendetwas - natürlich war klar, worum es gehen sollte - zu sprechen. So klopfte er drei mal relativ motivationslos an die Türe und wartete, dass man ihm öffnen würde.

  • Und es dauerte nicht lange, bis ihm geöffnet und er in Atrium geführt wurde.
    „Vater.“ Begrüßte Runa ihren Vater recht einsilbig. Sie deutete in Richtung des Tisches. „Wollen wir uns setzen?“ Sie wartete nicht bis eine Antwort kam, sondern setzte sich ihrerseits schon mal hin. Auch um den beiden Männer Gelegenheit zu geben, sich zu begrüßen. Runa musste sich auch setzen, weil der Anblick ihres Vater sie wirklich erschreckt hatte. Er war blass, aber das war nicht das Schlimmste. Seine Augen – sie waren leer, kalt, gleichgültig.
    Um sich selber zu beruhigen und um den für sie doch recht erschreckenden Anblick zu verdauen goss sie mit zitterden Händen erst mal Bier in die Krüger der Männer und für sich selber Wasser.
    Dann wendete sie sich direkt an ihren Vater. „Vater .. es kann so nicht weitergehen. Dein Sohn – mein Bruder wie soll es weitergehen?“ Ja sie wollte ihm keine Vorhaltungen machen, aber hier und heute sollte geklärt werden wie die Zukunft des Kleinen aussah. Der Kleine hatte scheinbar am Tag seiner Geburt nicht nur die Mutter sondern auch den Vater verloren. Der Zustand wie er jetzt war konnte auf jeden Fall nicht so bleiben. Aber Runa würde sich erst mal anhören was ihr vater sich dazu gedacht hatte.

  • Kurze Zeit später klopfte es und Verus wurde hereingeführt. Sein Anblick war erschreckend. Noch erschreckender als bei der Beerdigung Fusas, denn der sonst so motivierte und lebensfrohe Duccier schien alle Lebenskraft verloren zu haben. Unsicher, ob er ihm die Hand reichen sollte, stand der Helvetier einige Augenblicke da, entschloss sich dann dafür und wurde gleich in die nächste Frage gestürzt. Wie sollte er ihn ansprechen?


    Salve, Verus.


    entschied er sich dann für die vertraute Anrede, denn auch wenn Curio hier wieder nur als Statist auftreten würde, war es doch ein familiäres Treffen und ob der Helvetier nun fremdelte oder nicht. Irgendwann musste er sich damit abfinden, dass er mit den Ducciern verbunden war, und zwar enger, als er es nur als Klient gewesen war.


    Gleich danach setzte sich auch Curio, wobei er einen Platz neben seiner Frau einnahm, und beobachtete, wie ihre Hand beim Eingießen zitterte. Es war eine unangenehme Situation. Nein, mehr als das, es war gespenstisch. Doch jetzt war es wieder an der Zeit, sich zurückzuhalten, und so lehnte er sich in seinem Stuhl leicht zurück und blickte auf seinen Bierkrug.

  • Der Ianitor der Casa Helvetia, Liam, öffnete dem Pontifex und geleitete ihn ins Atrium, wo bereits seine Tochter und ihr Gatte, sein Klient, wie ein Begrüßungskommando auf ihn warteten. Ohne große Umstände wurde er von Runa begrüßt und an den Tisch gebeten, wohingegen Curio ihn mit Handschlag und vertrauter Anrede, wenn auch recht distanziert, grüßte. Die Begrüßung seines Klienten erwiderte er mit Handschlag und einem knappen Nicken, woraufhin er sich an den Tisch setzte.


    Obwohl Runa die Casa für ihn anscheinend auf Vordermann gebracht hatte, viel dem Duccier das nicht auf, da er recht teilnahmslos auf den Tisch starrte und seinen Blick dort beließ, selbst dann, als Runa ihn direkt mit dem ersten und vermutlich zugleich wichtigsten Punkt auf ihrer Agenda konfrontierte.


    "Die Ziehmutter stillt ihn." antwortete er recht knapp und neutral.

  • Runa wäre am liebsten aufgesprungen und hätte ihren Vater gerüttelt. So wie er da vor ihr saß kannte sie ihn gar nicht. Auch wenn es ihr schon sehr in den Finger juckte zwang sie sich sitzen zu bleiben. Ihre Stimme jedoch hob sich leicht als sie sich nun an ihn wandte. „Die Ziehmutter stillt ihn? Und du meinst das reicht? Er hat noch nicht mal einen Namen!“ Runa schaute ihren Vater an ihre Augen funkelten. „Mutter hat dir einen gesunden Sohn geschenkt. Er ist ihr Vermächtnis und du? Du gibt ihm nicht mal einen Namen?“ Runas Stimme wurde lauter man konnte wohl deutlich merken, wie nah ihr das Thema ging. „Du vergräbst dich in deinem Kummer. Machst die Götter verantwortlich. Aber Vater...“ Runa stand nun doch auf und ging im Zimmer auf und ab. „...ist dir mal der Gedanke gekommen, dass es Mutters Bestimmung war dir einen Sohn zu schenken? Und ist dir mal in den Sinn gekommen, dass die Götter dich haben so lange warten lassen, weil sie dir und Mutter 17 gemeinsame Jahre schenken wollten? Wer war es denn, der die meiste Zeit davon hat verstreichen lassen? Wer war es denn, der Mutter zeitweise nur als notwendiges Übel gesehen hat? Ist es die Schuld der Götter, dass du deine Gefühle für Mutter erst so spät entdeckt hast?“ Runa blieb stehen und schaute ihre Vater mit durchdringenden Blick an. Ja sie hatte sich vor ihrer Hochzeit viel mit Fusa unterhalten und dabei einige unschöne Dinge erfahren. „Mutter hat viele Jahre in Angst gelebt, dass du sie verstoßen könntest, weil sie dir keinen Erben geschenkt hat. Hast du was gegen ihre Ängste getan?“ Nein hatte er nicht. „Und doch hat sie dich immer respektiert. Hat jede deiner Entscheidungen mitgetragen. Sie hat zeitlebens versucht dir eine gute Frau zu sein. Sag Vater ist es die Schuld der Götter das du dies nicht gesehen hast? Nicht sehen wolltest?“
    Runa ging auf ihrem Vater zu ging auf die Knie und nahm seine Hände. „Und doch ist Mutter als glückliche Frau gestorben. Sie wusste, dass sie geliebt wird von dir. Sie hat dir den Erben geschenkt, denn du immer wolltest.“ Runa atmete tief durch. „Bitte Vater Mutter hat dir zwei gesunde Kinder geschenkt. Ein Teil von ihr wird in meinem Bruder und mir immer weiterleben. Tritt ihr Vermächtnis und ihr Andenken nicht mit Füßen. Du wirst gebraucht. Als Vater und bald schon als Großvater.“

  • Für alle seeligen Geister, die diesem Gespräch beiwohnten und es verfolgten, war es klar, welche Reaktion Verus auf seine Worte seitens seiner Tochter bekommen würde. Er hatte Runa anscheinend richtig damit in Fahrt gebracht, denn sie begann mit einer Art Erziehungs-Tirade, nur eben für den Vater.. Das dies völlig unangemessen war und der duccische Pontifex vor allem nach dem, was er für sie und ihren Ehemann, seinen Klienten wohlgemerkt, getan hatte, eigentlich mit der Faust auf den Tisch hätte schlagen müssen alla 'Hast du vergessen mit wem du hier redest? Du vergreifst dich DEUTLICH im Ton, Fräulein!' oder in Richtung von Curio alla 'Zügele dein Weib, Bursche!'. Doch.. es passierte nichts dergleichen.
    Auch als Runa aufstand und wie ein Offizier auf und ab ging, es hätte nur noch gefehlt, dass sie ihm ab und zu mit ihrer Vitis auf die Finger schlug, blieb Phelan teilnahmslos. Was sie da erzählte war vermutlich das, was sie als Tochter von ihren Eltern mitbekommen hatte und nicht das, was wirklich 'hinter den Kulissen' abgelaufen war. Natürlich waren die Götter dafür verantwortlich! Wer denn auch sonst? Das war alles kein Zufall. Er hatte die Hochzeit gebilligt, weil er diverse Zeichen vermutlich fehlinterpretiert hatte, und nun die Quittung dafür bekommen. Natürlich war es Fusas Bestimmung, ihm einen Sohn zu schenken.. dafür waren Ehen doch gut, Nachwuchs und am Besten dabei einen Erben hervorzubringen! Gefühle? Er konnte sich am Schluss eben sehr gut mit seiner Frau arrangieren, was aber eben nur daran lag, dass sie ihm einen Erben schenkte und ihm vorher weniger auf den Sack gegangen war. Zuneigung.. ja, das trifft es, aber Liebe? Bei den Göt.. Nein, lieber nicht bei den Göttern. Sie hätte in Angst gelebt? Lachhaft.. schließlich war sie dank ihres Vaters eine wohlhabende Römerstochter mit viel Land und Prestige. Zahlreiche hochrangige Männer hätten sich ihr nur zu gerne angenommen. War es denn so schwer zu begreifen, dass sein Zustand in erster Linie auf den Zweifel an den Göttern zurückzuführen war, als auf den Verlust seiner Frau, der natürlich auch schmerzlich war? Die Germanen trauerten natürlich um ihre Toten, aber die Trauer war nie von langer Dauer. Seine Trauer bleib, den die Götter schienen ihn verlassen zu haben.


    All diese Sachen nahm er also nur mit halbem Ohr wahr und war zu müde, um darauf boshaft zu reagieren. Übel konnte man ihm das auch eigentlich nicht nehmen, bei dieser Ambivalenz seiner Tochter, war das doch nur all zu nachvollziehbar. Erst knallte sie ihm eine wutvolle Erziehungs-Tirade vor den Latz und fast im selben Atemzug bekam er die Nachricht, dass er Großvater werden würde. Normalerweise hätte er jetzt aufspringen müssen alla 'Ein Zeichen! Die Götter haben mich doch nicht verlassen!', aber er blieb sitzen, denn es war nichts der gleichen. Er sah seine Tochter an, die mitterweile vor ihm auf die Knie gegangen war und seine Hände genommen hatte. "Gut." war das einzige, was er ihr entgegnete, was nicht darauf zurückzuführen war, dass er sich nicht freute, sondern eher darauf, dass es ihm dank seines momentanen Zustandes an jeglicher Empathie und Emotionalität mangelte. Das Rationale ergriff die Oberhand. Auch wenn seine Worte und sein Gesicht nicht das zeigten, was ein werdender Großvater eigentlich zeigen sollte, konnte Runa merken, wie ihr Vater ihre Hände kurz drückte. "Wann ist es soweit?"

  • Die Stimmung blieb unheimlich und so dermaßen gedrückt, dass Curio am liebsten die Flucht ergriffen hätte. Irgendeine Aufgaben würde sich doch sicher finden, die es noch abzuarbeiten galt, im Garten oder im Arbeitszimmer vielleicht. Doch war ihm auch klar, dass, würde er jetzt aufstehen, gleich beiden Ducciern etwas signalisieren würde, was er nicht signalisieren wollte, nämlich Desinteresse an der gesamten Situation. Stattdessen starrte er weiter mit ernstem Blick auf seinen Becher und hörte sich die kurze Einführung Silvanas an, der eine noch kürzere Erwiderung von Verus folgte. Endlich schaffte es Curio wieder aufzublicken, denn die Erwiderung war ein weiteres Zeichen dafür, dass Verus nicht mehr der alte war. Hatte er sonst immer mit langen ausgeklügelten Erwiderungen geglänzt, war die jetzige schon provokativ kurz und unbeteiligt. Folgerichtig gingen die Pferde mit seiner temperamentvollen Frau durch. Zuerst mit schneidender Stimme, dann sprang sie auf marschierte auf und ab, wie ein wütender Centurio. Sie wurde immer lauter und die Versuche Curios seine Frau mit ernsten Einwürfen wie


    Runa, bitte...


    wieder zur Räson zu rufen, doch machte sie einfach weiter, immer weiter, wurde immer lauter, bis zu plötzlich innehielt, vor ihrem Vater auf die Knie sank und seine Hand nahm. Offenbar ist sie fertig, ging es Curio durch den Kopf, denn jetzt brachte sie die Nachricht von ihrer Schwangerschaft über die Lippen. Eine Pause entstand, eine quälend lange Pause und letztlich waren es wieder nur zwei kurze Kommentare von Verus. Nach der Tirade und Verus' Gesamtsituation hatte er jetzt wahrscheinlich auch nicht mehr erwartet.

  • Runa hatte die Versuche ihres Mannes, sie zurechtzuweisen gar nicht wahr genommen oder einfach ignoriert.


    GUT? GUT! GUT? Runa sprang auf. Das ihr Vater nicht gerade in Jubelstürme ausbrach... ja das konnte sie noch nachvollziehen. Aber ein GUT?!!! Nur ein GUT! Das war dann doch eindeutig zu viel – oder eher zu wenig – für eine Runa, die aufgrund ihrer Schwangerschaft eh den üblichen Stimmungsschwankungen unterlag. Sie trat einige Schritte zurück und starrte ihren Vater an. GUT!
    Tränen brannten ihr in den Augen und die Wut kroch in ihr hoch. Was bildete er sich eigentlich ein? Vergräbt sich in seinem Gram und vergisst die Welt um sich herum und vor allem seine Familie! Die Sippe steht über allem – hatte er ihr gesagt. Familie ist das wichtigste – hatte er immer wieder betont. Und nun trat er eben diese Worte mit Füßen. Das er Runa – davon war sie nun mehr denn je überzeugt – als missratene Tochter ansah, damit würde sie wohl irgendwann leben können. Aber das er ihren Bruder nicht annahm – ihm keinen Namen gab und ihn somit nicht in die Sippe aufnahm, dass verstand sie nicht und wollte sie auch gar nicht verstehen. Ihr waren seinen Beweggründe herzlich egal.
    "Gut.“ wiederholte sie nun ebenso tonlos wie er gerade noch. „Im Frühling.“ Was er konnte konnte sie genau so gut. Er wollte keine Unterhaltung – wollte sich nicht erklären – dann sollte dies ebenso sein. „Ich werde meinen Bruder zu mir holen und ihm ein Heim und eine Familie und auch einen Namen geben. Wenn du dies nicht vermagst, dann werde ich es eben tun.“ Dies war nicht als Frage Formuliert, es war eine schlichte und sachlich nüchterne Feststellung. "Veranlasse bitte alles nötige, damit der Junge so bald als möglich endlich das bekommt, was ihm zusteht. Seine Platz in unserer Sippe!“ Runa sprach leise, gefährlich leise. Ihr Vater sowie auch ihr Mann würden wohl genau wissen, dass hier der Schein trog, das Runa wohl eher ein Vulkan war, der kurz vor dem Ausbruch stand. „Wenn du sonst nichts zusagen hast...“ Dies war wohl so was wie der letzter Versuch, den Vater zum reden zu bringen – zu einer Reaktion herauszufordern.

  • Was dann geschah warf den Helvetier förmlich um, ja er wäre sogar fast von seinem Platz gerutscht, hätte er sich nicht noch am Tisch abfangen können. Zugleich klappte sein Unterkiefer herunter und seine Gesichtszuäge entgleisten ihm völlig. Sie wollte was machen?!?! Hätte sie das nicht wenigstens einmal vorher mit ihm absprechen können?!?! Nun erhob sich auch der junge Helvetier, denn sonst wäre er wohl tatsächlich noch mal von seinem Platz hinuntergerutscht und mit dem Hinter auf dem Steinboden gelandet.


    Jetzt aber mal ganz langsam, Runa.


    sagte er laut genug, dass seine Frau in dieses Mal nicht ignorieren konnte. Das ging ihm hier alles zu schnell, viel zu schnell, denn er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Verus so unbeteiligt bei dieser ganzen Sache bleiben wollte. Und zu eben dem wanderte jetzt Curios Blick.


    Verus, ich bitte dich, lern den Jungen... also... deinen Sohn doch erstmal kennen.


    Es musste doch irgendeinen Weg geben, um den Duccier für seinen Sohn zu interessieren. Und Curio wollte hier nicht mal ansatzweise den Verdacht aufkommen lassen, dass er dem Duccier seinen Sohn entziehen wollte. War Silvana überhaupt bewusst, dass das hier alles auch ganz anders, nämlich genauso aufgenommen werden könnte?

  • "Gut." wiederholte auch der werdende Großvater und trank das erste mal einen Schluck Bier aus dem für ihn vorgesehenen Becher. Rational gesehen, war es ja eine gute Sache. Der duccisch-helvetische (ja, anders herum schien es nämlich nicht der Fall zu sein, auch wenn dies helvetische Mauern waren) Haushalt gedeihte, seine Tochter war versorgt und der Erbe war unterwegs. Runas enttäuschte Reaktion ließ ihn dabei völlig kalt. Der sonst so empathische Phelan hatte momentan genug mit sich selbst auszumachen, als sich noch genügend um Andere sorgen zu können.


    Was seine Tochter danach faselte, ließ ihn eine Augenbraue anheben und somit das erste mal bewegende Gesichtszüge annehmen. Endlich meldete sich nun auch Curio zu Wort, der anscheinend die Interessen eines helvetisch-duccischen Haushaltes vertreten wollte. Erneut zog der duccische Pontifex seinen Becher zu sich und ließ ihn kurz kreisen. "Das Temperament hat sie von ihrer Mutter.." entgegnete er seinem Klienten, trank danach einen Schluck, stellte den Becher wieder auf den Tisch und rutschte anschleißend mit dem Stuhl etwas zurück, um sich ein wenig besser aufrichten zu können.


    "Wer spricht denn davon, dass dein Bruder keinen Platz in unserer Sippe bekommt?" fing er in neutralbleibendem Ton an zu erwidern "Er wird seinen Namen erhalten, wenn ich sicher bin, dass ihn mir die Götter nicht wieder wegnehmen." Auch wenn sein Tonfall neutral war, schwang eine große Portion Skepsis mit. "Er wird dann mit der Tochter meines Vetters zusammen in der Villa aufwachsen." Was Tiberia Lucia davon hielt, wusste er nicht. Was er aber wusste war, dass sie keine Wahl haben würde.


    Nachdem diese Sache nun geklärt war - zumindest für ihn, wenn es nach ihm ginge, hätte man darüber gar kein Wort verlieren brauchen - kamen die rationalen Großvaterbelange wieder an die Reihe. Dabei richtete er sich an den seinen Klienten. "Iullus. Ich hoffe, eure Finanzen stehen der Schwangerschaft nicht im Wege?"

  • Bis er sich sicher sein konnte? Runa sah ihren Vater nun völlig verstört an. So als hätte sie einen vor sich, der den Verstand verloren hatte. Es waren fast drei Monde seit der Geburt des Bruder vergangen wie lange wollte er den noch warten?
    Er hatte Angst? Er hatte tatsächlich Angst, das die Götter ihm den Sohn nehmen würden? Ja er musste wirklich verrückt sein. „Sie werden ihn dir nicht nehmen, sie haben ihn dir geschenkt. Ihn dir anvertraut. Du solltest dieses Geschenk annehmen, damit sie dich nicht wirklich verlassen.“ Sie drehte sich zu ihrem Mann. „Entschuldige.“ mehr sagte sie nicht, alles andere würde sie ihm wohl später erklären müssen. Wieder zum Vater gewandt. "Ich habe Mutter auf dem Totenbett versprochen auf meinen Bruder zu achten. Und ich habe nicht vor dieses Versprechen zu brechen. Wenn er bei dir aufwächst um so besser.“ Das mit dem Vetter nahm sie so hin, da sie einfach mal davon ausging, das er Witjon meinte.
    Das ihr Vater sich nun eher um die Finanzen sorgen ließ Runa mit den Augen rollen. Sie sagte aber dazu nichts. Im Gegenteil, sie setzte sich ruhig auf ihren Platz und trank lieber erst mal einen Schluck Wasser. Regte sie das Ganze hier auf. Ja tat es.
    War Aufregung in ihrem Zustand gut? Nein war es nicht.
    Womit Runa so gar nicht zurechtkam, war die Emotionslosigkeit ihres Vaters. Sie kannte ihn anders. Aber so kalt – so abweisend. So wie es schien war ihm Runa - vielleicht auch ihr Bruder – egal. Missratene Tochter eben. Sie trank noch einen kleinen Schluck, bevor sich sich leise vom Stuhl erhob und in Richtung der Säulen zum Wasserbecken ging. Dort starrte nach oben durch das großes offene Dachfenster in den Himmel.
    Sie hörte nicht das Gespräch der Männer, wo es um Geld ging. Ja wahrscheinlich war ihm wirklich nur noch wichtig, das sein Klient gut da stand. Nun bahnten sich doch unweigerlich die Tränen ihren Weg...

  • Immer noch kamen Widerworte von seiner Frau, doch waren sie längst nicht mehr so laut und aufbrausend wie vorher. Stattdessen schien sie sich ein bisschen zu beruhigen, zumindest nach außen hin, denn natürlich entging Curio nicht, dass sie immer noch innerlich brodeln musste. Auch den Einwurf seines Schwiegervaters kommentierte er nicht weiter, denn dieser hatte genug auf der Geduld Silvanas rumgetrampelt, da wollte Curio jetzt nicht auch noch nachtreten. Stattdessen hörte er sich die Erklärung von Verus an, offenbar sollte sein Vetter - welcher war jetzt eigentlich gemeint? - für den Jungen sorgen sollte. Umso besser: Er gehörte in die Villa Duccia und nur im aler äußersten Notfall, wenn es wirklich keine ducciernahen Alternativen, zum Beispiel bei seinem Vetter in der Regia, gab hier in die Casa Helvetia.


    Nun, dein Sohn ist in der Villa Duccia und vor allem in deiner Nähe sicherlich am besten aufgehoben, umso besser, wenn er dann mit deiner Nichte aufwachsen kann. Jedenfalls habe ich es schon Marsus gesagt, aber ich möchte es gerne wiederholen: Falls du Hilfe mit deinem Sohn brauchst, kannst du jederzeit herkommen oder uns in die Villa bestellen lassen.


    Das war nämlich etwas ganz anderes, als gleich das Kind hierher zu holen. Die ganze Geschichte war schon kompliziert genug, da konnten sich Silvana und er nicht noch in Angelegenheiten hineindrängen, mit denen sie nur indirekt zu tun hatten.


    Vollkommen unerwartet wechselte Verus dann das Thema und während sich Silvana nun komplett aus dem Gespräch auszuklinken schien und zum Wasserbecken trat, musste Curio nun mindestens ebenso schnell umschalten.


    Um unsere... äh... Finanzen steht es gut. Bedauerlicherweise hatte ich noch keine Möglichkeit, dir mitzuteilen, dass ich vor kurzem zwei Gründstücke mit einer kleinen Villa Rustica und ein paar Wirtschaftsbetrieben geerbt habe. Neben den städtischen Gehältern gehen auch Teile der Gewinne dieser Betriebe in unsere Haushaltskasse. Daher wird uns... äh... die Schwangerschaft keine finanziellen Probleme bereiten.


    erklärte der junge Helvetier. Dennoch gab es natürlich eine Kleinigkeit, so wie es doch immer eine kleine gab.


    Nichtsdestotrotz stehen bald wieder Wahlen an, bei denen ich... entsprechend unserer Absprache... für das Amt das Aedilat kandidieren will. Wahrscheinlich werde ich dabei wieder Unterstützung, auch finanzieller Art*, benötigen.


    Das hatte aber noch Zeit und konnte gegebenenfalls auch gesondert besprochen werden.


    Sim-Off:

    *Die konkrete Ausgestaltung besprechen wir am besten per PN oder Skype.

  • Auf Runas Worte antwortete der werdende Großvater nicht mehr. Ihr Sorgen waren völlig unbegründet. Natürlich sah es gerade nach außen so aus, als würde der Junge verwahrlosen - das musste man den Außenstehenden ja einräumen - aber ein Mann seines Standes und dazu noch ein Germane würde doch nicht seinen Erben verstoßen. Er hatte Pläne mit ihm, viele Pläne.. und diese würde er auch ohne Kompromisse mit seinem Junior umsetzen. Was dem kleinen Wesen an dieser Stelle noch nicht bewusst war, ist die Tatsache, dass seine Erziehung am dem Kindesalter deutlich strenger und liebloser ausfallen würde, also wenn seine Mutter noch am Leben und sein Vater somit nicht mit den Göttern hadern würde.


    Als sich Curio dann auch noch für Runa versöhnend bzgl. der Hilfe bei der Erziehung äußerte, winkte der duccische Pontifex kurz ab unter dem Motto 'Das wird nicht nötig sein'. Sein Klient würde bestimmt mit der ein oder anderen Sache bzgl. seines Sohnes betraut werden, aber das lag noch in ferner Zukunft und würde erst am dem späteren Knabenalter von Belang sein.


    Nachdem Runa sich aus für ihren Vater unnachvollzieharen Gründen vom Tisch entfernt hatte, wartete er auf Curios Antwort bzgl. der Finanzen und trank einen Schluck Bier.


    "Zwei Grundstücke? Umland von Mogontiacum?" fragte sein Patron abgesetzt zwischen zwei Schlücken Bier. "Von wem hast du geerbt? Jemand nahestehendes?" fragte er nüchtern ohne überrascht zu wirken. Natürlich hatte Witjon wesentlich mehr Ahnung von Geschäft und Wirtschaft als er, doch als Procurator der Freya Mercurioque war Phelan schließlich auch nicht auf den Kopf gefallen, was das anbelangte. "Sorge dafür, dass alles die Verwaltung der Güter betreffend vor der Geburt geregelt ist, damit du dich auf anderes konzentrieren kannst." Zufrieden ob der Tatsache, dass finanziell alles abgesichert zu sein schien, kam nämlich - als hätte er es vor einigen Momenten geahnt und deshalb etwaige Formulierungen getroffen - seitens seines Klienten ein weiteres Anliegen bzgl. seiner Karriereplanung. "Richtig." der duccische Pontifex hatte das - es sei ihm verziehen - etwas aufgrund der noch nicht verarbeiteten Geschehnisse verdrängt. "Sollst du bekommen." Auch wenn Phelan immer noch in nüchternem Tonfall und ohne große Regungen sprach, schien ihn dieses Gespräch auf andere Gedanken zu bringen, ihn abzulenken.
    An seine eigenen Karrierepläne dachte er gerade überhaupt nicht. Das Flamenamt war wieder etwas aus greifbarer Nähe gerutscht, da er etwas die Spur verloren hatte - auf germanisch würde man sagen: Keen Kopp for jehävt. Er wollte sich aber auch noch nicht mit dem Gedanken daran auseinandersetzen, haderte er doch mit der ganzen Götterwelt..

  • Es war der nüchterne, unbeteiligte Ton seines Patrons, der ihn verunsicherte, während seine Frau, die mit dem Rücken zu ihnen beiden stand, nicht grade dazu beitrug, dass die Situation hier angenehmer wurde. Sogar Curios Hilfeangebot wurde mit wegwerfender Handbewegung beiseite gewischt, was einen beunruhigenden Verdacht in ihm hervorrief. Machten der Duccier ihn dafür verantwortlich, dass die Götter seine Frau zu sich geholt hatten? Eiskalt lief es ihm den Rücken hinab und mal wieder breitete sich in ihm die Frage aus, ob er damals nicht doch besser einfach auf seinen Vater gehört und in die Legion eingetreten wäre, zumindest hätte es damt eine ganze Reihe von Probleme nicht gegeben, wenn man mal davon absah, dass Silvana vielleicht in eine lieblose Ehe gegeben worden wäre, aber konnte man sich da wirklich so sicher sein? Vielleicht wäre der andere, womöglich ein einflussreicher Ritter oder Senator, gar nicht so schlecht gewesen, wie Silvana und Curio das immer befürchtet hatten und das ganze innerfamiliäre Problem mit den Ducciern hätte sich erledigt. Doch konnte Curio keine seiner Entscheidungen rückgängig machen. Er hatte sich dafür entschieden, sich gegen seinen Vater aufzulehnen, er hatte sich entschieden, sich unter das Patronat von Verus zu stellen und gleichzeitig eine Beizehung mit dessen Tochter anzufangen und er hatte schließlich der Hochzeit zugestimmt und damit Loki endgültig das Feld überlassen. Und wenn der erstmal anfing, gab es ja bekanntlich sowieso kein halten mehr. Vielleicht stimmte es also, vielleicht war er Schuld daran, dass Fusa die Geburt nicht überstanden, weil er fatalerweise geglaubt hatte, dass es tatsächlich die römische Göttin der Liebe und nicht der germanische Verrätergott gewesen war, der diese Verbindung gefördert hatte.


    Nur mit einem Ohr hörte er die Fragen seines Patrons und entsprechend unkonzentriert fielen seine Antworten aus.


    Nicht... also.. nein, kein Nahestehender oder... ähm... Verwandter. Es muss... also... in dem Testament hieß es, dass... ähm... meine Arbeit für den lokalen Apollokult und die... äh... Renovierung der Kreuzungsschreine gewürdigt werden sollte... also... von der Verstorbenen.


    erläuterte der Helvetier. Es hatte ihn sehr überrascht, aber nachdem er jetzt die Villa Rustica aufgesucht und deren Zustand geprüft hatte, hatte er sich schnell mit dieser freudigen Nachricht abgefunden.


    Das werde ich tun und werde dann... ähm... vor dem Wahlkampf nochmal in der regulären Salutatio darauf zu sprechen kommen.


    fuhr er dann fort und suchte sich zum Abschluss wieder seinen Paltz am Tisch auf.

  • Runa hielt es einfach nicht mehr aus. Sie verstand ihren Vater einfach nicht mehr. Und das nagte an ihr, mehr als es sich ihr Vater vielleicht vorstellen konnte. Hatte sich doch immer einen Draht zueinander gehabt. Oftmals waren sogar Worte unnötig gewesen. Doch jetzt und hier? Sie kam nicht an ihn heran. Sie fand keinen Zugang zu ihm. Er verschloss sich also auch vor ihr... er stieß sie weg. Machte also auch sie verantwortlich. Wie er einfach so zum „geschäftlichen“ überging... Ja das bestätigte sie nur noch in ihrem Gefühl. Sie atmete noch einmal tief durch. Trat kurz an den Tisch heran. „Nun da alles geklärt ist, will ich euch nicht länger stören.“ Auch wenn ihre Stimme ohne Emotion war, konnte jeder der auch nur einen Funken Empathie hatte merken, dass es in der jungen Frau alles andere als ruhig aussah. „Ihr habt scheinbar wichtigere Dinge zu besprechen.“ Diese Worte wurden ihrem Vater nun fast schon vor die Füße geworfen. „Vater!“ Sie nickte ihm zum Abschied zu und ging eilenden Schrittest in Richtung Garten.

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