• An diesen Tagen im Haus zu bleiben war dumm. Mal richtig die Sau raus lassen. Das waren die richtigen Tage für Rufus. Tun wasman will, ohne einen Bewacher am Hintern. „ Wo ist Duccia Sorana?“ blaffte er den ersten Sklaven an, der ihm über den Weg lief. Lief? Torkelte. Eine Antwort blieb der Sklave ihm schuldig, er lallte unverständlich, das war’s. Rufus stieß ihn wütend beiseite, was dem Betrunkenen ein Kichern entlockte. „ Blödmann.“ Murrte Rufus und ging weiter. Nichts blieb ihm erspart, musste er selbst nach ihr suchen. Wozu durch das ganze Haus? „ Ta…DUCCIA SORANA!!!!“ Brüllte er wie ein Stier vom Atrium aus in alle Richtungen. Sie musste da sein oder war sie etwa draußen und versumpfte auf einer fremden Kline? Machte feucht fröhlich einen drauf und er versauerte allein im Haus unter total betrunkenen Sklaven. Laut genug hatte er gerufen, lange genug hatte er gewartet. Heute musste er das nicht. Er sah an sich herunter. Dunkelblaue Tunika mit goldener Efeustickerei , ein Gürtel aus fein gesponnener Wolle. Mit calligae gab er sich nicht mehr zufrieden, er trug kurze Stiefel mit Pelz-Rand, der letzte Schrei. Straßentauglich, nichts wie raus hier. Er machte sich auf den Weg das Haus zu verlassen.

  • Was brüllte der Bengel denn hier herum? Eldrid zog eine Augenbraue hoch, wischte sich die Hände ab und kam aus der Küche heraus in Atrium. Die Augenbraue wanderte noch weiter nach oben. Da wollte wohl jemand ausgehen? Leise trat sie also an ihren „Neffen“ heran. „Wo willst du denn hin?“ fragte Eldrid, als sie genau hinter ihm zu stehen kam.

  • „ Grrmmpff .“ Wie angewurzelt blieb er stehen. Sie war im Haus und direkt hinter ihm. Leise wie eine dieser Raubkatzen im Colloseum. Im Anschleichen von hinten waren diese Germanen gut. Barbaren, Wilde. „ Bona Saturnalia, liebe Tante.“ Sagte er bei einer gekonnten Drehung auf der Stelle. „ Ich will römischen Gepflogenheiten nachgehen. Das wirst du mir nicht verbieten.“ Ein siegessicheres Lächeln im Gesicht. Sie musste ihn gehen lassen, davon war er fest überzeugt. Ohne Sklaven musste sie ihn gehen lassen. Die hatten heute frei. Er zupfte fast schon gelangweilt an seiner Tunika, schnipste eine Fussel von seiner Schulter. „ Willst du mitkommen, ein bisschen Tanzen, Trinken, Würfeln und Saturn opfern?“

  • Eldrid schüttelte den Kopf. „Nun ich denke, dass ich dich heute mal lieber allein losziehen lasse. Ich denke das hast du dir verdient.“ Ja hatte der junge Mann wirklich. Es gab keinen Grund zum Klagen. Sie griff also unter ihre Schürze und ließ eine ordentliche Portion Sesterzen in Rufus Hand fallen. „Bona Saturnalia.“ sagte sie lächelnd.

  • Mit offenem Mund sah er auf die Hand voll Sesterzen. Es hatte sich ausgezahlt. Er hielt immer noch nicht sooo viel von seiner Tante. Sie war eben keine richtige Römerin. Aber er hatte sich damit engagiert. Ab und zu blitzte der alte Rufus in seinem Verhalten auf. Im Großen und Ganzen waren seine Unarten in der Versenkung verschwunden. Tante Sorana hatte ihm auf ihre Art seine Grenzen aufgezeigt. „ Danke, Tante Sorana.“ Seine Freude war echt und nicht gespielt. Zu einer Umarmung konnte er sich nicht durchringen. In der Zukunft irgendwann einmal, vielleicht, mal sehen. „ Ich werde den ersten Schluck den Göttern opfern und den zweiten auf Onkel Modestus und dein Wohl trinken.“ Freudig steckte er die Sesterzen in seinen Geldbeutel und verbarg ihn in der Falte seiner Tunika. Die Tage der Saturnalien waren eine Bewährungsprobe für ihn. „ Onkel Modestus muss sich keine Sorgen machen.“ Rufus machte eine Kehrtwendung und lief wie ein kleiner Junge, der zum Spielen raus durfte, auf die Straße. Das erste Mal allein in den Straßen Rom’s. Rufus mischte sich unter die Feiernden.

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