Der Geschichtenerzähler


  • In einer sonnigen Ecke des Forums befindet sich der Stammplatz einer stadtweit bekannten, besonderen Persönlichkeit; des Geschichtenerzählers Appius Aulius Fabulator. Es ist ein altes, verhutzeltes Männchen mit langem grauen Bart und einem gelb schimmernden Lorbeerkranz. Aulius Fabulator (von der Bevölkerung oft auch einfach nur "Fabulo" genannt) ist ein völlig besitzloser Obdachloser ohne jede Angehörige. Seinen Lebensunterhalt verdient sich Fabulo durch das erzählen von Geschichten am Forum Mogontiaci, weswegen er des öfteren Spenden (Geld oder Naturalien) von seinen Zuhörern, insbesondere von seinen Stammhörern, erhält. Fabulo ist ein gutmütiges, allseits beliebtes Mitglied der Munizipialgemeinschaft. Der rüstige Geschichtenerzähler liebt sein freies Leben ohne jeden Besitzes und oder Verpflichtungen und würde es durch nichts in der Welt eintauschen, egal wie üppig die Spenden an ihn ausfallen. Manchmal wird Fabulo auch von reichen Römern für ihre Gelage "gemietet", um dort dann die eine oder andere Erzählung zur Unterhaltung der Gäste vorzutragen. Auch gilt er als sehr weise und erfahren, weshalb Fabulo auch so oft von den Stadtbewohnern um Rat und Hilfe in ihren Sorgen und Angelegenheiten gefragt wird.


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    Carbo schlenderte über das Forum und überlegte seine nächsten Schritte. Wie sollte es mit ihm nun weitergehen? So in Gedanken versunken achtete der Junge nicht auf seine Schritte, als er plötzlich in einen Mann hineinlief. Pass doch auf Junge! zischte der Mann sehr verärgert. Verzeihung, murmelte Carbo und ging weiter. Jetzt erst bemerkte er, dass er mitten in eine Menschentraube geraten war, die alle einen uralten Mann umringten. Oder besser gesagt das Männchen umringten, denn jener Mann ging Carbo kaum bis über die Brust. Auf einen knorrigen Stock gestützt stand der Alte da und schien etwas zu erzählen, den Gesten nach, die es mit der freien Hand machte. Neugierig geworden kam Carbo näher und begann zuzuhören...


    ...weshalb der Greis keine Wahl hatte. Er musste es tun, immerhin wollte ihm der Fremde etwas zuleide tun! So nahm er seinen Stachelstab und schleuderte ihn auf Ödipus. Eine Wunde am Scheitel des königlichen Hauptes blieb zurück, doch noch mehr, sie entfachte Ödipus' Zorn. Mit gewaltig' Kräften, mit denen ihn die Unsterblichen gesegnet hatten, ging er auf seine Widersacher los. Mit seinem Wanderstab stieß er den Alten vom Wagen und griff die ihm Untergebenen an. Es entstand ein schrecklich Handgemenge, doch am Ende konnte Ödipus siegen. Alle seine Feinde waren gefallen, mit Ausnahme nur von einem, welcher entrann. Doch Ödipus hatte seine Ehre bewahrt und darauf war der junge Mann stolz. Niemand, aber auch niemand soll jemals sagen können, dass Ödipus von Korinth ein elender Feigling sei! So ging er mit stolzgeschwellter Brust weiter seines Weges, nicht wissend, dass er soeben einen Teil seiner eigenen Prophezeiung erfüllt hatte, vor der er ja doch so verbissen zu fliehen versuchte.


    Der Alte hatte geendet. Beifall erhob sich rings um ihn und auch Carbo hatte die Geschichte sehr gefallen. Einige der begeisterten Zuhörer spendeten dem Mann ein paar Münzen, auch Carbo öffnete seinen Geldbeutel und überreichte dem Greis eine Münze. Der Mann nahm sie dankend entgegen und nickte Carbo gütig lächelnd zu.
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    Sim-Off:

    Info an alle: Die Figur des Geschichtenerzählers Appius Aulius Fabulator ist eine öffentliche NSC-Figur für ganz Mogontiacum, die von jedem Spieler frei verwendet werden kann für sein Spiel in dieser Stadt. Ob hier in diesem Thread an Fabulos Stammplatz am Forum Mogontiaci oder woanders in der Stadt, ihr könnt ihn fürs RPG verwenden wie ihr wollt, solange ihr ihn nicht verletzt, misshandelt oder gar tötet.

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    Carbo hatte sehr viel Zeit verloren durch seine Verwundung. Zeit, die er bedeutend besser hätte nutzen können. Doch nun, nach der fürsorglichen Pflege von Susina Alpina, war es endlich soweit! Er war wieder vollauf gesund und konnte seinen Weg endlich vorantreiben! Er würde schon erfahren, was die Götter von ihm gewollt hatten!


    All dies war eigentlich überhaupt nicht geplant gewesen. Ursprünglich hatte der Junge seine Heimat Noricum verlassen, um sich in Germania Superior eine neue Existenz aufzubauen. Doch nach der Messerattacke und der langen und schweren Genesung, hatten die Götter ihm zu verstehen gegeben, dass das nicht sein Weg sein solle. Er war zu etwas anderem bestimmt. Doch um genau erfahren zu können für was, dafür müsste er Mogontiacum wieder verlassen und andere Orte aufsuchen. Von Alpina hatte er sich ja schon verabschiedet, doch Carbo würde sicher nicht gehen, ehe er sich nicht auch noch von einem weiteren seiner neuen Freunde von hier verabschiedet hätte und zwar vom alten Geschichtenerzähler Appius Aulius Fabulator.


    Natürlich würde er den Alten wie immer auf dem Forum treffen und tatsächlich, da stand er, ganz so wie immer in seiner üblichen Ecke und gab gerade die Geschichte von der Revolution der Gracchen gegen das römische Gemeinwesen zum Besten. Carbo hatte die Geschichte jedenfalls nie gehört, weshalb er ihr auch mit großem Interesse folgte. Nachdem Fabulo geendet hatte, ging Carbo auf ihn zu und erzählte ihm von seinem Abschied.


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    Fabulo aka Appius Aulius Fabulator


    "Oh du gehst schon? Das hatte ich nach deinem Aufenthalt bei Susina Alpina ehrlich gesagt nicht erwartet, aber nun Gut. Da kann man nichts machen. Was hast du jetzt vor, wenn du diese herrliche Stadt verlassen hast und weitergezogen bist?"


    Carbo erzählte ihn daraufhin von seiner Vision während seines Fiebertraums. "Aah, verstehe." sprach Fabulo. "Für mich zumindest klingt es so, dass der Weg zum Bürgerrecht über die Armee für dich der falsche ist. Dies würde kein gutes Ende nehmen. Was diese andere Tafel angeht, die Cäsar hochhielt, ich denke es bedeutet, dass du in den Osten oder nach Alexandria gehen und etwas für deine Bildung tun solltest. Studiere doch in Athen oder wirklich in der alten Alexanderstadt am Nil, andererseits könnte das alles auch etwas völlig anderes bedeuten, aber ich denke schon, dass der zivile, schwerere Weg für dich bestimmt ist, um als Römer anerkannt zu werden eines fernen Tages. Doch nun mach das du wegkommst und möge Merkur dich auf deinen Reisen beschützen!"


    So schied auch Carbo schließlich von Fabulo, darüber sinnierend in welcher Beziehung Fabulos Interpretation der Vision zu der von Duccia Silvana stand. Nun ja, bald würde er es sicher besser wissen nach seinem Besuch in Cumae.


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  • Einige Zeit schon vor der Wahl kochte und brodelte das Getratsche über Norius Carbo und seiner Kandidatur als Magister Vici und auch Fabulo der berühmte alte Geschichtenerzähler von Mogontiacum trommelte ordentlich die Werbetrommel für seinen Freund. In den letzten Tagen vor der Wahl beendete er jede seiner Geschichten mit einer kurzen Rede über die Wichtigkeit der kommenden Wahl und der für ihn denkbar besten Kandidaten pro Amt. Beim Amt des Magister Vici pflegte er dann immer zu sagen:


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    Fabulo aka Appius Aulius Fabulator


    Was die Magister Vici für den Vicus Apollinensis angeht, so halte ich den Stadtschreiber Norius Carbo für die beste Wahl. Natürlich, er lebt erst seit kurzem hier in Mogontiacum, aber er arbeitet fleißig in der Curia und trägt so zur Stadtverwaltung und dem Gemeinwohl bei, er hilft Leuten in städtischen Angelegenheiten und ich kenne ihn auch persönlich, weshalb ihr eurem alten Fabulo gern dabei glauben schenken könnt, wenn ich sage; Norius Carbo ist ein grundehrlicher, aufrechter Kerl, er ist einer von uns und der beste für dieses Amt!"

  • Alles im Leben kam zwei Mal. Jede Person traf man zwei Mal und jede Entscheidung wurde mindestens zwei Mal getroffen. So auch Carbos Entschluss fortzugehen, zumindest für eine Weile. Es war schon länger von ihm geplant, doch seit er zu etwas Geld gekommen war wollte er es nun entgültig durchziehen. Er wollte nach Italien reisen, um dort in Cumae das Orakel endlich über seine Vision zu befragen und dann, wenn dieser große Punkt seiner jüngeren Vergangenheit endlich geklärt und beiseite gelegt war, wollte Carbo nach Rom reisen, um endlich die Ewige Stadt und das Haupt der Welt mit eigenen Augen zu sehen. Was dann kam wusste er nicht. Soweit war er schon einmal gewesen, bereit zum Aufbruch, alles gepackt und los, doch es war dann anders gekommen. Damals hatte Carbo mehr aus Sorge um sein Leben, denn aus anderer Motivation Mogontiacum verlassen wollen, war er doch kurz zuvor niedergestochen worden und hatte nur dank Susina Alpinas Heilkünsten überleben können. Damals war er soviel weniger und kleiner gewesen. Ein abgezehrter Junge ohne wirklichen Besitz, der nicht weit gekommen war im Versuch nach Süden zu reisen. Heute war das anders, völlig anders. Carbo hatte ausreichende Finanzmittel, er war ehemaliger Amtsträger Mogontiacums (das Wort "Magistrat" getraute er sich dann doch nicht in den Mund zu nehmen) und hatte viele mächtige und liebe Menschen kennengelernt, neben all seinen gewonnenen Erfahrungen als Scriba im Dienste der Stadtverwaltung.


    So wiederholte sich also die Geschichte und Carbo war wieder einmal drauf und dran Mogontiacum verlassen zu wollen, doch natürlich geschah das nicht, ohne dass er sich von seinen Freunden verabschiedete. Als ziehmlich letzter (weil wichtigster) Freund stand darauf natürlich auch der gute alte Fabulo. Das traf sich gut, da Carbo gerade aus der Curia trat, in der er seinen ehemaligen Scribakollegen Lebewohl gesagt hatte. Da die Curia direkt am Forum lag, war es nur ein kurzer Weg in jene Ecke des Platzes, in der Fabulo Tag für Tag seine Geschichten zum Besten gab.
    Carbo mischte sich unter die dichtgedrängte Menge und lauschte der aktuellen Erzählung des Alten. Dieses Mal hatte er kein Glück und ihn gerade genau in der Mitte erwischt, als am Ende, also würde Carbo warten müssen, bis Fabulo zu Ende fabuliert hätte. Doch halb so schlimm, es war wenigstens eine interessante Geschichte; Iason und die Fahrt der Argonauten. Ob Fabulo einem festen Kreis an Geschichten folgte, die er der Reihe nach immer und immer wieder gab? Oder wählte er sie spontan aus, je nachdem welche ihm gerade einfiel? Carbo dachte eine Weile darüber nach, ehe er unterbrochen wurde, als die Menge plötzlich applaudierte. Die Argonautensage musste wohl beendet sein. Als die Leute sich zu zerstreuen begannen, trat Carbo näher und bahnte sich einen Weg zu seinem Freund. "Hallo Fabulo! Gute Geschichte!" begrüßte er ihn. Der Alte drehte sich um und als er Carbo erkannte strahlte er.


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    Fabulo aka Appius Aulius Fabulator


    "Carbo, mein Bester! Danke für das Lob, ich war dieses Mal auch sehr zufrieden damit, wenn ich auch mit Herkules' Motivation etwas unzufrieden war. Die muss ich das nächste Mal stärker herausarbeiten, oder mir etwas ganz anderes einfallen lassen mit ihm." kurz stutzte der Junge. "Was?! Du veränderst die Argonautensage?!" Doch Fabulo konnte nur darüber lächeln und winkte ab. "Ach, das ist völlig normal und macht einen guten Geschichtenerzähler aus. Ich erzähle niemals eine Geschichte zwei Mal auf diesselbe Weise. Jedes Mal verändere ich Details und mache so etwas neues daraus. Es wäre doch sterbenslangweilig für mich, wenn ich immer nur das gleiche von mir geben müsste, ich will ja auch Spaß am Erzählen haben." Verblüffend! Carbo war das noch nie aufgefallen! Bisher hatte er immer gedacht, dass jede der großen Legenden eine feste Form hatten, doch dem war wohl nicht so, solange sie nicht von jemandem mit Feder und Tinte auf Papyrus gebannt waren. Nun, es war an der Zeit sich mit den wichtigeren Dingen zu beschäftigen.
    "Fabulo, mein Freund, ich komme, um mich von dir zu verabschieden, ich verlasse Mogontiacum, um nach Süden zu wandern und das Orakel von Cumae endlich zu treffen."
    Fabulo antwortete mit einem belustigenden Schnauben. "So, du willst schon wieder ausfliegen, kleiner Vogel, na dann wollen wir doch einmal sehen wie weit du dieses Mal kommst, nicht?"
    Carbo lächelte, er mochte Fabulos herzliche ironische Art. "Dieses Mal ist es mir ernst damit, ich möchte endlich mit diesem unerfreulichen Teil meines Lebens abschließen. Vielleicht sehen wir uns in einem oder zwei Jahren wieder, mal sehen was sich so ergibt auf meinem Weg."
    "Na wenn das so ist hast du von mir alles Glück der Welt und mögen die Götter dich auf allen deinen Wegen beschützen."
    Carbo lächelte ihn an.
    "Vale bene, alter Freund."
    Dann drehte er sich um und ging.


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