Da stand ich nun nach längerer Zeit mit Herzklopfen vor der Casa Acilia. Ich war gespannt ob man mich noch einlassen würde. Unser letzter Abschied war ja recht kalt gewesen.
Heute war es jedoch wichtig, dass sie mich empfing, schließlich stand das große Frühlingsfest der Kybele bevor. Hoffentlich wollte sie mich noch mitnehmen und vielleicht sogar unterstützen, sonst war mein Traum zu Ende und ich wurde nicht aufgenommen.
Nach dem ich tief durchgeatmet hatte, klopfte ich an.
Liebt meine Göttin mich auch so, wie ich sie liebe?
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Glaucus freute sich sichtlich als Kaeso klopfte. Seit der Entführung Phrynes waren beide doch ein wenig freundschaftlich verbunden.
Salve, Kaeso. Komm doch herein. Phryne sitzt noch bei der Cena. Sie hat sicher nichts dagegen, wenn du ihr Gast bist. Hast du schon gegessen? Es gibt Fisch aus dem Rhenus. Nur so als Vorwarnung oder magst du etwa Fisch? Ich kann ihn nicht ausstehen.
Der Sklave führte Kaeso ins Triclinium. Phryne lag dahingegossen da und tunkte mit spitzen Fingern Fischstücke in Garum. Dazu ass sie Brotstücke.
Kaeso! Mein Süßer! Nimm an meiner Seite Platz. Bediene dich, es gibt Fisch!
Gut gelaunt rutschte sie ein wenig, um Kaeso auf der Kline Platz zu machen.
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Es tat wirklich gut so freundlich empfangen zu werden. „Salve Glaucus, nun sagen wir so, der Hunger treibt manches rein, wenn es sein muss auch Fisch“, antwortete ich und folgte ihm ins Tricilinium.
Der Anblick meiner Göttin brachte mich ein wenig durcheinander. Wie so oft, hatte ich sofort ein Bild in meinem Kopf. Es würde dort bestimmt für die Ewigkeit eingemeißelt bleiben. Das erste Bild von den verführerisch langen Beine, welche sie mir zum ersten Mal in der Casa Helvetia gezeigt hatte.
Ihre Begrüßung verwirrte mich noch mehr. Es war ganz so als ob ich sie erst am Vortag verlassen hätte. Jetzt nahm ich all meinen Mut zusammen, ging auf sie zu, beugte mich nieder und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. „Salve meine Göttin“ um mich gleich danach zu ihr zu setzen.
Das Essen beachtete ich vorerst nicht. Ich merkte ich hatte Hunger auf etwas viel besseres. Verlegen schluckte ich, zuerst musste das mit dem Opfertier geklärt werden. „Ich habe ein großes Anliegen“, fing ich mit einer etwas belegten Stimme an. „Wie du sicher mitbekommen hast, steht zum Frühlingsfest meine Aufnahme in die Kultgemeinschaft an. Nur es gibt ein Problem, man erwartet die Spende eines Opfertieres. Du kennst meinen Finanzstatus. Gallus riet mir mit dir darüber zu sprechen. In der Hoffnung irgendwie die nötigen Mittel auf zu treiben, habe ich so lange wie möglich hinausgeschoben, mit dir darüber zu sprechen. Doch nun wird eine Antwort von mir erwartet. Ansonsten müsste ich noch ein paar Jahre warten.“
Verlegen starrte ich auf meine Hände. Es gab nichts was ich mehr haste als diese Abhängigkeit. -
Er wollte also erst ein Anliegen besprechen. Phryne witterte Schwierigkeiten. Doch als heraus war, was ihn quälte, winkte sie lässig ab.
Ist längst geschehen, mein Süßer! Es ist üblich in der Kultgemeinschaft, dass die finanzstärkeren Mitglieder den Opferstier für das Frühlingsfest bezahlen. Ich habe Glaucus schon losgeschickt ein möglichst schönes, stattliches Tier zu erwerben. Noch frisst dieser das saftige Frühlingsgras auf der Weide, aber zu deiner Initiation und meiner Priesterweihe wird er geschmückt auf das Opfer warten.
Sie griff sich erneut einen Happen des herrlichen weißen Fisches, tunkte ihn ins Garum ein und schob ihn dann dem verdutzten Kaeso in den Mund.
Außerdem habe ich einen Weihstein in Auftrag gegeben, der an meine Weihe zur Priesterin erinnern soll. Er wird am Tag nach meiner Weihe im Heiligtum aufgestellt. Du wirst mir doch sicher die Freude machen, bei dem Opfer dafür zugegen zu sein? Hierfür habe ich eine Ziege als Opfertier bestellt.
Nachdem sie gesättigt war und auch noch der ein oder andere Fischhappen in Kaesos Mund verschwunden war, wusch sich Phryne die Finger in der eigens bereit gestellten Schale. Korone trocknete sorgsam die Hände ihrer Herrin und ölte sie mit einem Duftöl.
Ich liebe Fisch, aber ich hasse den Fischgeruch. Und nun zu dir, mein Süßer. Wie ist das Leben eines angehenden Chirurgicus im Ludus? Ich hätte schon große Lust dich dort mal zu besuchen und mir diese Prachtexemplare von Mannsbildern aus der Nähe anzusehen.
Mit einem schwärmerischen Blick begann sie über Kaesos Arm zu streicheln.
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Erleichtert atmete ich auf. So war ich also kein Einzelfall den solche Sorgen quälten. Jetzt wunderte ich mich über mich selber, warum nur war ich mit so gemischten Gefühlen hier hin gekommen.
„Natürlich werde ich bei der Aufstellung deines Opfersteins zugegen sein. Nichts in der Welt könnte mich davon abhalten,“ antwortete ich voller Überzeugung. Meine Göttin würde Priesterin werden.
Als meine Göttin dann auch noch anfing mich zu füttern, war es fast so wie immer.
Ihre nächste Frage beantwortete ich mit einem verschmitzten Lächeln. „Es würde dir dort gefallen. Das Leben im Ludus ist anders als ich es bisher kannte. Es ist ein reines Männerleben.“ Seltsam dachte ich früher hätte mich der Gedanke, meine Göttin im Ludus, bestimmt wahnsinnig gemacht. „Doch weiß du, ich glaube da ist kaum einer der mehr als der hier bieten kann.“ Dabei nahm ich ihre Hand und führte sie dort hin, wo es sich schon seit meiner Fütterung zu regen begann. „Gut“, fuhr ich fort, "die meisten haben, was sonst ihren Körper betrifft einen besser trainierten als ich. Dies würde ich gerne ändern, finde aber keinen richtigen Weg meine Muskeln auf zu bauen. Jeder sieht mich nur als schmales Hemd an. Bestimmt wird mir dies noch irgendwann zum Verhängnis.“ Dann war es aber um mich geschehen, ich beugte mich zu ihr, nahm sie in meine Arme und küsste sie liebevoll. „Oh meine Göttin, wie habe ich dich vermisst und gelitten.“ Brachte ich heiser zwischen den Küssen hervor. „Bitte bestrafe mich nie wieder mit solch einer Verachtung. Noch einmal stehe ich das nicht durch.“
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