Unterkunft des Centurio Aulus Tiberius Verus


  • Diopeithes Pedius Theopompus


    Theopompus machte sich auf, um nach diesem Centurio zu suchen, aber nicht ohne sich vorher nach seinem Namen zu erkundigen. Er hatte der Kräuterfrau versprochen ihn zu ihr zu bringen. Es war ihm ein Vergnügen den Kerl in Augenschein zu nehmen. Centurio hin oder her, er mochte keine solche Machtdemonstrationen, wie er sie mit der Seherin veranstaltet hatte.
    Er hoffte jetzt er würde bei dem richtigen anklopfen.

  • Zerstört, zerschlagen und zermürbt kauerte der Kriegsheld auf seinem Bett, wollte vergessen und verdrängen, doch die Pein kochte in seinem Gesicht, welches regungslos hing und den Tränen Unterlage war. Verus war ohne Worte, um zu beschreiben, was er fühlte. Die Rüstung war achtlos in die Raumecke geworfen, seine Waffe lag auf dem Tisch, so als ob sie vergessen wollte. Verus wollte nicht mehr, garnichts mehr und jeder Peitschenhieb und jeder Schlag hatte ihn getroffen. Noch immer hörte er den Ton der Peitsche; noch immer spürte er ihr Gewicht und es machte ihn müde, doch konnte er nicht schlafen. Seine Lungen keuchten und pressten wimmernd Luft hervor. Seine Augen unterliefen in einem anderen Ton. Der Mann war einsam gebrochen. Um sie zu retten, war er alles geworden, was erforderlich war und doch konnte er als dieses Biest nicht atmen. Er war kein Monster, doch in aller Darstellung und Meinung, war er nun eines. Auch Verus selbst spürte das Gewicht dieser Wandlung. Es klopfte. Verus wischte sich mit einer alten Tunika die Tränen aus dem Gesicht, erhob sich kaum gehend, kaum stehend; zur Tür stürzend und öffnete diese in einem krummen Ruck. "Ja," brach aus seiner Kehle. Die alte Tunika ließ er nun fallen, so dass sie auf den Boden fiel, wie auch seine Selbstsicherheit. Man konnte erkennen, dass er noch immer ungefasst war. Auch seine Kleidung war noch mit Blutspritzern bedeckt. Er hatte keine Zeit gehabt, diese Tunika zu wechseln.


  • Diopeithes Pedius Theopompus



    Pompus trat nach dem kurzen, ja von drinnen ein. Grüßte knapp militärisch, „Salve, ...Centurio Aulus Tiberius Verus?“
    Vermutlich so wie er ausschaut ist er das, beantwortet er sich seine frage selber. „Die die hiesige Heilerin, Kräuterfrau und Hebamme Susina Alpina wünscht dich dringend zu sprechen. Es geht um die Seherin Idun.“
    Abwartend musterte der Miles den Centurio genauestens. Er hätte dem Centurio noch gerne manches gesagt, wie zum Beispiel, die du aus Dankbarkeit so grausam behandeltest. Dabei wäre das noch die freundlichste Feststellung gewesen. Doch er war nur ein einfaches Miles, deshalb schwieg aber. Sollte sich der Tiberier aber weigern, dann garantierte der gutmütige Theopompus für nichts mehr.

  • Nein, diese böse Macht ließ ihn nicht los. Er musste sich stellen, denn sein Herz schrie nach eigener Vergeltung. Liebe wollte leben und sich nicht verstecken. Verus, getrieben von kalter Kette, ließ sich in die neue Zukunft ziehen, wenn auch die Schande über sich selbst; jenes Gefühl der einsamen Gewalt blieb. "Ja," machte er borstig und trat dann Luft suchend aus der Tür. Dann sagte er ihren Namen. Verus hielt sich im Türrahmen fest, um nicht zu fallen. Ja, er war verantwortlich und musste sich stellen. "Bring' mich zu ihr," befahl er kalt und bestimmend. Es war nun seine Aufgabe. Verus musste sich aufraffen, um bei ihr zu sein. Für seine Taten und ihre gemeinsame Zukunft.

  • >>


    Ja bis die Tür sich hinter ihnen schloss hielt sie das Theater durch. Doch dann gaben ihre Knie nach. Zu lange hatte sich alles in ihr aufgestaut. Zu lange hatte sie versuchte ihre Gefühle zu unterdrücken. Zu lange hatte sie sich in ihrer eigenen Dunkelheit versteckt und darin Trost gesucht und gefunden. Jetzt brachen alle Wunden, nicht nur jene auf ihrem Rücken auf und sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Es waren Tränen der Erleichterung. Tränen der Hoffnung. Tränen die die Seele reinigten.
    Und da nun diese Last von ihrer Seele fiel, forderte der Körper nun sein Recht. Einige der tiefen Wunden hatte sich entzündet, nässen und eiterten seit Tagen. Doch hatte sie nichts gesagt. Hatte es verschwiegen. Sie zitterte und krampfte unkontrolliert. Ja sie hatte es unterdrückt. Hatte lieber sterben wollen, als nur neben Verus zu leben. Nur neben ihm herzu leben und nicht beachtet zu werden, nein das hätte sie nicht gekonnt.. Doch nun wollte sie leben. Ja sie wollte leben. „Alpina.“ perlte es von ihre Lippen, bevor sie zusammenbrach.

  • Sollte es so enden? Wirklich so enden? Verus stürzte mit ihr auf den Boden, im verzweifelten Versuch sie aufzufangen aber scheiterte. Sie brach zusammen. Ihre Tränen, nun klar und strahlend, waren Geschosse der unsichtbaren Macht und waren Peinigung vor sein Herz, welches ihr alle Liebe gab, die er noch besaß. Sie zitterte und krampfte. Verus kannte diesen Zustand, denn er hatte ihn selbst erlebt und hatte viele Menschen in diesem Zustand gesehen. Er war lange genug Soldat, um zu wissen, was nun wichtig war und doch zögerte er, weil sein Herz schwach wurde. Es ließ ihn ebenso einbrechen, als er neben ihr hockte und ihren Kopf stützte. Nein, er konnte sie nicht verlassen und doch brauchte er Hilfe. Hilfe für sie. Verus überlegte schnell und brüllte lautstark: "Hilfe!" Aus ganzer Brust und Kehle rief er, dass es jemand hören sollte, denn er wollte seine Geliebte nun nicht alleine lassen. Nicht in diesem Zustand. Ja, schließlich perlte der eine Name von ihren Lippen. Die Heilerin sollte kommen und Verus mit seiner Offiziersmacht würde nach ihr schicken lassen. Mit all der Macht Roms würde er diese Heilerin hier an diesen Ort holen. Doch dann bemerkte er, dass dies bereits zu spät sein konnte und schob beide Arme unter den Körper der zitternden Frau. Er würde sie selbst dorthin bringen. Mühsam unter Kraftanstrengung hob er seine Idun an und trug die Leidende zum Ausgang seines kleinen Apartments am Ende des Centurien-Gebäudes. Soldaten rannten herbei und Verus schrie nur: "Pferd." Es war keine Zeit für schöne Worte und oder ausformulierte Befehle. Es ging um ein Menschenleben. Verus, in ganzer Hingabe, trug seine Liebe auf beiden Armen, immer weiter; obwohl er selbst noch geschwächt war und drohte bei jedem Schritt erneut einzubrechen. Sein Bein wollte gelegentlich nachgeben und doch raffte er sich immer wieder auf. Verus musste hier gewinnen. Hier würde er nicht verlieren. Dieses mal nicht.

  • Pferd, jawohl schrie Frugi, der unter den herbeieilenden Soldaten war und rannte los zum Pferdestall. „Verdammt, sie hat nicht auf mich gehört, ich hatte ihr doch gesagt sie solle sich um ihren Rücken kümmern“, fluchte er vor sich her. Im Stall angekommen wählte er nach kurzer Überlegung zwei Pferde aus. Das Zweite bestieg er selber und fasste die Zügel des freien Pferdes. Der Centurio wird auf dem Weg zur Kräuterfrau Hilfe brauchen. Ich kann sein Pferd führen, er muss sich um Idun kümmern und in der Stadt ist es nicht so leicht ein Pferd ohne freie Hände zu führen, wie auf freier Strecke. Außerdem werde ich ihm den Weg frei halten. Ein Legionär kann die Seherin halten, während der Centurio sein Pferd besteigt. So waren die Überlegungen des Octaviers, ehe er vor dem Centurio die Pferde zügelte.

  • Es waren seine Arme, die sie hielten, sie emporhoben und sie trugen. Seine Arme waren es die sie hier hielten. Idun legte den Kopf an Verus Schulter. Wollte sprechen, doch konnte sie es nicht. Ihre Augen waren offen und der Blick ging hektisch umher. Glasig war ihr Blick. Sie kämpfte. Sie kämpfte um nicht in die Dunkelheit zu fallen. 'Pferd:' hörte sie und sie wusste, wenn sie durchhielt würde alles gut werden. Mit letzter Kraft legte sie die Arme um seinen Hals. „Verus.“ hauchte leise und ihr heißer Atem streifte seine Hals. Dann schloss sie die Augen und versuchte ihren Körper zur Ruhe zubringen.

  • "Liebste," begann Verus leise mit vorsichtigen Worten, während er seine Luna, seine Idun, in seinen geschundenen Armen hielt, die immer noch Wunden der Schlacht trugen. Kleine Risse und Abschürfungen von Metall und Waffen. "Ich habe den Befehl, dich zum neuen Tribun zu bringen, wo du als Haussklavin arbeiten wirst," erklärte der nun wieder in der römischen Welt angekommene Tiberius mit glasigen Augen. "Dort bist du sicher aber keine Sorge, wir gehen gemeinsam dorthin," meinte er und nickte ihr aufmunternd zu. "Niemand wird dir etwas tun. Du gehst nicht in den Besitz des Flavius über..." Noch immer fiel es ihm schwer, von Luna als Objekt zu sprechen, denn sein Herz sah sie völlig anders. Immerhin würde sie eine bessere Unterkunft haben als er und würde sicherlich beim Jüngling gut versorgt sein. Der Flavius machte keinen bösen oder gehässigen Eindruck. Er würde sie gut behandeln und vorerst wäre etwas Ruhe wohl beiden Recht. Verus würde sie natürlich oft besuchen und im Zweifel hatte er als Veteranencenturio auch jegliches Recht dazu, denn wer sollte ihn daran hindern, den neuen Tribun ins Militärhandwerk einzuweisen? Im Lager galt Verus bei vielen Soldaten als erfahrener Mann, der nicht minder hart war und sich um Rom verdient gemacht hatte. Immerhin hatte er mit seinen Männern drei Jahre auf einem schäbigen praesidio ausgeharrt, gekämpft und Stand gehalten. Und viel wichtiger, am Ende hatte er viele seiner Männer gerettet, als es zu allseits bekannten Verwicklungen kam. "Ich liebe dich," flüsterte er dann leise in Ohr und löste die Umarmung, die beide hier im Geheimen teilen konnten. Es waren diese kurzen Momente der Nähe, die sich beide erlauben konnten. Niemals konnte Idun lange in der Unterkunft bleiben und tat nach Außen als gute Sklavin, die ihrem Herren Lebensmittel oder Alltagsgegenstände brachte. Solange dieses Theater notwendig war, würden sie es spielen. Denn niemand konnte ihnen wirklich das nehmen, was sie längst gefunden hatten.

  • Es waren diese kurze Momente der Zweisamkeit. Diese kurzen Augenblick in denen sie sich nicht verstecken oder verstellen musste, die ihnen beiden Kraft und Zuversicht gaben.
    Als er leise zusprechen begann hörte sie aufmerksam zu. Sie hatte gewusst, dass diese Tag kommen würde immerhin hatte es der Offizier angekündigt. Und doch widerstrebte es ihr. Denn das hieß ja nun auch, dass kostbare Momente wie dieser hier noch seltener werden würden. Ein leises Seufzen kam über ihre Lippen und doch nickte sie. Sie wusste, dass er es niemals zulassen würde, dass sie der Besitz eines anderen wurde, es gab als weiter die Hoffnung, dass sie irgendwann unter einem Dach würden leben können. Nicht hier nicht jetzt, aber irgendwann.
    "Ich liebe dich auch." sagte sie schließlich. Natürlich hätte sie ihm auch sagen können, dass sie sich bemühen würde dem neuen Tribun eine gute Sklavin zu sein, aber das wusste Verus ja eh. Außerhalb dieses Raumes fiel Luna nicht weiter auf. Sie war unsichtbar und erledigte alle ihr übertragenen Aufgaben. Bisher hatte noch niemand Grund zur Klage gehabt. Auch die skeptischen blicke der Soldaten wurden weniger. Es gab sogar inzwischen einige die direkt auf sie zukamen. Ja die Männer hatten mitbekommen, dass Idun sich auch darauf verstand kleinere Wunden und Blessuren zu behandeln. Sie suchten also Hilfe bei ihr. Sie kamen mit jenen kleinen Wehwehchen für die ein Lagerarzt sie wohl ausgelacht hätte. Manchen suchte auch einfach nur das Gespräch. Auch Worte konnte ja bekanntlich Balsam sein. Balsam für die Seele.
    Sie erhob sich also langsam und nahm den Korb auf, mit welchem sie ihrem Centurio eben noch Obst gebracht hatte. Luna atmete tief durch und blickte Verus dann direkt in die Augen. "Ich bin bereit."

  • War sie wirklich bereit? Verus war sich über ihre Aussage nicht sicher. Er wäre es an ihrer Stelle nicht. Eigentlich war Verus niemals bereit gewesen. Nicht für den Krieg. Nicht einmal für dieses Leben. Bis vor wenigen Monaten war er durch diese Welt getrieben, ohne großen Wunsch und Antrieb, bis Idun kam. Hoffnung war eine neue Schönheit, die er durch sie gewann. Ruhm und Pein gingen in seiner Welt zwar Hand in Hand aber in Wahrheit suchten seine Hände ihre Nähe, wollten nicht verlieren, was ihre Nähe gebar: diese engelsgleiche Hoffnung, die sein Leben lebensvoll machte. Ohne sie war er im Herzen der Dunkelheit, welches in stets verfolgte und hinabriss in diesen dunklen Ozean aus Kälte und Verachtung. "Dann wollen wir aufbrechen," sagte der Tiberius fast so leise, dass es niemand vernehmen konnte. Er wollte nicht aufbrechen und diesen Moment verlieren. Er wollte sie nicht verlieren. Doch ihm blieb, wie so oft, keine Wahl und so blieb es nur bei einem liebevollen Wunsch. Immerhin hatten sie ihre Erinnerung und ihre gemeinsame Zukunft, welche leider noch fern lag.

  • Da die Soldaten wussten, dass ihr Centurio im Einsatz war, sammelten sie die auflaufenden Schreiben in einer kleinen Kiste, welche unweit des Eingangs zu seiner Habitatio lag. Man las die Schreiben für den Centurio nicht, sondern legte sie gesammelt ab. Insofern hatten sich schon ein paar Tafeln und Schriftstücke angesammelt, die der Centurio bei seiner Ankunft vorfinden würde.



    Centurio Tiberius Verus
    Legio II Germanica
    Mogontiacum, Germania Superior


    Salve Centurio Tiberius,


    ich richte heute in tiefer Trauer und Verbundenheit diese Zeilen an dich. Im Zuge eines Aufstandes von abtrünnigen Sklaven, fiel die Villa Tiberia, der Stammsitz deiner Familie, dieser Meute in die Hände. Sie brachte alle die sich in der Villa befanden um und legten nach Abschluss ihrer Handlungen Feuer. Leider gelang es nicht das Haus deiner Familie zu retten. Mit diesem Angriff, griffen diese Abtrünnigen nicht nur euer Haus, sondern den Kaiser selbst an. Sei versichert, dass mein Mann nicht eher ruhen wird, bis er diese Barbaren zur Strecken gebracht hat. Sie werden für diese Taten büßen.
    Ich bedauere deine Verlust außerordentlich und biete dir hiermit meine Hilfe an. Also zögere nicht dich an mich zu wenden, wenn ich irgendetwas tun kann um dein Leid und deinen Verlust zu lindern.



    Mögen die Götter stets wachen über dich und deine Familie.


    Vale



    VETURIA SERENA
    AUGUSTA


    Mein lieber Verus,


    Ich lade dich hiermit zu einem Picknick im kleinsten Kreise ein. Ich habe gehört, dass es am Ufer des Rhenus schöne Orte geben soll, an denen man sich niederlassen und speisen kann. Du und ich haben viel nachzuholen!


    Gib mir Bescheid, wann du es frühst möglich einrichten kannst. Wir brechen dann von der Regia aus gemeinsam auf.


    Bis bald!
    deine Lucia


  • Einer der Schreiber brachte dem centurio Tiberius zwei Wachstafeln vorbei. Eine einfache, die einen Marschbefehl enthielt,


    MARSCHBEFEHL für centurio AULUS TIBERIUS VERUS vom ANTE DIEM V KAL OCT DCCCLXVII A.U.C. (27.9.2017/114 n.Chr.)


    Der centurio hat sich in marschbereiten Zustand zu versetzen und baldmöglichst mit dem dann ehemaligen tribunus laticlavius Flavius nach Rom aufzubrechen und sich dort nach Ankunft unverzüglich an seinem neuen Dienstort castra praetoria, Roma einzufinden.


    Der centurio hat bei Abreise im Büro des Lagerpräfekten entgegenzunehmen und in Rom abzuliefern. Er zeichnet für die Sicherheit Schriftstücke verantwortlich.


    gz. Marcus Iulius Licinus


    ebenso wie eine doppelte im Stile der üblichen militärdiploma, deren zwei Seiten zusammengesiegelt waren, sodass sich im inneren ein geschützter Raum für einen Text ergab. Auf der Außenseite fand sich der gleiche Text ein weiteres Mal, die innere diente als vornahmlich ja als Fälschungsschutz.


    Der centurio Aulus Tiberius Verus hat seinen Dienst in der legio secunda germania stets zur vollsten Zufriedenheit seiner Vorgesetzten geleistet. An ihn gerichtete Befehle wurden von ihm stets zügig und gründlich durchgeführt. In entsprechenden Situationen hat er Eigeninitiative und Findungsgeist bewiesen.


    Seine Aufgaben waren über die Führung seiner centuria -- auch im Kampfeinsatz unter widrigen Umständen -- bis hin zum wiederholenden Tagesdienst. Ferner umfasste sein curriculum militare die Position des centurio statorum auch die Sicherung der Verkehrswege und Ermittlungstätigkeiten gegen Störer des Friedens. In dieser Aufgabe bewährte er sich besonders und zeichnete sich durch Jahre lange Besetzung eines Kommandos an der Grenze aus. Dort operierte er weitgehend eigenständig.


    Sein sonstiges Verhalten ist nicht zu kritisieren, eine Neigung zur übermäßigen Selbstreflexion kann beobachtet werden. Eine Beeinträchtigung seines Dienstes hierdurch ist jedoch nicht gegeben.


    Ich kann den centurio zur Verwendung in allen Tätigkeitsbereichen uneingeschränkt empfehlen.


    gz. Marcus Iulius Licinus

  • So begann ein neues Kapitel in seiner Geschichte und beendete das Fragmente, jene Scherbe, die hier lag und ihm ein kaltes Herz beschert hatte. Ein Herz, welches nur doch Idun gewärmt werden konnte. Sie war ihm Sanftheit, wo er Zorn war. Wo sie einsam war, war er Liebe für sie. Verus nahm die Schreiben auf den Wachstafeln entgegen. "Danke," sagte der Centurio trocken und sank dann auf seinem Bett zusammen, welches unweit in einem Nebenraum seiner Amtsstuben lag. Er musste die Zeilen nicht lesen aber tat es doch. Es schmerzte, dass sich ein leidvolles Leben auf wenige Sätze zusammendampfen ließ. Es schmerzte, so wenig Mensch zu sein, dass es nicht mal ein Buch füllte. Es gab wohl keine Rettung. Es hatte nie eine Erlösung gegeben. Leben war ungeschickt hingeworfen und willkürlich. Die wenigen Wunder dieser Welt waren diesem Mann verschlossen, außer einem wertvollen Wunder, der wahren Liebe. Keine Liebe, die Besitz war oder Anspruch auf einen Menschen erhob, sondern befreite und gar zauberhaft nicht mehr in dieser Welt weilte. Menschenmacht zerbrach daran. Verus ging noch einmal seine grausame Zeit in der Legio II durch. Es gab hier nichts mehr zu gewinnen und eigentlich gab es nie etwas für ihn zu gewinnen, wenn man in der Schlacht bereits seine Ideale verloren hatte. Titel und Würden lockten Verus nicht, der schlicht nach einem suchte: Kontrolle über sein Herz. Nicht im Sinne einer potenten Macht, sondern schlicht einer Abschätzbarkeit von Entwicklungen. Ihn überraschte nichts mehr, so dass jede Grausamkeit für ihn vorstellbar war und seine Seele mit einem dunklen Schatten vergiftete. Eine Ironie war es, dass ausgerechnet er zu jenen Kohorten gehen sollte, die für ihre Grausamkeit bekannt waren. Die Prätorianer waren ein Terrorinstrument des Kaisers, welches im Geheimen meuchelte oder schlicht die Umstände nutzte, um die politische Macht als solches aus dem Nichts zu erschaffen. Jene Macht von der ein Augustus genährt wurde. Es war Furcht vor der Macht, die jene Menschen gefügig hielt. Verus würde ein Mann werden, welcher alles tun musste, um einer berechnenden Ratio der Macht zu dienen. Ihm war klar, was es bedeutete, ein Prätorianer zu werden. Eine neue Hölle aber mit dem gleichen Feuer, welches frostig brannte. Bereit war Verus nicht aber dennoch kam die Zeit. Er musste sich aufraffen, schob die Tafeln zusammen und verließ seine Zimmer, die ihm viele Jahre gedient hatten.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!