Luna schlich mit einem Korb voller Wäsche um den Platz herum, wo die Männer ihr tägliches Training absolvierten. Sie spürte die Blick, doch sie hob ihren nicht. Eine große Schüssel war schnell gefunden. Mit einem Einer wurde diese mit frischem Wasser befüllt. Sie setzte sich vor eines der Gebäude und begann damit die schmutzige Tuniken ihres Dominus zu waschen. Die Blicke die ihr die Soldaten die an ihr vorbei gingen bemerkte sie nicht. Zu tief war sie in ihrer eigenen Gedankenwelt versunken. Verus.. er sah sie nicht an, wich ihren Blicken und auch den Gesprächen aus. Und wenn sie doch mal einen Blick in seinen Augen erhaschen konnte, sah sie darin nur Leere. Wie immer wenn sie an diese Leere in seinen Augen dachte liefen ihr die Tränen über die Wangen. Sie hatte keine Kraft mehr... sie wollte nicht mehr... zu den körperlichen Qualen kamen nun auch noch die seelischen. Ihr Körper wollte nicht heilen, ja sie spürte genau, dass einige der tiefen Wunden sich entzündet hatten und eiterten. Aber sie sagte nicht. Sie ertrug die Schmerzen, genauso wie sie seine Missachtung ertrug. Rom hatte gewonnen. Sie hatte verloren. Seit Tagen sprach sie nicht mehr und sie war es, die sich wegdrehte wenn sie ihn sah. Wenn er sie zu sich befahl hielt sie ihre Blicke gesenkt. Ja sie wich ihm aus, so wie er es mit ihr tat. Sie ertrug es einfach nicht und doch war sie gebunden an ihn. Nicht nur wegen des Brandmals, nein das war es nicht. Sie fühlte sich an ihren Schwur gebunden. Und doch wusste sie, dass sie so nicht weiterleben konnte. So war es Idun, die sich immer mehr und mehr zurückzog, die tief in ihrem Inneren einen sicheren Hafen fand. Übrig blieb nur die Sklavin Luna. Und die war das was sich jeder Römer wünschte. Ruhig. Unauffällig – ein lebendes Möbelstück eben.
Luna wusch also die Tuniken ihres Dominus, jedem einzelne Fleck rückte sie zu Leibe. Sie hörte die Kommentare der vorbeilaufenden.
„Ha schau sie dir an, die große Seherin der Barbaren. Nun ist sie da wo sie hingehört.“
„Ja der Centurio hat es ihr ordentlich gezeigt.“
„Sie hätte noch viel mehr verdient.“
„Ach der hätte sie an Kreuz nageln sollen.“
„Aber der Tiberius ist schon ein harter Hund. Man sagt sie hat ihm geholfen.“
„Ja wer weiß was sie mit dem vorhatte. Er hat alles richtig gemacht. Ich hätte sie tot geschlagen.“
„Wieso? So kann sie der Truppe doch noch nützlich sein.“
„Hä?“
„Na Frauen im Lager.. du weißt schon, vielleicht überlässt uns der Centurio sie ja mal, dann haben wir unseren Spaß mit der da.“
„Ja dann könnten wir es der mal so richtig zeigen.“
Natürlich trafen sie die Worte, doch von ihr kam keinen Reaktion.
Das wurmte die Männer wohl noch mehr, denn gerade als sie nun mit ihrer gesäuberten Wäsche an den Männer vorbei wollte, stellte ihr einer ein Bein, so dass sie fiel und die Wäsche sich auf dem sandigen Platz verteilte.
Die Männer brachen in Gelächter aus. Einer der Männer trat zu ihr.
„Na wo sind deine Götter jetzt, Sklavin?“
Mühsam rappelte sie sich unter dem Gelächter der Männer und unter Schmerzen wieder hoch. Sie biss sich auf die Lippen um ihre Tränen zu unterdrücken – nein so viel Stolz hatte sie noch, sie würde sicher nicht vor diesen Männer weinen, diese konnte sie Abends in ihrer Zelle – in die sie ja immer noch in der Nacht eingeschlossen wurde – tun.
Auf ihrem Rücken konnte man nun auch die feuchten Stellen jener Wunden erkennen, die nicht verheilen wollten. Sie sammelte schweigend die Wäsche wieder ein und begann ihre Arbeit von neuem. Sie würde nun wohl noch bis zum Abend brauchen...