Titus packte sein Bündel. Es war eigentlich ziemlich übersichtlich - was sollte er auch groß mitnehmen? Wie sein Vater ihm gesagt hatte, stellte die Legion sowieso alles, was man zum Leben brauchte. Also hatte er nur seine gute Tunica, ein Amulett von seiner Mutter, ein bisschen Geld und eine kleine Essensration für den Weg eingepackt. Wobei es eigentlich nicht weit war...
Dann war es Zeit, Abschied zu nehmen. Titus trat aus der Tür, wo seine Eltern bereits auf ihn warteten.
[COLOR=#baba]"Pass gut auf dich auf, Junge!"[/COLOR] sagte sein Vater noch und klopfte ihm auf den Rücken. Man konnte ihm ansehen, dass er stolz war, seinen Sohn ziehen zu lassen - Titus würde in seine Fußstapfen treten und zu den Adlern gehen! Was konnte man sich als Veteran besseres wünschen?
Seine Mutter wirkte dagegen unglücklich. Und Titus wusste auch, warum: [COLOR=#abba]"Pass gut auf dich auf, Josef. Und lass dich nicht zu sehr mit diesen heidnischen Bräuchen ein!"[/COLOR]
Titus seufzte. Seine Mutter war eine Jüdin - wenn auch keine besonders gute: Zwar hatten sie auf ihre Forderung hin keine Schweine auf dem Hof, aber wenn sie anderswo zum Essen waren, aß sie auch Schwein. Oder arbeitete am Sabbat. Es war wohl eher so eine Art Gelegenheits-Religion, die sie immer dann herauskehrte, wenn es ihr passte. Was meistens war, wenn es Titus nicht so recht passte. Wie jetzt:
[COLOR=#affe]"Mama, Papa ist auch ein Heide!"[/COLOR] Das stimmte nur halb - sein Vater war zwar der Sohn eines heidnischen Soldaten, doch seine Mutter war auch Jüdin gewesen, was ihn nach jüdischem Recht auch zu einem Juden machte. Aber wie jeder römische Soldat hatte Alexander Minor sich seine gesamte Dienstzeit an allen Opfern, Ritualen und Feierlichkeiten beteiligt, die für eine Legion so üblich waren. Er tolerierte es, dass seine Frau sich immer wieder an den Regeln ihres Volkes orientierte, beugte sich am Sabbat sogar meistens den Speisevorschriften und sagte nur selten etwas. Aber er hatte auch dafür gesorgt, dass sein Sohn hin und wieder die Opferfeste in Aquae Mattiacorum besuchte und das lernte, was ein römischer Junge über die Götter wissen musste. Außerdem schien Titus der Glaube seiner Mutter sowieso ein bisschen seltsam - dafür, dass "der Herr", wie sie ihn nannten, den Anspruch erhob, der einzige und mächtigste Gott zu sein, war sein auserwähltes Volk doch eher erfolglos...
Seine Mutter seufzte und gab ihm einen Kuss auf die Wange. [COLOR=#abba]"Pass auf dich auf!"[/COLOR] Titus zwang sich zu einem Lächeln und umarmte sie, dann seinen Vater.
Alexander packte seinen Sohn am Hinterkopf und wuschelte ihm durchs Haar. [COLOR=#baba]"Zeig den Kerlen in Mogontiacum, was ein Licinier ist!"[/COLOR] Er lächelte noch immer selig, was auch Titus noch ein ehrliches Lächeln abrang.
[COLOR=#affe]"Ich tu, was ich kann!"[/COLOR] Noch einmal klopfte er seinem Vater auf die Schulter, dann ging er die Stufen von der Türschwelle auf den schnurgeraden Weg hinunter, der direkt zum Tor des Anwesens führte. Er würde fast den ganzen Tag unterwegs sein, bis er Mogontiacum erreichte. Aber ein Pferd hatten sie nicht und so konnte er sich wenigstens schonmal auf die Märsche einstellen, die es angeblich ständig bei der Armee gab...