Wie alle Räumlichkeiten der Villa Aurelia war auch Corvinas Schlafzimmer sehr großzügig geschnitten. Neben dem Bett und den zwei großen Kleidertruhen besaß es eine Kline, einen Stuhl, einen Spiegel nebst Tischchen für allerlei Tigelchen und Duftwasser, und sogar ein Regal, in dem einige Bücherrollen direkt hier zum Lesen bereit standen. Das Fenster, das nach innen zum Garten ging, besaß sogar einen kleinen Alkoven mit gepolsterten Bänken, so dass man dort im Schatten mit Blick ins Grüne bequem sitzen oder liegen konnte und besagte Bücher lesen konnte.
Aber was Corvina am meisten erfreute, war, dass ihr Onkel ihr einen Webstuhl ins Zimmer hatte bringen lassen. Viele betrachteten das Weben ja eher als lästige Pflicht, die man als Frau eben erlernen musste, aber Corvina machte es tatsächlich Spaß. Es hatte so etwas ruhiges und befriedigendes, die Fäden einzuspannen und das kleine Schiffchen hindurchfliegen zu lassen, mit dem Kamm alles glatt zu bürsten und zu sehen, wie der Stoff wuchs und wuchs, wie man selber etwas wirklich greifbares und nützliches schuf. Natürlich war dies nicht feine Seide aus dem Osten, sondern nur gute, römische Wolle. Dennoch entstanden daraus feine Stoffe, leichte Stoffe, schwere Stoffe... ganz, wie Corvina es wollte.
Gerade arbeitete sie an einem hellblauen, leichten Stoff. Die Wolle war so fein zum Faden gesponnen, dass man vorsichtig sein musste, sie nicht zu zerreißen, während man webte. Und so arbeitete sie konzentriert und sorgfältig, ohne mitzubekommen, was unten oder draußen los sein mochte.