Antrittsrede zur Lage des Staates

  • Menecrates, als der ältere Consul, trat erneut vor das Gremium. Die Rede zum Amtsantritt stand noch aus.


    "Verehrte Senatoren, wie allgemein üblich, soll es auch von mir eine Rede zur Lage des Staates geben. Die Absprache bezüglich der kultischen Verpflichtungen, die speziell ich bei meiner Kandidatur eingegangen bin, habe ich nur deswegen vorgezogen, weil erste Feste anstanden und weil ich der religiösen Oberaufsicht dieses Gremiums während meiner Amtszeit eine zentrale Stelle beimessen möchte."
    Der Einleitung folgte ein Räuspern. Weder sprach Menecrates besonders gerne noch eignete er sich scheinbar dafür. Stets trocknete der Hals binnen Minuten aus und begann zu kratzen. Aber ein Consul ohne Worte war wie ein Baum ohne Blätter und zum Tode verurteilt, also verband er das Unvermeidbare mit den eigenen Vorhaben, was bei diesem Thema bestens gelang.


    "Zuerst möchte ich auf die Lage des Staates im Innern eingehen. Nicht nur, weil das naheliegend ist, sondern weil es an dieser Stelle deutlich mehr zu sagen gibt. Vor Monaten sah die Lage wenig rosig aus: Es gab Unruhen in einem Ausmaß, wie ich sie in Rom noch nicht erlebt habe. Blicke ich heute auf unsere Lage, stellt sich ein Gefühl der Erleichterung und Beruhigung ein. Unsere Stadteinheiten haben vorbildliche Arbeit geleistet und für Ruhe und Ordnung gesorgt. Unser Kaiser hat die Gefallenen und diejenigen Lebenden mit Verdiensten geehrte. Er hat dafür gesorgt, dass unsere Soldaten eine Reinigung erhielten und für uns alle Sühnungsopfer dargebracht. Der Friede mit den Göttern ist wiederhergestellt und das Stadtleben nimmt seit geraumer Zeit wieder seinen gewohnten Verlauf.
    Ich halte es jedoch für einen Fehler, nach der Bekämpfung der Symptome, sich zufrieden zurückzulehnen und keine Ursachenforschung zu betreiben. Aus diesem Grund steht auf meiner Agenda die Bildung einer Projektgruppe, die sich genau diesem Thema widmen wird. Ein Abgleich mit den Ergebnissen der Stadteinheiten ist vorgesehen."


    Vor dem nächsten Punkt legte er eine kurze Atempause ein.
    "Die Lage an den Außengrenzen ist weitgehend ruhig. Wir haben in Germanien sogar einen nennenswerten diplomatischen Erfolg zu verzeichnen. Es wurde ein vierjähriger Friede ausgehandelt, der auf der einen Seite Kornlieferungen an die Barbaren beinhaltet und auf der anderen die Rekrutierung von Stammessöhnen, die unsere Auxiliartruppen verstärken. Verhandlungsführer war übrigens der amtierende Quaestor Consulum Flavius Gracchus."
    Auch hier legte er eine Pause ein, denn Ehre soll derjenigen erfahren, dem Ehre gebührt, und die hatte der junge Gracchus verdient. Würde der Consul ohne Unterlass weitersprechen, lenkte er die Aufmerksamkeit der Senatoren zu schnell von dieser Tatsache weg.


    "Ein weiterer nennenswerter Punkt ist der armenische Thron, der meines Wissens noch immer unbesetzt ist." Menecrates blickte fragend zum Kaiser, der als Vater des Caesar von allen am besten informiert sein müsste.

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