Der Winter in Germanien war in diesem Jahr ungewöhnlich dunkel.
Seneca hatte das Gefühl, dass er die Sonne schon seit den Tagen vor den Saturnalien nicht mehr gesehen hatte und sehnte sich nach ein wenig Wärme und dem satten Grün der Pflanzen und Gräser. Doch die Zeit spielte gewissermaßen für ihn, das war nun einmal der Lauf der Dinge und bald würde der Frühling da sein, die Pfade wären alle wieder begehbar, das Leben würde zurückkehren auf die Straßen und Plätze, auf die Felder und in die Wälder, und damit wohl auch der höhere Bedarf an Kontrolle und Präsenz römischer Truppen.
Dank der hohen Anstrengungen hinsichtlich der Versorgung im letzten Herbst war die Truppe gut durch das gröbste im Winter gekommen. Nun war die Zeit der knappen Rationierung und der schieren Ausbesserungen an Gebäuden und Material vorbei. Die Ala musste sich auch ihrem Winterschlaf erheben. Ein müder Riese musste sich schütteln, die Schwerter geschliffen werden, die Pferde mussten aus ihren Ställen etwas abseits des Kastells zurück ins Lager geholt werden um die Truppe wieder voll einsatzbereit zu kriegen.
Kurzum: Es gab einiges zutun.
Seneca hatte bereits am frühen Morgen alle Offiziere versammeln lassen um ihnen alle Details zu vermitteln. Die Turma I würde weiterhin die Region kontrollieren, während die Turmae VIII bis XII alle Pferde und das Material in Bereitschaft versetzen.
Es war ein weiteres Jahr in Germanien, und auch Seneca älter, ruhiger und zugegeben, auch bequemer, wurde, ging er an diesem Tag doch noch immer voller Tatendrang durch 'sein' Kastell.