[Vicus Navaliorum] -- Abschied eines Präfekten

  • Sim-Off:

    Ich weiß nicht, ob Front bei den Römern schon erfunden war, wenn nicht hat es der Kapitän der Fluss-Bireme gerade getan.


    Der offizielle Abschied war bereits vorüber, sein Gepäck war bereits an Bord der Flussbireme, die ihn bis Augusta Raurica bringen würde von wo aus er seine Reise fortsetzen würde.
    Nach der Parade hatte er Esquilina bei der Hand genommen und sie über die Hauptstraße Mogontiacums geführt, vorbei an dem Haus ihrer Freunde, wo sie so manche Stunde verbracht hatten, vorbei an den Tempeln an denen sie in den letzten jahren ihre Opfer vollzogen hatte, wo er Esquilinas Heilung erbeten hatte, vorbei auch an ihrem alten Schulhaus. Sie hatten das Forum überquert und standen jetzt an der Anlagestelle direkt gegenüber der prota praetoria. Mit der ganzen Stadt dazwischen. Imposant bot sich ihnen der Anblick des Schiffes. Die Seesoldaten waren an der niedrigen Rehling angetreten und standen dort wie eine Schlachtreihe aufgereiht.


    Vor dem Schiff standen einige städtische Beamte, vor allem aber ihre Freunde.
    "Es ist so weit!" Licinus hatte einen Kloß im Hals und unterbrach sich. Er reichte der nächststehenden Person die Hand und rückte zu.
    Esquilina sagte gar nichts, nur stumme Tränen des Abschiedsschmerzes liefen ihre Wangen in einem unablässigen Strom hinunter.


    Sim-Off:

    Es sind alle eingeladen und wer immer die erste Person sein mag: Der Händedruck hat es in sich.


    @die Herren Militärs: Wer hier mitmachen will und bei der Parade war, ist vermutlich mit Licinus hergekommen und hat ihn erst auf den letzten Metern überholt. Das hat dieser aber nicht mitbekommen, weil er zu sehr mit seinen Eindrücken beschäftigt ist.

  • Es war wohl der schwerste Morgen seit langem im Hause Iunia-Decima gewesen. Seneca hatte kaum geschlafen in dieser Nacht und sich kurz vor Sonnenaufgang bereits aufgemacht zum Kastell, wo er eine Abordnung der Ala zusammenstellte und sich selbst in seine feinste Paraderüstung presste, schweren Herzens, und mit einem Seufzen machte sich Seneca samt Entourage auf um den Präfekten der Legio II zu verabschieden.
    Es kam nicht alle Tage vor, dass ein so hochrangiger Offizier die Truppe verließ, weshalb so ein Aufwand gerechtfertigt war. Viel schlimmer und seltener war jedoch der Abschied eines so guten Freundes, und der persönliche Verlust wog weit schwerer als der militärische.
    Senecas Frau samt Tochter hatten ebenfalls ihren Weg zum Steg gefunden, jedoch natürlich nicht mit dem Militär, doch auch Silana flennte wie ein Schloßhund ob des Weggangs ihrer einzigen wirklichen Freundin Esquilina.



    "Ala, state!" brüllte Seneca gebrochen ob des Kloßes in seinem Hals, während er sich vom Pferd schwang und auf seinen Kameraden zuging.
    Noch bevor er ankam rannte Silana auf Esquilina zu um ihr eine ihrer Puppen mitzugeben. Sie war jünger als Esquilina, und diese Puppe bedeutete ihr viel.
    Seneca indes ergriff die Hand seines Freundes.
    "Ja... Es ist so weit." sagte Seneca sichtlich bedrückt bevor er seine Lippen zusammenpresste und den Blickkontakt mit Licinus mied.
    "Ich wollte dir noch danken Marcus, dafür, dass du mir immer ein treuer Freund warst, der beste den man sich hätte wünschen können." noch immer ließ er seine Hand nicht los, und fand nun doch den Blick des Iuliers, wobei sich durchaus eine bittersüß-glasige Schicht in seinen Augen bildete "Und danke, dass du mich in Vicetia nicht getötet hast." scherzte er um seine Unsicherheit zu überspielen, wobei ein kurzes Lachen, mehr ein Schnaufen die leidliche Stimmung durchbrach.

  • Als Licinus durch die angetretenen Reihen der Ala paradierte -- waren die nicht gerade noch auf dem campus gewesen -- kam sein Weg das erste Mal auf eine Art ins Stocken, die er bewusst spürte. Seine eigenen kleinen Verzögerungen auf dem Weg waren ihm nicht bewusst gewesen, aber als sich ein kleiner Mensch nun aus den Reihen der Ala löste, das hieß zwischen ihnen hervorschoss musste er anhalten. Silana und Esquilina langen sich so fest in den Armen, dass sich die Tränen auf ihren Tuniken vermischten.
    Wortlos schenkte Silana Esquilina ihre Puppe und Esquilina fühlte sich ganz elend, denn sie hatte kein Geschenk für ihre kleine Freundin bei der Hand. Stattdessen griff sie an ihren Haarschopf und nestelte an einem ihrer Ohrringe. Das stabile Gebilde mit dem blauen Stein in der Mitte fiel ihr in die Hand. Sie hätte ihn Silana wohl angezogen -- hätte diese nur Ohrlöcher gehabt. Stattdessen blieb ihr nur den Ohrring in die kleine Faust zu drücken. "Vergiss mich nicht," flehte das eine Kind das andere an. "Irgendwann besuchen wir uns. Ganz bestimmt." presste sie noch heraus, bevor ihr die Stimme versagte.


    Das war nun etwas, was auch Licinus nur mit den größten Mühen verhindern könnte.
    "Ja, Aulus. Das ist es."


    "Gleichfalls mein Freund, gleichfalls! In Treue fest!" Viele Jahrhunderte aber nur wenige dutzend Kilometer später würde ein germanisches Fürstenhaus diesen Spruch zu seinem Wahlspruch erheben.
    Er drückte die Hand seines besten Freundes.
    "Vielleicht, hoffentlich ..." er ließ den Satz unvollendet, aber beide wussten sie, was er sagen wollte "sehen wir uns eines Tages wieder". Unausgesprochen hingen die Worte im Raum. "Ich würde mich freuen."

  • Der Tag des Abschieds war da. Marcus Iulius Licinus und sein kleines Sonnenscheinchen Esquilina würden Mogontiacum und Germania superior verlassen in Richtung Rom. Alpinas Herz war schwer. Wieder würde sie Abschied nehmen müssen von einem Mann, der ihr sehr ans Herz gewachsen war. Sie mochte seine ruhige und bescheidene Art. Er würde ihr sehr fehlen. Die Freundschaft mit ihm und die Beschäftigung mit Esquilina hatten ihr durch eine schwere Zeit geholfen, hatten sie zumindest kurz vergessen lassen, wie einsam sie war.
    Sie merkte wie sich die Tränen in ihren Augen sammelten.


    Ursi weinte schon. Sie hatte sich an Esquilina geklammert so lange es möglich gewesen war. Jetzt war der Zeitpunkt loszulassen.


    Alpina kniete sich noch einmal hin um Esquilina zu umarmen. Ihre Hände kraulten den blonden Lockenschopf des Mädchens.
    "Du wirst mir fehlen, Kleines! Aber wir schreiben uns und wer weiß, vielleicht kann ich dich ja auch irgendwann mal besuchen kommen." Sie wusste selbst wie unwahrscheinlich das war.
    "Du hast eine Menge Dinge hier gelernt, mit denen du in Rom sicher Eindruck schinden kannst! Du wirst es schon sehen. Und vor allem noch eines: pass gut auf deinen Vater auf! Er neigt dazu das nicht selbst zu tun."


    Der Blick der Raeterin ging zu Licinus. Sie dachte an seine Verletzungen, die Gehirnerschütterung und seinen unermüdlichen Einsatz am Krankenbett der Kleinen. Ein letztes Mal drückte sie Esquilina, dann stand sie auf und ging zu Licinus. Sie hatte sich nie getraut, den Mann, der ihr so viel Respekt abnötigte, zu umarmen. Nun aber konnte sie nicht anders. Es mochte das letzte Mal sein, dass sie einander sahen. Sie ging auf die Zehenspitzen und umarmte den Präfekten.
    "Alles Gute, Licinus! Pass gut auf Esquililna auf und schreib mir bitte! Nicht vergessen, hörst du?"


    Nun tropften doch ein paar Tränen auf die schicke Kleidung des Präfekten.


  • Als das Kommando erschallte schwangen sich Reiter der Ala II. in einer einzigen Bewegung vom Pferd und nahmen Haltung an. Ein Bild dass so manchen beeindrucken würde wenn jener noch nicht oft mit dem Einheitssinn des Militärs in Berührung gekommen ist.


    Auf einer imaginären Linie standen nun die Equites, knapp dahinter ihre Pferde, um dem Praefectus Castrorum respektvoll zu verabschieden. Rasch hatte die Nachricht ihre Runde gemacht obwohl keine offizielle Information die, Ala erreicht hatte. Der Praefect Iunius allein war Wissensträger aufgrund der engen Freundschaft die die beiden Männer verband.

  • Auch ihre zweite kleine Freundin drückte sie in einer nicht enden wollenden Umarmung. Auch hier vermischten sich Tränen zweier kleiner Mädchen und auch hier musste Ursi versprechen, dass sie Esquilina nicht vergessen würde. Diesmal wechselte ein Ring den Besitzer, den Esquilina Ursi als Erinnerung schenkte.
    Zu ihrer großen Freundin flüsterte sie.


    "Das wär toll." dann warf sie einen scheelen Seitenblick auf ihren Papa. Sogar das Kind hatte schon gemerkt, dass Licinus gelegentlich in seiner Arbeit gefangen geriet und viel zu spät und ohne Essen ins Bett ging. Und nun war Pina nicht mehr da, um alle immer wieder gesund zu machen.
    "Ich pass auf!" versprach sie und ihre Brust schwellte vor Stolz, dass Pina ihre Aufgabe ja doch irgendwie gerade auf sie übertrug.


    Auch Licinus fand sich bald darauf in einer heftigen Umarmung.
    "Danke Alpina," meinte er mit belegter Stimme. "Danke für alles."
    Ein wenig überfordert von den Tränen, von denen er spürte, wie sie seine tunica befeuchteten, strich er ihr befangen über den Rücken. Schweigend standen sie ein paar Augenblicke da.
    "Na, ein alter Mann ist kaum so viele Tränen wert." Ein schwacher, wirklich ganz schwacher Versuch einen kleinen Scherz zu machen. Vielleicht sogar unpassend. Und dabei gelang es ihm selbst nicht ein Lächeln auf sein Gesicht zu zwingen, als er Alpina so sah, geschweige denn die Tränen aus seinen eigenen Augen zu verbannen.
    "Ich schreibe dir, sooft ich kann. Sobald ich in Rom angekommen bin. Versprochen."


    "Dir auch kleine Bärin!" und strich Ursicina mit der Hand, die Alpina nicht umarmte über den Kopf. "Ihr zwei werdet nicht vergessen werden. Das ist sicher!" Und das war es.

  • Natürlich war auch die Duccia gekommen um sich zu verabschieden. Sie hasste Abschiede und hätte sich am liebsten hiervor gedrückt. Aber der Präfekt und seine kleine Tochter lagen ihr am Herzen, so wollt sie sich nicht einfach gehen lassen ohne ein letztes Wort.
    Auch sie drückte erst die Kleine und flüsterte ihr zu. "Pass gut auf deinen Vater auf. Und auch auf dich und wenn es dir doch zu öde wird in Rom, dann kommst du einfach wieder her. Für dich wird immer ein Platz in unserem Haus sein. Und hier…." Runa deutete auf ihr Herz. "…hier hast du einen ganz festen Platz." Sie gab dem Kind einen liebvollen Kuss auf die Stirn, bevor sie nun Licinus ebenfalls umarmte. "Pass mir ja auf die Kleine auf. Hörst du? Pass auf, dass sie einen guten Lehrer bekommt. Und pass auf dich auf. Nicht das mir Klagen kommen." ja Runa versuchte zu scherzen, konnte aber dennoch nur mühsam ihre Tränen unterdrücken und eine einzelne Träne stahl sich aus ihrem Augenwinkel und fiel ihr die Wange herab. "Ich wünsche euch eine gute Reise

  • "Ich pass auf!" wiederholte Esquilina der zweiten Frau. Und der Stolz schaffte etwas, was alle Tröstungsversuche nicht geschafft hatten. Die Tränen flossen ein wenig langsamer, die Wangen herunter. Diese beiden starken Frauen, Esquilinas große vorbilder, hielten sie für groß genug auf ihren eigenen Papa aufzupassen.
    "Ich besuch dich irgendwann. Versprochen." meinte das Kind mit feierlichem Gesicht.


    "Nun, die beste kann sie nicht haben. Die bleibt ja hier. Leider."
    meinte Licinus schwach.
    "Aber ich werde zusehen, dass sie das beste bekommt, was Rom bieten kann." Zumindest wünschte er sich das. Aber auch das war unrealistisch. Die Preise, die die Aristokratie für Lehrer zahlen konnte, würde er sich schlicht nicht leisten können.
    "Danke Runa. Danke für alles!"
    Dann drückte er sie ein letztes Mal, fühlte sich dabei viel unbefangener als noch ein paar Tage zuvor.

  • Zitat

    Original von Andriscus
    Als das Kommando erschallte schwangen sich Reiter der Ala II. in einer einzigen Bewegung vom Pferd und nahmen Haltung an. Ein Bild dass so manchen beeindrucken würde wenn jener noch nicht oft mit dem Einheitssinn des Militärs in Berührung gekommen ist.


    Auf einer imaginären Linie standen nun die Equites, knapp dahinter ihre Pferde, um dem Praefectus Castrorum respektvoll zu verabschieden. Rasch hatte die Nachricht ihre Runde gemacht obwohl keine offizielle Information die, Ala erreicht hatte. Der Praefect Iunius allein war Wissensträger aufgrund der engen Freundschaft die die beiden Männer verband.


    Von der Legion hatte er sich auf dem campus verabschiedet, von seinen Freunden gerade jetzt. Es blieben die Soldaten der Hilfstruppen, die die letzten Meter zur Anlegestelle säumten.
    Esquilina in der einen, die neue hasta in der anderen hand trat er durch das Ehrenspalier, salutierte vor den Feldzeichen. Dann betrat er die Planke, die auf das Schiff führte. Als er Esquilinas Zögern bemerkte, nahm er sie kurzentschlossen auf den und betrat mit Kind das Schiff. An der Reling drehte er sich nochmal um und beide winkten den Leuten ein letztes Mal zu, bevor sie das Schiff betraten.
    Dieses kam nach einem Austausch von Grüßen mit den Schiffsoffizieren zum Leben und legte ab. Esquilina stand noch lange an der Reling und winkte der verschwindenden Stadt zu, den Rhein um en paar Trophen Wasser vergrößernd. Licinus stand mit eiserner Miene neben ihr und schwieg.


    Sim-Off:

    Und das war das.


    Ich danke nochmal allen "germanischen" Mitspielern, insbesondere all jenen, die an diesem schönen Abschied mitgewirkt haben. Wir kommen wieder. Irgendwann. :wink:

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