Oecus | NTC et SAL - Tiberischer Besuch

  • Der Oecus war für den Empfang des Gastes bereitgemacht worden. Die Türen zum Garten standen weit offen, so dass die frische Frühlingsluft hereinströmen konnte und mit ihr der Duft der langsam aufblühenden Flora der bepflanzten Beete. Zwei schmale Liegen standen ebenso bereit wie ein paar bequeme Korbsessel, und hinter den Säulen standen vereinzelt Sklaven bereit, die Herrschaften mit Getränken und kleinen Häppchen zu versorgen oder Dinge, die benötigt wurden, eben schnell und lautlos herbeizuschaffen. So hatte Sextus seine Sklaven am liebsten: lautlos und unsichtbar.


    Er selbst hatte den Morgen und einen guten Teil des Vormittages mit der neuen Sklavin verbracht, die der Maiordomus gekauft hatte. Ein hübsches, junges, schwarzhaariges Ding von sonstwo, das kaum eine zivilisierte Sprache konnte. Aber für die Zwecke, die Sextus für sie im Sinn hatte, musste sie auch nicht reden können. Einen guten Teil dieser Zeit hatte sie dafür noch nicht einmal die Gelegenheit.
    Eigentlich war er nicht derart schwer zufriedenzustellen, aber nach dem kleinen Spiel mit seiner Cousine plagte ihn ein Verlangen, das er nur schwer in andere Bahnen gelenkt bekam. Aber solange sein Maiordomus hier regelmäßig für Nachschub sorgte und andere Sklavinnen wieder verschwinden ließ, ehe sie für den Hausherren unangenehme Probleme zur Schau tragen konnten, ging es schon.


    Danach hatte er ausgiebig gebadet und ein wenig die wieder gewonnene Freizeit genossen. Wenn man gerade nicht im Amt war, boten sich plötzlich wieder fast vergessene Freiräume. Noch ein paar Briefe – um etwas produktives zu tun – und ein paar Recherchen in Büchern später war es auch schon Zeit für den angekündigten Gast.
    Eigentlich hatte Sextus keinen übergroßen Bedarf daran gehabt, den Bruder des Tiberius Verus zu empfangen. Letzterer hatte seine Zeit hier in der Villa nicht unbedingt dazu genutzt, einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Sextus konnte nach wie vor nicht verstehen, wie ein Patrizier seine Zeit als Fußsoldat verschwenden konnte. Und dass der Tiberius das auch noch mit einem Stolz und einer Verve zur Schau stellte, grenzte beinahe schon an eine Beleidigung. Dann noch der Auftritt bei der Cena, die Sextus gegeben hatte, und fertig war das Bild eines Mannes, den Sextus nun wirklich nicht vermisste. Dass der Mann sich noch nicht einmal ordentlich verabschiedet hatte oder wenigstens höflichkeitshalber nach Sextus' Meinung zum Neuaufbau der Villa Tiberia erfragt hatte, war da dann nur noch der letzte Tropfen in einer Amphore.
    Es blieb nur zu hoffen, dass dieser Tiberius Caudex mehr nach seiner Schwester schlug. Von Tiberia Corvina hingegen hatte Sextus einen durchweg positiven Eindruck. Nicht nur, weil sie genau seiner Vorliebe entsprach: Hellhäutig, dunkelhaarig, jung, schlank, aristokratisch. Wäre die schrullige Tiberia Maximila nicht gewesen, die die junge Tiberia wie eine Amme bewachte, er hätte nur zu gerne seinen Charme an ihr ausgetestet und gesehen, ob er sie nicht vielleicht in einem Anflug von jugendlichem Leichtsinn oder Dankbarkeit in sein Bett locken konnte.


    Aber Tiberius Caudex war weder sein Bruder, noch seine Schwester. Als er also in den Oecus geführt wurde, begrüßte Sextus den Mann höflich. “Salve, Tiberius. Möchtest du etwas trinken?“ Bereit standen neben Wein und Wasser selbstverständlich auch Posca, den der Hausherr auch selbst beständig trank.
    Dass der junge Mann eine einfache Tunika im Gegensatz zur Toga trug, bemerkte Sextus dabei natürlich und war nicht unangenehm überrascht. Er selbst hatte ebenfalls nur eine mittelblaue Tunika an, dazu ein Paar Armreife und einen einfachen, beschlagenen Gürtel, das war's an Schmuck. Mancher Besucher machte aus seinem Besuch einen Staatsakt und kam in Toga und mit Gold überhäuft vorbei. Bei solch inoffiziellen Treffen aber fand Sextus es erheblich bequemer, sich nicht in Schale zu werfen und erwartete selbiges daher auch nicht von seinen Gästen.

  • Nun stand ich also hier in eine meiner besseren Tunika gekleidet um den ersten mehr oder minder offiziellen Auftritt hinter mich zu bringen. Ja ich hatte weise gewählt. Denn dies hier war kein Staatsakt, sondern ein Besuch unter Freunden. Oder zumindest so etwas in der Art. So konnte ich wenigstens üben den bekannten dieser Stadt gegenüber zu treten ohne gleich vor Verlegenheit im Erdboden zu versinken oder mich bis auf die Knochen zu blamieren. „Aurelius ich danke dir für dein Willkommen und auch für deine Zeit.“ sagte ich zunächst. „Einem verdünnten Wein wäre ich nicht abgeneigt.“ War meine Antwort auf die Frage nach meinem Getränkewunsch. Immer noch überlegte wie ich es anstellen sollte, mich vernünftig, für all das was dieser Mann getan hatte zu bedanken und mich für meinen Bruder, von dem ich annahm, das er hier mit Anlauf in jeden Eimer mit Exkrementen der herumgestandenen hatte gehüpft ist, zu entschuldigen. Ich entschied mich für den Augen zu und durch Weg. „Werter Aurelius ich bin hier um mich im Namen meiner Familie bei dir zu bedanken. Du warst es, der unserer Familie in Zeiten der höchsten Not zur Seite gestanden und den Überlebenden meiner Familie Unterkunft und Schutz geboten hat. Ich weiß du sagtest ein Dank sei nicht nötig, da dies selbstverständlich sei. Doch ist es mir ein Bedürfnis mich persönlich zu bedanken.“ So der erste einfache Teil war geschafft, nun hieß es Abbitte für meine Soldatenbruder zu leisten.“Ich bin auch hier um mich für meinen Bruder Aulus zu entschuldigen. Ich weiß zwar nicht was er angestellt hat, aber ich kenne meinen Bruder und seine.... nun sagen wir unkonventionelle Art, so das ich mir sicher bin, dass er nicht den besten Eindruck hinterlassen hat.“ So den Bruder hatte ich dann mal ordentlich in die Pfanne gehauen, aber das konnte er ab, außerdem war er das gewohnt und er pflegte ein Image als schwarzes Schaf der Familie ja auch bei jeder Gelegenheit.
    „Ich möchte mich also auch im Namen meines Bruder bei dir für alle Unannehmlichkeiten in der Zeit entschuldigen.“ So jetzt war das raus und mir ging es zumindest ein klein wenig besser und ich stand nun hoffentlich nun etwas besser da als mein Bruder. Dennoch blieb ich voller ungeduldiger Erwartung ob der Erwiderung des Aurelier zurück und konnte nur auf ein Verständnis und darauf, dass er uns nicht über einen Kamm scherte hoffen.

  • Der Gast erhielt also seinen Wein, und Sextus bot ihm mit einer Geste auch einen Platz an. Da niemand von ihnen eine Toga anhatte, die verrutschen und knittern würde, konnten sie es sich auch bequem machen, als hier möglichst formal und dekorativ im Raum herumzustehen.
    Tiberius Caudex fing auch gleich an, zu reden, und Sextus hörte zu, während er sich selbst auf eine der Liegen vorerst setzte. Den ersten Teil kannte er ja schon, etwas ähnliches hatte der junge Mann ja auch geschrieben, und Sextus hatte auch bereits klar gemacht, dass er für sein Handeln da keinen Dank erwartete. Etwas, das er durchaus ernst meinte. In guten Zeiten hatte jeder viele Freunde, in schweren Zeiten musste man sich auf seine Freunde aber verlassen können. Ja, er hatte den Tiberiern einen großen Gefallen getan und sich als wahrer Freund erwiesen, allerdings war er dabei keineswegs selbstlos. Mit der Zeit würde die Gens Aurelia selbiges auch von den Tiberiern einmal erwarten können. Nicht jetzt, hoffentlich nicht so, aber jeder Gefallen wurde früher oder später erwidert, wollte man vor der Geschichte nicht als neuer Brutus dastehen.


    Der zweite Teil allerdings war doch neu. Natürlich hatte Tiberius Verus sich daneben benommen. Ganz gewaltig sogar. Angefangen von seinem Auftritt, bei welchem er gleich 'aus Dankbarkeit' eine Aurelia heiraten wollte, als seien die Frauen eine Last für diese Gens, über seinen Auftritt bei Sextus Wahlkampffest bis hin zu seinem Abzug ohne ein Wort des Abschiedes. Aber Sextus hatte es nie thematisiert, und er hätte nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet der jüngere Bruder des Tiberiers genau dies thematisieren würde.
    “Nun, in jeder Familie gibt es schwarze Schafe“, erwiderte Sextus also diplomatisch. Die einzelnen Verfehlungen wollte er nach wie vor eigentlich nicht vertiefen. Geschehen war geschehen, da würde auch ein Gespräch nichts daran ändern. Außer, dass der junge Mann vor ihm sich vermutlich fortwährend weiter in Entschuldigungen erging.


    “Und du bist nur gekommen, um diese Entschuldigung persönlich vorzubringen?“ fragte Sextus dann doch das offensichtliche. Für diese wenigen Worte machte sonst kaum jemand einen Termin aus, in dem er um etwas Zeit bat. Das ging auch mal eben zwischen Tür und Angel, oder per Brief, oder sonstwie. Aber gut, es gab auch Dinge, die gab es gar nicht. Manche Menschen baten schließlich auch um einen Termin, um aus heiterem Himmel um Prisca anzuhalten oder um Geld von nicht-existenten Schiffen eintreiben zu wollen. Da wäre ein junger Mann, der sich einfach für seinen Bruder schämte, schon fast wieder normal.

  • Na das war dann ja mal ein Treffer gewesen, mein Bruder hatte sich tatsächlich von seiner schlechtesten Seite gezeigt. Auch wenn der Aurelier nichts weiter dazu sagte, konnte ich mir meinen Teil denken. Ich war froh das er das nicht weiter zum Thema machte, sonst würde ich meine zeit tatsächlich mit einer Entschuldigung nach der anderen verbringen müssen.
    Da wir diesen für mich nun so unangenehmen Teil hinter uns gebracht hatten wurde ich auch sichtlich gelöster und machte es mir nun ebenfalls bequem. „Nun ja in erster Linie bin ich tatsächlich gekommen um mich zu bedanken und nun ja mehr oder minder abbitte für meinen Bruder zu leisten. Er gehört nun mal zur Familie.“ Sagte ich was wohl nichts anderes hieß als, dass man sich Familie nicht aussuchen konnte, man musste sie nehmen wie sie eben war.
    „Aber natürlich bin ich auch hergekommen um dich kennenzulernen, da wir ja einander gänzlich unbekannt sind. Ich bin ja gerade erst vom Landgut meiner Familie hier her nach Rom gekommen.“ Erklärte ich un nahm einen Schluck des verdünnten Weines. „Und da ich ja in meiner Familie nur wenige (eigentlich gar keinen) um Rat fragen kann, dachte ich ich nutze die Gelegenheit und frage einen der besten, welchen Rat er mir geben könnte.“ Ich sah den Aurelier an, bevor ich fortfuhr. „Ich habe vor die vergangenen Taten meiner Familie wett zu machen und dafür zu sorgen, das wieder ein Tiberius es bis in den Senat schafft. Ich weiß, dass es ein weiter Weg ist, der wohl nicht einfach werden wird. Deshalb bin ich auf Rat von erfahrenen Männern wie dir angewiesen.“ Schmeichelte ich dem Aurelier, natürlich tat ich das. Aber es stimmte ja auch. Wen hätte ich denn sonst fragen können und der Aurelier verfügte über jene Erfahrung die meinen Verwandten hier in Rom fehlte. „Um diesen Weg nun also zu beschreiten gibt es sicherlich einiges zu beachten? Hier könnte ich deinen Rat gut gebrauchen, damit ich es besser mache als mein Bruder und nicht in jedes Fettnäpfchen trete.“ So nun war es raus. Entweder dieser Tag würde für mich zum Quell der Erleuchtung werden und ich bekam nützliche Tips oder ich flog achtkantig raus. So wartete ich nun gespannt auf die Reaktion des Hausherren.

  • Für wie alt hält der Schleimer mich? Sextus hörte mit stoischer Ruhe den Ausführungen von Tiberius Caudex zu, aber kam wirklich nicht umhin, sich zu fragen, wann bitte er denn so alt geworden war. Als nächstes bot der Tiberius ihm noch einen bequemeren Sitzplatz an und fragte, ob er sein Essen schon pürieren ließ!
    Der Plan, nach diesem Treffen noch einmal die neue Sklavin ins Bett zu zerren und ihr, ihm und der gesamten Welt zu beweisen, dass er definitiv noch nicht alt war, manifestierte sich. Falls Tiberius Caudex das irgendwie als Kompliment gemeint hatte, dann verpuffte es vollkommen wirkungslos. Erfahrene Männer... am Arsch!


    Sextus war wirklich versucht, dem jungen Mann nahe zu legen, dass eines dieser Fettnäpfchen durchaus darin bestand, andere Leute älter zu machen, als sie waren. Er war 36, verdammte Hacke, und nicht 60!
    Aber nein, Ruhe bewahren. Fehler merken und bei Gelegenheit zurückschlagen, niemals aus Impuls, das war Sextus' Devise. Sowieso, was sollte er machen? Tiberius Caudex mit dem Krückstock hauen, oder ihm das Gebiss hinterherwerfen? Erfahren....


    Sextus räusperte sich also, ehe er zu einer Antwort ansetzte. “Du hast durchaus eine stolze Familientradition, auf die du zurückblicken kannst. Nur, weil einige Senatoren sich beharrlich weigern, den Namen von Tiberius Durus zu rehabilitieren aus kleinlicher Rache an jemandem, der sich nicht länger wehren kann, und lieber den Lügen eines erwiesenen Thronräubers und dessen Günstlingen glauben wollen, solltest du dennoch nie auch seine großen Werke für den Staat darüber vergessen oder gar in Abrede stellen.“ Der lauteste dieser Ignoranten war nach wie vor Claudius Menecrates, der wohl noch auf dem Totenbett weiterhin seine Verschwörungstheorien hinauskeuchen würde.
    “Und für das übrige ist der Weg derjenige, der für jeden jungen Mann das Ziel sein sollte: Einen guten Patron zu finden, der bestenfalls das Gehör des Kaisers hat oder aber soviel Einfluss, dass dies den Weg etwas ebnet. Und als zweites natürlich eine passende Hochzeit zu beidseitigem Vorteil und angemessener Mitgift.“ Allerdings war das wohl kaum ein geheimer Tipp. Diese zwei Punkte sollte jeder junge Mann da draußen bereits kennen, wenn er nicht nur als Tagelöhner enden wollte. Und selbst DIE wussten das normalerweise.

  • Fettnäpfe, ja das konnte wir Tiberi gut. Gut normalerweise war mein Bruder dafür zuständig und ich war mir ja nicht mal bewusst, dass ich gerade erfolgreich meinem Bruder nacheiferte. Wer konnte auch ahnen, das erfahren für den Aurelier alt hieß. Erfahren war einfach erfahren. Immerhin hatte er mir ja 16! Jahre Lebenserfahrung voraus.
    Aber da ich ja nicht wissen konnte, dass ich einen wunden Punkt bei dem Mann getroffen hatte, lauschte ich seinen Ratschlägen. „Nun den Namen meiner Familie und auch den des Tiberius Durus reinzuwaschen und seine Reputation wiederherzustellen, ist eines meiner Ziele. Ich weiß, dass ich da auf sehr große Widerstände stoßen werde.“ Sagte ich ein wenig nachdenklich, es erfreute mich nämlich zu hören, dass der Aurelier scheinbar in dieser Sache auf meiner Seite war, das würde ich mir für die Zukunft merken und „Seine großen Werke sind es, die mich anspornen und seinen Namen wiederherzustellen ist mein Ziel. Dies kann ich aber nur erreichen, wenn ich es schaffe, dass unser Name in Rom wieder Gewicht hat.“ Natürlich wusste ich um die Verdienste meiner Familie, aber ich war mir auch bewusst, dass ich hier in Rom nicht gerade offenen Türen einrennen würde, wenn ich fordere, dass Tiberius Durus von allen Vorwürfen frei gesprochen wird. Aber der Aurelier lieferte mir zumindest einiges an guten Vorlagen, die ich eines Tages gegen die Gegner meines Ahnen verwenden könnte.
    Einen gute Patron, genau das war der springende Punkt. Wer verdammt noch mal hie rin Rom war ein guter Patron? Mein Bruder war mir in dieser Beziehung bisher keine Hilfe, also würde ich wohl den erfahrenen (:D) Aurelier fragen müssen. „Kannst du mir einen guten Patron empfehlen?“ Lautete dementsprechend nun auch meine nächste Frage. Den Aurelier nach einem Patronat zu fragen getraute ich mich nun wirklich nicht. Wir standen eh schon bis zum Hals in der Schuld des Mannes hier vor mir. Genau aus diesem Grund sah ich auch davon ab zu fragen, ob er denn nicht noch einen Klienten gebrauchen könnte.
    Eine passende Hochzeit, ja das war wohl unausweichlich. „Nach einer passenden frau habe ich mich bisher noch nicht umgesehen.“ Gestand ich ein, ich wollte ja auch nicht irgendeine Frau, sondern eine die mir wirklich von Nutzen sein konnte. So was brach man nicht übers Knie. „Eine Ehe will gut überlegt sein, ich werde mich aber alsbald umsehen nach einer passenden Partie.“ Das nicht jede Familie hurra schreien würde, wenn ein kleiner Tiberier, die niemand kannte anklopfte und nach einer Ehe fragte war mir klar. Ich würde also zumindest ein, zwei Erfolge vorweisen müssen, damit man mich auch als gute Partie, der man seine Tochter mit einer nicht unerheblichen Mitgift gab, sah. Oder meine Bruder musste, sofern er denn wieder genesen würde, eben ran und eine einflussreichen Familien erpressen mit den kleinen schmutzigen Geheimnissen, die seine Männer so sammelten. Egal wie, ich würde schon eine passende Frau bekommen.
    Da ich mich ja nicht nur auf mein Können und mein Gutes Aussehen verlassen kann, war da doch noch etwas um das ich den Aurelier bitten musste. „Aurelius, ich wüsste gern, was die Götter für mich bereit halten. Du als Haruspex Primus bist der richtige Mann, der mir sagen kann, ob die Götter für mich eine erfolgreiche Zukunft vorgesehen haben. Würdest du dies für mich tun?“ Nun wartete ich gespannt was der Aurelier dazu zu sagen hatte. Wenn er zusagte konnte man ja alles weiter besprechen. Also Zeit und Ort der Eingeweideschau, welche Tier am besten geeignet war und so weiter und so weiter. Aber erst mal musste der Mann ja zustimmen, also wartete ich gespannt.

  • “Nun, meinen Widerstand musst du hierbei nicht befürchten. Ich sähe es gern, wenn das unsägliche Kapitel des Bürgerkrieges und sämtliche Verschwörungstheorien dazu endlich zu einem Ende gebracht würden und die Ordnung von früher wieder hergestellt wäre“, bekräftigte Sextus das Vorhaben von Tiberius Caudex. Dass er natürlich an dieser Sache durchaus ein eigenes Interesse hatte, sagte er nicht. Entweder kannte Tiberius Caudex ohnehin seinen Ruf und wusste, dass Sextus zur damaligen Zeit ein Klient von Tiberius Durus gewesen war, oder aber man musste ihm solcherlei Dinge nicht extra noch auf die Nase binden.


    Als der junge Mann dann aber nach einem Patron fragte, wurde Sextus' Miene mehr als stoisch. “Du meinst, einen anderen als mich?“ fragte er trocken zurück. Die Tiberii hatten wirklich ein Geschick dafür, Fettnäpfchen zu finden und mit Anlauf hineinzuhechten. Aber gut, wenn Sextus ehrlich war, hatte er im selben Alter auch seinen Vetter Marcus Aurelius Corvinus um Rat gefragt, wer sich am besten als Patron eignen würde. Natürlich musste man sich hier zuvor informieren. Nur konnte der junge Tiberius hier ja niemanden fragen. Sein Bruder hatte mit seiner Entscheidung, dem einfachen Fußvolk beizutreten, mehr als deutlich gezeigt, dass er von Politik nicht die geringste Ahnung hatte. Frauen waren in solcherlei Dingen ohnehin schlechte Ratgeber, und ältere, erfahrene Verwandte hatte Tiberius Caudex nicht. Vielleicht war Sextus daher hier gerade zum Verwandten-Ersatz mutiert, den man solcherlei eben einfach fragte.
    “Solltest du eine eher militärisch angehauchte Karriere anstreben und in Richtung eines Legatenpostens schielen, wäre Consular Purgitius Macer eine gute Wahl. Er war jahrelang der Leiter der Academia Militaris und hatte selber schon einige Kommandos unter sich. Auch erfreut er sich in der gesamten Senatorenschaft großer Beliebtheit.
    Wenn du eher in Richtung der römischen Collegien gehen willst und dort einen hohen Posten bekleiden möchtest, der natürlich per se dein Ansehen erhöhen wird, dann wäre ebenso Consular Flavius Gracchus eine gute Wahl. Er war unter diversen Kaisern schon Pontifex pro magistro und ist meiner Meinung nach ein guter Anwärter auf den Posten als Flamen Dialis – so er sich dazu entschließt, dieses Amt anzunehmen. Es ist ja auch mit einigen Einschränkungen verbunden.


    Wenn du etwas tiefer stapeln möchtest, könntest du auch Flavius Scato oder Iulius Dives bitten. Allerdings sagt mir meine Erfahrung, dass es durchaus Sinn macht, möglichst ambitioniert bei der Wahl des Patrons zu sein.“ Wo Sextus sich selbst in diesem Geflecht einordnen würde, sagte er nicht. Wenn der junge Mann Anstand besaß, versank er innerlich ohnehin grade im Fußboden.


    Die letztere Anfrage aber versöhnte Sextus ohnehin mit dem vorangegangenen Fehltritt. Endlich! Endlich mal ein junger Mann, der nicht nur vorgab, die Götter zu achten, sondern es tatsächlich auch mal wirklich tat! Zu gerne würde Sextus den vielen Magistraten in Rom einmal kräftig in den Hintern treten, dass sie durch die Bank weg ihre Projekte begannen, ohne dass auch nur einer einmal nach dem Willen der Götter hierzu fragte. Endlich war da mal ein junger Mann, der tatsächlich einmal vorher wissen wollte, was die Götter meinten.
    “Selbstverständlich können wir die Zeichen für dich einholen. Es wäre mir eine Freude, dir den Willen der Götter zu erklären. Am ausführlichsten tun sie diesen für gewöhnlich durch eine Schafsleber kund, aber es gäbe auch die Möglichkeit der Deutung des Vogelfluges oder kleinerer Orakel, die weniger Vorbereitung benötigen. Ganz, wie du möchtest.“ Als Haruspex konnte man schließlich nicht nur in Eingeweiden rumwühlen.

  • Indirekt sagte mir der Aurelier also seine Unterstützung in Sachen Durus zu, das war ja schon mal ein Anfang.
    Plötzlich wurde es heiß hier. Oder war meine Tunika am Hals zu eng? Sich versuchte mir Luft zu verschaffen. Die stoische Mine und die trockenen Frage sprach Bände. Verdammt verdammt verdammt. Ich verschwand nicht nur innerlich im Fußboden, nein ich betete gerade zu den Göttern, dass sich dieser einfach auftat um mich zu verschlingen.
    Ich saß also wie in eine Marmor gehauene Statue da und die aufgezählten Namen zogen an mir vorbei, ohne das ich mir auch nur einen davon wirklich merken konnte.
    Ich verdammter Idiot hätte ihn einfach fragen sollen, ob... aber ich hatte nie im Leben angenommen.. args... verdammt verdammt verdammt. Ja ich war doch wohl nicht so weit weg von meinem Bruder, wie ich mir gern gewünscht hätte. Aber wenigstens hatte ich ja noch die Ausrede der Jugend und der Unerfahrenheit. Aber Ausreden zählten nicht. Also Augen zu und durch und den Gang nach Kanossa angehen. „Nun...“ Es war wirklich verdammt heiß hier oder? „...also natürlich gibt es wohl keinen besseren Patron als dich.“ Begann ich und musste nun wohl Abbitte leisten – mal wieder. „Du hast bereits so viel für meine Familie getan, dass ich es nicht wagte, dich wegen eines Patronates zu fragen.“ Gab ich einfach ehrlich zu. Auch wenn Ehrlichkeit in der Politik wohl nicht immer angebracht war, hier war sie es. Alles andere würde nur aufgesetzt und wie eine Ausrede wirken. „Könnte ich mir den Hoffnungen darauf machen?“ Fragte ich vorsichtig. Ich ging davon aus, das mit der Aurelier nun verbal das Fell über die Ohren ziehen würde und es dann schlicht ablehnen würde, denn ich hatte es verkackt und zwar mit Anlauf. Ich schallte mich innerlich eine Idioten, aber ändern konnte ich es ja nun nicht mehr, sondern nur hoffen.
    So war ich auch froh, dass er meine Bitte den Willen der Götter für mich zu deuten so gut aufnahm. Ich konnte ja auch nicht wissen, dass dies nur wenige taten. Für mich war das schon immer selbstverständlich. „Nun ich denke ich würde die Schafsleber wählen.“ Sagte ich, denn ich wollte schon gern ganz genau wissen, was so alles auf mich zukam. „Welche Vorbereitungen sind dafür nötig?“ Außer dem Schaf natürlich, aber ich denke das verstand sich wohl von selbst. „Ich würde dann alles entsprechend deiner Anweisungen in der Villa Tiberia vorbereiten lassen.“ Sagte ich und damit war dann zumindest wohl schon mal mein Wunschort genannt. Es war ja eine sehr persönliches Anliegen und dies würde ich lieber in der heimischen Villa erläutert bekommen, als in irgendeinem Tempel. Nun traute ich mich auch langsam wieder mich aus meiner Starre zu lösen. Warm war es immer noch hier. Zumindest war es mir immer noch siedend heiß.

  • Na, ob Sextus wirklich glauben sollte, dass Schüchternheit der einzige Grund war, ihn nicht zu fragen, ließ er mal so dahingestellt. Aber er musste dem Jungen jetzt wirklich nicht schon wieder verbal den Kopf abreißen, zumal es fast schon witzig zu sehen war, wie sehr ein Mensch in sich zusammenschrumpfen konnte, wenn er versuchte, unsichtbar zu werden. “Trotz diverser, kleiner Defizite der tiberischen Familie bin ich durchaus gewillt, noch einmal einen Tiberius als Klienten aufzunehmen. Allerdings muss ich an dieser Stelle dann doch einmal auf deinen Verwandten Tiberius Lepidus zu sprechen kommen.
    Ich bin mir nicht sicher, inwiefern dir das damalige Geschehen bekannt ist, daher kann ich dir auch nur meine Sicht der Dinge darlegen und versuche, mich kurz zu halten. Tiberius Lepidus war einst mein Klient und hat durch mein Einwirken nicht nur den Ordo senatorius und einen Platz als Pontifex und als Mitglied der Factio Aurata erhalten, sondern auch stets meine Unterstützung in seiner politischen Laufbahn. Dennoch hat er sich trotz meiner ausdrücklichen Warnung an ihn dazu entschlossen, sich Duccius Vala anzubiedern, und trotz meiner wiederholten Warnung, sie von derlei fern zu halten, seine Schwester mit Duccius Vala so bekannt gemacht, dass es in einer Ehe mündete. Zu deren Feierlichkeiten ich nicht eingeladen wurde. Ebenso hat Tiberius Lepidus es nicht für nötig befunden, mich zu seiner eigenen Hochzeit mit der Schwester meiner Exfrau einzuladen, geschweige denn mich im Vorfeld auch nur darüber zu informieren. Dennoch besaß er die Dreistigkeit, mich um die Überschreibung eines meiner Grundstücke zu bitten für seine Erhebung in den Senatorenstand.“

    Sollte Tiberius Caudex bislang gedacht haben, dass Sextus Tiberius Verus für das schwarze Schaf der Familie hielt, bekam er nun Grund, dies noch einmal zu überdenken. Insgesamt hatte die tiberisch-aurelische Freundschaft schon seit weitaus längerer Zeit gelitten, und dies nicht aufgrund von Dingen, die die Aurelii getan hatten.
    “Ich muss denke ich nicht erwähnen, dass ich ihn als Klienten entlassen habe.“ Und dass Duccius Vala als Verbündeter scheinbar nicht halb so erfolgreich war, wie seinerzeit Sextus, erfüllte den Aurelius doch mit einer gewissen Genugtuung. Denn nun war Tiberius Lepidus irgendwo in der Provinz verschwunden und am Rande der Bedeutungslosigkeit, während Sextus noch immer in Rom war und erst jüngst eine große Gesetzesänderung durchgebracht hatte.
    “Ich bin durchaus ein geduldiger Patron, der keine überzogenen Forderungen stellt, dennoch wünsche ich ausdrücklich, im Vorfeld über Ehen oder Kandidaturen informiert zu sein.“ Und sofern Tiberius Caudex nach dieser Geschichte doch nicht im Erdboden versunken war und seine Sprache wiederfand, würde er auch ihn als Klienten aufnehmen.


    Der zweite Teil des Gespräches war da durchaus einfacher und erquicklicher. “Es bedarf lediglich eines möglichst ruhigen Schafes, das am besten Tags zuvor ein Abführmittel zu fressen bekommen sollte, so dass es entleert ist. An jedem Tag, der nicht unter schlechten Vorzeichen steht und an dem es nicht gewittert, kann dann eine Leberschau stattfinden. Es bedarf keines speziellen Schmucks oder vorangehenden Weihen.“

  • Wo bei allen Götter war das Loch? Groß, schwarz, dunkle und vor allem tief, damit ich drin versinken konnte. Bisher hatte ich tatsächlich angenommen, das Verus die Familie in den Dreck zog, aber scheinbar war sein Bruder noch nicht das Ende der Kette. Im Gegensatz zu dem was ich hier gerade um die Ohren gehauen bekam, war mein Bruder ja glatt ein Weisenknabe.
    Konnte es noch schlimmer kommen? Ich sank bei jeden weiteren Wort weiter in mich zusammen, wenn das so weiter gehen würde, wäre ich bald nur noch ein Häufchen Elend. Nein eigentlich war ich das jetzt schon. So war meine Stimme nun auch eher leise, denn meine Tunika hatte wohl sühnbar beschlossen mir heute die Luft abzudrücken oder war es die unsichtbare Hand des Aurelius, die mir die Luft abdrückte?
    „Nun...“ begann ich also mit krächzender Stimme, was ich mit einem Räuspern versuchte zu korrigieren. „Im Bezug auf diesen Duccier... also da musst du dir keine Sorgen machen. Mein Bruder hasst diesen Germanen. Gemeinsam haben wir beschlossen, dass Tiberia Lucia sich entweder von ihrem Mann trennt und zur Familie zurückkehrt, oder sie wird zukünftig nicht mehr das Recht haben den Namen Tiberia zu führen. Eigentlich sollte das schon in die Wege geleitet sein. Jedoch wurde auf meine Bruder ein Attentat verübt. Derzeit erholt er sich auf unserem Landgut. Sobald er zurückkommt, wird Tiberia Lucia eine entsprechende Nachricht erhalten.“ Sagte ich und hoffte, dass ich den Aurelius wenigstens mit dieser Nachricht milder stimmen konnte.
    „Nein du hast wahrlich keine großen Forderungen.“ Sagte ich denn was der Mann gerade aufzählte war eigentlich selbstverständlich für einen Klienten und genau das formulierte ich nun auch. „Ich denke, das ein guter Klient natürlich immer den Rat seines Patron bei wichtigen Entscheidungen einholt. Wer wäre so verrückt dies nicht zu tun?“ Außer mein total belämmerter Verwandter Tiberius Lepidus fügte ich in Gedanken bei.
    Der zweite Teil des Gespräches war mir auch lieber. „Ich werde alle nötigen Vorbereitungen treffen die für eien Leberschau nötig sind.“ Versicherte ich daher schnell.

  • Im Grunde war es Sextus sogar egal, wer Duccius Vala leiden konnte und wer nicht. Er selbst hatte auch lange genug eine Zweckgemeinschaft mit dem Barbaren geführt und würde ähnliches Verhalten nie jemandem zum Vorwurf machen. Was er Tiberius Lepidus ankreidete, war vielmehr, erst um Rat zu fragen, und dann das genaue Gegenteil davon umzusetzen. Schlimmer noch: Dann noch nicht einmal zu diesem offensichtlichen Fehler zu stehen und zu denken, dass man damit durchkäme. Ein Fehler wäre ja noch verzeihbar. Vielleicht. Theoretisch. Aber dumme Fehler mit noch dümmerer Vertuschung? Nein, das beleidigte Sextus' Intelligenz.


    “Nun, dann hoffe ich, sie bald in Rom wieder begrüßen zu können.“ Wenn die Frau auch nur die Intelligenz besaß, die die Götter einer Fliege gegeben hatten, kam sie schleunigst aus dem unwirtlichen Norden zurück nach Rom und in den Schoß ihrer Familie. Zumal, wie man munkelte, Duccius Vala es geschafft hatte, sich von einem Balken erschlagen zu lassen. Einen toten Ehemann benötigte nun wirklich niemand.


    “Da du gewillt und aufrichtig scheinst, stimme ich zu, dich als Patron zu unterstützen und nach Möglichkeit zu fördern. Ich werde von dir keine Dienste verlangen, die unehrenhaft sind. Dafür verlange ich deine Treue und Hilfe, wann immer ich sie einfordere.“ Soviel zum offiziellen Teil. Dann hatte Sextus also wieder einen tiberischen Klienten. Hoffentlich dieses eine Mal einen vernünftigen.


    “Bezüglich der Leberschau informiere mich bitte zwei Tage im Voraus, damit ich den Termin planen kann“, sagte er dann noch abschließend zu dem anderen Thema ihres Gesprächs.

  • Hatte er gerade...? Hatte er? Ja er hatte. Ich hatte mich nicht verhört oder? Er hatte wirklich. Bei den Göttern! Mit allem wirklich mit allem hatte ich gerechnet, aber damit? Ich würde Fortuna ein großes Opfer darbringen müssen, den scheinbar knutschte die mich gerade um. Ich war ja im Geiste schon die Liste derer durchgegangen, die er mir genannt hatte als Patron, weil ich ja weder zu hoffen geschweige denn mich zu fragen getraut hätte ob ich sein Klient sein darf. Aber er hatte es gesagt, ganz eindeutig. Nero sag was das Schweigen wird gerade saupeinlich. Und jetzt sag bloß nichts falsches. Die richtigen Worte...
    „Ich.. danke dir.“ Na und kommt da jetzt noch was? Nero Tiberius Caudex! Du bist doch sonst nicht auf die Klappen gefallen, also krieg deine Kiemen auseinander und stammle hier nicht vor dich hin, sonst zieht der sein Angebot am Ende noch zurück. „Du ehrst mich Aurelius. Und ich schwöre bei den Göttern, dass dein Vertrauen in mich gerechtfertigt ist. Wann imer du Hilfe anforderst, werde ich da sein.“ Pathetische Worte, aber durchaus ernst gemeint. Ja ich konnte im übertragenen Sinne über Leichen gehen, aber ich wusste auch, wo Treue angebracht war und einen Patron gegenüber war man nun mal treu und Loyal. Das mein Verwandter... gerade auch noch ein Verwandter von mir genau diese goldenen Regel mit Füßen getreten hatte... Nun ja nicht zu ändern, aber ich würde es besser machen.
    So langsam fiel ein wenig der Anspannung von mir ab. „Natürlich bekommst du zwei Tage vorher Bescheid.“ Sagte ich und setzt gleich noch nach. „Wenn ich dich dann schon als Gast in unserem bescheidenen heim begrüßen darf. Kann ich dich dann auch für diesen Tag zu einer Cena einplanen?“ Also wenn der Aurelier sich schon die Mühe machte zu uns zu kommen, war ein gutes Essen und etwas Unterhaltung ja wohl dafür ja wohl fast selbstverständlich. Außerdem konnte man bei einem gemütlichen Essen die Bekanntschaft vertiefen und ausführlich über das reden, was die Götter so bereit hielten.

  • Grundsätzlich sprach erst einmal nichts dagegen, bei den Tiberii im Anschluss auch zu essen. Nachdem Sextus nun aktuell kein Magistrat war, waren seine Verpflichtungen und Termine diesbezüglich wieder weitaus überschaubarer geworden. Und irgendwo musste man ja essen, warum also nicht bei seinem neuen Klienten? Vielleicht wäre auch seine Schwester anwesend, und die Anwesenheit von Frauen, die nicht mit ihm verwandt waren und gut aussahen, wäre explizit zu begrüßen. Seine Verwandtschaft sah zwar auch ausnahmslos bezaubernd aus, brachte ihn aber aufgrund diverser anderer Dinge desöfteren an den Rand der Verzweiflung. Drusilla mit ihrem Hanfrauch und ihren Eskapaden, Lentidia mit ihren Einkäufen und dem Ausgehen ohne angemessene Begleitung, Prisca durch ihr beständiges Locken, um am Ende doch nein zu sagen. Tja, und Corvina... die war so ein unschuldiges Lämmchen, dass Sextus sich fragte, wie er sie jemals einem Mann ernsthaft anvertrauen sollte, ohne sich Sorgen darüber zu machen, ob sie mit der harten Wirklichkeit denn klar käme.
    Nein, jede nicht-verwandte Frau war ihm gerade sehr willkommen.


    “Ich würde mich freuen, zu sehen, wie die Villa Tiberia nach ihrer Renovierung aussieht. Du kannst mich gerne für eine Cena einplanen.“


    Nachdem Tiberius Caudex nun aber offiziell sein Klient war, war das Gespräch hier noch nicht beendet. Denn abgesehen von seinem Namen, seiner Familie und seiner Verwandtschaft wusste Sextus eigentlich nichts über den jungen Mann. Das, und dass er im Vergleich zu seinen Verwandten ein gewisses Maß an Anstand hatte. Aber das war sicher nicht genug.
    “Nachdem ich nun aber zugestimmt habe, dich zu fördern, wüsste ich doch durchaus gerne noch das ein oder andere von dir. Du sagtest, du planst, den Namen deiner Gens wieder herzustellen. Hast du hierfür schon konkrete Pläne gefasst, oder generell Pläne zu deinem persönlichen Vorankommen?“

  • Nun musste ich also Farbe bekennen. Ich schluckte, denn auf derartiges war ich nun wirklich gänzlich unvorbereitet. „Nun ich dachte zunächst daran, dass ich zunächst natürlich ein Tirocinium Fori ableiste. Nur so kann ich doch wirklich lernen, was nötig ist. “ sagte ich also, denn ich war lernwillig und wusste auch, dass man durch ein derartiges Praktikum viel lernen konnte. Ich hoffte nun einfach mal, dass mir der Aurelier als mein Patron jemanden empfehlen würde, bei dem ich eine Menge lernen konnte.


    „Daneben plane ich zudem mich weiter in Rhetorik schulen zu lassen. Ich denke, dass ich mich gerade auf diesem Gebiet wohl noch verbessern muss.“ gab ich unumwunden zu, denn das ich hier noch große Lücken hatte, war heute wohl offensichtlich geworden. Aber ich war gewillt an mir zu arbeiten und mir auch nicht zu schade Fehler einzugestehen, denn nur wer eigenen Fehler auch erkannte konnte an eben jene arbeiten.


    Nach oder auch schon während des Tirocinium Fori wollte ich die Erhebung in den Ordo Senatorius anstreben, um mich dann für die Wahl in das Amt eines Vigintivir zu bewerben.“ Führte ich nun meinen näheren Pläne aus. Ja erst das Tirocinium Fori um einen Fuß in die Tür zu bekommen um dann mit dem Vigintivirat durch eben diese hindurch zuschreiten. Ab da sollte es dann nur noch bergauf gehen.

  • Tirocinium, Rhetorik... Ja, das war wohl das übliche. “Mit einem tirocinium bist du nun nach der Wahl fast ein wenig spät dran, und fast nur eher unbekannte Namen haben sich dieses Jahr für die höheren Ämter qualifiziert. Versteh mich nicht falsch, ich will dich von deinem Plan nicht abbringen. Nur sind mir wenig Projekte von anderen Senatoren bekannt, bei denen ein junger Mann etwas lernen kann.“ Es brachte schließlich nichts, einem Vigintivir über die Schulter zu schauen. Was sollte man da schon großartiges für seine Karriere lernen, und wichtiger noch, welche Fürsprecher wollte man damit gewinnen?
    “Allerdings könntest du bei Consular Purgitius vorsprechen hierfür. Bisweilen ergibt sich bei ihm aufgrund seiner früheren Tätigkeiten bei der Academia Militaris etwas interessantes. Zumindest, falls du dich für militärische Dinge interessierst.“ Das war an dieser Stelle wohl der einzige Tipp, den Sextus für ein Tirocinium geben konnte. Das, oder auf die nächste Wahl warten. Aber welcher junge Mann wollte schon warten?


    Einen Teilaspekt seiner Laufbahn hatte Tiberius Nero allerdings bislang unerwähnt gelassen. Sextus wusste nicht, ob er ihn nur nicht erwähnt oder aber tatsächlich vergessen hatte. In jedem Fall erwähnte er ihn jetzt. “Wie sieht es mit deinem kultischen Engagement aus? Für einen Patrizier ziemt es sich nicht, weder in einer Sodalität noch in einem der Collegia vertreten zu sein.“ Auch wenn einige Patrizier diesen Aspekt ihrer Pflicht an Rom nur zu gerne vergaßen. Spätestens in der Politik war man gezwungen, daran zu denken.

  • Consular Purgitius notierte ich mir in Gedanken. Gut wenn es keine bekannten Namen gab und der Consular empfohlen wurde, dann würde ich dem natürlich folgen. „Ich werde deinen Rat beherzigen und bei dem Consular Purgitius vorsprechen, darf ich ihm sagen, dass ich auf deine Empfehlung hin komme?“ Immerhin hatte mein Patron! Ja mein Patron! Ja einen nicht ungewichtigen Namen. Und so eine Empfehlung würde wohl die ein oder andere Tür öffnen. Nichts war schlimmer als unbekannter niemand ohne Empfehlungen und Referenzen an irgendwelche Türe zu klopfen.
    Natürlich hatte ich mir tatsächlich schon Gedanken dazu gemacht, welcher Sodalität ich angehören wollte. Es gab ja so einige in denen man einfach nur Mitglied war und eigentlich nie etwas zu tun hatte, dann gab es auch einige die Arbeit machten, aber Arbeit bedeutete auch, dass man sich einen Namen machte. „Nun ich hatte mir überlegt, dass die Augustales recht dünn besetzt sind. Die Pflege der Tempel für vergöttlichte Kaiser kommt viel zu kurz in letzter Zeit.“ Sagte ich und schaute meinen Patron an, denn ich wollte natürlich seine Meinung zu meiner Idee hören.

  • “Selbstverständlich. Bestell ihm ruhig meine Grüße und erkundige dich in meinem Namen nach seiner Tochter.“ Sextus interessierte sich zwar weder besonders für überbrachte Grüße, und erst recht nicht für Töchter im nicht-heiratsfähigen Alter, allerdings gebot die Höflichkeit bisweilen solche Floskeln. Abgesehen davon würde eine solche Geste sicherlich die Atmosphäre für seinen Klienten auflockern und den Purgitier etwas empfänglicher für dessen Anliegen machen. Wobei sich Sextus auch relativ sicher war, dass der Consular ohnehin nur dann einen Tiro aufnehmen würde, wenn er etwas hatte, mit dem er ihn beschäftigen konnte.


    Dass Tiberius Caudex zu den Augustales wollte, quittierte Sextus mit einem überlegenden Nicken. “Nun, die Augustales sind zwar nicht so angesehen wie die quattuor amplissima collegia, aber eine solide und ehrbare Wahl, die nicht von anderen angefechtet werden kann. Wenn du eine Empfehlung brauchst, setze ich auch gerne ein entsprechendes Schreiben an den Magister auf.“
    Sextus selbst hätte wohl die Quindecemviri bevorzugt. Allerdings war ihm alles recht, solange sein Klient nicht zu den Auguren wollte. Diese Pfuscher hatten in seinen Augen den Status eines Collegiums nicht verdient. Und sofern er durch seine Stellung als Haruspex Primus helfen konnte, seinen Klienten zu seinem Wunsch zu verhelfen, würde er das selbstverständlich nutzen.

  • Ja sie waren nicht so angesehen und deswegen wohl auch unterbesetzt. Aber genau das war auch der Grund warum ich sie gewählt hatte. Hier konnte man sich tatsächlich hervortun und sich einen Namen machen. „Ein Schreiben an den Magister von dir, dass würde sicherlich helfen. Nein nicht sicherlich. Ich denke eine bessere Empfehlung kann ich wohl kaum bekommen.“ Ah nun musste ich aufpassen nicht wieder in den Schleimermodus zu verfallen.
    Ich wartete nun ob mein so eben gewonnener Patron noch etwas vorbringen wollte. Konnte ja sein, dass er tatsächlich gleich noch die ein oder andere Aufgabe für mich hatte. Wenn nicht würde ich mich daran machen, das Lamm zu-erwerben, in der Villa alles vorbereiten zu lassen. Einen geeigneten Termin finden und den Consular Purgitius anschreiben um einen Termin zu bekommen.

  • Gut, dann würde Sextus ein entsprechendes Schreiben die nächsten Tage aufsetzen. “Ich werde das Schreiben mit einem Boten an die Villa Tiberia überbringen lassen, sobald es aufgesetzt ist.“ Womit eigentlich alles besprochen wäre. Ohnehin war weit mehr besprochen worden, als Sextus gedacht hatte. Im Grunde hatte er nur mit einem etwas ausschweifenden Dank gerechnet, vielleicht noch einmal mit einer Wiederholung des etwas seltsamen Heiratsantrages, den schon Tiberius Verus hier halbherzig abgeliefert hatte. Doch jetzt hatte er einen neuen Klienten und ein paar wohlgemeinte Ratschläge verteilt und gleich auch noch einen Teil Karriereplanung seines neuen Schützlings mit abgeleistet. Nicht schlecht für einen späten Vormittag.
    “Hast du noch weitere Fragen oder Anliegen?“, fragte Sextus daher noch abschließend. Er selbst hatte nichts weiter, daher würde er dieses Gespräch dann zeitnah zu beenden.

  • Sim-Off:

    Ups ganz übersehen.


    Ich stand auf, denn ich hatte heute wirklich keine Fragen mehr und meine Aufträge standen fest. Ich würde das Opfer vorbereiten müsse, mich um ein Tirocinium Fori bei dem Consular Purgitius bemühen und mich um die Aufnahme bei den Augustales bemühen.
    „Für heute habe ich nichts weiter. Außer mich noch einmal für dein in mich Gesetzes Vertrauen zu bedanken. Ich werde bestrebt sein, dass du dies niemals bereuen wirst und mich nun daran machen, dass besprochenen in die tat umzusetzen.“ Sagte ich und würde mich dann sobald Der Aurelier mich verabschiedete aufmachen und damit beginnen alles anzugehen, was ich nun auf der Tabula hatte.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!