[Tablinum] Es sind immer zwei: Ein Meister und ein Schüler

  • Nach der ersten Salutatio mit seinem neuen Tiro zog sich Macer zusammen mit diesem in sein Arbeitszimmer zurück, um genauer zu besprechen, wie sie das Tirocinium gestalten sollten. "Bitte, setz dich", lud Macer ihn zum Sitzen ein und nahm selber Platz. "Dann wollen wir mal die nächsten Monate planen, nicht wahr? Hast du bestimmte Punkte, die dich besonders interessieren, bei denen du besonders neugierig bist oder bei denen du glaubst, schon besonders gut vorbereitet zu sein?"

  • Nachdem ich bei der Salutatio schon eifrig Notizen gemacht hatte folgte ich in das Arbeitszimmer und nahm wie aufgefordert Platz. „Nun ja da gibt es so einiges. In die alltägliche Arbeit eines Senators habe ich bisher leider noch keine Einblicke erhalten können.Also zum Beispiel wie ist der Weg von einer Idee über die Gewinnung von Befürwortern bis hin zur Einbringungen in den Senat. Die Senatsdebatten werde ich ja wie du schon sagtest an der Tür verfolgen können. Aber genau der Weg dorthin, bis eine Idee reif ist für einen Vortrag im Senat dies ist von großem Interesse für mich. Dann natürlich noch die normale Kontaktpflege und und vor allem der Umgang mit jenen die einem nicht ich sage mal gerade freundschaftlich gesinnt sind. Eben jener diplomatische Umgang, für jenen du ja bekannt bis.“ Ja das war der Consular tatsächlich, Im Allgemeinen galt er als besonnen, ruhig und mit der nötigen Gelassenheit ausgestattet. „Und natürlich die Projekte an welchen mal als Senator mitwirkt. Seien es Kommentare zu Gesetzen oder Projekte sozialer Natur.“ So umriss ich kurz, was ich mir vorstellte. Ja man konnte lernen zu reden, sich auszudrücken die Theorie eben, aber Einblicke in die Praxis waren es doch die einem erst aufzeigten wie es wirklich lief. In der Theorie sah vieles immer so einfach aus, aber das war es mitunter sicherlich nicht und genau das wollte ich lernen.

  • "Gut, das ist schon einmal ein umfangreiches Programm, was sich daraus ergibt", kommentierte Macer die Aufzählung. "Vielleicht fange ich einfach mal hinten an uns erzähle dir, was gerade so auf meiner persönlichen Agenda steht."


    Macer setzte sich etwas bequemer hin und legte dann los. "Fangen wir mal mit den Projekten an, die gar nicht von mir sind. Da ist zum einen die inzwischen nicht mehr ganz so neue Lex Mercatus, die dein Patron entwickelt hat. Er wollte dazu noch einen Kommentar herausgeben, für den ich ihm einige Bruchstücke meiner Gedanken aufgeschrieben hatte. Es könnte sein, dass da noch was kommt, aber es kann auch sein, dass er den Rest jetzt alleine macht. Dann gibt es da noch eine Gesetzesinitiative von Senator Iulius Centho zu einigen Änderungen am Codex Militaris. Leider ist der Senator seit einiger Zeit nicht mehr in Rom, so dass er das Vorhaben nicht weiter verfolgt. Ich fände es allerdings sehr schade, es nun einfach liegen zu lassen, denn es waren einige wirklich sinnvolle Verbesserungen dabei. Ich habe schon mit dem Kaiser gesprochen, der das Vorhaben zum einen unterstützt und es zum anderen für vertretbar hält, wenn ich es auch ohne Absprache mit Senator Iulius weiter verfolge. Ich habe allerdings doch noch ein wenig gewartet, um doch noch zu sehen, ob Senator Iulius sich vielleicht wieder meldet. Aber bald werde ich das Thema dann wohl doch wieder im Senat ansprechen. Dasselbe Gespräch mit dem Kaiser hat dann auch ergeben, dass er sich noch weitere Änderungen an den Codices vorstellen kann, ohne dass er mir jedoch einen konkreten Auftrag gegeben hätte. Ich denke allerdings, das man zum Beispiel am Adoptionsrecht noch etwas verbessern kann, allerdings ist das bisher nun wahrlich nicht mein Spezialgebiet, so dass dies noch mehr Einarbeitung meinerseits erfordern wird, bevor ich hier einen Entwurf vorlegen kann." Macer machte eine kurze Pause, um in Gedanken durchzugehen, ob er etwas vergessen hatte. "Dazu kommen dann natürlich noch die laufenden Debatten, die mich interessieren. Da stehen natürlich die möglichen Konsequenzen aus dem Aufstand in der Subura ganz weit vorne auf der Liste, so dass ich dazu zweifellos zu gegebener Zeit auch Vorschläge in den Senat einbringen werde."

  • Nun da der Senator mit einer Aufzählung begann, nahm ich mir eine Tabula zur Hand und machte mir stichpunktartige Notizen. Natürlich konnte ich mir das auch alles merken, dennoch hatte ich die Erfahrung gemacht, dass es nicht schadet, wenn man das ein oder andere notierte.



    Kommentar Lex Mercatus,
    Änderungen am Codex Militaris (Iulius Centho) – Abschrift der Gesetzesinitiative besorgen
    Änderungen an den Codices /Adoptionsrecht – einlesen Konsequenzen aus dem Aufstand in der Subura



    Ich sah von meinen Notizen auf. „Nun das ist eine sehr interessante und gefächerte Agenda. Welche Änderungen am Codex, die Senator Iulius vorgeschlagen hat, hältst du denn für sinnvoll? Was stört dich konkret am Adoptionsrecht? Auch wenn du sagst dass du dich noch genau einlesen muss. Es muss da ja etwas geben, was nicht deinen Vorstellungen entspricht, wenn du es auf deine Agenda schreibst.“ Fragte ich weil es musste ja etwas geben, was ihm genau sauer aufstieß, dass er es ändern wollte. Es ging mir auch nicht um den genauen Wortlaut des gesetztes, sondern schlicht darum was er ändern wollte. Die Gesetzeswortlaut konnte ich mir selbst anlesen. „Nun zum Aufstand, welche Konsequenzen würdest du denn befürworten? Gibt es bisher schon andere Diskussionen außer die Rolle der Frauen bei dem Aufstand?“ Fragte ich interessiert nach. Denn gerade diese Thema brannte wohl nun wirklich jedem interessierten Römer unter den Nägeln.

  • "Zu der Initiative von Iulius Centho müsste hier irgendwo eine Abschrift herumliegen. Das meiste, was er vorgeschlagen hatte war sinnvoll, nur zum Teil etwas umständlich formuliert. Das passiert ihm häufiger. Ich hatte ihm meine Änderungvorschläge geschickt", berichtete Macer etwas stocken, während er mit der Hand auf dem Tisch herumsuchte. Schließlich fand er sowohl den Brief mit der Vorlage des Iulius als auch die Notizen, die am Ende zu seiner Antwort geführt hatten. "Ah, hier", sagte er und reichte sie beide herüber.


    "Und was am Adoptionsrecht meinen Vorstellungen nicht entspricht ist einfach: Es ist so schwierig, sich einzulesen. Vieles scheint mir nur durch Usus geregelt zu sein. Im ganzen Codex konnte sich nur einzelne Erwähnungen von Adoptionen hier und dort finden, aber das große Ganze scheint nirgendwo niedergelegt zu sein. Aufgefallen ist mir das im Zuge der Lex Mercatus, die auch an einer Stelle Adoptionen erwähnt und da wollte ich mehr dazu nachschauen und es scheint nichts direkt zu geben." Das konnte freilich auch an Macers recht beschränkten praktischen juristischen Fähigkeiten liegen, aber es würde ihn zumindest nicht wundern, wenn der Codex trotz seines Umfangs noch immer unvollständig wäre.


    Vertiefen konnte man diesen Punkt aber später, da noch weitere auf der Frageliste seines Tiros standen. "Nun, im Senat wurde vielleicht bisher nur wenig diskutiert, aber andere Themen gibt es durchaus. Ich sprach beispielsweise neulich mit dem jungen Annaeus Florus und einem Senator aus der Nachbarschaft beim Abendessen über Möglichkeiten, die Lage in der Subura durch Linderung der Raumnot zu entspannen, aber zu konkreten Plänen sind wir da nicht gelangt", nannte Macer ein Beispiel, aber er war sich sicher, dass es noch weitere gab.

  • Ich überflog kurz beide Briefe und legte sie beiseite. Ich würde sie später genauer studieren. "Ich werde mich genau einlesen." Sagte ich also und konzertierten mich auf die weitere Unterhaltung. "Ich verstehe. Es gibt also derzeit keine Rechtsicherheit in Sachen Adoption. Du willst also diese Umstand ausräumen und es per Gesetz festlegen. Also müsste man erst mal zusammentragen, was Usus ist und dies dann schriftlich niederlegen." Überlegte ich laut. Nun kamen wir auf das Thema Subura zu sprechen. "Nun ich denke die Raumnot kann man wohl kurzfristig ändern. aber sie wird wohl immer wieder auftreten. Selbst wenn jetzt Wohnraum geschaffen wird, ist es doch zumeist so, dass sich immer wieder Stadtviertel bilden in denen sich derartige Gettos bilde. Zum einen sind es die Mieten, die günstiger sind als in anderen Stadtteile und zum andere kann man in der Subura auch beobachten, wie immer wieder illegale Anbauten geschaffen werden. Zum einen von den Bewohner selbst zum andere von gierigen Vermietern, die selbst aus dem kleinsten Loch noch Geld herausziehen wollen und es vermieten. Hier können nur ständige Kontrollen und vielleicht ein Gesetz helfen, welches eine minderst Größe vorschreibt. Ich hörte zum Beispiel von einer Insula mit zwei Räumen, die von zwei Familien bewohnt wird. Dort leben also zwölf Menschen auf engstem Raum. Dies ist ein unhaltbarer Zustand. Und bei weitem kein Einzelfall. Der Raumnot kann man wohl nur entgegenwirken, wenn Rom flächenmäßig wächst. Es gibt jetzt schon Stadtteile die vor den Toren liegen. Hier sollten man darüber nachdenken, ob und wo eine Erweiterung der Stadt sinnvoll ist. Auch denke ich, dass auch eine Anschluss an die Wasserversorgung dringend geboten ist. Es herrschen stellenweise derart unhygienische Zustände in diesen Stadtteilen, dass es immer wieder zum Ausbruch tödlicher Krankheiten kommt. Bisher hatten wir wohl nur Glück, dass diese sich nicht Seuchenartig über die ganze Stadt ausgebreitet haben. Ein weiterer Punk wäre in meinen Augen auch, das man die Grundversorgung sicherstellen muss. Die Brotspenden des Kaisers reichen bei weitem nicht aus um den Hunger der Bevölkerung zu stillen. Und Brot wird auf den Märken in Rom derzeit für eine Sesterze angeboten. Dies erscheint mir einfach zu viel. Ich denke, dass dieser Preis mindestens halbiert werden muss. Wenn man zum Beispiel bedenkt, das Landwein und Schafskäse weniger als ein Brot kostet, denke ich das da ein Ungleichgewicht ist."

  • "Ganz genau. Bezüglich der Adoptionen brauchen wir erst einmal eine Übersicht, was bereits schriftlich geregelt ist, was per Usus geregelt ist, was gar nicht geregelt ist und was überhaupt einer Regelung bedarf. Dann sehen wir weiter, aber bis dahin ist es noch ein Stück", fasste Macer die Lage bezüglich der Adoptionen zusammen.


    Dann lehnte er sich leicht zurück, bevor er auf die Subura zu sprechen kam. "Illegale Anbauten und Überfüllung von Wohnraum sind ein Aspekt, den man sicher recht schnell angehen kann. Dafür gibt es ja durchaus schon Regeln und die Vigiles können sie auch durchsetzen. Das Problem wird sein, dass die Menschen, die man dadurch aus der Subura vertreibt, irgendwo hin müssen. Nicht überall an den Rändern der Stadt kann man einfach bauen und selbst dort, wo man es kann, braucht es Zeit, bis ein Häuserblock und eine Wasserleitung steht. Und damit ist es ja nicht getan. Die Menschen brauchen Märkte in der Nähe und Betriebe, wo sie arbeiten können. Das geht alles viel langsamer, als Menschen aus überfüllten Häusern zu werfen", äußerte sich Macer skeptisch, was eine schnelle Lösung anbetraf, auch wenn der Plan inhaltlich sicher sinnvoll war.


    Die Versorgung mit Nahrungsmitteln war dagegen ein neuer Punkt auf seiner geistigen Agenda. "Über die Versorgung habe ich mir bisher wenig Gedanken gemacht. Natürlich ist Brot immer ein wunder Punkt und ein hervorragendes Mittel, sich mit Spenden beliebt zu machen. Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass die letzten Unruhen aus Nahrungsmangel oder auch aus mangelnder Hygiene entstanden sind. Und selbst wenn es brutal klingt: Wie bewegt man Menschen, die Subura zu verlassen, wenn sie dort alles haben? Ein wenig Mangel an Brot dort kann den einen oder anderen vielleicht eher überzeugen, einen anderen Stadtteil mit einem besser gefüllten Markt aufzusuchen." Was freilich alles andere als einfach war, wenn auch der Preis ein Problem war, aber das hatte Macer bisher anders wahrgenommen, weshalb er diesen Punkt erst einmal nicht vertiefte.

  • Ich machte mir nun also Notizen, was benötigt wurde.


    Adoptionen:
    Übersicht was bereits schriftlich geregelt ist
    was per Usus geregelt ist
    was gar nicht geregelt ist


    Ich sah kurz auf. „Soll ich dir das entsprechend raussuchen und die eine Übersicht erstellen?“


    Dann hob ich abwehrend die Hände. „Oh ich denke, du hast mich falsch verstanden. Nichts wäre fataler, als die Subura zu räumen. Gerade das wäre doch der Nährboden für neue Unruhen. Was ich eher meinte, dass man die überhöhte Preise zum Beispiel für Wohnraum regelt. Dann sollte man auch jene überprüfen, die für die Arbeitskraft viel zu wenig Lohn zahlen. Viele nutzen die Notlagen aus. Dann gibt es noch jene Häuser in der Subura, die baufällig und nicht bewohnbar sin. Jene sollte man renovieren und schafft so etwas mehr Wohnraum. Natürlich ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber ich denken gerade jene Maßnahmen würden den Menschen dir dort leben zeigen, dass man sie eben nicht vergessen hat.“ Sagte ich bevor ich zu dem von mir vermuteten Grund kam. „Ich denke nämlich, dass genau das die Ursache ist, warum diese Varia so viel Unterstützung erhalten hat. All die kleine Gründe Hygiene, Nahrungs- und Wohnungsmangel zusammengenommen haben sich wohl zu dem Gefühl manifestiert, das man sie vergessen hat und sich nicht um die Bewohner der Subura schert. Sie sehen auf der einen Seite die Dekadenz, die einige wohlhabende Römer unzweifelhaft an den Tag legen. Sie sehen, wie edelste Waren aus aller Welt vertrieben werden. Sie sehen, dass einige wenige im überschwänglichen Luxus leben. Und dann sehen sie, die Zustände bei sich selbst vor der Haustür. Dies erzeugt Neid. Und wenn dieser nur langgenug geschürt wird entsteht daraus eine Wut. Eine Wut auf all jene, die sich vermeintlich nicht um ihre Belange scheren.
    Und diese Wut gipfelte in diesem unsäglichen Aufstand. Sie verschafften sich Aufmerksamkeit und Gehört damit. Ja sie nahmen wahrscheinlich sogar Rache an jene, die in ihren Augen Schuld sind.“
    Sagte ich und musste schluckte, denn meine Familie hatte der Aufstand schwer getroffen. Auch wenn ich es selbst nicht gesehen hatte, kroch immer noch die Wut in mir hoch, wenn ich daran dachte, dass man einen Tiberii an die Außenmauer gekreuzigt hatte. Und doch sprach ich ruhig weiter.
    „Sie blicken zum Senat und sehen dort nur für sie belanglose Debatten. Sie hören keine Reden, die sich mit ihren Problemen beschäftigen. Keine im Senat und keine auf der Rosta. Diesen Menschen muss das Gefühl wiedergegeben werden, dass sie gehört, verstanden und nicht vergessen werden. Die Volksseele ist nicht immer logisch, sie ist von Gefühlen und eigenen Wahrnehmungen geprägt.“ So schloss ich schließlich meine kleine Rede ab und blickte nun zu meinem Lehrmeister.

  • "Ja, eine solche Übersicht würde helfen", stimmte Macer zu. "Dann hast du ja auch gleich einen ersten Arbeitsauftrag von mir."


    Die anderen Aspekte führten zweifellos zu einer Diskussion, die noch etwas länger dauern konnte. "Nun, ich denke, dass du in gewissem Maße Recht hast. Aber man darf natürlich nicht vergessen, dass auch der Senat oder wer auch immer niemanden dazu gewungen hat, in der Subura zu leben. Sicher gibt es Menschen, die Notlagen ausnutzen und enge Wohnungen zu überhöhten Preisen vermieten, aber dafür gibt es ja die Vigiles. Aber dass sich Menschen in der Subura per se vergessen oder nicht beachtet fühlen, das erscheint mir etwas knapp gedacht. Sicher müssen wir dafür sorgen, dass jeder genug zu Essen hat und dass alle Wasserleitungen funktionieren, aber was sonst sollen wir tun? Ist ihnen ernsthaft damit geholfen, Marmor und edle Waren in die Subura zu bringen? Und kann das Sinn staatlichen Handelns sein, dass sich die einen diesen Luxus verdienen und die anderen ihn geschenkt bekommen, damit sie sich nicht benachteiligt fühlen?" Macer machte eine kurze Gedankenpause. "Ich denke, es gibt zum einen die Menschen, die tatsächlich enttäuscht und frustriert sind und zum anderen die, die ohnehin nicht bereit sind, ihren Beitrag für ROm zu leisten. Den einen kann man helfen, den anderen eher nicht."

  • „Nun sie werden sicherlich nicht mit Gewalt gezwungen.“ Erwiderte ich. „Es sind wohl eher die vergleichsweise niedrigeren Mietpreise zu anderen Stadtteilen. Die die Menschen in eben jene Stadtteile ziehen.“ Ich lehnte mich nun etwas zurück, verschränkte meine Hände so, dass beide Zeigefinger knapp unterhalb meines Mundes auf dem Kinn zum liegen kamen. Eine Haltung die ich gern einnahm, wenn ich nachdachte. „Natürlich ist ihnen nicht damit geholfen, wenn Luxusartikel angeboten werden. Diese haben ihren Preis und würden dort mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit nicht verkauft und zu Ladenhütern werden. Der Luxus soll ihnen auch nicht geschenkt werden. Es wäre wohl wie du schon sgt fatal, dass die einen es sich verdienen müssten und die anderen es geschenkt bekommen. Das würde doch nur den Neid der anderen Seite führen. Es sind wohl auch nicht die Luxusartikel, die jene Menschen in der Subura anstreben.“ Sagte ich und überlegte wie ich meine Gedanken, die ich mir schon länger zu diesem Thema machte in verständliche Worte kleiden konnte. „Jene Menschen, die bereit sind ihren Teil für Rom beizutragen, eben jenen Menschen sollte man das Gefühl des Respektes, des Gebrauchtwerdens und der Achtung vor ihrer Leistung vermitteln. Ich weiß nicht ob ich mich verständlich ausdrücke Senator. Ich möchte nicht, dass die Menschen in der Subura beschenkt oder sie durchfüttert werden. Was ich möchte ist ihnen ein Gefühl vermitteln. Ihnen das Gefühl geben, das sie wichtig, gehört, gebraucht und verstanden werden. Wie ich Eingangs schon sagte. Es sind Gefühle und Wahrnehmungen der Menschen, die Frust oder Freude auslösen. Es ist eigentlich kein genauer Umstand, der zu einem Aufstand oder zur Ergebenheit führt. Es sind immer die Gefühle der Menschen, die ihr Handeln beeinflussen. In einer Zeit wo es viele Spiele gibt, wo es viele Spenden wegen eines Wahlkampfes oder ähnlichen gibt sind die Menschen zufriedener als in Zeiten der Knappheit. Brot und Spiele ist das Opium fürs Volk.“ Ich atmete einmal tief durch. „Einfluss und Beeinflussung. Ihnen ein gutes Gefühl geben. Das ist in meinen Augen der Schlüssel.“

  • Macer nickte zustimmend, denn die Worte seines Tiro hatte er sinngemäß auch an anderer Stelle schon einmal gehört. "Ja, so kann man es versuchen. Claudius Menecrates hatte das zu seinem Programm gemacht und ganz erfolglos war er nicht, wenn man das daran misst, dass es keinen neuen Aufstand gab", kommentierte Macer den Vorschlag und ließ dabei unterschwellig durchklingen, dass er die Abwesenheit von Aufständen alleine nicht unbedingt für das Maß aller Dinge hielt. "Ob es jetzt tatsächlich ein großartiges Zeichen von Respekt und Anerkennung für die Menschen in der Subura ist, wenn ich ein Wagenrennen ausrichte, sei mal dahingestellt, aber wenn es nutzt, gerne. Nur ist der Umkehrschluss auch richtig? Ist es wirklich ein Zeichen von Respektlosigkeit und somit ein verständlicher Grund für einen Aufstand, wenn ich kein Rennen ausrichte? Wenn ich einen Tagelöhner anheuere, um mir bei einer schweren Arbeit zu helfen, dann danke ich ihm am Ende für seine Dienste und zahle im seinen Lohn. Ist das nicht Dank und Anerkennung genug?", fragte er dann zurück, um die Grenze dessen auszuloten, wo es noch um Achtung und Respekt ging und wo darüber hinaus. Doch noch vor einer Antwort sprach er weiter und nahm einen Teil der Antwort vorweg. "Sicher, wenn der Mann tagelang keine weitere Arbeit findet und sich kein Brot kaufen kann, dann ist es ein Zeichen von Respekt und Hilfsbereitschaft, ihn mit einer Brotspende zu unterstützen. Aber nicht alle Menschen in der Subura sind kurz vor dem Verhungern und gerade die, die kräftig genug für einen Aufstand sind und sich womöglich sogar noch Waffen leisten können, sind offenbar kaum die, die ernsthaft eine Brotspende benötigen. Welches Zeichen von Respekt erwarten diese Menschen und aus welchem Grund?" Macer war in einigen dieser Punkte tatsächlich ratlos, denn er hatte die meiste Zeit mit anderen Menschen zu tun. Seinen Sklaven natürlich, die ohnehin von ihm abhängig waren oder die Freigelassenen, die freiwillig noch in seinem Haushalt blieben. Dann die freien Landarbeiter, die zur Erntezeit auf seinem Landgut aushalfen und danach weiterzogen, um woanders zu arbeiten. Und viele Soldaten kannte er natürlich, die zum Teil auch als Mittelose zur Armee kamen, aber sich dort eben auf jahrelangen Dienst verpflichteten und harte Arbeit leisteten.

  • Ich lauschte den Worten des Consular, nickte hier und da und machte mir seine eigenen Gedanken zu dem Gesagten. "Nun natürlich ist es keine Respektlosigkeit, wenn man kein Wagenrennen oder Spiele durchführt. Dies dient doch lediglich dazu, die Bürger zu besänftigen. Wer mit Spielen und Wagenrennen beschäftigt ist, denkt weniger über seine Situation nach. Sie brauchen ihre Helden. Ob es nun der Wagenlenker oder der Gladiator ist, dem sie zujubeln." Sagte ich und versuchte so meine Überlegung hinsichtlich der Spiele darzulegen. Für mich lag es auf der Hand, beschäftigte man die Bürger und lenkte sie ab, dann nahmen sie ihre Situation eher hin, als wenn das Leben nur öde und von den Umständen in denen sie lebten geprägt war.
    "Genau das ist es was ich meine, wenn wir öfter auf Tagelöhner zurückgreifen, die uns hier und da unterstützen bei den verschiedensten Arbeiten. Ein Dank und ein angemessener Lohn für die Arbeit ist mitunter genau das was diese Leute brauchen. Ein klein wenig Anerkennung für ihre Leistungen die sie vollbringen." Führte ich weiter aus und griff dabei die Überlegungen des Senators aus. "Es ist doch mitunter so, dass wir immer seltener auf diese Tagelöhner zurückgreifen. Viele Arbeiten lassen wir durch unsere Sklaven verrichten. Selbst die Barbiere dieser Stadt stöhne zum Beispiel, dass sie immer weniger Kunden haben. Um einen kleinen Beitrag zu leisten besuche ich zum Beispiel jeden Tag einen Barbier. Und für Arbeiten im Garten der Villa setzte ich keine Sklaven mehr ein, sondern lasse dies durch bezahlte Kräfte erledigen. Zugegeben ist dies nur eine minimaler Beitrag, aber irgendwo muss man ja anfangen. Die Bortspenden sollten lediglich in knappen Zeiten jene unterstützen, die nicht genug zum Leben haben. Und natürlich sind es nicht die Hungernden, die einen Aufstand initiieren. Es wird auch immer Unzufriedene geben. Aber jene, die immer unzufrieden sind, können mit dem hass den sie sehen andere mitreißen, die sich selbst in einer elenden lagen sehen. Und ist der Funken des Neides und des Hasses erst mal gesät, kann er wenn er auch fruchtbaren Boden fällt schnell zu einem Flächenbrand werden."

  • Etwas unwillkürlich musste Macer bei einem plötzlichen Gedanken grinsen, was bei dem Thema nach außen aber wohl eher unpassend wirkte, weshalb er die Regung schnell wieder unterdrückte. Im Ergebnis sah das vermutlich noch seltsamer aus, aber das kümmerte Macer gerade wenig. "Nun, fast schade, dass eine Stadt nicht wie eine Legion funktioniert", brachte er seinen Gedanken lieber nach außen. "Da muss man die Jungs auch täglich beschäftigen, damit sie nicht auf dumme Gedanken kommen. Nur kann man eine Stadt eben nicht kurzerhand zum Übungsmarsch schicken oder ein paar Bäume fällen lassen. Und Haare und Bärte wachsen wohl nicht schnell genug, damit sich jeder als Barbier etwas verdienen kann", griff er dann das Beispiel auf. "Oder anders gesagt: In der Legion kann ich die Jungs zur Not auch mal was tun lassen, was keinen direkten Nutzen hat. Einen Tagelöhner bezahlt dafür niemand."

  • "In der Tat, dass würde wohl vieles vereinfachen." Ja das wäre wohl wirklich einfacher. Aber leider war das nun mal nicht so und so musste man eben andere Überlegungen anstellen. "Nun ich geben zu, meine Überlegungen sind eben solche keine wirklich ausgereiften oder gar spruchreife Ideen. Es ist ein derart komplexes Thema, was wohl nicht einfach zu lösen sein wird." Fügte ich nachdenklich an.

  • "Da hast du Recht. Aber das Gute ist ja, dass wir beide das auch gar nicht alleine lösen müssen", stimmte Macer zu und setzte nun wieder ganz absichtlich eine optimistische Miene auf. "Wir haben auch so genug Arbeit vor uns. Du erstellst mir eine Übersicht in Sachen Adoptionen und dann sprechen wir darüber?"


    Macer machte eine kurze Pause, bis ihm plötzlich etwas einzufallen schien. "Und bald sind ja auch schon wieder Wahlen. Wir werden über Kandidaten und ihre Chancen sprechen müssen." Immerhin wollte der Tiberier etwas für seine erste Kandidatur lernen.

  • Ich lächelte leicht. „Ja zum Glück, es ist eine Mammutaufgabe.“ sagte ich zustimmend. Auch bei der nächsten Anmerkung nickte ich zustimmend. „Ich werde wohl ein paar Tage benötigen bis ich alles zusammengetragen habe. Aber ja ich werde eine Aufstellung anfertigen und sie dir dann vorlegen.“ Dann ging es auch schon zum nächsten Thema weiter. „Ich muss gestehen, dass ich den Wahlkampf bisher nicht verfolgt habe. Gibt es denn jemanden den du speziell unterstützt beziehungsweise für unterstützenswert findest?“ fragte ich nach und so zückte ich nun auch wieder meine Tabula um mit eventuelle Name zu notieren.

  • "Ich habe selber noch keinen Überblick, wer kandidiert und wen man unterstützen sollte", gab Macer offen zu. "Konkret gesprochen habe ich bisher nur mit Annaeus Florus Minor, Sohn des gleichnamigen Vaters. Er kandidiert als Vigintivir und ich werde ihn schon alleine aus Verbundenheit mit seinem Vater unterstützen. Aber mehr weiß ich auch nicht." Immerhin standen bald die Kandidaturreden im Senat an, so dass man spätestens dann mehr erfahren konnte.

  • Nun es hatte eine Weile gedauert. Ich hatte unzählige Akten gewälst. Etliche Gespräche geführt. Hier und da Erkundigungen eingeholt. Nun kurz gesagt ich hatte alles Mögliche zusammengetragen.
    Heute war es nun soweit, dass ich meine Ergebnisse präsentieren konnte.
    Nach der obligatorischen Begrüßung überreichte ich dem Senator meine Notizen.



    Allgemeines:
    Die Adoption stellt die Schaffung eines Eltern - Kind Verhältnisses zwischen dem Annehmenden bzw. den Annehmenden und dem (Wahl-) Kind ohne Beachtung der biologischen Abstammung dar.


    Das römische Reich wird von einer limitierten Zahl von Familien regiert. Eine der Pflichten der Senatoren ist es, Söhne zu haben, die letztlich den Besitz übernehmen und die politische Tradition sowie den Familiennamen fortführen können. Wirtschaftlich stellen Familien jedoch auch Luxus dar. Töchter müssen mit entsprechenden Mitgiften versehen und Söhne mit politischen Ämtern bekleidet werden. Eine zu geringe Kinderanzahl birgt jedoch die Gefahr, dass zu wenige männliche Nachkommen vorhanden sind.
    Das Rechtsinstitut der Adoption ist die einzige Lösung falsche Entscheidungen zu korrigieren bzw. fehlende männliche Nachkommen sicher zu stellen.
    Im römischen Recht kann in die adoptatio und die arrogatio unterschieden werden.
    Bei Ersterer wird der Adoptierte der väterlichen Gewalt - patria potestas des Adoptierenden unterstellt;bei Letzterer ist dies nicht der Fall.
    Nach römischem Recht wird dem pater familias das Recht eingeräumt Personen, die seiner patria potestas unterstehen, nicht nur Kinder und Frauen sondern auch Freigelassene zur adoptatio freizugeben.
    Formell vollzieht sich die Adoption als mehrmals durchzuführender Verkauf (munipatio).
    Zusammengefasst verkauft der leibliche Vater die anzunehmende Person an den künftigen Adoptivvater, welcher sodann seine Vaterschaft geltend macht.
    Demgegenüber ist die arrogatio die Annahme einer Person an Kindes statt, die keiner patria potestas mehr unterstand. Dies ist ausschließlich erwachsenen, reigeborenen Männern vorbehalten.
    Es ist üblich, dass der Adoptierte den Namen des Adoptivvaters annahm.


    Zusammenfassung:


    ADOPTIO: Annahme an Kindes statt, wenn angenommene Person ein Hauskind ist (Wechsel des pater familias)


    ARROGATIO: Annahme an Kindes statt, wenn angenommen Person zwar sui iuris (gewaltfrei + kein Hauskind ist); sie kommt dadurch unter die patria potestas des Annehmenden + wird
    alieni iuris (gewaltunterworfen)


    Durchführung Adoptionen und Adrogationen
    Alle Betroffenen kommen zusammen
    Die Betroffenen werden darüber aufkgelären, dass Adoption und Adrogation ein einschneidendes Ereignis im Leben eines Menschen ist.
    Geplante Namenswahl wird überprüft
    Bei der Adoption von Peregrini wird zusätzlich die Zahlung des nötigen Geldbetrages überprüft
    Eines amtlichen Dokuments wird ausgestellt

  • Macer erwiderte die obligastorische Begrüßung, griff nach der angebotenen Wachstafel und lud seinen Tiro mit einem Wink zum Sitzen ein. Während er die Notizen überflog, nickte er einige Male leicht, wenn er auf etwas stieß, was sich mit seinen Erwartungen und seinem Wissen deckte. Das war zu seiner Freude ziemlich häufig der Fall.


    Dann ließ er die Tafel sinken. "Und das alles ist nur per Usus geregelt und nicht per Gesetz, stimmt's?", fragte er dann, ließ aber gar keine Zeit für eine Antwort, sondern fragte gleich weiter und tippte dabei auf den letzte Satz auf der Tafel. "Die amtliche Urkunde, wer kann die ausstellen? Da muss doch irgendwas geregelt sein, möchte man meinen." Er blickte seinen Tiro halb fragend und halb erwartungsvoll an.

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