Es war bereits Abend und Caerellia war voll von Eindrücken des heutigen Tages. Für manche war dieser Besuch wohl belanglos, doch sie war begeistert. Ihr Bruder Tiberius würde sie auslachen. Sie hatte heute mit dem Custos das Forum Boarium besucht. Wegen den Tieren. Selbst in Mogontiacum war sie über den Viehmarkt geschlendert und das nur wegen ihres Custos. Artemon, ein ehemaliger Gladiator, liebte nämlich Tiere über alles. Er hätte einen perfekten Bauern abgegeben, so gut kannte er sich mit Vieh aus. Und obwohl dort nicht der angenehmste Geruch war, sah sie sich diese Geschöpfe gerne an. In Germanien gab es die unterschiedlichsten Rassen, aber mit Rom konnte sich der Markt in Mogontiacum nicht messen. Er war riesig und edle Pferde wurden hier auch angeboten. Vor allem ein pechschwarzer Hengst hatte es ihr angetan. Sie konnte natürlich nicht reiten, aber sein Temperament und seine Anmut beeindruckten sie. Er war einfach atemberaubend. Ob auch Catullus, ihr Leibwächter, großes Interesse daran zeigte, war fraglich. Es schien ihn zu langweilen. Dem war sie sich sicher. Sie sollte ihn langsam erlösen.
"Es wird an der Zeit heim zu gehen, Catullus.", forderte sie den Sklaven auf. War da gerade ein Seufzer zu vernehmen? Sie würden sich wohl nicht gut verstehen, aber das musste sie ja auch nicht. Trotzdem warf sie ihm einen bösen Blick zu ehe sie ihre dunkelblaue Palla zurechtrückte, welche sie über eine fliederfarbene Tunika trug. Ja, es wurde langsam kühl.
Das Marktreiben wurde weniger und die einzelnen Besucher verschwanden in den unzähligen Gassen. Es schien langsam dunkler zu werden. Für Caerellia und ihren Begleiter wurde es das schnell. Sie mussten sich sputen. "Können wir irgendwie abkürzen?", fragte sie Catullus. Soweit vertraute sie ihm, dass er sie nicht an einen gefährlichen Ort geleiten würde. Immerhin würde er mit dem Leben bezahlen, wenn seiner Domina etwas geschehen würde. "Ja. Folge mir!", antwortete Catullus und er marschierte los. Sie schritten durch eine Straße, welche vom Forum weg führte. Catullus ging dicht neben ihr. Sie ahnte nicht, dass in einem Hinterhof gerade eine Christenmesse abgehalten wurde. So dicht neben ihr. Sie ahnte auch nicht, dass die beiden Männer vor einer hölzernen Tür, an welcher sie gerade vorbei ging, Schmiere standen. Auf der Straße war nichts ungewöhnlich, als sie plötzlich Aufschreie hörte und aus dieser einen Tür unzählige Menschen herausliefen. Sie liefen um ihr Leben. Einer von ihnen rammte aus Versehen den Custos und fiel zu Boden. Er zitterte am ganzen Körper. Caerellia hielt ihm eine Hand hin, um ihm aufzuhelfen. "LOS! WEG HIER!!!", schrie eine anderen Mann und immer mehr Menschen kamen aus diesem Loch. Die Panik wurde immer größer, denn auf einmal schrie eine Frau: "SIE KOMMEN!"
Der Mann auf dem Boden schnappte sich Caerellias Hand, sprang auf und lief davon. "Was ist hier los, Catullus?", fragte sie ihren Sklaven ängstlich. "Wir müssen hier weg. Schnell!", antwortete Catullus und sie liefen in die gleiche Richtung wie die Christen. Sie liefen wie sie in die Falle.
Reserviert!