Officium Atriensis

  • Tiberios hatte die Abrechnung der Gesamtausgaben der Casa Furia für den Monat Iuli des Jahres 870 AUC beendet:


    Haushalt Casa Furia PRIDIE KAL AUG DCCCLXX A.U.C.



    Sim-Off:

    p.d= per diem, pro Tag
    HS = Sesterz

  • Da Domina Furia Stella Tiberios aufgetragen hatte, sich nach einem Reisewagen für ihre Ferienreise nach Brundisium umzusehen, wandte er sich an Viridomarus von den Traiansmärkten, aus dem Grund, da er den Peregrinus schon kennen gelernt hatte und wusste, dass er mit Luxuswaren aller Art: Düfte und Essenzen, Sklaven und hochwertigen Einrichtungsgegenständen handelte. Vielleicht würde er auch eine gute Bezugsquelle für luxuriöse Kutschen kennen.




    Viridomarus
    Taberna Zum Duften Viri
    Traiansmärkte
    Traiansforum
    Roma


    datum ANTE DIEM VII ID AUG DCCCLXX A.U.C.


    Salve Viridomarus excellentissime* ,
    Zuvor der Segen des Mercurius auf Deinem Haus;
    si vales, bene est**


    ich habe eine geschäftliche Anfrage an Dich, bei der du mir hoffentlich weiter helfen kannst:
    Domina Furia Stella benötigt eine Miet - Carruca mit dazugehörigem Kutscher für die einfache Strecke Roma - Brundisium, das sind etwa 368 milia passuum. *** Ich habe mich erkundigt, dass die Reise mit guten Pferden etwa in einer Woche zu bewältigen ist. Es sollte ein bequemer, sehr gut gefederter Reisewagen sein, in dem auch einiges Gepäck und Sklaven ihren Platz finden.
    Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir solch ein Gefährt selbst vermieten oder vermitteln könntest.
    Ich freue mich über die Aufnahme fruchtbarer Geschäftsbeziehungen und erbitte freundliche Angebote an obengenannte Adresse.


    Vale Tiberios
    Maiordomus Casa Furia



    Sim-Off:

    * edler, hochgeborener (Spätlatein)
    **Wenn es dir gut geht, ist es gut
    ***ca. 545 km
    **** Die Preise lagen zwischen 400 - 700 Denaren laut Orbis

  • Obwohl Tiberios in Ich- Form schrieb, war es natürlich so, dass er hier ganz als Vertreter der Furier sprach.
    Auch Viridomarus dürfte einer Geschäftsbeziehung zu einer der vornehmen römischen Familien nicht abgeneigt sein. Bestimmt würde er einen guten Preis machen oder herausschlagen.


    Tiberios rief diesmal nicht Chloe, die ja dominus Valentinus zur Verfügung stehen sollte, sondern Andreas zu sich, der gerade weniger zu tun hatte, weil die Hypokaustenanlage im Sommer nicht in Betrieb war.
    Tiberios gab dem kräftigen Sklaven das Schreiben mit und schickte ihn zu den Traiansmärkten.


    >>> Traiansmärkte

  • Epistolae >>>


    Tiberios nahm die Antwort von Viridomarus in sein Officium mit und legte sie zu seiner Anfrage:


    Viridomarus
    Taberna Zum Duften Viri
    Traiansmärkte
    Traiansforum
    Roma


    Casa Furia
    Quirinal
    - Hausverwaltung -
    Maiordomus Casa Furia Tiberios


    Salve Maiordomus Tiberios,


    mögen die Göttinen Abundantia und Moneta Eurem Hause ein Lächeln schenken.
    Vielen Dank für die Anfrage, gerne könnt Ihr eine meiner Carrucae mieten.


    Platz ist in jedem hölzernen Gefährt für vier Personen und Gepäck. In jeder Leder-Carruca ist Platz für zwei Personen, samt Gepäck. Falls Ihr keinen erfahrenen Fahrer habt, werde ich Euch einen meiner Sklaven stellen. Die Frage ist, möchtet Ihr eine geschlossene Carruca aus Holz oder möchtet Ihr eine mit Lederverkleideten Wänden mieten?


    Bei heißen Temperaturen ist jene mit Lederwänden zu bevorzugen, da man in diesem Falle für Frischluft sorgen kann.


    Möchtet Ihr quasi einen festen, fahrenden kleinen Raum, so empfehle ich Euch eine rein hölzerne Carruca. Jedes Gefährt ist durch eine Lederaufhängung gefedert. Das Reisen, gleich in welchem Modell ist sehr angenehm.


    Deine Berechnung bezüglich der Reisezeit muss ich leider korrigieren. Generell würde ich für so eine Reise 14 Tage veranschlagen. Bedenkt bitte alle gemeinsam, dass das Wetter umschlagen kann, Wege somit erschwert oder gar nicht zu passieren sind. Und auch die Pferde benötigen angemessene Behandlung. Deshalb plant vorsorglich eine 14 tägige Reise ein und seit früher da, als das Ihr möglicherweise zu spät erscheint.


    Ferner erinnere ich Euch höflich daran, für jede Person einen Reiseumhang und auch mindestens ein Kissen mitzunehmen. Gleich wie bequem eine Carruca auch sein mag, irgendwann wird man müde und da möchte man sich in den eigenen Umhang hüllen oder es sich auf dem persönlichen Kissen gemütlich machen.


    Der Preis für die Leder-Carruca läge bei 400, jener der hölzernen Carruca bei 550.


    Es würde mich freuen, wenn wir ins Geschäft kämen.



    Vale bene


    Viridomarus




    Hölzerne Carruca:
    https://i.pinimg.com/originals…7f97ab1be50b29f0cfb5b.jpg
    https://sketchfab.com/3d-model…740cf4a3e94a9737607279301




    Lederne Carruca:
    https://tabletopdeutschland.fi…/xanten-strac39fen-05.jpg




    Sim-Off:


    Viridomarus plant 14 Tage für die Reise, da er von 40 Kilometer pro Tag ausgeht. Durchschnittliche Reisegeschwindigkeiten unterschiedlicher Verkehrsmittel im Laufe der geschichtlichen Entwicklung

    *Marsch zu Fuß, 5-6 km/h, 30-50 km pro Tag


    *Pferd 6-10 km/h, 30-60 km pro Tag


    *Kutsche
    (um 1700) ca. 2 km/h, 20-30 km pro Tag
    (um 1800) ca. 3 km/h, 30-40 km pro Tag
    (um 1815) ca. 4 km/h, 40-50 km pro Tag
    (um 1830) ca. 6 km/h, 60-75 km pro Tag
    (um 1850) ca. 10 km/h 100-120 km pro Tag


    Die Römer benutzten ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. gefederte Reisewagen. Die Technik ging aber mit ihrem Niedergang allerdings leider verloren


    Im 15. Jahrhundert wurde die Federung im ungarischen Kocs (Kutschen) wieder entdeckt. Bei der Curruca gehe ich also von einem Mittelwert wie bei einem Planwagen aus, ca. 40 km pro Tag. Ich hoffe das ist korrekt so :)


  • Cubiculum Furia Stella >>>


    Tiberios verfasste, obwohl es schon spät war, mit seiner besten Eisengallustinte auf feinstem Papyrus einen neuen Brief an Viridomarus:



    Viridomarus
    Taberna Zum Duften Viri
    Traiansmärkte
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    Roma


    datum ID AUG DCCCLXX A.U.C


    Salve Viridomarus excellentissime
    Zuvor der Segen des Mercurius auf Deinem Haus;
    si vales, bene est


    Vielen Dank für dein freundliches Geschäftsangebot.
    Ich freue mich, dir mitteilen zu können, dass sich Domina Furia Stella für die Anmietung der geräumigen viersitzigen Holzcarruca entschieden hat.
    Ich bitte Dich darum, das Wageninnere auch so mit seidenen Kissen, Decken, Polstern sowie Vorhängen auszustatten, dass eine Dame standesgemäß reisen kann, ich verlasse mich hier auf deinen erlesenen Geschmack.


    Desweiteren wird ein absolut vertrauenswürdiger Kutscher mit guten Manieren benötigt; ich vertraue auf deine Auswahl und wäre erfreut darüber, wenn du mir Namen und Beschreibung des Sklaven vor Reiseantritt zukommen lassen würdest.
    Der Reiseantritt wäre, sobald du die Kutsche zur komplett zur Verfügung stellen kannst, eine kurze Nachricht wird erbeten.


    Die Rechnung über 550 Sesterzen über die Überlassung der Carruca sowie die Rechnung über die erbetene Sonderausstattung bitte an oben genannte Adresse.


    Vale Tiberios
    Maiordomus Casa Furia


    Gleich am nächsten Morgen schickte er Andreas mit dem versiegelten Brief zu den Traiansmärkten zum Duften Viri.


    >>> Zum duften Viri

  • Cubiculum Furia Stella >>>


    Tiberios wartete noch ein bißchen, ob Glafira auftauchen würde, damit er ihr einen Vortrag über Pflichtbewusstsein hielt. Aber Glafira kam nicht.
    So schloss er daraus, dass alles wieder gut war und ging schlafen.

  • Aischylos klopfte kurz und betrat das Officium. Er schaute sich um, aber anscheinend war der Maiordomus nicht da. Der Ianitor zuckte mit den Schultern und ließ den Brief auf Tiberios Schrebtisch liegen:.






    Viridomarus


    Taberna Zum Duften Viri


    Traiansmärkte


    Traiansforum


    Roma





    Casa Furia


    Quirinal


    - Hausverwaltung -


    Maiordomus Casa Furia Tiberios




    Salve Maiordomus Tiberios,



    mögen die Göttinen Abundantia und Moneta Eurem Hause ein Lächeln schenken.


    Die Kutsche samt Ausstattung und Kutscher schicke ich Euch umgehend, da ich selbst heute eine längere Geschäftsreise antrete.


    Wie abgesprochen die Holzcarruca mit passender Ausstattung. Der vertrauensvolle Kutscher für Euch ist der gute Philetas. Treu, zuverlässig und von gestandenem Alter.


    Ihm sind nach Beendigung der Reise auch die Mietkosten in Höhe von 600 auszuhändigen. 550 für die Kutsche samt Gespann und 50 für die Sonderausstattung mit den Kissen, Umhängen und so weiter.



    Ich wünsche Deiner Domina eine angenehme Reise.



    Vale bene



    Viridomarus



    .... und eilte zur Porta.

  • Atrium >>>

    Als Tiberios in sein Officium trat, fand er dort das Rechnungsschreiben des Viridomarus.
    Sofort setzte er ein Quittungsschreiben auf und holte aus dem Tresor eine größere Summe.



    Viridomarus
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    Roma


    datum ANTE DIEM XI KAL SEP DCCCLXX A.U.C


    Zahlungsanweisung:
    Betrag: DC HS *
    in 5 Aurei
    25 Denarii


    an Empfänger, ausgehändigt in bar
    für die Anmietung einer vollständig ausgestatteten Carruca mit Kutscher


    Bitte um die Quittierung des Erhaltes der oben genannten Summe.


    Vale
    Tiberios
    Maiordomus Casa Furia



    Auf einer Tabula fügte Tiberios noch eine handschriftliche Notiz hinzu:



    Tiberios an Dominus Viridomarus,
    Gruß zuvor
    Ich danke dir im Namen meiner Domina für die guten Wünsche und für die hervorragende Erfüllung des Auftrages.
    Abundantia und Moneta seien auch mit Dir und Deinen Geschäften




    Sim-Off:

    * 600 Sesterzen


    Dann ließ Tiberios Andreas, Krates und Gadir ihre Arbeit unterbrechen. Andreas wurde die große Summe anvertraut, die anderen beiden Sklaven waren seine custodes.


    Er schickte sie zu den Traiansmärkten.


    >>> Zum duften Viri

  • Atrium >>>

    Als Tiberios in sein Officium trat, fand er dort das Rechnungsschreiben des Viridomarus.
    Sofort setzte er ein Quittungsschreiben auf und holte aus dem Tresor eine größere Summe.



    Viridomarus
    Taberna Zum Duften Viri
    Traiansmärkte
    Traiansforum
    Roma


    datum ANTE DIEM XI KAL SEP DCCCLXX A.U.C


    Zahlungsanweisung:
    Betrag: DC HS *
    in 5 Aurei
    25 Denarii


    an Empfänger, ausgehändigt in bar
    für die Anmietung einer vollständig ausgestatteten Carruca mit Kutscher


    Bitte um die Quittierung des Erhaltes der oben genannten Summe.


    Vale
    Tiberios
    Maiordomus Casa Furia



    Auf einer Tabula fügte Tiberios noch eine handschriftliche Notiz hinzu:



    Tiberios an Dominus Viridomarus,
    Gruß zuvor
    Ich danke dir im Namen meiner Domina für die guten Wünsche und für die hervorragende Erfüllung des Auftrages.
    Abundantia und Moneta seien auch mit Dir und Deinen Geschäften



    Dann ließ Tiberios Andreas, Krates und Gadir ihre Arbeit unterbrechen. Andreas wurde die große Summe anvertraut, die anderen beiden Sklaven waren seine custodes.


    Er schickte sie zu den Traiansmärkten.


    >>> Zum duften Viri


    Sim-Off:

    * 600 Sesterzen

  • Zum duften Viri >>>



    Andreas klopfte an, und Tiberios, der gerade mit Hilfe seines Abacus einzelne Rechnungen addierte, war sehr erfreut darüber, dass die drei Sklaven so schnell zurück gekommen waren.
    Er las, dass Viridomarus die Summe dankend erhalten und das heutige Datum ANTE DIEM IV KAL SEP DCCCLXX A.U.C. hinzugefügt hatte; damit waren beide Geschäftsparteien zufrieden.


    "Und der Herr bestellt viele Grüße an Domina Stella und an dich.", beendete Andreas seinen Bericht.


    "Gut gemacht, alle drei.", sagte Tiberios:
    "Nun könnt ihr in unsere Therme gehen, ich komme auch gleich. "

    Tiberios fand, dass Viridomarus ein wirklich zuverlässiger und feiner Geschäftsmann war, und er fragte sich, ob das Handelshaus Furii in Portus nicht auch davon profitieren konnte.
    Weihrauch brauchte man außer für kultische Zwecke auch für Salben, Düfte und privates Räucherwerk, und Seide für feine Haushaltswäsche.
    Vielleicht werde ich ihm ein Angebot machen, das er gerne annimmt, dachte Tiberios in die Zukunft. Das würde das Vermögen meines Dominus mehren, und genau dafür hatte er mich ja gekauft

  • Cubiculum Maiordomus >>>


    Obwohl er heftige Kopfschmerzen hatte - Tiberios wunderte sich darüber, denn er war normalerweise nie krank - setzte er sich an die monatliche Abrechnung. Bestimmt hatten die Kopfschmerzen mit seinem beunruhigenden Traum letzte Nacht zu tun und würden vergehen, sobald er sich auf andere Dinge konzentrierte.
    Folgende Abrechnung schrieb er:


    Haushalt Casa Furia ANTE DIEM III KAL SEP DCCCLXX A.U.C.





    Sim-Off:

    Das Zeichen für den Sesterz ist HS, das durchgestrichene V = 5000

  • Als Tiberios die Abrechnung beendet hatte, waren die Kopfschmerzen unerträglich geworden.
    Er dachte nach, ob er sich vielleicht irgendwo eine Krankheit geholt hatte, doch in letzter Zeit hatte er die Casa Furia selten verlassen und auch nur dort Gekochtes gegessen.


    Aber dann dachte er an das Skelett des toten Rabastos, das er gemeinsam mit dem octavischen Sklaven Hephitios aufgestöbert hatte.
    Tiberios hatte interessante Zeichnungen anfertigen können, besonders von den Handgelenken und den Handknochen.
    Pünktlich war er wieder zuhause gewesen, und hatte die Zeichnungen in seiner Truhe verwahrt.


    Doch nun überlegte er, ob nicht doch ein Fluch auf dem unbestatteten Toten gelegen haben konnte, der ihn nun mit Albträumen und schlechtem Befinden verfolgte.


    Am besten fragte er bei Hephitios nach, wie es denn ihm nach dem Abenteuer ergangen war.
    Also setzte sich Tiberios an einen kurzen Brief:


    Tiberios
    Casa Furia
    Quirinal


    An Hephitios Servus
    Octavia Flora
    Casa Octavia
    datum


    s.d.*Freund Hephitios
    Ich würde dir gerne schreiben, dass es mir gut geht, aber so recht wohl fühle ich mich nicht.
    Ich wollte dich nur fragen, wie es dir geht? Nicht, dass der alte Rabastos uns noch eine defixio angehängt hat.
    Des weiteren wollte ich dich fragen, ob du von deiner Domina ein paar freie Stunden erbitten kannst, um mit mir auf die palastrae der Agrippa Thermen zu gehen? So ein bißchen Lauftraining würde mir gut tun, und du wolltest mir noch einige Griffen beim Ringen zeigen. Dafür spendiere ich die Massage hinterher. =)
    s.v.b.e.**
    Tiberios



    Tiberios wollte das Schreiben selbst zur Villa Octavia bringen, aber als er zur Haustür hinaus ging, war es ihm, als würde die Sonne ihre Strahlen durch seine Augen in seinen Kopf hämmern.
    Er zögerte also, da kam Rhea mit einem Korb:


    „Salve, Tiberios“, sagte sie: „Ich wollte noch einmal los, cuminum*** besorgen, Lyda ist es ausgegangen. Aber wie siehst du denn aus – du bist so weiß wie die Wand.“


    Tiberios lächelte ihr zu: „Es ist nichts, Rhea“, sagte er: „Ich habe vermutlich zu viel gelesen. Wenn du weggehst, könntest du mir einen Brief für Hephitios in der Casa Octavia abgeben?“


    Rhea nickte: „Ja, ich weiß wo das ist.“ Ein bißchen ängstlich blickte sie drein.


    „Du brauchst keine Sorge haben, Hephitios ist sehr nett und seine Domina ist eine freundliche Dame.“, erwiderte Tiberios: „Gib nur die Tabula ab, bitte, auf eine Rückantwort brauchst du nicht warten.“


    Er wußte ja, dass Hephitios Lesen und Schreiben gerade gelernt hatte und deshalb für die Antwort etwas länger Zeit brauchen würde.



    >>>... hora incerta: Vor der Casa Octavia


    Sim-Off:

    *s.d. = salutem dicit , ich grüße dich
    ** s.v.b.e. = si vales bene est, wenn es dir gut geht, ist es gut
    *** Kreuzkümmel

    ir-servus.png

    SKLAVE - IUNIA PROXIMA

    2 Mal editiert, zuletzt von Tiberios ()

  • ...hora incerta: Kurz vor der Casa Octavia>>>


    Nach Rheas Bericht war Tiberios wie vor den Kopf geschlagen.
    Sein Freund Hephitios, der lebensfrohe, starke Custos, war nicht mehr auf dieser Welt; ein Schatten unter Schatten war der junge Rhodier, dem die Mädchen sehnsuchtsvoll nachgesehen hatten, nun. Man hatte Hephistos erschlagen, und vielleicht – Rhea wußte nicht zu sagen, wie sie zu Tode gekommen waren - auch seine sanfte, gütige Domina und ihren Verlobten, den edlen Gaius Iulius Caesoninus.


    Tiberios hielt das durchaus für ein böses Omen und keinen Zufall.
    Vielleicht lag ein Aufstand in der Luft, vielleicht ein Bandenkrieg oder ähnliches?


    Der junge Maiordomus gab folgende Anordnungen.
    Nicht nur Aischylos alleine; auch Krates, Gadir oder Andreas sollten abwechselnd mit einem Knüppel an der Porta wachen, so dass die custodes immer zu zweit waren.
    Die Hunde sollten nicht nur nachts, sondern auch tagsüber frei laufen.


    Tiberios erinnerte Lyda und Rhea daran, Amphoren mit Öl bereit zu halten und die Flamme im Beistellofen niemals erlöschen zu lassen, obwohl Hochsommer war.


    Außerdem ließ er Chloe und Andreas nach Gegenständen suchen, die als Waffen geeignet waren. Wirkliche Waffen durften sie nicht haben, sie waren Sklaven, aber Knüppel, Besenstiele und gusseiserne Pfannen, die Rhea mit grimmiger Miene schwenkte, auch lange Fleischmesser gab es zu Genüge in Lydas Küche, falls Feinde ihr Glück versuchen sollten.


    Niemand sollte die Casa Furia verlassen, wenn es sich nicht um dringende Besorgungen handelte.


    domina Furia Stella war, den Göttern sei Dank, sicher in Brundisium, und die furischen Sklaven würden die Casa und alles darin mit ihrem Leben verteidigen, wenn es sein musste.

  • Am nächsten morgen fühlte sich Tiberios wie immer, aber als er aus seinem cubiculum trat, erinnerte ihn die Anwesenheit von gleich zwei ianitores, Aischylos und Krates an der Porta, an den gestrigen Tag.


    Er schickte beide schlafen, da kam ihm Chloe entgegen, zwinkerte ihm verschwörerisch zu und zeigte, was sie in ihrer Tunika trug: Eines der Küchenmesser.
    Das ging gar nicht, damit würde sie nur sich oder einen der furischen Sklaven verletzen.


    „Leg das bitte wieder zurück, wo du es her hast.“, sagte Tiberios zu ihr: „Es ist nicht so, dass wir einen Angriff erwarten, man muss nur vosichtig sein. Vor ein paar Jahren gab es einmal einen großen Sklavenaufstand.“


    Aber Tiberios merkte schon, dass er gestern einige der jüngeren Sklaven erschreckt hatte und das es dringend notwendig war, sie auf andere Gedanken zu bringen. Der große Hausputz – den hatte er ja angekündigt; heute war ein guter Tag, ihn anzufangen, zumal er gestern ja schon die Penaten des Herdfeuers um Schutz gebeten hatte.


    Er hatte vor, mit der schwierigsten Aufgabe beginnen zu lassen, denn so würde man sich mit frischen Kräften an die härteste Arbeit wagen, und jeder Tag würde leichter als der vorhergehende werden.
    Am schwierigsten waren die Hypokaustenanlage und die beiden balnearia auf Vordermann zu bringen; in jedem Balnearium musste zudem das Wasser abgelassen werden.


    Tiberios hatte ursprünglich geplant, mit einem Grüppchen Sklaven die Agrippathermen zu besuchen; er war ganz am Anfang einmal dagewesen, und es hatte ihm selbst gut gefallen.


    Aber das war wegen der unklaren Sicherheitslage nun hinfällig.
    Dafür aber würde weiterhin wie gedacht jeden Abend nach dem Tagewerk ein gemeinsames Essen im Hortus statt finden.


    Rhea machte da ein geheimnisvolles Gesicht, bestimmt hatten sich Lyda und sie schon Leckereien ausgedacht, vielleicht würde man auch singen, spielen oder etwas von sich erzählen, aber nicht zu lange; bis auf die custodes würden alle früh zu Bett gehen, um im Morgengrauen wieder aufzustehen.


    >>> Kellerräume



    Sim-Off:

    Nulla dies sine linea - Kein Tag ohne Linie = kein Tag ohne Nützlichkeit

  • Lyda hatte einen schönen, saftigen Apfelkuchen für alle gebacken und brachte ein Stück Tiberios, da er sehr beschäftigt war und noch keine Zeit für die Zwischenmahlzeit fand. Dabei wünschte sie ihm -


    "Guten Appetit, Tiberios!"


    Auch hat Lyda ihm ein Schreiben von Stella gegeben, das Tiberios persönlich der edlen Sergia Severa übergeben sollte. So war der Wunsch ihrer Herrin.




    Ad


    Sergia Severa


    Casa Sergia


    ___________


    Liebste Severa, im Voraus muss ich mich bei Dir entschuldigen, dass ich erst nach so langer Zeit von mir hören lasse. Ich war sehr lange krank, aber es geht mir jetzt besser. Wie Du weißt, ist Clara nach Brundisium vor kurzem abgereist und hat auch mich eingeladen, ihr dort Gesellschaft zu leisten. Morgen werde ich nun auf diese lange Reise aufbrechen und danach wollte ich wieder nach Alexandria weiter reisen.


    Ich möchte Dich gerne fragen, ob ich wieder in Deiner Casa Sergia dort für eine Weile wohnen durfte. Daher habe ich eine Bitte an Dich:


    Diesen kurzen Brief wird Dir mein Maiordomus Tiberios überreichen. Er wollte sich schon bald nach Alexandria begeben, um alles für meinen Aufenthalt dort vorzubereiten.


    Wenn Du nichts dagegen hast, bitte ich Dich, eine kurze Notiz an Deinen Verwalter da zu schreiben, damit er Tiberios empfangen kann und sich um alles weitere kümmert.


    Ich werde Dir sehr dankbar für Dein Entgegenkommen sein, liebe Aurora Severa.


    Wünsche Dir viel Gesundheit und mögen die Götter stets über Dich wachen!


    Deine Stella


    KAL SEP DCCCLXX A.U.C. (1.9.2020/117 n.Chr.)

    ir-servus.png

    SKLAVE - FURIA STELLA

    Einmal editiert, zuletzt von Lyda ()

  • Tiberios hob den Kopf: „Danke, liebe Lyda“, sagte er, als ihm die ältere Sklavin ein Stück Apfelkuchen hinstellte.
    Er schob den Kuchen zu sich hin:


    „Er sieht ausgezeichnet aus. Bestimmt schmeckt er auch so.
    So kann ich eine Pause einlegen. Ich hatte sowieso eine Frage an Dich: Da du die vertrauteste Dienerin unserer Domina bist, wäre es mir sehr recht, wenn nur du die Reinigung ihres Cubiculums übernimmst und deine Helfer aussuchst – vielleicht Rhea und Andreas? ...“


    Tiberios brach ab, als er sah, was Lyda außer Kuchen noch mitbrachte.
    Vor einiger Zeit hatte er mit seiner domina über ihre Reise nach Alexandria, wo sie früher schon eine Weile gelebt hatte, gesprochen.


    Und nun sah es so aus, als ob Tiberios zumindest für eine gewisse Zeit dorthin zurück kehren sollte.
    Natürlich würden noch viele Vorbereitungen getroffen werden müssen, aber spätestens im Oktober musste die Schiffsreise angetreten werden, sonst war es auf dem mare nostrum zu gefährlich.


    „Das ist der Brief für Domina Sergia Servera, nicht wahr?“, sagte er leise: „Ich werde ihn so bald wie möglich besorgen, und mich der Domina persönlich vorstellen.“


    Sehr viele Gefühle wollten in dem jungen Griechen aufsteigen, schöne und hässliche, doch er rang sie nieder und konzentrierte sich auf seine Pflichten.
    Er war ein Sklave, seine Gefühle spielten keine Rolle.
    Die apatheia, die Gemütsruhe, die galene, die Stille der Seele; wie die glatte Oberfläche eines heiteren Meeres zu sein, das war es, was er anzustreben hatte, wollte er zufrieden leben.

  • porta>>>


    Tiberios ging Gorgonus voran in sein Officium, rückte den Stuhl zurecht und setzte sich – auf den Schreibtisch. Hinter dem Schreibtisch sah nach Vorgesetztem aus und das war er für den Ianitor gerade nicht.
    Er schenkte ihm posca in den Becher ein.


    „Warum bist du den weiten Weg gekommen, Gorgonus?“, fragte er.
    Er nannte ihn bei seinem Spitznamen. Die Gorgone Medusa sah schrecklich aus, und ihr Anblick versteinerte Menschen. Gorgonus konnte das auch.


    Gorgus schilderte in knappen Worten, was in Portus Ostiensis vorgefallen war.


    Dann schlürfte er seine Posca aus und endete: „Der Typ wusste, wie du heißt und wo du dich aufhälst. Er wusste nur nicht, wie du aussiehst. Cassander meint, entweder kennst du ihn – oder er war hinter dir her.“


    Normalerweise hätte Tiberios das nicht sehr wichtig genommen. Ein einzelner komischer Kerl, der nach ihm fragte. Aber da gab es gerade diese Ereignisse in letzter Zeit, von denen Rhea berichtet hatte und die der Grund dafür waren, dass die Sklaven in der Casa Furia blieben, arbeiteten und sich sehr vorsichtig gegenüber der Außenwelt verhielten.


    Und da gab es – das gestand Tiberios aber nur sich selbst ein– einen unguten Traum.


    „Meinst du, jemand beobachtet die Casa Furia? Ist dir etwas aufgefallen?“, fragte er.


    Gorgus zuckte die Schultern und antwortete:
    „Nicht dass ich wüßte. Cassander hat Himildo ja auch gestoppt, bevor der sich sein Maul verbrennt. Aber wenn ich hinter dir her wäre, würde ich hier anfangen.“


    Jetzt flattert ihm der Chiton, dachte er.
    „Wenn ich du wäre, würde ich mich nicht so viel draußen rumtreiben.“, sagte er.


    Tiberios nickte. Das hatte er auch nicht vor. Hier in Casa war er sicher, hoffte er.
    „Möchtest du hier übernachten?“, fragte er: „Wir machen abends ein gutes Essen, du bist eingeladen.“


    Aber Gorgus schüttelte den Kopf: „Will die andren nicht so lange alleine lassen.“, sagte er.


    „Dann iss noch etwas.“, sagte Tiberios. Er glitt vom Schreibtisch und steckte den Kopf aus der Tür: „Rhea!“
    Er bat Rhea, Gorgus einen Teller mit Fladenbrot, Käse und Oliven zu bringen oder auch Apfelkuchen, wenn es noch welchen gab.
    Aber er selbst nahm ihr den Teller ab. Gorgus war, soweit er sich erinnerte, etwas grob mit den Mädchen.


    Während Tiberios Gorgus zusah, der reinhaute, dachte er daran, wen sonst er noch warnen konnte. Da fiel ihm Terpander ein. Die Urbaner waren meistens in der Castra, konnte also gut sein, dass der iunische Sklave von all den Ereignissen der letzten Tage nichts erfahren hatte. Vielleicht hatte sogar die Taberna schon geöffnet, und alle Bewohner der Casa Leonis waren völlig arglos.


    Tiberios schrieb rasch einen Brief und unterschrieb mit Briseis, so wusste Terpander, dass das Schreiben wirklich von ihm war.



    Tiberios
    Casa Furia
    Quirinal
    Roma


    Casa Leonis
    Via Nomentana vor der Porta Collina
    Viminal


    Briseis an Terpander,
    Gruß zuvor.
    Ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast, aber es gab einige Morde am hellichten Tag. Es sind nicht nur wichtige, sondern auch unwichtige Leute getötet worden.
    Gestern hat mich ein merkwürdiger Unbekannter in Portus gesucht. Er wusste meinen Namen. Ich wüßte nicht, dass ich Feinde habe, aber ich denke, dass vielleicht all die Toten auch nicht zufällig Opfer wurden. Vielleicht gibt es so etwas wie eine Liste für den Hades, und hinter allem steckt die gleiche Hand.
    Eventuell hat dein Dominus eine Idee, was wir für eine Gemeinsamkeit haben könnten? Dominus Scato ist klug.
    Ich passe auf mich auf, tu für dich und die Deinen das Gleiche.
    Der Überbringer dieser Nachricht ist Gorgonus, gib ihm etwas aus deiner Küche, er ist ein guter Mann.
    Wenn es dir gut geht, ist es gut, mir geht es gut
    .



    Tiberios kramte aus seinen Sachen fünf Sesterzen und hielt sie Gorgus hin.
    „Wenn du gleich wieder nach Portus Ostiensis zurück kehren möchtest, könntest du mir einen Gefallen tun?“, fragte er:
    Hier das Geld für einen Platz in einer Reisecarruca für später.“


    „Ich brauche keine Carruca, ich habe Füße“, erwiderte Gorgus und nahm das Geld trotzdem.
    So viel hatte er normalerweise im Monat, und ob er sich dafür Falernerwein gönnte oder einen Abend im Lupanar ging den Griechen nichts an:
    „Ja klar, ich tu dir einen Gefallen. Aber Gedichte hör ich mir nicht an.“


    Tiberios lächelte – versuchte sich Gorgonus gerade an einem Witz. Er beschrieb ihm den Weg zur Casa Leonis, gab ihm die Tabula mit, und Gorgus verabschiedete sich und brach auf.


    >>> Casa Leonis

    ir-servus.png

    SKLAVE - IUNIA PROXIMA

    2 Mal editiert, zuletzt von Tiberios ()

  • Kaum war Gorgonus gegangen, setzte sich Tiberios an einen Brief für seine Domina. Er wollte sie keinesfalls beunruhigen, daher beschloss er, keinesfalls unangenehme Vorkommnisse zu erwähnen. Domina Furia Stella sollte sich in Brundisium ganz und gar erholen und keine Sorgen machen.
    Also wurde Tiberios' Brief heiter:



    Domina Furia Stella
    Die Villa am Meer
    fundus cum villa
    Brundisium


    datum ANTE DIEM III NON SEP DCCCLXX A.U.C.


    Sei gegrüßt Optima Domina Furia Stella,
    wenn es dir gut geht, ist es gut, deiner Familia geht es gut und alle sind gesund und munter.


    Wir haben mit dem Hausputz begonnen und uns zuerst die Hypocaustenanlage vorgenommnen. Dann werden die Balnearia drankommen und alles weitere, bis die ganze Casa durchgearbeitet ist. Abends sitzen wir zusammen, essen und danach singen wir ein wenig und erzählen uns Geschichten.
    Vielleicht wollen wir mit allen ein Theaterstück einüben, eine Komödie, die aber nicht zu unanständig sein darf. Rhea und Chloe sind zumindest dafür, sie wollen gerne auf der Bühne stehen. (Und Nestor beeindrucken, fürchte ich)
    Wir haben jetzt schon viel Spaß damit. Aber tu bitte so, als sei es eine Überraschung, falls es klappt.
    Die Monatsabrechnung für letzten Monat ist fertig, und die Kosten für die Carruca sind beglichen. Alles geht seinen geregelten Gang.
    Sag bitte Glafira, dass die Hunde sie vermissen. Als wir sie am ersten Abend frei gelassen haben, haben sie überall herumgeschnüffelt und ihre Glafira gesucht. Und wir alle hier erwarten Glafiras Brief.


    Mögen die Götter Dich behüten und deine Gesundheit bewahren.
    Vale Tiberios


    Maiordomus Casa Furia

  • Tiberios hatte Terpander nichts Näheres sagen können, weil er nichts Näheres wußte. Er hatte nur den Eindruck von Gefahr, die näher kam und dachte, dem uninformierten und urbanem Tratsch abholden Terpander warnen zu müssen.


    Aber die Antworten auf die Frage nach dem gemeinsamen Nenner zwischen all den Toten hatten weder Terpander noch dominus Scato.


    Der junge Grieche saß an seinem Schreibtisch und zerbrach sich den Kopf.
    Das er der vilicus des Handelshauses Furii gewesen war, bevor ihn domina Furia Stella zurück in die Casa beorderte, und dass er ab und zu nach Portus raus fuhr, um nach den Büchern zu sehen, das wussten nicht viele Leute. Wer immer ihn dort gesucht hatte, das musste jemand sein, den er genau in diesem Zeitraum gekannt hatte.


    Tiberios machte sich daran, die Namen der Betreffenden in eine Wachstafel zu ritzen, es wurde eine kurze Liste:


    - Alle domini der gens Furia
    - Terpander
    - Sisenna Iunius Scato
    - Eireann
    - Die drei Sklaven aus dem Handelshaus
    - Viniciana Thula
    - Nero Helvetius Archias



    Die Furier schieden aus. Wenn sie Tiberios loswerden wollten, konnten sie ihn entweder verkaufen oder töten. Der junge Sklave hoffte aber sehr, dass er ihnen so nützlich war und sie ihn gerne mochten, so dass sie weder für das eine noch das andere eine Veranlassung sehen würden. Er strich sie durch.


    Terpander: Scatos Sklave würde ihn ohne Zweifel selbst erledigen, wenn er das wollte. Aber warum sollte er so etwas wollen? Auch wenn er Tiberios ab und zu zu Tode erschreckt hatte, hatte er immer darauf geachtet, dass ihm nichts zustieß.


    Das Gleiche galt für dessen Herren, dominus Scato. Als Tiberios den Römer das letzte Mal gesehen hatte, hatte er den Eindruck gewonnen, der Urbaner schätze ihn durchaus lebendig; Tiberios errötete etwas, als er daran dachte - und strich den Namen durch.


    Eireann. Sie war schrecklicher Verbrechen beschuldigt gewesen und wieder frei gekommen. Nun gehörte sie Hairan alias Anis von Alexandria, der ein dunkles Wesen hatte, und sie schien zufrieden mit ihrem neuen dominus zu sein und ihm ergeben.
    Vielleicht war Eireann ja genauso wie Hairan geworden und erfreute sich am Unglück anderer.
    Tiberios‘ Hand zitterte, es schmerzte ihn, aber er musste ihren Namen stehen lassen.


    - Die drei Sklaven aus dem Handelshaus. Sie hatten Gorgonus geschickt, ihn, Tiberios, zu warnen. Es hätte wenig von Logik, dass sie ihm Böses wollten.


    - Viniciana Thula, eine freigelassene Dame, die Geschäftsbeziehungen mit Gnaeus Furius Philus hatte. Waum sollte sie etwas gegen dessen Sklaven haben? Durchstreichen.


    - Nero Helvetius Archias: Der Mann war undurchsichtig. Mal Feind, mal Freund für Tiberios gewesen. Terpander hatte ihn als Wolf bezeichnet. Aber er war nur ein Tavernenwirt, dem Tiberios auch noch einen Gefallen schuldete. Trotzdem: Undurchsichtig.
    Tiberios ließ ihn auf der Liste.



    - Alle domini der gens Furia
    - Terpander
    - Sisenna Iunius Scato

    - Eireann
    - Die drei Sklaven aus dem Handelshaus
    - Viniciana Thula

    - Nero Helvetius Archias


    Zwei Namen waren nicht durchgestrichen worden. Zwei Namen, die- das fiel Tiberios nun auf – eine Gemeinsamkeit hatten: Sie verbanden ihn, den unbedeutenden Sklaven mit dem ermordeten bedeutenden Römer Gaius Iulius Caesoninus.


    Eireann war unter dem Namen Livia Caesoninus‘ Sklavin gewesen. Sie hatte sich mit Tiberios gemeinsam von Archias zur Arbeit heranziehen lassen, weil Tiberios die Zeche nicht bezahlen konnte, und Gaius Iulius Caesoninus hatte daraufhin Archias gedemütigt und gemaßregelt.*


    Aber Tiberios hatte Archias nichts getan. Seine Idee mit dem Drohbrief, die hatte er nicht verwirklicht.
    Wieder eine Sackgasse von Überlegungen.


    Er hatte ihm nichts getan, aber wenn Archias geglaubt hatte, er würde es tun….?


    Tiberios schaute die Liste an. Sein Herz klopfte bis zum Hals. Er dachte an die Konsequenzen, die das haben konnte; neue Verhöre vielleicht, und jemand würde auf die Spur des Geschäftes kommen, dass er Archias vorgeschlagen hatte.
    Ein einziges Mal in seinem Leben war er in Begriff gewesen, etwas Böses zu tun, um eine Frau zu retten, die es im nachhinein überhaupt nicht wert gewesen war. Was für ein fatuus, ein Narr war er gewesen! Aber er hatte am Ende der Versuchung nicht nachgegeben.**


    Und doch – nur der Schatten eines Verdachtes würde zerstören, was sich Tiberios aufgebaut hatte. Das durfte nicht geschehen.


    Domina Furia Stella, die so klug war, war weit fort. Dominus Appius Furius Cerretanus war der nächste Verwandte, aber er war ein Urbaner, und die unbarmherzige Gerechtigkeit der Hüter Romas würde mit einem Sklaven nicht nachsichtig sein.
    Mit Eireann hatte man auch keine Nachsicht gekannt. In Tiberios Augen war sie einfach nur auf das siebenundzwanzigste Feld von Senet gekommen. ***
    Kein Menschen interessierte sich tatsächlich für ihre Schuld oder Unschuld. Ihr Schicksal war für Tiberios eine Warnung.


    Nein, es gab niemanden, dem Tiberios' Gedanken nützen, aber einige, denen sie schaden konnten - besonders ihm selbst.


    Tiberios nahm die Wachstafel, ging in die culina zu den Penaten des Herdes.


    Fast zornig warf er die Wachstafel ins Herdeuer und schaute zu, wie die Schrift schmolz:


    Eireann
    Nero Helvetius Archias


    Tiberios würde schweigen über die beiden Namen auf seiner Liste. Hoffentlich würde Terpander, den einzigen, den er gewarnt hatte, seinem Herren oder dominus Lurco gegenüber auch schweigen.


    Würde man Tiberios fragen, würde er künftig von einem error, nur einem Irrtum, sprechen. Aber Eireann würde er fragen, ob sie wüsste, wer seinen Tod wünschte.
    Es vergingen einige Tage, bis er die Zeit fand, in die Subura zu gehen, um Eireann zu suchen. Wieder einmal war seine Neugier größer als Vorsicht und Angst.


    >>> Das siebenundzwanzigste Feld


    Sim-Off:

    *Konfrontation mit dem Wirt
    **Abwege
    ***Senet, altaegyptisches Würfel-Brettspiel. Das 27. Feld = Wasser des Chaos, eine Spielfigur, die darauf zu stehen kommt, ist verloren.

    ir-servus.png

    SKLAVE - IUNIA PROXIMA

    2 Mal editiert, zuletzt von Tiberios ()

  • Aischylos ging ins Officium und hoffte, Tiberios dort auch anzutreffen.


    "Tiberios, bist du da ...?" Aischylos schaute um, vielleicht war Tiberios in seiner Kammer, daher sagte er laut,


    "Wir haben einen Besucher an der Porta, der behauptet ein Furier zu sein ... Ohne deiner Erlaubnis kann ich ihn nicht rein lassen, ob Furier oder nicht! Also komm bitte mit", - und mit diesen Worten eilte der Ianitor zurück an die Porta.

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