Colosseum, Vorplatz, am Stand mit den Grillwachteln

  • Tiberios schloss die Augen und lehnte sich an den Griechen. Er hätte die Dauer des Kusses auch gar nicht abkürzen wollen.
    Als Terpander Tiberios freigab, war das Gesicht des furischen Sklaven mit brennender Röte übergossen, und er strahlte förmlich.


    „Ich dachte zunächst, mir würde beim Zuschauen schlecht werden.“, gestand er: „Aber mir hat der Kampf gefallen. Es waren aber auch wirklich zwei gute Kämpfer, sehr spannend. Leider hat mich dominus Cerretanus gesehen, und da ich keine Erlaubnis von zuhause hatte, hielt ich es für besser, zu verschwinden. Ich hielt zu Flamma und du?“

  • "An Blut ist nichts Übelkeiterregendes, zudem ist es nahrhaft." Nun lächelte Terpander und strich Tiberios mit der Rückseite seines Zeigefingers über die Wange. "Ich hatte die Erlaubnis auch nicht. Nur habe ich nicht den Fehler gemacht, mich erwischen zu lassen. Priscus hatte meinen Respekt. Er war sehr gut, wenngleich nicht gut genug, und wacker bis zum Schluss."


    Da das Revier abgesteckt war, betrachtete Terpander jetzt auch Wonga und Iduna.

  • In diesem Augenblick erschien der hünenhafte Nubier an Idunas Seite und bettete vorsichtig seine Hand auf den Rücken der Rothaarigen.
    “Iduna. Wir sollten zurück zur Domus Iulia.“
    Den Worten des Nubiers lauschte die Rothaarige lediglich mit halben Ohr. Zu gefesselt war sie von dem Schauspiel das sich ihr gerade präsentiert hatte. Bah! Küssende Männer. Wie gruselig, geisterte es durch die Gedanken der Rothaarigen. Und dennoch hatte sie diesem Schauspiel mit großen Augen beigewohnt. Wie konnten sich die beiden denn in aller Öffentlichkeit ihre Zuneigung schenken? Denn das die beiden Männer vor ihr sichtlich vertraut miteinander umgingen erkannte ein Blinder mit Krückstock.


    Währenddessen ratterten die Gedanken im Kopf des Nubiers, wenn das dieser Tiberios war, dem Livia ihre Liebe geschenkt hatte, dann hatte sie dieses Bürschchen nach Strich und Faden verarscht. Leicht verengten sich die Augen Wongas und er schwor sich das er den Lockenkopf darauf ansprechen würde. Doch nicht jetzt in diesem Augenblick.
    “Iduna.“
    Mahnte Wonga und Idunas Blick glitt in Richtung des Nubiers.
    “Bitte. Nur noch ein bisschen. Außerdem habe ich noch nicht aufgegessen.“
    Triumphierend schwenkte Iduna den lediglich angebissenen Wachtelspieß. Während sie von Terpanders des 'Revier absteckens', nicht die leiseste Ahnung hatte.

  • Tiberios lächelte etwas unsicher, da es Terpander wieder einmal gelungen war, in zwei Sätzen sowohl seine Missgeschick, von dem Furier erwischt zu werden als auch seine Unzulänglichkeit, einen Favouriten in der Arena zu wählen, herauszustellen, obwohl er gleichzeitig seine Wange streichelte.


    Auch wenn Terpander ihn nicht wie ein Werkzeug behandelte, bei dem „nützlich“ und „höflich“ als Eigenschaften genügten, war er vermutlich weit davon entfernt, ihn irgendwie als gleichwertig zu betrachten.

    Aber Tiberios hatte ihn lieb und wollte ihm gefallen.


    Er vermutete nicht, dass sein zärtlicher Umgang mit Terpander Anstoß erregen konnte, es sei denn, bei sehr konservativen Römern.


    Nun nahm er die Hand des Griechen und präsentierte ihn: „Darf ich euch Terpander vorstellen, einen lieben Freund.“, sagte er zu den beiden iulischen Sklaven:


    "Wir hatten gerade eben über die Flavische Zucht gesprochen. Davon hatte ich noch nie gehört."


    Er sah Iduna an und wartete auf eine Erklärung.

  • Die Miene des Nubiers wirkte vollkommen ausdruckslos. Auch wenn sich seine Augen sichtlich zu Schlitzen verengt hatten und er die Beiden nicht aus den Augen ließ. Seine Hand hatte Wonga auf dem Rücken Idunas platziert, da ihm bewusst war das diese Szene die kleine Germanin sichtlich zusammen zucken ließ. Nein. Das war jetzt nicht wirklich geschehen. Das hatte sie sich nur eingebildet. Und doch bestätigte ihr ein Blick in Richtung des Nubiers das diese beiden Männer tatsächlich Zärtlichkeiten ausgetauscht hatten. Augenblicklich umwölkte Skepsis die Augen der Rothaarigen, während sie von einem der Männer zum anderen blickte.


    “Tiberios, Maiordomus der Casa Furia, ich würde gerne einige Worte mit dir wechseln. Alleine. Wenn du erlaubst.“
    War Wongas dunkle Stimme zu vernehmen. Während der Blick des Nubiers ungerührt auf dem Lockenkopf ruhte. Da hob die Rothaarige aufmerksam ihren Kopf und blickte nun zwischen dem furischen Sklaven und dem Custos Corporis der iulischen Gens hin- und her. Was wollte Wonga mit Tiberios besprechen? Wollte er ihm den Kopf zurecht rücken, dass solche Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit nichts zu suchen hatten? Vielleicht.


    Schließlich präsentierte Tiberios den Griechen als (s)einen Freund. Und während Wonga nur ein undefinierbares brummen von sich gab. Starrte Iduna dem Großgewachsenen mit großen Augen an. Bevor sie ihren Fehler bemerkte und hastig ihren Blick gen Boden wandte.
    “Salve Terpander.“
    War Idunas leises Stimmlein zu vernehmen. Denn der Ältere hatte eindeutig etwas einschüchterndes, auf das die kleine Germanin reagierte.


    Dann sprach Tiberios abermals die 'flavische Zucht' an und Iduna zuckte leicht zusammen.
    “Die flavischen Domini lassen ihre Sklaven Kinder miteinander zeugen.“
    Erwiederte die Rothaarige mit knappen Worten und versuchte dabei nicht an ihre Tochter zu denken.

  • "Chaire, Iduna und Wonga. Das ist freundlich von den Flaviern", sprach Terpander in der Bemühung, sich an dem alltäglichen Geplauder zu beteiligen. Er versuchte gerade tatsächlich, auf römische Weise freundlich zu sein, da dies Freunde von Tiberios zu sein schienen. Freunde waren wichtig.


    Seine Finger hielten die zierliche Schreibhand des kleinen Griechen umschlossen, seit dieser nach seiner Hand gegriffen hatte. Das würde auch so bleiben, Wonga konnte später allein mit Tiberios sprechen, Terpander würde ihn einfach festhalten.

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  • Tiberios konnte sich nicht vorstellen, was Wonga von ihm wollte, aber maßregeln sicherlich nicht. Auf gewisse Weise war es doch der furische Maqiordomus, der alexandrinische Lebensart und Raffinesse verkörperlichte, und nicht Wonga.
    Außerdem war er in der Sklavenhierarchie ranghöher ( Was nicht zu sagen hatte, Terpander juckte das auch nicht, obwohl Tiberios mehr Leuten Anordnungen geben durfte als er).
    Vielleicht hatte der schwarze Custos ja Neuigkeiten von Eireann_ Livia, die – wiederum einmal – wie vom Erdboden verschluckt schien.


    Der furische Sklave hätte es unhöflich gefunden, jetzt unter vier Augen mit Wonga zu sprechen, aber er sagte herzlich:
    „Später sehr gerne, Wonga.“


    Unabhängig davon wollte er nicht, dass Terpander seine Hand losließ. Die offensichtliche Zuneigung des Spartiaten erfüllte ihn mit einer stillen Freude; am liebsten hätte er ihn noch einmal geküsst und das mit mehr Leidenschaft. Doch das wäre auf einem öffentlichen Platz wirklich stillos gewesen.


    Als Terpander aber nun die Freundlichkeit der Flavier lobte, wandte der junge Grieche den Kopf ab, um sich ein Lächeln zu verbeißen, bevor er Idunas Worte präzisierte:
    „Du meintest – zwangsweise? Ob die Sklaven der Aphrodite huldigen wollen oder nicht?“


    Tiberios stellte sich kurz vor, in diese Lage zu kommen. Er hätte versucht, es für das Mädchen oder die Frau einigermaßen angenehm zu machen. Trotzdem, gut war das bestimmt nicht; allen Göttern sei Dank hatten die Furier keine züchterischen Ambitionen.


    In diesem Moment drang Jubel aus dem flavischen Amphitheater. Tiberios hob den Kopf, lauschte, dann sagte er erleichtert:
    „Keiner der beiden Gladiatoren hat heute sterben müssen.“

  • Auf die Worte des furischen Sklaven nickte der Nubier lediglich knapp. Früher oder später würde es zu einem solchen Gespräch kommem. Selbst wenn dies bedeutete das Wonga an der furischen Porta klopfen musste. Doch dies war alles noch Zukunftsmusik. Während Wongas Blick auf der Rothaarigen ruhte und bemrkte wie ein beben durch ihren Körper rieselte. Beruhigend streichelte seine Pranke über Idunas Rücken und bemerkte wie sich ihr Körper anspannte. Unwillkürlich wich die Germanin etwas zur Seite und hob tatsächlich ihren Kopf an. Während ihr Blick abwechselnd zwischen Tiberios und Terpander hin- und her glitt. Dann atmetet die Cheruskerin tief durch und starrte dennoch zu Boden.


    “Ihr habt keine Ahnung. Ihr wisst nichts. Nicht wie das Leben als Sklavin in einem patrizischen Haushalt ist. Ich war Leibsklavin des Dominus Caius Flavius Scato. Als er eine Claudia zur Gemahlin nahm, sah diese in mir eine Konkurrentin um die Gunst des Flaviers. Und.. und statuierte an mir ein Exempel. Die flavischen und claudischen Haussklaven
    vergewaltigten
    mich auf Anordnung Claudia Sassias. Auch Angus.“

    Somit war noch immer ungeklärt wer Aislins wahrer Vater war. Doch dies würde sie den beiden Männern garantiert nicht auf die Nase binden. Und so verstummte die Germanin auch schon mit brennenden Wangen und verkrallte ihre Finger miteinander.


    Wonga unterdessen blieb ruhig an der Seite der Rothaarigen stehen und berührte Iduna jedoch nicht. Während der Nubier auf Tiberios gesprochene Worte kaum merklich nickte. Dann würde er den furischen Sklaven auf Eireann, besser gesagt Livia ansprechen. Dem lauter werdrnden Geschrei schenkte Wonga kaum Beachtung. Bedeutete dies doch nur das der Kampf vorüber war.

  • Terpander legte den Kopf in den Nacken und lachte schallend.


    "Du sprichst, als wäre das etwas Ungewöhnliches oder gar Schlimmes. Wären meine Leute mit der fertig gewesen, wäre von dir nichts übrig gewesen als ein zuckender Haufen Blut und Gedärme, der benutzt wird, bis er aufhört zu zucken. Je nach Menge der Teilnehmer noch länger. Da wäre im Anschluss nichts geblieben, was noch durch Rom laufen, Gladiatorenkämpfe besuchen, Wachteln knabbern und herumjammern könnte."


    Aus seinem Tonfall sprach Stolz.


    "Den Sklaven wurde offenbar eine Runde Spaß gegönnt. Da sag noch einer, die Flavier wären keine freundliche Gens."

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  • Tiberios schloss einen Moment die Augen, sein Geist verweilte in einem Abschnitt seiner Vergangenheit, über die er niemals sprach, nicht weil er sich schämte, sondern weil er beschlossen hatte, sie als belanglos ad acta zu legen. Er dachte an die Worte des Stoikers Epiktetos, der auch ein römischer Sklave gewesen war, bevor man ihn freigelassen hatte:
    Perturbant homines non res ipsae sed de rebus opiniones*


    Leicht schüttelte Tiberios den Kopf, er fand Idunas Worte nicht so lustig wie Terpander, aber er war auch das Gegenteil von einem Krieger.
    Dann sagte er :
    Deine Domina hat offensichtlich einfach gerne Menschen gequält, Iduna. Denn wie hättest du, die du unfrei bist, jemals eine Konkurenz für eine Claudia sein können? Ich überlege gerade, was ich in diesem Fall getan hätte.
    * Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern ihre Urteile und Meinungen über sie, sagt Epiktetos. Schlimmes ist geschehen, doch du lebst noch. Du hast eine Tochter. Die dich verderben wollten, haben nicht gesiegt. Tyche hat die Hand über dich gehalten.
    Du glaubst, ich verstehe dich nicht. Doch das tu ich sehr wohl.“


    Er unterbrach sich. Er wusste nicht, ob Iduna seinen Worten folgen konnte. Solange Tiberios noch lebte und atmete, war es sein eigenes Urteil, dass seine eigene Welt bestimmte. Dazu gehörte, seine Existenz nicht allzu wichtig zu nehmen.


    Und jetzt lächelte er Terpander an:
    „Und so hatte ich noch mehr Glück als ich je geahnt habe: Nur hinweggeführt und verkauft zu werden und nicht in die Hände deiner Leute….“ Er dachte noch immer daran, Terpanders Heimat nicht zu verraten: „ zu fallen. Ich glaube, ich muss dafür Tyche noch einmal Dank sagen und opfern.“, leichthin klang seine Stimme; Tiberios spottete über sich selbst.

  • "Du bist doch in meine Hände gefallen, Tiberios." Terpander streichelte die Hand des kleinen Griechen mit dem Daumen. "Die ehemalige Domina erscheint mir wie jemand, der weiß, wie man seine Sklaven bei Laune hält. Wer sich wie ein Lamm benimmt und bei Schwäche auch noch blökt, den holen die Wölfe."


    Terpander hoffte, die beiden würden bald zu einem Ende kommen, damit er sich Tiberios widmen konnte, dem er ein Lächeln schenkte, bei dem man die trotz seines Alters annähernd weißen Zähne blitzen sah.

  • Würde Wonga nicht als Stütze an ihrer Seite verweilen, die Rothaarige wäre mit Sicherheit bereits zur Seite umgekippt. Doch so srsnd sie noch aufrecht. Auch wenn sie sichtlich erbleichte, sls Terpander in schallendes Gelächter ausbrach. Mit großen Augen fokussierte die Germanin den Älteren und wusste im ersten Moment nicht wie sie auf dieses Gelächter reagieren sollte. Machte sich der Ältere etwa über sie lustig? Bei diesen Gedanken musste Iduna hart schlucken und ihr Blick senkte sich beinahe automatisch.
    “Du bist also der Meinung ich habe diese Art der Bestrafung verdient?“
    Dabei hob Iduna ihren Kopf an und blickte dem Älteren direkt entgegen. Und tatsächlich hielt ein funkeln in ihren Augen Einzug.
    “Deine Leute hätten mich vergewaltigt und dann zum Sterben zurück gelassen.“
    Wollte Iduna von dem Älteren wissen und spürte wie ein Schauer über ihren Rücken kroch. Denn genauso handhabten es die Cherusker, wenn sie ein Dorf einnahmen. Die Frauen und jungen Mädchen wurden vergewaltigt, bevor man ihnen die Kehlen durchschnitt. Somit hatte es Iduna noch verhältnismäßig gut getroffen. Sie durfte immerhin weiterleben.


    Schließlich konzentrierte sich die Germanin auf die Worte des Lockenkopfs und ein leises Seufzen entwich ihrer Kehle.
    “Domina Claudia Sassia war eifersüchtig auf mich. Sie hat mir auch die Haare geschoren, um mich zu demütigen.“
    Emotionslosigkeit haftete nun an Idunas Worten. Beinahe so als hätte sie ihre Gefühle tief in sich vergraben. Und auch wenn diese Taten in ihrer Vergsngenheit lagen, so wusste sie doch das sie diese unaussprrchlichen Taten niemals vergessen würde. Wie sie auch die Vergewaltigung durch Angus niemals vergaß. Als Iduna an den Kelten dachte, presste sie ihre Lippen fest aufeinander und atmete tief durch.
    “Die die mich verderben wollten, leben nicht nicht. Ein Fieber hat Dominus Caius Flavius Scato dahin gerafft und auch Domina Claudia Sassia verweilt nicht mehr unter den Lebenden“
    Dann schwieg die Rothaarige auch schon.
    “Ist es ein Fluch das alle meine Domini den Tod finden?“
    Bei diesen Worten blickte Iduna niemand bestimmten an. Lediglich Wonga schüttelte knapp mit dem Kopf.

  • Terpander lächelte und wenn man ihn nicht kannte, hätte man es für freundlich halten können.


    "Natürlich hast du diese Behandlung verdient. Und nein, Mädchen. Meine Leute hätten dich nicht zum Sterben zurückgelassen, sondern getötet. Wäre deine Domina eifersüchtig gewesen, hätte sie nicht deine Haare geschoren, sondern sie dir samt der Kopfhaut und dem Gesicht abgezogen."

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  • „Doch du würdest mir nie etwas antun.“, sagte Tiberios, doch bereits während er es sagte, wusste er, dass es so nicht stimmte:. Terpander würde ihm nie etwas tun, wenn es irgendwie vermeidbar wäre.
    Zu allem Überfluss hatte der Alexandriner eine rege Phantasie, und als Terpander über die Strafe mit dem Hautabziehen sprach, konnte er das grausige Bild vor seinem geistigen Auge sehen.
    Zu seiner Überraschung fühlte er danach so etwas wie Dankbarkeit: Sein Körper war intakt, er hatte nicht einmal Narben von Peitschenstriemen, weil man ihn fast nie geschlagen hatte. Auch ihm war es meistens gut gegangen.
    Sie waren keine Opfer, auch Iduna nicht. In Wirklichkeit waren sie gesegnet, denn noch lebten sie unter der Sonne. Erst im Hades würden ihre umbrae weinen und klagen um das was sie verloren hatten.
    Tiberios nahm sich fest vor, sich jetzt schon mit allen Kräften der Schönheit der Welt hinzugeben. Damit sein Schatten keinen Grund hatte, am Acheron zu stehen und zu jammern.


    Tiberios hatte Iduna gefragt: „Was ist das Schlimmste, dass du dir vorstellen kannst.“ Die Antwort darauf musste lauten: „Es ist schon geschehen.“
    Und doch waren sie hier auf dem Vorplatz, aßen Wachteln und freuten sich ihrer Jugend. Andere, die wirklich Opfer waren, würden sich nie wieder freuen können.


    Iduna fühlte sich angegriffen; in Wirklichkeit erteilte ihr Terpander gerade großmütigerweise eine Lehre. Dum spiro spero.** Ihr würde es besser gehen, wenn sie aufhören würde, ihre Geschichte als Opfer zu erzählen, und anderen Leuten würde es auch besser gehen.


    In Tiberios stieg eine große Liebe auf für Terpander, der so viel Weisheit besaß. Er lächelte nun auch, froh war er. Die überwältigende Schönheit der Welt wurde gerade von dem grauhaarigen Mann an seiner Seite verkörpert, und Tiberios erbebte, als Terpanders Daumen sanft seine Handinnenfläche streichelte.


    Sim-Off:

    ** Solange ich atme, hoffe ich , Cicero

  • Zitat

    Original von Terpander
    Terpander lächelte und wenn man ihn nicht kannte, hätte man es für freundlich halten können.


    "Natürlich hast du diese Behandlung verdient. Und nein, Mädchen. Meine Leute hätten dich nicht zum Sterben zurückgelassen, sondern getötet. Wäre deine Domina eifersüchtig gewesen, hätte sie nicht deine Haare geschoren, sondern sie dir samt der Kopfhaut und dem Gesicht abgezogen."


    Als der Ältere diese Worte laut aussprach, verengten sich die Augen des Nubiers sichtlich. Während er sich unwillkürlich aufrichtete und Terpander mit seinem Blick regelrecht zu durchbohren schien. Doch der iulische Custos Corporis blieb stumm. Auch Iduna war verstummt und starrte zu Boden. Natürlich verstanden sie nicht. Es waren Männer. Wie sollte dieses Geschlecht auch nur ansatzweise eine Ahnung dessen haben, was die Germanin erlitten hatte?
    “Du sprichst grausam.“
    Konnte man dann doch die Stimme der Rothaarigen vernehmen. Während ihr Blick aus dem Augenwinkel in Wongas Richtung glitt. Und Wonga verstand.
    “Vale Terpander und Tiberios. Unsere Domina fragt sich wo wir so lange bleiben.“
    Und mit diesen Worten nickte der Nubier den beiden Sklaven zu. Während er Iduna vorsichtig vor sich her schob. Das Theatrum hinter sich lassend. Um sich auf den Rückweg zur Domus Iulia zu machen.


  • So fand ihn Andreas, der nun aus dem Kolosseum kam, sehr vergnügt und rief: „VICTORIA! Flamma hat gewonnen und Priscus darf weiter leben!“
    Neugierig schaute er Terpander an, und Tiberios stellte beide gegenseitig vor.
    Andreas grinste: „Salve, Terpander“, sagte er und stellte sich dann neben Iduna, deren rotes Haar es ihm angetan hatte.
    Dann war er entttäuscht:
    „Was, du willst schon gehen, Iduna?“
    „Wenn du möchtest, hole ich dich nächste Woche zur Werkschau von Dolios ab“, sagte Tiberios freundlich. Er verstand nicht so recht, warum sie gehen wollte. Natürlich, Terpander war hart, aber so war er zu ihm genauso.
    „Vale Wonga, Vale Iduna“, sagte er. Wonga schien auch nicht mehr mit ihm unter vier Augen reden zu wollen.


    Andreas schaute Tiberios an: „Gehen wir nach Hause?“, fragte er. Tiberios nickte, Andreas hatte anfürsich recht, es war Zeit, zur Casa Furia aufzubrechen, auch wenn er Terpander nicht alleine lassen wollte.

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    SKLAVE - IUNIA PROXIMA

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  • Terpander erwiderte den Blick von Wonga, ohne mit der Wimper zu zucken. Wenn das eine Drohung war, sollte der Nubier es wagen, sie in die Tat umzusetzen. Doch dann wandte der Mann sich als erstes ab und rettete damit seine dunkle Haut vor einem noch viel schwärzeren Dunkel. Weder Wonga noch Iduna hatten verstanden. Es gab Menschen, die fühlten anders. Bei ihnen weckten solche weinerlichen Geschichten kein Mitleid, wie sehr sie das Elend auch auswalzten, da sie keines empfanden. Dafür weckten sie den Beutetrieb. Und es war besser, es in Gegenwart von Terpander damit nicht zu übertreiben.


    Andreas trat zu ihnen, Terpanders Gesicht verriet nichts von seinen wölfischen Gedanken. "Chaire, Andreas. Gib uns noch einen Moment für den Abschied."


    Terpander zog Tiberios fest an sich heran, so dass dieser seinen schwellenden Schritt spürte. Ein langer, zärtlicher Kuss folgte und Terpander schloss dabei vor Genuss die Augen.


    "Wann sehen wir uns wieder, Briseis?", fragte er und seine Zähne nagten sanft über die zarte Wange.

  • Tiberios legte seine Wange an die Terpanders und spürte dessen körperliche Reaktion, etwas verlegen wurde er, weil Andreas dabei war, denn bei ihm war es möglich, dass er zuhause Aischylos oder Lyda etwas erzählte, und domina Furia Stella achtete sehr auf das Benehmen der furischen Sklaven in der Öffentlichkeit:
    „Wann du Zeit hast besuche ich dich zuhause“, flüsterte Tiberios ihm ins Ohr, Terpander strahlte Wärme ab wie eine eigene lebensspendende Sonne:


    Andreas schenkte ihm einen kühlen Blick aus schwarzen Augen und wartete.
    Dagegen: Vivamus atque amemus, *
    aber Tiberios war der Maiordomus der Casa Furia und so gab es ein letztes Lächeln, der Jüngling hob die Hand und nahm Abschied, denn die Pflicht rief.


    >>> Casa Furia



    Sim-Off:

    * Lasst uns leben und lieben

  • Die Antwort hieß alles und nichts. Doch Terpander würde es vorerst darauf beruhen lassen, sie würden sich bei Zeiten wiedersehen, schließlich wusste der Eine wo der Andere wohnte und ewig würde Terpander nicht darauf warten, dass der kleine Grieche ihn wieder mit seiner Gegenwart erfreute. Den kühlen Blick des Andreas ignorierte Terpander.


    "Lass mich nicht zu lange warten, sonst komme ich dich besuchen."


    Und zeige dem ganzen Hausstand, wem du gehörst, sobald du aus der Tür trittst.


    Er lächelte. "Ta leme sintoma." Damit trat er einen Schritt zurück, um anzuzeigen, dass Tiberios nun nach Hause gehen durfte.

  • Die Zwergin war zurück gekehrt. Zurück an den Ort, an dem sie von ihrem Dominus diesen merkwürdigen Auftrag erhielt, ein Auge auf die rothaarige Römerin zu haben. Pflichtbewusst hatte Cressida diesen Auftrag ausgeführt. Nur war ihr Dominus nun verschwunden und die kleine Griechin hatte keinerlei Möglichkeit über ihren Erfolg, wohl eher Nicht-Erfolg zu berichten. Eigentlich konnte sich Cressida darüber glücklich schätzen. Und dennoch nagte es an ihr das sich ihr Dominus still und leise davon geschlichen hatte. Blieb nur noch die Frage nach dem warum und wieso zu klären. Bei diesen Gedanken huschte ein bitteres Lächeln über Cressidas Lippen, als sie schließlich aus den Gässchen trat, in denen sich die Häuser der Reichen und mächtigen befand; ebenso die aurelische Villa.


    “Was ist nur mit dir geschehen Dominus?“


    Murmelte die Zwergin an sich selbst gewandt und ließ ihren Blick im nächsten Moment an den steinernen Mauern des Colloseums empor gleiten.


    “Du hast dich bestimmt nur irgendwo verkrochen und hältst uns alle zum Narren.“


    Grinste die aurelische Sklavin. Auch wenn sie spürte wie ihr das Herz schwer wurde und sie vernehmlich schluckte.


    “Das kannst du uns doch nicht antun.“


    Am liebsten hätte Cressida ihre Frustration laut hinaus geschrien. Jedoch hielt sie sich zurück und biss sich stattdessen auf die Unterlippe. Denn noch immer war sie eine Sklavin der aurelischen Gens und würde das Haus ihres Dominus garantiert nicht in der Öffentlichkeit brüskieren. Unbewusst hatte sie sich dem Colosseum genähert und blickte an den steinernen Mauern empor. Schließlich streckte sie ihre kleine Hand aus und presste diese gegen den sich langsam abkühlenden Stein. Nicht mehr lange und die Urbs Aeterna würde in tiefste Nacht getaucht werden. Und dies bedeutete die zwergenhafte Sklavin müsste dann schon längst in der aurelischen Villa sein. Doch noch war es nicht so weit. Und so atmete Cressida tief durch und setzte ihre trippelnden Schritte voran. Bereit das Colloseum einmal zu umwandern. Vielleicht würden ihre Gedanken dann nicht mehr so ziellos durch ihr Köpfchen kreisen.

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