Langsam setzte die Dunkelhaarige Schritte voran. Durch die verwinkelten Gässchen der Subura. Jener Teil Roms der ihr zu Hause geworden war, seitdem sie an Anis von Alexandria verschenkt wurde. An ihren Dominus wollte die junge Keltin nicht denken und so zupfte sie den gräulichen Schleier enger um ihr Gesicht. Niemand sollte sie jemals wieder unverhüllt zu sehen bekommen. Bei diesem Gedanken huschte ein leichtes Lächeln über Eireanns Lippen, als sie ihre Schritte unverdrossen voran lenkte. Über ihrem rechten Arm baumelte ein geflochtener Korb. Denn tatsächlich hatte sie sich die Worte ihres Dominus zu Herzen genommen. Auch wenn ihr Dominus behauptete das sie die Küchenkräuter an jeder Straßenecke zu kaufen gab. So wollte sich die Dunkelhaarige darüber auf dem Mercatus Urbis informieren.
Je näher sie den Marktplätzen kam, desto zögerlicher muteten Eireanns Schritte an. Denn bereits jetzt schallten der Keltin die krakelenden Stimmen der Marktschreier entgegen und ließen Eireann in ihrem Schritt inne halten. Vielleicht hätte sie doch auf ihren Dominus hören sollen und sich in der Subura nach etwaigen Küchenkräutern umzusehen. Unwillkürlich biss sich die Dunkelhaarige auf die Unterlippe, zupfte den Schleier noch einmal zurecht und wagte sich dann doch aus dem Gässchen der Subura. Augenblicklich blieb sie wie erstarrt stehen und betrachtete das Gewusel der Menschen, die hastig zwischen den Marktbuden hin- und herliefen. Hinter ihrem Schleier beobachtete Eireann schweigend und klammerte sich regelrecht an den Korb, der an ihrem Arm baumelte.
“Sei kein Feigling.“
Mahnte sie sich selbst. Atmete tief durch und betrat schließlich den Mercatus Urbis.
Konzentriert ließ Eireann ihren Blick über die Waren der verschiedenen Händler gleiten. Und lauschte zugleich höchst aufmerksam. Dabei erhaschte sie das harte trommeln von Soldatenstiefeln auf dem Pflaster und duckte sich im selben Moment hinter einige Fässer, die dort zum Kauf angeboten wurden. Nein. Nicht noch einmal wollte sie die Begegnung von römischen Soldaten machen. Als die metallenen Schritte verschwunden waren, atmetet Eireann tief durch und lugte über den Rand des Holzfasses. Tatsächlich war von den Soldaten nichts mehr zu sehen und Eireann atmetet erleichtert durch. Jetzt konnte sie sich auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren; Kräuterkunde. Und so näherte sich die Keltin jenem Teil des Mercatus Urbis und zog den Schleier tatsächlich etwas aus ihrem Sichtfeld.
“Es ist ein Segen das die Soldaten verstärkt patroullierten. Da fühlt man sich doch gleich viel sicherer auf den Straßen und den Gassen.“
Drang eine Stimme an Eireanns Ohr. Sodass ihr Blick automatisch in die Richtung der offensichtlichen Sprecherin glitt.
“Schutz oder Unheil?“
Murmelte die Keltin und erntete einen ungläubigen Blick.
“Verschwinde Bettlerin!“
Da traf Eireann auch schon ein undefinierbarer Gegenstand. War es Obst oder Gemüse? Nicht zu identifizieren. Ihren Zorn verbarg Eireann tief in sich und hastete mit gesenkten Kopf die Budengasse entlang. Ihr Ziel - einer der Brunnen. Das an den Mauern rings um eben jenen Brunnen einige Bettler Quartier aufgeschlagen hatten, bemerkte Eireann erst jetzt und zog den Schleier nun doch tiefer in ihr Gesicht. Bevor sie sich dem Brunnen näherte und ihre Hände in das Wasser des Eimers tauchte, den man am Brunnenrand abgestellt hatte.
Mit hastigen Bewegungen rieb Eireann über den Fleck auf ihrer Tunika und rieb. Und rieb.
“Verdammtes Geschwätz der Weiber.“
Knurrte Eireann vor sich hin und bemühte sich ihre Tunika wieder sauber zu bekommen. Alles andere würde ihrem Dominus nicht gefallen.