[Surrentum] Villa Aemelia Cubicullum Aemilius Lepidus

  • Es war wieder einer dieser Tage an dem sich die Götter gegen Lepidus verschworen hatten. Ganz sicher. Bereits das Aufstehen bereitete ihm einige Mühen und wurde belohnt mit zwei heftigen Einschlägen in sein Kreutz. Das machte ihn leidlich unbequem. Die Dienerschaft, nebst den Sklaven wusste was nun auf sie wartete. Stummes Leiden, welches sich wie eine dunkle Wolke auf sein Gemüt und wie ein Schatten durch die weitläufigen Gänge, Zimmer, Gärten und Unterkünfte der Sklaven waberte. Nicht umsonst galt der früh gealterte Lepidus als Griesgram und Misantroph. Er lebte kein erfülltes Leben, die Frau nach dem zweiten Kind im Kindbett verloren. Die zweite Frau mitsamt ungeborenem Kind verloren. Verbittert zog er sich hierher zurück, weit weg vom Getöse und Geschachers Roms, des Nabels der Welt.
    Waren seine Ahnen noch Politiker, Volkstribune, Senatoren, ja Consuln Roms gewesen, so zog er sich nach dem Tod seiner zweiten Frau auch aus seinen angestammten Sitzen und Ambitionen zurück und widmete sich fortan der Philosophie, dem Hass, der Liebe und dem Verderben welches die beiden über den Menschen brachte.
    Er kritzelte seine Gedanken immer auf eine Tabula, welche ein Scriba dann in Reinschrift zu Papyrus brachte...

    Des Menschen Leiden ist durchaus nichts anderes als unerfülltes und durchkreuztes Wollen: Und selbst der Schmerz des Leibes, wenn er verletzt oder zerstört wird, ist als solcher allein dadurch möglich, daß der Leib nichts anderes als der Objekt gewordene Wille selbst ist.


    Widerwillig nippte er an einem gläsernen Becher welcher irgendwelche Ingredienzien aus unerklärlicher Herkunft zusammengemischt aus uraltem Wissen von einer noch älteren Hexe aus den Meereshöhlen am Fuße des Abhangs zu seinem Grundstück.
    Es schmeckte grauslich, verursachte ein pelziges Gefühl auf der Zunge und half nach wenigen Schlucken die Schmerzen zu vergessen.

  • Lepidus´Tage glichen sich derart, daß er manchmal nachfragen musste welcher es denn sei. Am liebsten saß er unter den Pinien auf einer Terrasse und studierte die Schriften Aemelius Senecas. Er fühlte sich ihm hingezogen wenngleich er, nein sein Tod, sein Suizid Schuld daran war, daß sich sein Vater hierher und die Aemelier sich aus dem Dunstkreis der Macht zurück gezogen haben. Die beiden waren Freunde. Seneca war ein kluger Kopf jedoch war er zu sehr auf den Kaiser fixiert gewesen, zu sehr daran interessiert dem Kaiser eine, nämlich seine Richtung zu geben.
    Lepidus trank einen Schluck Falerner, und fragte sich ob er in den Weinanbau einsteigen sollte, verwarf es jedoch rasch wieder, weil zuviele Faktoren zu beachten waren...wie auch bei Senecas Versuch Nero eine Richtung zu geben.
    Lepidus warf einen Blick auf den Horizont, ließ ihn schweifen, betrachtete einige Möwen und inhalierte das Leben...und für einen Moment, für einen winzigen Augenblick war es fast glücklich. Aber nur kurz, denn genau in diesem Moment trat jemand neben ihn und warf einen Schatten...

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