Es war wieder einer dieser Tage an dem sich die Götter gegen Lepidus verschworen hatten. Ganz sicher. Bereits das Aufstehen bereitete ihm einige Mühen und wurde belohnt mit zwei heftigen Einschlägen in sein Kreutz. Das machte ihn leidlich unbequem. Die Dienerschaft, nebst den Sklaven wusste was nun auf sie wartete. Stummes Leiden, welches sich wie eine dunkle Wolke auf sein Gemüt und wie ein Schatten durch die weitläufigen Gänge, Zimmer, Gärten und Unterkünfte der Sklaven waberte. Nicht umsonst galt der früh gealterte Lepidus als Griesgram und Misantroph. Er lebte kein erfülltes Leben, die Frau nach dem zweiten Kind im Kindbett verloren. Die zweite Frau mitsamt ungeborenem Kind verloren. Verbittert zog er sich hierher zurück, weit weg vom Getöse und Geschachers Roms, des Nabels der Welt.
Waren seine Ahnen noch Politiker, Volkstribune, Senatoren, ja Consuln Roms gewesen, so zog er sich nach dem Tod seiner zweiten Frau auch aus seinen angestammten Sitzen und Ambitionen zurück und widmete sich fortan der Philosophie, dem Hass, der Liebe und dem Verderben welches die beiden über den Menschen brachte.
Er kritzelte seine Gedanken immer auf eine Tabula, welche ein Scriba dann in Reinschrift zu Papyrus brachte...
Des Menschen Leiden ist durchaus nichts anderes als unerfülltes und durchkreuztes Wollen: Und selbst der Schmerz des Leibes, wenn er verletzt oder zerstört wird, ist als solcher allein dadurch möglich, daß der Leib nichts anderes als der Objekt gewordene Wille selbst ist.
Widerwillig nippte er an einem gläsernen Becher welcher irgendwelche Ingredienzien aus unerklärlicher Herkunft zusammengemischt aus uraltem Wissen von einer noch älteren Hexe aus den Meereshöhlen am Fuße des Abhangs zu seinem Grundstück.
Es schmeckte grauslich, verursachte ein pelziges Gefühl auf der Zunge und half nach wenigen Schlucken die Schmerzen zu vergessen.