Etwas mehr als einen Monat war der junge Adalrich nun schon in Mogontiacum und seine anfängliche Euphorie über diese prächtigste Perle am Rhein war nach und nach einer ernüchternden Realität gewichen. Wie verheißungsvoll hatte er sich in seiner naiven Träumerei diese Stadt und die zahllosen Möglichkeiten die sich ihm hier bieten würden ausgemalt. Wie fest war er davon überzeugt gewesen hier mit offenen Armen empfangen zu werden. Wie begierig fieberte er all dem neuen Wissen entgegen das sich ihm hier erschließen würde und wie freudig war seine Erwartung all jener interessanten Gespräche gewesen, die ihn hier sicherlich erwarten würden.
Nun, letztlich bot ihm Mogontiacum all jenes, doch in einer Art und Weise wie es so gar nicht in die Hoffnungen und die Sehnsüchte des jungen Mannes passen wollte.
Er war bereits in seiner ersten Nacht in dieser Stadt herzlich empfangen worden, von einer Bande halsabschneiderischer Krimineller die ihn im Schlaf in einer kleinen Seitengasse überfielen und ihm seiner wenigen Habseligkeiten beraubten. Immerhin ließen sie ihm am Leben, dachte er sich da noch, doch auch dieser Hoffnungsfunke verkehrte sich alsbald in ein fast mitleidiges Übel. Wissen gab es hier reichlich und allerlei, jedoch nicht für Menschen wie ihn, den Habenichts und Bettler, den elenden Barbaren und verlausten Unruhestifter. Und so führte er auch - wenn überhaupt - Gespräche über Dinge die seiner Neugierde nicht gerecht wurden, denn die Leute hier, am Boden der Gesellschaft des prächtigen Mogontiacum, hatten andere Sorgen als über die weite Welt zu philosophieren die sie ebenso wenig kannten wie der junge Adalrich selbst.
Er schlief in den Gassen, verdingte sich für etwas zu Essen und fragte sich allmählich ob seine damalige Entscheidung - es kam ihm vor als ob jene regnerische Nacht länger als nur einen Monat zurücklag, ein ganzen Leben fast - nicht die falsche gewesen war. Doch ein zurück gab es für ihn nicht, das wusste er nur allzu gut.