Der Verletzte Benefiziarier

  • Catienus betrat die Krankenstube des Castellums. Hier lag zur Zeit nur ein Patient stationär. Catienus nickte dem Medicus zu und dieser trat von der Behandlung des Patienten weg. Er überließ seinen Capsarii die Behandlung der Wunden. Nun? Wie sieht es aus? Kommt er durch?

    Marcus Cornelius Celsus, ein Nachfahre des berühmten Enzyklopädisten, sah mit Sorgenfalten auf den Patienten der die Behandlung seiner Stümpfe wie im Delirium betrachtete. Nun, er ist den Umständen entsprechend in einem guten Zustand. Kein Fieber, kein Wundbrand... Celsus ersparte Catienus die Details seiner Arbeit. Es war nötig die abgehackten Stümpfe noch einmal sauber mit der Säge zu kürzen, Spitter aus den mit einer Fackel versiegelten Wundflächen hatten begonnen sich zu entzünden und sorgten für erste Anzeichen von Wundbrand.

    Jetzt waren die Stümpfe gerade und mit einem Hautlappen abgedeckt und vernäht. Eine Drainage sorgte für den Abfluß des Wundsekrets. Insgesamt eine große Sauerrei und er kann froh sein, daß er noch lebt.

    Catienus nickte und klopfte dem Medicus auf die Schulter. Dann verließ er das Valetudinarium. Er würde einen Boten zur Ala schicken, daß der Mann noch lebte aber noch etwas Zeit brauchte bis man ihn verhören konnte.

  • Seit das Fieber und die Schmerzen zurückgegangen waren, war Callistus wieder fähig zu denken, auch wenn er noch immer nicht ganz klar im Kopf war und die meiste Zeit verschlief. Er wirkte weniger verzweifelt, als man es in Anbetracht seiner Lage hätte erwarten können, denn er war keineswegs hoffnungslos.


    Wie viele in Germania stationierte Römer hatte er sein Herz an eine Einheimische verloren. Im Gegensatz zu manchem Kameraden war er seiner Berdine auch in Zeiten langer Trennung treu geblieben und hatte anderen Frauen nicht einmal nachgesehen. Was er sich wünschte, konnte ihm nur seine Berdine geben, Berdine mit den roten Apfelbäckchen und den kastanienbraunen Zöpfen.


    Mit dem Geld, das ihm mit der Feststellung seiner Dienstuntauglichkeit ausgezahlt werden würde, konnte er ihnen beiden eine bescheidene, aber gesicherte Existenz ermöglichen. Aus dieser Warte hatte seine Verletzung sogar etwas Gutes, er würde Berdine wiedersehen und die Zeit der Trennung waren vorbei, diesmal für immer. Letztlich konnte man auch ohne Füße reiten und schreiben, beides beherrschte er sicher, sodass er sie und die geplante Kinderschar trotz allem durchbringen würde. Es war alles eine Frage der Organisation und des Willens. Und auf Berdines liebevolle Pflege freute er sich sogar ein bisschen.


    Als die Tür sich schloss, schloss Callistus die Augen, um von seiner Frau zu träumen.

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