Milon und Bas

  • Im Gegensatz zu seinem Körper funktionierte der Kopf gut. Die Befehle sprachen für sich, denn er beherrschte Latein. Was er sich merken musste, war die Bezeichnung der Waffen. Da es nur zwei gab, merkte sich das auch schnell. Wir immer ergänzte er sich gut mit Milon, denn ihre Stärken differierten genau wie ihre Schwächen. Auch das Marschieren stellte keine Hürde dar und so schritt Bas gut gelaunt aus. Er freute sich bereits auf das Waffentraining, denn er wollte schon immer einmal kämpfen. Hoffentlich bekam er nicht Milon als Partner, denn beim Freund hätte er Hemmungen, ordentlich zuzuschlagen.

    Die Schuhe drückten heute weniger und die noch fehlende Tunika hatte er sich am Morgen aus der Rüstkammer geholt. Er wirkte zufrieden und hätte Milon an liebsten auf die Schulter geklopft. Der Freund hatte ihn gestern vor dem Rauswurf bewahrt. Hoffentlich lief alles weiter so gut.

  • Der Tag fing vielversprechend an, denn entgegen seiner Vermutung monierte niemand das Marschieren, um warm zu werden. Es passierten keine Missgeschicke und auch keine absichtlichen Rempler, denn dafür besaß der Optio ein geschultes Auge. Herminius ließ die Gruppe zehn Runden im Hof marschieren, dann hob er die Stimme.

    "Consistite!" Er beobachtete, mit welcher Verzögerung die Einzelnen das Kommando umsetzten. Der Hörtest ergab keine Beanstandungen, also konnte es sich nur um Unaufmerksamkeit handeln.

    "So, jetzt nehmen wir das Schwert dazu. Hasta ablegen, erneut aufreihen uuuuund..." Er wartete, bis alle wieder korrekt standen.

    "Aequatis passibus pergite!" Nach wenigen Schritten rief er "Ad sinistram!" Nach der Reihe sollte sich jetzt wieder eine Linie gebildet haben und niemand konnte seinen Vordermann mit dem Schwert verletzen. "Consistite! Gladios stringite! Ausfallschritt nach vorn, zurück und Gladios condite!" Mit dem Ausfallschritt beabsichtigte der Optio, den Tirones das sichere Gefühl für den Platz der Scheide zu nehmen, denn im Einsatz würden sie auch nicht stillstehen und trotzdem mussten sie zielsicher das Schwert wegstecken können. Die Kommandos wiederholten sich so lange, bis auch der letzte halbwegs koordiniert wirkte.

    Er stoppte schließlich bei "Gladios condite!" und fügte an "Hasta aufnehmen und in aciem venite!" Er hoffte auf ein zügiges Antreten in einer Linie, nachdem zusätzlich die Speere geholt wurden.

  • Immer schön aufpassen und auf keinen draufknallen, sagte ich mir als es hieß anhalten, Hasta ablegen. Dann aber ging es richtig los. Gladios raus gladios rein, dazu gab es noch den schönen Ausfallschritt, immer und immer wieder. Bestimmt spüre ich meinen Arm Morgen nicht mehr, dachte ich irgendwann. Aber wie sich das anfühlte, da konnte man glatt denken man würde Legionär.
    Und oh Wunder keiner schien sich zu verletzen. Schade dann war Schluss und wir nahmen die Hasta oder den Speer - Pila.

    Ein Augenblick war es ruhiger, ich schielte zu Bas und versuchte auf seine Atmung zu horchen. Vom Aussehen meinte ich es wäre alles in Ordnung, doch hören konnte ich leider nichts.

  • Das Marschieren und die Schwertübungen fielen Bas nicht schwer. Jeden Tag atmete er freier und das Training kostete wenig Luft, aber dafür Armausdauer. Zuweilen grinste er Milon an, wenn der Optio nicht hinsah. Er hätte lieber gekämpft, als dieses ewige rein und wieder raus mit dem Schwert. Wahrscheinlich kam das Kämpfen später.

    Um nicht aufzufallen, beeilte er sich, die Hasta zu holen. Flugs stand er in Linie und begutachtete, ob Milons Zehen korrekt standen.

    Er wog den Speer in der Hand und schätze ihn auf drei Mina. Er fürchtete, dass der Wind den Speer leicht wegdrücken könnte, aber vielleicht irrte er sich auch. Das korrekte Zielen und Treffen stellte er sich schwer vor. Zum Glück kämpften sie überwiegend gegen Feuer und nicht gegen Menschen. Bei dem Gedanken, einen Menschen zu durchbohren, wurde ihm flau im Magen. Speichel lief im Mund zusammen und er musste ausspucken.

  • Er kniff die Augen zusammen, als einer der Tirones ausspuckte, weil er nicht wusste, wie er die Aktion bewerten sollte. Ihr wohnte etwas Abfälliges inne. Da die Reaktion aber nicht in seine Richtung ging, nahm er nur kurz Notiz und fuhr mit der Ausbildung fort.

    "Die gegenseitige Verletzungsgefahr ist bei einem Speer deutlich höher, also Konzentration bei der Ausführung der Befehle. Rückt ein Stück auseinander, damit ihr Armfreiheit habt." Er wartete, bis die Gruppe zur Ruhe kam. "Achtung! Pila sursum!" Er hoffte auf möglichst wenig Gehakel. "Pila inclinite!" Sein Blick glitt über die Linie. Bei manchen Männern verweilte er länger, andere führten die Befehle korrekt aus.

    "Der folgende Befehl bringt die Waffe in Abschussposition, aber ohne dass der Sperr jetzt abgesetzt wird. Wir simulieren! Außerdem habe ich vorhin erklärt, dass es für den Abwurf ein separates Kommando gibt. Aber zunächst: Pila sursum!" Wer jetzt nicht aufpasste, würde sich Ärger einhandeln. Trotzdem ging der Optio zur Sicherheit aus der Wurfrichtung.

    "Tollite pila!" Solange der Optio den Winkel des Wurfarmes bei jedem einzelnen korrigierte, mussten alle anderen ihren Speer in der Höhe halten. Die verweichlichten Ärmchen benötigten ohnehin Muskelzuwachs.


    In der Folge übte er die am heutigen Tag erlernten Befehle in schnellerem Tempo und so lange, bis sie weitgehend sicher saßen. Bei guter Ausführung wartete eine Verschnaufpause auf die Tirones. Jedes Murren quittierte er mit der Verlängerung der Trainingseinheit, aber schließlich zeigte er sich zufrieden.

    "Das Waffentraining ist für heute beendet. Ihr bringt alle Ausrüstungsgegenstände weg und erscheint pünktlich eine halbe Stunde später zum Löschtraining. Abite!"

  • Die Belastung des Trainings hielt sich in Grenzen, allerdings die Spannung auch. Die Kommandos saßen schnell, was die Langeweile förderte, wenn da nicht die fortwährende Dankbarkeit wäre, damit seine angeschlagene Lunge nicht auffiel. Aus diesem Grund beschwerte sich Bas nicht. Er hob und senkte wie befohlen den Speer. Nur einmal, als sie den Arm samt Speer länger hochhalten mussten, verzog er das Gesicht, weil sich die Muskeln verkrampften. Trotzdem fand er alles besser als ein Ausdauertraining.

    Als die Pause begann, knuffte Bas den Freund in die Seite. „Ausrüstung wegbringen geht schnell. Was machen wir dann?“ Er grinste dabei.

  • Mit ernstem Gesicht antwortete ich: „Essen natürlich“, prustete dann aber gleich los, "nein natürlich nicht, ich wollte dich ein wenig ärgern. Aber sag geht es dir gut? Mit deiner Atmung meine ich. Und
    deine Arme? Kannst du sie noch anheben? Erst mit dem Gladios dann noch mit dem Pila, also ich für meinen Teil spüre es ganz schön. Als erstes möchte ich etwas am Brunnen trinken, ich bin echt durstig“.

  • „Essen, war ja klar.“ Er grinste. Als dann die Beschwichtigung kam, glaubte er Milon kein Wort. So lief das, wenn jemand plötzlich das Gegenteil von dem behauptete, was er sonst lebte.„Joah, meine Arme sind etwas länger als vorher.“ Das fand er aber nicht schlimm. Er folgte Milon zum Brunnen und trank mit Genuss.

    „Wir haben nur eine halbe Stunde. Essen könnte man, aber Backen geht nicht. Waffen wegräumen, Getreide mahlen, anmischen und löffeln. Müsste zu schaffen sein.“ Er wäre zur Zeitersparnis gern gerannt, ließ es aber sein. „Läuft heute gut, oder?“ Er betrachtete Milon. „Für dich ist das Training kein Problem, richtig? Die Probleme fangen beim Essen an. Bei mir ist es genau umgedreht, aber so langsam wird das wieder mit meiner Lunge.“

    Er versuchte auf dem Weg zu den Unterkünften sein Schwert zu ziehen, während er gleichzeitig den Speer in der anderen Hand hielt. Raus ging es gut, rein bekam er es nicht. Er musste die Öffnung der Halterung im Auge behalten, aber selbst dann fiel ihm das Einfädeln in der Bewegung schwer.

    „Boah, das will nicht. Ist das normal am Anfang, oder stelle ich mich nur dämlich an?“ Er wollte fluchen, verkniff es sich ab. „Hältst du mal?“ Er reichte Milon den Speer, damit er sein Schwert wieder verstauen konnte, danach nahm er das Wurfgerät wieder zurück. „Nachher Löschtraining. Was macht dir mehr Spaß? Waffen oder Löschen?“

  • „Doch ehrlich, das kannst du mir glauben, ich versuche weniger zu Essen. Schau dir doch meine Wampe an.“ Zur Bestätigung meiner Worte strich ich mir über den Bauch. „Doch wenn du gerne etwas essen möchtest gehe ich natürlich mit dir und ehrlich, du kannst wirklich noch etwas vertragen, so wie du ausschaust.“ Läuft gut? Ich überlegte, scheinbar heute bisher schon. „Umgedreht richtig“ antwortete ich etwas abwesend und ergriff den Speer. Mir machtet noch immer seine Lunge sorgen. Was wenn es ein längeres Lauftraining gab oder sie wieder Strafrunden drehen mussten?

    Die Frage was mir besser gefiele konnte ich nicht wirklich beantworten. „So ganz klar kann ich das gar nicht sagen. Das Waffentraining ist schon toll, ich fühlte mich wie ein Legionär aber das Löschtraining
    ist auch ganz interessant, Ich kann es nicht wirklich sagen, mir
    gefällt beides. Bei dir, was gefällt dir?“

  • Bas kam der Aufforderung nach und sah sich Milons Wampe an. „Da stecken mindestens zwanzig Mahlzeiten drin, die du nicht zu dir nehmen musst, weil sie eben schon drin sind.“ Sein Grinsen verging, als Milon einen Kommentar zu ihm abgab.

    „Ich komm klar. Es läuft sich leichter mit weniger Gewicht.“ Er gestand sich ein, als dünn zu gelten, aber das kam ihm bei der schwächelnden Lunge zugute. Zusätzlich Gewicht konnte er nicht gebrauchen.

    „Ich helfe dir beim Abnehmen und verzichte auf eine Zwischenmahlzeit. Welchen Körperbau strebst du an? Meinen?“ Er griente über das gesamte Gesicht.

    Sie gelangten zu den Unterkünften und Bas verstaute die Waffen. „Wollen wir uns ausruhen und hinlegen? Hier oder draußen?“ Er spürte Mittagsmüdigkeit und gähnte herzhaft.

  • Skepsis lag bestimmt in meinem Blick. „Nein so nicht, ich werde abnehmen aber nur dann wenn du die Zwischenmahlzeiten zu dir nimmst. Du darfst mich ruhig im Auge behalten und kontrollieren. Glaub mir von so einer Portion wirst du nicht zunehmen und du wirst noch viel Kraft hier brauchen."

    Das Angebaut Pause zu machen gefiel mir es würde Bas gut tun. „Gleich hier, frische Luft bekommen wir zur Zeit ja reichlich.“ Natürlich würde ich mit ihm hinlegen aber nicht einschlafen, ein zu spät
    kommen konnten wir uns nicht leisten. Gleich wenn Bas eingeschlafen ist werde ich aufstehen, nahm ich mir vor.

  • Bas verstand zuerst die Logik nicht, mit der Milon abnehmen wollte, immer dann, wenn Bas aß, aber dann dämmerte es ihm. Er fing an zu grinsen. „Das ist Erpressung. Ich glaube auch nicht, dass du das aushältst.“ Die letzten Worte sprach er ernst. Seinem Freund knurrte bereits beim Gedanken an Essen der Magen. Wie sollte das erst beim Anblick und wenn jemand kaute aussehen.

    Der Fleck, bei dem sie standen, versprach verhältnismäßige Ruhe, sofern es sie mitten in Rom gab. Liegen fand Bas in einem Innenhof unbequem, daher setze er sich hin.

    „Wir müssen die Zeit im Blick behalten.“

    Kurz darauf kippte ihm der Kopf nach vorn und er nickte weg. Im gleichen Moment fiel er zur Seite um und stöhnte. „Mittagsschlaf wäre so schön.“ Er seufzte und setze sich wieder auf.

    „Wir hätten doch etwas essen gehen sollen, aber jetzt ist es zu spät. Lass uns am besten zurückgehen.“

  • Die Pause neigte sich dem Ende, daher trat Optio Herminius wieder auf den Platz. Am heutigen Training nahmen Tirones aus verschiedenen Centurien teil. Er wartete, bis alle korrekt standen und Ruhe herrschte.

    "Wie angekündigt, kommen wir jetzt zum Löschtraining und zwar zu den Gerätschaften, die wir für die Bekämpfung größerer Brände, oder von Bränden im Obergeschoss eines Hauses benutzen. Dafür haben wir unsere Siphones. Eine kleine Auswahl dieser Geräte seht ihr hier vor euch. Zur Bedienung wird eine Mannschaft zusammengestellt, vorzugsweise vier bis sechs Mann. Das ist abhängig von der Größe der Spritze. Große Spritze, große Reichweite, großer Wasserbedarf, viel Pumparbeit."

    Der Zusammenhang leuchtete gewiss jedem ein, also fuhr er fort.

    "Die Spritzen werden in einen Behälter mit Wasser gestellt. Dann beginnt die Arbeit, bei der ihr schwitzen werdet. Anfangs werden die Arme vom Pumpen schnell schlapp, also muss ein gut abgestimmter Wechsel innerhalb der Mannschaft vorstatten gehen. Sprecht euch vorher ab, welche Reihenfolge ihr wählt und welche Zeichen ihr benutzt."


    Herminius winkte die Tirones heran.


    "Wir beginnen mit einer relativ kleinen Spritze. Dafür finden sich fünf Mann zu jeweils einer Gruppe zusammen. Ihr klärt vorher, in welcher Reihenfolge ihr pumpt und einigt euch auf Zeichen. Durch das Bewegen der hier sichtbaren Schwenkarme erzeugt ihr einen beachtlichen Wasserstrahl. Derjenige, der die Spritze hält und zielt, sollte ordentlich zufassen. Der Strahl ist in der Lage, größere Flammen zu löschen und mit dem kombinierten Einsatz mehrer dieser Siphones ist auch die erfolgreiche Bekämpfung größerer Brände möglich. Wichtig ist, das der Wasserbehälter hier, in den die Siphones gesetzt werden, immer wieder nachgefüllt wird. Ich empfehle, einer spritzt, zwei pumpen, zwei laufen, um Wasser zu holen. Wir üben hier und heute ausschließlich eure Koordination. Erstens könnt ihr für einen längeren Betrieb nicht so viel Wasser heranschaffen und zweitens wollen wir den Hof auch nicht unter Wasser setzen. Der eigentliche Anwendung findet auf einem ausgelagerten Übungsgelände statt. Also dann: Wasser marsch!"

  • Bas kämpfte gegen die Trägheit an. Nach Pausen kam er schwer in Gang und noch schwieriger war es nach dem Essen. Um nicht aufzufallen, bemühte er sich um einen forschen Schritt und das saubere Einreihen.

    „Deine Zehen.“ Zur Sicherheit erinnerte er Milon daran.

    Auf das Löschtraining freute er sich. Er grinste und hörte genau zu. Als er begriff, dass verbrauchtes Wasser aufgefüllt werden musste, wurde er erst. Tragen und Laufen bedeutete Anstrengung, was noch haperte, daher faste er einen Plan. Nicht faul wirken und sich nicht überanstrengen, also durchschummeln. Er rollte die Augen, als sie in einer kleinen Gruppe standen und sah zu Milon. Hoffentlich half er ihm.

    „Ich fange mit pumpen an. Spritzen macht Spaß, aber das kann ja jeder.“

    Er wusste, dass stimmte nicht. Zielen mussten sie auch lernen. Er glaubte aber, hier im Hof ging es mehr um das Üben vom Positionswechsel. Vielleicht auch um diese Schwengel.

    „Wenn ich nicht mehr kann, rufe ich WECHSEL. Danach würde ich gern die Spritze halten.“

  • Schnell überlegte ich die einzelnen Aufgaben. Wassereimer tragen war bestimmt sehr anstrengend für Bas. Die Spritze halten mochte hier zum üben gehen, auch wenn sie zu halten im Einsatz auch schwer sein konnte. Beim gemeinsamen Pumpen konnte ich ihm bestimmt viel abnehmen. Gerade wollte ich sagen, gut gehen wir pumpen, als Bas es auch schon selber vorschlug. „Dann mal los“, antwortet ich und sah dabei die anderen an. Schnell hatten Bas und ich die Kurbel in unserer Hand und begannen. Mit der Zeit spürte ich, dass die Aktion ganz schön in die Arme ging. Trotzdem versuchte ich auf die Atmung meines Freundes zu achten. Hoffentlich hielt er alles durch.

  • "Einmal durchtauschen!", brüllte Herminius über den Hof. "Diejenigen an den Pumpen müssen auf einen gleichmäßigen Rhythmus achten. Das muss flüssig laufen, sonst verändert sich ständig der Wasserstrahl samt Druck und ein Zielen wird unmöglich!"

    Anfänger stellten sich immer ungeschickt an und es bedurfte der Übung. Die Tirones würden in den kommenden Wochen genug Möglichkeit zum Üben bekommen, wenn sie auf das Trainingsgelände wechselten. Wieder ließ der Optio die Positionen wechseln, damit jeder einmal an der Spritze stand, Wasser holte und pumpen übte. Beim letzten Durchgang ließ er von Helfern eine Gerät herbeischaffen, das neben ihm abgestellt wurde, bevor er die Pumpübung beendete.


    "Alle mal herkommen!" Er wartete, bis die Letzten eintrafen. Das in Linie aufstellen sparte er sich. "Heute lernt ihr noch ein wichtiges Instrument kennen, das wir nicht selten bei Löscheinsätzen verwenden. Diese Wurfmaschine, Ballista genannt, kommt immer dann zum Einsatz, wenn Brände außer Kontrolle geraten. Eigentlich ist es eine Artilleriewaffe, die zur Belagerung eingesetzt wird. Bei uns werden die Steine mit einem Gewicht von mehreren Libra (Pfund) gegen Hauswände geschleudert, um Brandschneisen zu schaffen. Das erzeugt jede Menge Lärm und Dreckschwaden, aber es hindert das Feuer an der weiteren Ausbreitung."

    Er blickte in die Runde, um zu erkunden, wie angetan oder abgestoßen sich die Einzelnen von dem Torsionsgeschütz zeigten.


    "Die Handhabung erkläre ich auf dem Übungsplatz. Unsere Castra wollen wir schließlich nicht abreißen. Wir treffen uns morgen in der Frühe hier und marschieren zum Übungsgelände. Die Kommandos vom Formaltraining sitzen noch?" Das würde sich erweisen. Wer patzte, würde mehr Hilfs- als Übungsarbeiten zugewiesen bekommen. "Wegtreten!"

  • Bas wechselte von der Pumparbeit zur Spritze. Es hätte ihm viel Spaß gemacht, wenn das Wasser nicht ständig zwischen versiegen und im Schwall kommen wechseln würde. Einmal sah er nach, ob der Ausgang verstopft wäre, da kam ihm Wasser entgegen und er spuckte.

    „Verdammt! Wir haben das besser gemacht.“ Obwohl er sicher war, sah er fragend zu Milon.

    Kurz darauf wurde noch einmal getauscht und Bas musste Wassereimer schleppen. Er merkte, dass er heute bereitete mehr Luft bekam als gestern.

    Seine Augen begannen zu leuchten, als er das Geschützt entdeckte. Er passte wie ein Habicht auf und nahm sich vor, einer Tages auf die Bedienung spezialisiert zu sein.

    „Das gefällt mir!“ Er grinste über das ganze Gesicht. „Dir auch?“

    Obwohl er müde war, schritt er motiviert vom Platz. „Ich freue mich auf morgen! Mauern einreisen, da habe ich Lust drauf!“

  • Ich konnte mich bei dem Anblick des spuckenden Bas nicht mehr halten und prustete los. Es war einfach zu komisch gewesen. Er wie immer dem Ärger neugierig auf den Grund gehend, schaute neugierig in die Öffnung und Schwupps hatte er die Ladung abbekommen.

    Zuerst war ich noch mit dem Lauschen auf seiner Atmung beschäftigt, doch dann sah ich das Leuchten in seinen Augen. „Ja sicher freue ich mich“, kam es mit einiger Verzögerung von mir. Das stimmte auch, die Vorstellung Mauern einzuhämmern gefiel mir. Mehr jedoch würde mir Freude machen, denn das hatte ich schon einmal gemacht, Häuser nach Überlebenden ab zu suchen, um sie dann zu retten. Ja das war es was er gerne machen würde. Gebäude absuchen, Türen eintreten, Mauern einschlagen und Menschen dort herausholen. Nicht wegen der Anerkennung, nein weil es einfach ein beglückendes oder berauschendes Gefühl war. Dann wusste man, es war ein guter Tag und man hatte etwas geschafft.

  • Am Folgetag standen Übungen an Ballista und den Spritzen auf dem Plan, sowie ein operativer Einsatz. Optio Herminius ließ nach Sonnenaufgang antreten und führte die Gruppe Tirones aus der Castra, über viele Straßen, hinaus aus der Stadt zu einem Übungsgelände.

    "Consistite!", rief er, als sie angekommen waren. Das Übungsgelände bestand aus einem Platz, auf dem neben hölzerne Häuserattrappen, die wie Bruchbuden aussahen, ein Brunnen und mehrere Mauerfragmente standen. Sämtliche Löschgerätschaften standen ebenso bereit wie Wurfgeschosse.

    "Die Mauern kommen zum Schluss. Wir beginnen mit der Simulation eines Häuserbrandes. Ihr müsst selbstständig entscheiden, wie ihr vorgeht."

    Der Optio griff zur mitgebrachten Öllampe und schritt zu einem einstöckigem hausähnlichen Gebilde. Er holte aus und warf die Lampe durch eine Öffnung, die ein Fenster darstellen sollte. Eine Tür besaß das Bauwerk nicht. Bretter vernagelten alles, was Eintritt versprach. Es dauerte nicht lange, da drang eine feine Rauchfahne aus der Fensteröffnung.

    "Rettet von der Bude, so viel ihr könnt! Los geht es !"

  • Voller Spannung standen wir da und warteten auf die Aufgabenverteilung. Leider kam die nicht, selbständig entscheiden hatte der Befehl gelautet. Kurz entschlossen übernahm ich das Kommando. „Bas die Spritze, ihr zwei Wassereimer, Pollis
    und ich die Pumpe los."
    Schon zerrten Pollis mit mir an der Pumpe, damit sie gut ausgerichtet positioniert da stand. Schon ging es los und ich genoss den Befehl auszusprechen. „Wasser marsch“.
    Zufrieden sah ich wie der Wasserstrahl gleichmäßig hervorschoss. Unser Rhythmus war also gut, nun konnte ich nur hoffen, dass Bas die Spritze lange genug und zielgenau halten konnte, der Druck konnte auf Dauer doch heftig werden.

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