Warten in Ebocorum

  • Regen prasselte gegen sein Haus. Das kalte Wetter Britanniens erlaubte sich ab und zu Spässe mit den Bewohner dieser Inseln. Doch genau das hatte den Universalgelehrten, den Magister Galeo Curtius Collantinus fasziniert, als der damals seine Elternhaus in der Massilia verliess und sich von der Nordküste Galliens nach Britannien aufmachte, dass er unter Kaiser Vespasian und seinen Nachfolgern zu einer römischen Provinz geworden war.


    Hier in Britannnien hatte er seine Liebe gefunden. Galeo gründete eine Familie und forschte weiter. Seine Schüler verliehen ihm anerkennend den Beinamen "der Grieche". Dies lag daran, dass Galeo sich eher auf die Ratio und die Logos. Also die Vernunft und das Wissen verliess. Er war ein Wissenschaftler schlecht hin und begnügte sich nicht mit einfachen Erklärungen. Als seine Kinder alt genug waren machte sich der Gelehrte auf um die britischen Provinzen zu erforschen und eine genaue Beschreibung davon zu liefern.


    Von Londonium aus, wo er damals mit seiner Familie lebte, machte er sich um die Provinz zu entdecken. Dabei kam es bei Galeo zum einem Bekehrungserlebnis. Im Süden der Insel, in Durovernum, dem heutigen Canterbury, wurde Galeo mit dem christlichen Glauben vertraut. Er ging an eine Versammlung von Christen und hörte sich die Predigt eines der Gemeindeältesten an. Davon fasziniert, liess er sich im Glauben unterweisen und taufen. Er war nur ein Christ, auch wenn Galeo bis anhin kein religiöser Mensch gewesen war, so erschien ihm die christliche Botschaft sinnvoller als die Kulte der restlichen Götter.


    Vom Durovernum machte er sich weiter auf. Vorbei an den weissen Klippen und dem walisischen Teil der Insel, wo er Informationen über die Flora und Fauna, die Kultur und die Sitten sammelte. Sein Weg führte ihn langsam nach Norden an die Provinzgrenze. Nach Kaledonien, wo die letzten der wilden Stämme der Kelten lebten. Aber auch hier gab Galeo nicht mit einfachen Antworten zufrieden. Er fand heraus, dass die Kelten nicht einheitliches, homogenes Volk waren, sondern sich in einzelnen Stämmen wiederfanden. Diese waren entweder mit Rom verbündet oder Gegner Roms. Und es kam zum Teil zu Fehden untereinander.


    Bei seiner Reise durch das heutige Schottland geriet Galeo in einen Hinterhalt eines Stammes der sich den Römern nicht unterwerfen wollte. Dem Gelehrten war klar, dass es nicht brachte sich zu wehren, mit was auch? So liess er sich als Gefangener in ein keltisches Dorf führen. Zuerst wollte man ihn auf den Felder als Arbeiter einsetzen. Doch man merkten der Anführer des Dorfes und der Rat der Ältesten, darunter die Dorfheilerin wie bewandert Galeo war. Er wurde zum Dorflehrer und zum einem gefragten Ratgeber.


    In seinem Unterricht brachte er den Jungen und Mädchen des Dorfes die lateinische und griechische Sprach bei. Doch auch Praxis gehörte, unter anderem Exkursionen in die Natur oder praktische Mathematik sowiGe Lesen und Schreiben. Ein keltisches Mädchen, namens Coira war eine seiner fleissigsten Schülerinnen. Galeo machte Aufzeichnungen über das Leben bei den Kelten. Er fand ihre Sitten und Traditionen interessant und erstellte eine Abschrift darüber, die von seinen Kollegen belächelt wurde, weil er von einer "keltischen Kultur" sprach und damit einige Vorurteile der römischen Historiker versuchte abzubauen.


    Ein paar Jahre nach seiner Gefangenahme schenkte man ihm die Freiheit. Er durfte wieder nach Britannien zurückkehren. Galeo versprach, dass er mit dem Dorf regelmässig in Kontakt bleiben würde.


    Nach diesem Abenteuer hatte Galeo seinen Wohnsitz von Londinium nach Ebocorum verlegt, dass näher an der Grenze lag, als die Haupstadt der Provinz Britannia. Es gab einen regen Austausch zwischen ihm und den keltischen Dorf.


    Doch seit einigen Wochen hatte er keine Nachricht mehr erhalten. Galeo machte sich sorgen und hatte einen seiner Kundschafter geschickt um zu sehen was da los war. Das war nun auch schon eine Woche her. Er machte sich sorgen und ging in seinem Arbeitszimmer auf und ab.


    Er hörte ein Gewieher und Hufgetrappel. Sein Kundschafter war endlich da und eilte ins Arbeitszimmer des Gelehrten.


    "Meister ich habe leider keine gute Nachricht für Euch" Sprach der Kundschafter. Galeo schaute ihn ernst an. "Das Dorf überfallen, geplündert und niedergebrannt. Ich konnte mit einigen Überlebenden reden, aber sie sagte mir, dass der Rest der Bewohner entweder getötet oder versklavt wurde." Galeo setzte sich auf einen Stuhl und bekreuzigte sich. "Und was ist mit dem Mädchen? Coira? Was ist mit ihr geschehen?" Fragte Galeo seinen Kundschafter.


    "Sie ist am Leben Meister, allerdings wurde sie gefangengenommen und wie es aussieht als Sklavin nach Rom verschifft." Galeo war erleichtert immerhin war sie noch am Leben. "Vielen Dank Marcus! Hier ist dein Lohn." Galeo gab seinem Kundschafter einen Beutel voller Sesterzen.


    "Ich danke Euch Meister" Sprach Marcus und nahm dankend die Münzen an. Er verliess das Arbeitszimmer des Magisters und liess ihn allein.


    Der 65- Jährige Galeo, der mittlerweile schon weisse Haare und einen weissen Bart hatte, dachte nach. Vielleicht würde Coira seine Hilfe jetzt brauchen und er konnte sie als Mentor nicht im Stich lassen. Er wollte so schnell wie möglich nach Rom abreisen. Doch die Reise würde dauern, er würde erst nach Dubris reisen müssen und von dort mit dem Schiff nach Gesoriacum im Norden Galliens. Und dann wieder über den Landweg nach Massilia wo er über Schiffsweg nach Ostia gelangen wollte. Die Reise würde sicherlich kein Spaziergang werden, aber das war Galeos Leben nie gewesen und er fühlte sich bereit nach Rom zu gehen.

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