• Die Überfahrt nach Spanien war erholsam. Neptun hatte ein Einsehen und so genossen wir während der Fahrt die Sonne an Deck und freuten uns auf die Heimat.
    Je näher wir allerdings Spanien kamen, desto gemischter wurden meine Gefühle und als wir schließlich an Land gingen, wollte ich gar zuerst in die Taverne gehen.


    Aber da mich die Leute im Hafen gleich erkannten, blieb mit leider nichts anderes übrig, als mich zum Palast zu trollen. Auch Disrun war bei der Geschichte nicht ganz wohl, denn ihr war es ja schließlich zu verdanken, daß ich im Ärger mit meinem Vetter vor unserer Abreise aus dem Palast schied, sodaß er mir schließlich sogar Roms beste Geisterjäger auf den Hals schickte.


    Aber Lucius wäre nicht Vibullius, wenn er nicht den Schalk im Nacken sitzen hätte und die Zeit in Rom sich von seinen Häschern hätte vermiesen lassen. ;)
    Und so ließ mir dieser Gedanke ein Lächeln über das Gesicht gleiten und ich meinte zu Disrun:
    Vibst Du, oder Vib ich?- Ich vibbe und mit diesen Worten öffnete ich Tür um Lucidus zu begrüßen. Doch der Raum war leer... .

    quidquid agis, prudenter agas et respice finem!

  • Ich wandelte im Garten und dachte nach. Die Zeit war nun reif, ich musste endlich den Brief aufsetzen in dem ich die Lage klären kann. Ein kleiner Funke des Widerstandes, die Versuchung das Versprechen zu brechen.. Aber nein, so tief würde ich nicht sinken. Fest entschlossen nun das Richtige zu tun schritt ich zur Regia zurück. Der Aufenthalt im Garten war genau das richtige um meine Gedanken zu sortieren. Jetzt war ich mir meiner wieder sicher.


    Im Palast wartete eine Überraschung auf mich. Vibullius, der aufmüpfige Vetter samt meiner Sklavin standen dort und warteten offenbar auf mich. Keine Miene verziehend ging ich an ihnen vorbei, direkt in mein Arbeitszimmer. Mit einer geringen Handbewegung deutete ich ihnen mir zu folgen.


    Ich begann mit dem Aufsetzen des Briefes. Sorgfältig breitete ich den Papyrus aus und begann zu schreiben..

  • Nach einiger Zeit, die wir schon warteten, kam er endlich. Er schien im Garten gewesen zu sein, denn er hinterließ deutliche Spuren auf dem marmornen Fußboden. Schweigend ging er an uns vorbei und was mich stutzig werden ließ: keine Wimper zuckte im Vorübergehen. Eigentlich war er nicht nachtragend, aber wenn er einen schlechten Tag hatte, war er einfach ein Ekel.
    So trotteteten wir einfach hinter ihm her.
    Zuerst ich und dann Disrun, die am liebsten wohl mir nicht folgen mochte.


    Aber er setzte sich einfach hinter seinen Schreibtisch und schrieb etwas. Da ich nun so herumstand und er nichts von sich gab, schaute ich verstohlen ans Fenster und beobachtete eine Meise, wie sie auf dem Sims herumturnte. Ich dachte mir: Die hats gut, die muß nicht wegen nichts zum Rapport, aber man muß eben Opfer bringen, wenns meinen Vetter glücklich macht. Bei dem Gedanken mußte ich innerlich grienen.


    Disrun stand einfach nur mit gesenktem Kopf da und harrte er Dinge, die da kommen sollten.

    quidquid agis, prudenter agas et respice finem!

  • Noch im Schreiben begriffen begann ich leise zu sprechen.


    "Du weißt doch, daß ich dein Pater bin. Du weißt doch, daß ich über dein Leben verfügen kann. Du weißt doch, daß dein Vermögen meins ist. Das weißt du doch, oder?"


    Endlich zufrieden über das Geschriebene blickte ich auf.


    "Warum setzt du dich dann über meinen Willen hinweg und riskierst dein Leben? Ist es dir nichts wert?"


    Ich stand auf, trat ans Fenster und wartete nicht auf seine Erwiderung.


    "Trotz allem.. du bist ein Glückspilz, denn ich werde nicht über dein Schicksal entscheiden können.
    Nein, denn ich bin nicht mehr dein Pater."


    Ich drehte mich um und blickte Disrun an.


    "Als meine letzte Handlung als Pater Familias entlasse ich dich in die Freiheit Disrun. Du kannst nun selbst entscheiden was du tun willst."

  • Es warf mich um. Mit allem hatte ich gerechnet, aber ein einfaches: Ich bin nicht mehr Dein Pater familias? Was sollte das bedeuten?


    Verwirrt sagte ich nur leise:


    Du....du hast auch schon bessere Scherze gemacht Vetter. Ich weiß, daß ich in der Familie nichts zu melden habe, aber manchmal ist es gut einen eigenen Kopf zu haben. Du warst in Deiner Jugend auch nicht anders. Und lass bitte Deine Scherze mit Disrun- du siehst doch, daß sie schon mit den Nerven fertig ist.


    Disrun schaute nur noch bedepperter drein.

    quidquid agis, prudenter agas et respice finem!

  • Mit leicht erhobener aber bestimmter Stimme wandte ich mich direkt an Vibullius.


    "Mir ist nicht nach Scherzen, Vetter."


    Nach einer kurzen Pause fügte ich hinzu:


    "Du hast doch keine Ahnung wie ich in meiner Jugend war. Ich war kein Patrizier wie jetzt, mir fielen die Rechte und Annehmlichkeiten nicht in den Schoß. O nein.."


    Ich besann mich wieder an Disrun und blickte sie an. Wo würde sie wohl hin wollen? Zurück nach Germania? Ich könnte sie bei Sedulus unterkommen lassen, obwohl dieser sich sicher diebisch freuen wird, daß es mit ihr so gekommen ist. Aber das war mir auch nur mehr egal..


    "Wo willst du nun hin, Disrun? Was gedenkst du zu tun? Was würdest du gern tun?"

  • Sim-Off:

    Gerade jetzt taucht sie nicht mehr auf. Schade..


    Sie gab mir keine Antwort, schien völlig verstört zu sein. Ich wandte mich enttäuscht ab und blickte abermals auf den Brief.


    "Vibullius, du hast ein Recht darauf zu erfahren wie es innerhalb der Familie weitergeht. Es ist so lange nicht offiziell wie dein Onkel Tiberius Commodus diesen Brief nicht erhält, aber da du schon hier bist kannst du auch gleich davon erfahren."


    Salve, Tiberius Commodus


    Mit Freude hörte ich von deiner letzten Beförderung und bin stolz darauf, daß du die harte Ausbildung der Legio I bisher bestanden hast. Ich bin zuversichtlich, daß du es noch weit bringen wirst.


    Ich schreibe dir nun, weil du reif genug bist um das Erbe deines Vaters anzutreten. Dein Vater verfügte vor seinem Tode, daß du die Geschicke der Gens übernehmen solltest. Doch warst du zum Zeitpunkt seines Todes noch zu jung. Da mein Vater ebenfalls bereits verschieden war, fiel die Rolle des Pater Familias mir zu, dem Ältesten verbliebenen männlichen Nachkommen. Mir, einem adoptierten Kind, einem Plebeijer.
    Aber nun bist du endlich bereit die Ehre dieses Amtes auszufüllen. Zeige dieses Schreiben unseren Verwandten in Rom und verfüge fortan über die Familie.


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