Caesar - Mord oder Selbstmord?

  • Ich beziehe mich hier auf einen Artikel aus der letzten PM-History (Serie "Weltmacht Rom - Teil 1"):
    "Rannte Caesar sehenden Auges in sein Verderben? Hinter dem Attentat auf den Diktator auf Lebenszeit steckt viel mehr, als uns die Lehrbücher weismachen wollen - meint zumindest der römische Gerichtsmediziner und Amateurdetektiv Luciano Garofano. Akribisch hat er den Anschlag, seine Vorgeschichte, die Autopsie und die späteren Untersuchungen recherchiert und den Fall neu bewertet. Seine verblüffende These: Zwar haben den Mord die bekannten Senatoren geplant und durchgeführt, doch einer hat von allem gewusst und das Attentat indirekt unterestützt und gefördert. Sein Name Julius Caesar! Der Mord war also ein inszenierter Selbstmord, so Garofanos Theorie. Aber wozu?
    Der Gerichtsmediziner meint: Caesar war schwer krank, und er wusste, dass er nicht mehr lange zu leben hatte. Er suchte deshalb nach einem ihm angemessenen Ausscheiden aus dem Leben, ein Ausscheiden, dass seiner Familie die Diktatur auf Lebenszeit sichern würde. So kam das Attentat seinen Plänen entgegen, denn damit erreichte er einen ehrenvollen Abschied. Doch wie krank war Caesar wirklich? Und an welchen Krankheiten litt er, dass er nicht mehr leben wollte? [...]
    Zunächst Garofanos Vermutung: Caesar litt an einer Schläfenlappen-Epilepsie. [...] Herzschlag und Blutdruck sind unregelmäßig. Es kann zu Herzrythmusstörungen kommen.
    Caesar war bekannt für seine Aktivität bezüglich Sex und seine militärischen Unternehmungen, für seine raschen und kühnen Entscheidungen, und für sein Talent, politische Entwicklungen oder persönliche Gefahren zu erkennen. Gerade auf diesem Gebiet begegnet man einer Reihe von Seltsamkeiten, die mit seinem Charakter nicht übereinstimmen. Denn es gab mindestens drei Warnungen vor dem Attentat: Der Wahrsager Spurina warnte ihn vor den Iden des März; seine Gattin Calpurnia hatte vor dem Attentat einen bösen Traum, und man steckte ihm am Morgen einen Zettel zu,auf dem vermutlich eine Warnung stand. Dieses Schreiben fand man in seiner Hand, als man seine Leiche untersuchte. Er hat es behalten (im Gegensatz zu anderen Dingen, die ihm auf dem Weg zugesteckt wurden,) aber nicht gelesen. [...] Laut Plutarch sagte Caesar einmal, er wolle nicht mehr leben. Und als ihm die Senatoren besondere Ehrungen erwiesen, stand er nicht auf, was er unbedingt hätte tun müssen. Er entschuldigte das mit einer Krankheit, weswegen er sich nicht habe erheben können. Entweder war das eine bewusste Provokation, oder der Diktator hatte ausnahmsweise die Wahrheit gesagt. Ein anderer Erkärungsversuch: Möglicherweise hatte er einen epileptischen Anfall erlitten."


    Was meint ihr zu dieser Theorie, die im übrigen auch schon im Fernsehen (Phönix) vorgestellt wurde? :hmm:

  • Es ist historisch belegt, dass Caesar von diesem Anschlag wusste!!!


    1) Es wurde ihm prophezeit (inkl. Datum und Namen!!)


    2) Er träumte davon


    3) Er wurde noch auf dem Weg in den Senat darum gebeten, nicht zu gehen


    In wieweit diese 3 Tatsachen mit der Theorie eines fingierten Selbstmordes übereinstimmen, will ich nicht kommentieren.


    Es ist allerdings sehr leicht, in historische, 2000 Jahre zurückliegende Begebenheiten, mehr hineinzuinterpretieren als tatsächlich loswar. Dies, weil sich ja die beteiligten Personen nicht mehr wehren können und wir meist nicht genau wissen, wie damals über solche Dinge gedacht wurde.

  • Und wer weiss, vielleicht gab er nichts auf die Prophezeiungen und ging eh davon aus, dass er unverletzlich sei. Ich fürchte, solange es niemanden gelingt eine Zeitmaschine zu bauen und niemand zu den Iden des Märzes zurück kann, wird es darauf auch immer nur Spekulationen und Interpretationen geben.

  • Natürlich sind das alles reine Mutmaßungen. Ich selbst kann es mir eigentlich auch nicht vorstellen...
    Was meiner Meinung nach aber merkwürdig bleibt ist, dass Caesars Leiche nur 23 Stichwunden aufwies.
    Von 60 Verschwörern hatte aber jeder den Eid geleistet mindestens einmal zuzustechen.

  • Hat Cesar eigentlich einen Nachkommen für sein Amt? Ich weiß Marcus Antonius und sein Neffe Augustus. Aber hatte er je einen schon offenkundig genannt?
    Außerdem, warum sollten sich die Senatoren nach dem "Mord" an Cesar freiwillig der jagt frei geben?


    P.S. Ich lese auch immer die P.M. History, kann ich nur empfehlen. :D

  • Octavian war Caesars offizieller Erbe (Kinder mit Ausländerinnen waren schließlich nicht erbberechtigt). Das Amt des Diktators auf Lebenszeit (dictator perpetuus), welches Caesar vom Senat 44 vor Chr. verliehen worden war, war jedoch genau so wenig vererblich wie die übrigen römischen Ämter. So genoss Caesar das Privileg der Sacrosanctitas (Unverletzlichkeit eines Volkstribunen) und bewohnte als Oberpriester auf Staatskosten die Domus Publica, ein Haus auf dem Forum mit einem Giebel, wie ihn Königspaläste und Tempel hatten.
    Marcus Antonius war als Freund Caesars unmittelbar nach dem Mord faktisch der mächtigste Mann in Rom und hielt auch Caesars Totenrede.


    Unter den Mördern waren nicht nur alte Gefolgsleute des Pompejus, sondern auch Gefolgsleute Caesars:
    "Sie sagen das Vaterland sei einer persönlichen Freundschaft voranzustellen."
    Mit diesen Worten versuchte Gaius Matius, enger Freund und Vertrauter Caesars, Cicero das ideelle Fundament der Verschwörer zu erklären. Die Gruppe der Verschwörer handelte also nicht aus Rache, sondern aus republikanischer Überzeugung. Auch in der Masse der Becvölkerung war Caesar nicht sonderlich beliebt: "Zuerst führte uns Caesar die unterworfenen Gallier im Triumph vor, jetzt bringt er sie als Senatoren in den Senat. Dort tauschen sie ihre heimischen Lederhosen gegen die purpurgesäumte Senatorentoga."
    Die an der Verschwörung beteiligten Senatoren setzten sich also nicht bewusst der Jagd aus. Erst nach seinem Tod kam es in der Bevölkerung zu einem Stimmungsumschwung zu Gunsten Caesars. Dies hatte u.a. damit zu tun, dass Caesar in seinem Testament jedem Bürger Roms einen Teil seines Vermögens vererbt hatte.
    Vielleicht trifft es letztlich der Kommentar Ciceros noch am besten:
    Die Attentäter hätten den Tyrannen "mit dem Mut von Männern, aber mit dem Verstand von Kindern" besiegt.


    Sim-Off:

    Ja, da hast du völlig recht, Pm-History lesen lohnt sich. :D:D:D

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