Nachtwache der Cohors VI Vigilum Palatinum

  • NON DEC DCCCLIV A.U.C.


    Ein Gedicht mit Unterbrechung


    Es war eine ruhige Nacht. So beginnen alle aufregenden Geschichten um dunkle Patrouilliengänge , welche ihre Geburt um Jahrzehnte überleben.


    Nein, eine derart aufregende Nacht sollte es nicht werden.


    Wir sind ja immerhin auf dem Palatinum, einer eher ruhigen und wohlhabenden Wohngegend. Und so rückten eingeteilten Männer der Vigiles aus, um die nächtliche Sicherheit gegebenenfalls zu wahren.


    Die Kohorte VI wurde in letzter Zeit nicht besonders gefordert, was dies betraf. Es war ruhig. Nichts von gefährlichen Bränden und bösen Verbrechern, was man von Zeit zu Zeit aus anderen Bezirken hörte.


    Es waren daher nur fünf Vigiles eingeteilt worden. Ein Dutzend nahm Aufgaben in der Kaseren wahr, um im Notfall trotzdem einsatzbereit zu sein.


    Die fünf nahmen die planmäßige Route an diesem kühlen Abend. Es war windstill, doch die Kälte kam auch so auf den Palatinhügel. Etwas langsamer, aber sicher.


    Die Clivus Palatinus hörte keinen Ton, außer die Schritte der Patouillierenden Vigiles. Die Rustung war ausgekühlt und sackte so in schweren Geräuschen am Körper der fröstelnden Feuerbekämpfer - waren sie doch eigentlich nur der Hitze oder der Kälte ausgesetzt ?


    Sie redeten etwas, unterhielten sich über die Gebäude ... die Gasse zeigte ja nicht viel. Die zweistöckigen Wohnhäuser, die - ganz nach innen ihren Atrien und Peristylien zugewandt - der Straße ihre abweisende, nur von den Haustoren und allenfalls von einigen kleinen Fenstern durchbrochene Außenmauer zukehrten, unterstützten den kalten Eindruck der Nacht.


    "He, Männer. Lasst uns kurz ausharren. Ich habe eine Geschichte zu erzählen.", ergriff einer das Wort. Luvius sein Name.


    Die leere Stimmung unter den Freunden konnte fast wie von Ovid beschrieben werden ... als einer etwas erzählen wollte. Ovid beschreibt in einem Gedicht aus dem Jahr 10 v. Chr., wie dieses Gedicht einen Passanten anspricht (wem von uns ist das nicht schon einmal passiert: Man geht nichts Böses fürchtend über die Straße -wie diese Vigiles - und schon wird man von einem Gedicht angesprochen) und ihn bittet, dem Gedicht doch den Weg zu einer Unterkunft, sprich der Bibliothek, zu weisen. Dabei kommt das Gedicht auch zum Palatin.


    Und da stehen unsere Männer in der Nacht.


    "Hört zu Männer!", flüsterte der Wortführer.


    "Ich erkannte dies letztens, als ich in meiner Freizeit hier entlang ging. Nun erzähl ich es euch, damit wir noch etwas sinnvolles heute Nacht zu tun haben.", alle lächelten leicht.


    "Während ich alles einzeln bestaunte, fiel mir plötzlich ein Haustor auf, an dessen Pforten funkelnde Waffen befestigt sind, und auch das Haus selbst-würdig eines Gottes.


    `Ist auch dieses Gebäude ein Tempel Jupiters?´, sagte ich mir im Stillen. Daß ich es dafür hielt, das ließ ein Kranz aus Eichenlaub mich ahnen.


    Als ich dann den Namen des Besitzers auf Nachfrage erfuhr, es war der des Augustus, sagte ich: `Ich hab mich nicht getäuscht, dieses Haus gehört wahrhaftig dem großen Jupiter.´ --- (die Männer nickten zustimmend)


    Warum aber sind dann, obwohl es Jupiters Haus ist, vorn am Tor Lorbeerzweige, die es ganz bedecken, befestigt ?


    Und warum umgibt auch ringsherum die erhabenen Türflügel dieser schattige Baum?


    Etwa weil dieses Haus unablässig Triumphe verdient hat?


    Oder weil es dem Gott von Leucas, sprich Apoll, immerzu teuer ist?


    Weil es selber festlich ist? Oder weil es alles festlich macht?


    Oder ist das ein Symbol des Friedens, den es allen Ländern gebracht hat.


    Und weil, wie der Lorbeer immerzu grün ist und nicht durch Abfallen des Laubs entstellt wird, so auch dieses Haus ewigen Glanz hat?


    Der Grund für den über der Tür befestigten Kranz ist, wie ihr hier seht, durch eine Inschrift bezeichnet:


    Er zeigt an, daß durch seine Macht Bürgern das Leben gerettet wurde."., und seine Stimme verstummte wieder. Luvius flüsterte und so erhielt das Wissenwerte etwas mystisches.


    *Klirr*


    "Wer da?", rief Sabrerus - einer der anderen Vigiles.


    Es störte doch noch jemand... und das vor dem Hause des Herren. Ein Schatten kam über das Pflaster - ausreichend, um die Männer Haltung anzunehmen und sich straff in seine Richtung zu bewegen.


    "Wer da?", rief Sabrerus erneut.


    "Eees is deer Tod ju ... junge Krieger.", lachte der anscheinend Angetrunkene lauthals.


    "Wie ist Dein Name, Fremder. Silecnium bitte, es ist Nacht.", wurde der Vigilus etwas strenger.


    "Der Tod setzt dem Leben den letzten Punkt.", riss sich der MAnn zusammen.


    Die Männer verstanden nicht - aber hörten ihm nun wohl zu - er schien nicht gefährlich - hatte wohl nur eine Flasche fallen lassen.


    "Ihr steht hier und hab euch erzählt, wie toll diese magische Maht hier Leben rettet. Ihr seid viel bessere Lebensretter, Freunde *haha*. Ich hörte euch reden - diese Gassen schallen mehr als ihr ahnt. Dieses Haus sei würdig eines Gottes. Es ist nicht prachvoll, aber es ist ein Tempel. Seht ihr den Giebel? Der Rest hier ist Kriegstrophäe. Das Zeichen der Toten. *haha* Augustus sei ehrenhaft genug, doch dachtet ihr es wäre Jupiter, der Eicheln wegen, stimmts... "


    Die Männer achteten die etwas wirren Worte ... doch vielleicht würde es ihre Geschichte des Luvius weitererzählen ... Der Angetrunkene schien nicht ganz unbewandelt zu sein.


    "Wie Folgt ... Ihr sinniert er über den scheinbaren Widerspruch, daß am Haus Jupiters Lorbeerzweige, die doch dem Apoll heilig sind, angebracht sind? Die sist schmeichelhaft für den Hausherren, für Augustus. Die Lorbeerzweige könnten auf die Triumphe des Hausherrn hindeuten; darauf, daß er Apoll lieb ist; sie könnten ein Symbol der Festlichkeit sein, oder des durch die triumphalen Siege des Hausherrn endlich gesicherten Friedens... Wie dem auch sei Freunde - lest nur die Fakten --- wie jenes da *er zeigte in die Nacht* «Ob cives servatos», ist die Deutung der Eichenkrone: Es ist die sogenannte corona civica, die demjenigen verliehen wurde, der in persönlichem Einsatz das Leben von Mitbürgern gerettet hatte. Ihr seid doch Feuerbekämpfer. Es könnte auch euch zu Ehren werden. So denke ich zumindest, liebste Vigiles. Sich jedoch an Augustus selbst zu wenden, so als ob er gegenwärtig wäre, und an ihn die folgende flehentliche Bitte zu richten --- so endet die wahre Geschichte, die Du bleicher Freund in Deiner Rüstung hier versucht hast zu konstuieren : "Füg doch, bester Vater, all denen, die du gerettet hast, noch einen Bürger hinzu, der fern am Rande der Welt verbannt und vergessen lebt und für dessen Strafe, die verdient zu haben er zugibt, nicht ein Verbrechen der Grund ist, sondern nur ein Versehen ..."


    Die Männer erstaunten und verstanden ... nicht ganz. Aber etwas.


    "Es ist vielleicht zu viel zu Denken für euch, besonders in dieser späten Stunde *haha* --- doch die Wahrheit ist, der Erzähler starb fern seiner Liebe dieser Stadt und wurde nicht gerettet. Der Tod ist es, junge Männer. Also bleibt bei eurer ehrenhaften Realität - auch in dieser mysteriös wirkenden Nacht. Kämpft für eure Sache und ihr werdet mehr retten, mehr Leben erhalten, als das Geschriebene im Buch."


    Der Mann drehte sich um, und verschwand entspannt in seine Richtung in der Dunkelheit.


    "Wer war das?", fragte Luvius.


    Niemand konnte etwas sagen - viele waren zu gerädert vond er Kälte und der schweren Kost des Fremden.


    Und so wurde diese Nacht zu einem Gedicht, welches durch die Realität unterbrochen wurde...

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