Ritt nach Numantia

  • Zufrieden führen die beiden Rekruten ihre Tiere aus dem Stall. Zwei schwarze, ein braunes und ein rotbraunes Pferd trotten brav hinter den Neulingen her. Geschwind satteln sie die schwarzen Tiere und laden ihr Gepäck auf die anderen zwei auf. Severus sitzt auf seinen Hengst auf und führt das braune Packpferd hinter sich her.
    "Beeil dich. Der Decurio hat doch gesagt, wir sollen schnell sein."
    "Ja, ja... Ich bin ja schon dabei."
    Endlich hat auch Victor alles auf seinen Tieren verstaut und sitzt gekonnt auf. Augenblicklich setzen sie beide zu einem schnellen Trab an und folgen der Straße nach Numantia. Beiden ist leicht anzumerken, dass sie nicht das erste Mal im Sattel sitzen und geübt führen sie auch die Packpferde hinter sich her.
    "Nicht schlecht..." kommentiert Severus. "Sieht aus als werden wir gut vorankommen. Du scheinst nicht ungeübt zu sein. Und mit dem Zweitpferd zum Tauschen werden die Tiere auch nicht so strapaziert. Ich denke in einer Woche sind wir spätestens da. Hattest du auch schon mit Pferden zu tun? Mein Vater hat eine Pferdezucht in der Nähe von Rom..."

  • "Tatsächlich? Ich bin auf einem Gut bei Malaca aufgewachsen, wo ebenfalls Pferde gezüchtet werden. Ein echter Stallbursche, also." stellt Victor lachend fest. "Naja, nicht ganz. Meine Zukunft soll in der Verwaltung liegen," er zuckt mit den Schultern. "Aber Tatsache ist, dass meine Vergangenheit doch mehr im Stall oder auf der Weide abgelaufen ist."


    Victor streicht dem Schwarzen leicht über den Hinterkopf. "Pferde sind wie Frauen. Man muss sie nur gut führen und sie bringen einen dorthin, wo man will."

  • "Na, mal sehen..." winkt Severus ab. "Beim Militär gefällt es mir bis jetzt ganz gut. Vielleicht bleib ich ja dabei. Auf dem Gut meines Vaters können wir zur Not immernoch einen Verwalter einsetzen..."


    Beide hängen sie nun ihren eigenen Gedanken nach und reiten schweigend nebeneinander her. Nach diesem ereignisreichen Tag und der noch ereignisreicheren bevorstehenden Zeit gibt es viel, über das sich nachdenken lässt. Zügig kommen sie voran, bis die Dämmerung schließlich mehr und mehr voranschreitet. Bald sieht man sich nach einem geeigneten Lagerplatz um. Bis die zwei Männer jedoch etwas gefunden haben, was ihren Ansprüchen genügt, ist es beinahe dunkel geworden. Sie versorgen ihre Tiere und machen sich dann selbst ein kleines Nachtlager zurecht.


    Während sie an dem kargen Abendbrot, welches der Proviant erlaubt, herumkauen, sitzen sie einträchtig beieinander und unterhalten sich über die verschiedensten Dinge. Nachdem sie eine Weile über Pferde und Pferdezucht gefachsimpelt haben, neigt sich das Gesprächsthema dem Unvermeidlichen zu. Frauen. Freimütig prahlt Severus mit seinen zahlreichen Eroberungen...

  • Natürlich kann sich da auch Victor nicht zurückhalten. Nach einigem Geprahle merken sie jedoch, dass sie sich ebenbürtig sind und so gehen sie dazu über, über Frauen im Allgemeinen zu reden. Victor erzählt Severus davon, dass er insgeheim ziemlich froh darüber ist, endlich aus seiner Heimat zu kommen, denn dort gibt es nichts neues mehr für ihn.


    Etwas später legt sich Severus zum Schlafen. Victor hält die erste Nachtwache. Er spaziert ein wenig durch die Nacht um sich wach zu halten und um nicht zu frieren. Als er glaubt, dass der Mond weit genug gewandert ist, weckt er Severus, der gähnend aus dem Zelt kriecht.
    "Da hinten ist ein kleiner Fluss, falls du eine Erfrischung brauchst." Victor zwinkert ihm zu und verkriecht sich in das Zelt. Innerhalb von Minuten schläft er ein.


    Am nächsten Morgen wird Victor von Klappern geweckt. Severus schaut in das Zelt hinein und brüllt im Befehlston. "Aufgestanden! Frühstück!"
    Victor streckt sich und lacht. "Hey, noch sind wir nicht im Lager."
    "Je eher du dich daran gewöhnst, um so besser." lacht nun auch Severus.


    Nach einem kurzen Frühstück sitzen die beiden wieder auf ihren Pferden und reiten durch die winterliche Landschaft.

  • Nach einer nur kurzen Nachtruhe setzte ich meinen Ritt Richtung Numantia fort, als mir zwei Reiter auffielen. Offensichtlich gehörten sie zum Militär.


    "Ich grüße euch, Soldaten. Wenn ich fragen darf, komme ich nach Numantia, wenn ich dieser Straße folge?"

  • Victor und Severus sind gerade dabei, ihre Pferde wieder abreisebereit zu machen, als der Fremde hinzutritt und sie anspricht. Severus antwortet ihm selbstbewusst.


    "Salve, Fremder. Was führt Dich nach Numantia? Ja, dies ist die richtige Straße, wenn das dein Ziel ist. Wir befinden uns gerade auf dem Weg zum Lager der Ala II. Ich bin Flavius Severus. Wie ist dein Name?"


    In diesen Zeiten der Aufstände fühlt Severus sich sicherer mit der Hand an seinem Gladius.

  • Ich verbeugte mich leicht.


    "Ich bin Liu Wong, Fürst von Qin, aus dem Reich Han. Ich bin hier, um mir ein Bild des Imperium Romanum zu machen. Mein Kaiser fragt sich, ob wir Kontakt zu Rom aufnehmen sollen. Dazu muss er aber wissen, ob Rom uns ebenbürtig ist. Von den kulturellen errungenschaften besteht dabei kein Zweifel, aber die strategischen Fähigkeiten der Generäle sind auch ein wichtiges Indiz für den Zivilisationsstand. Und wo kann man besser strategische Fähigkeiten beurteilen, als beim Kampf zweier ungleicher Armeen. Deshalb bin ich hier."


    Ich achtete darauf, dass ich meine Hände stets von meinem Schwert entfernt hielt.

  • Victor schaut den Fremden skeptisch an, unsicher, ob dieser die Wahrheit spricht. Er hat weder etwas von Qin noch vom Reich Han gehört, doch das muss ja nicht unbedingt heißen, dass es nicht existiert. Und das exotische Aussehen des Fremden könnte durchaus ein Indiz dafür sein, dass er aus einem Land kommt, das fern von Hispania und sogar fern von Rom liegt.


    Daher stellt sich nun auch Victor Liu Wong vor.


    "Mein Name ist Vibius Victor. Wenn du möchtest, dann kannst du ein Stück mit uns reiten."


    Er beschließt, sein Misstrauen vorerst nicht ganz abzulegen, dem Fremden gegenüber jedoch auch nicht unfreundlich zu sein. Auf keinen Fall sollten sie diesen Herrn beleidigen, denn wenn er die Wahrheit spricht, so ist es wichtig, dass er seinen guten Eindruck der römischen Kultur nicht verwirft. Andererseits will Victor auch nicht im Lager der Ala II ankommen und schon bevor er seinen Dienst antritt seiner Ausrüstung beraubt worden sein.

  • "Nun...." hebt Severus gerade die letzte Tasche auf sein Packpferd und verschnürt sie dort gut.
    "...wir haben schwierige Zeiten. Aufstände im ganzen Imperium... Kriegszustand... Insofern... Die Entscheidung bleibt bei dir, aber ich persönlich werde meine Rüstung nicht ablegen."


    Elegant sitzt er auf und nickt seinen Mitreisenden zu.
    "Können wir dann endlich aufbrechen?"


    Wenig später befinden sie sich wieder in zügigem Tempo auf der Straße und auf direktem Weg nach Numantia.

  • Ich hatte meine chinesische Generalsrüstung angelegt. Sie würde mich schützen, auch wenn sie primär repräsentativen Zwecken diente.
    Die beiden Soldaten legten ein ganz gutes Tempo vor.


    "Wenn ich das fragen darf, wie lange seid ihr schon Soldaten?"

  • Victor zögert die Antwort etwas hinaus, indem er sein Pferd an einer Weggabelung etwas verlangsamt.


    "Links, nicht wahr?" fragt er Severus, welcher nur bestätigend nickt.


    Als sie weiterreiten, wendet er sich Liu Wong zu: "Noch nicht lange." Er hofft, dies würde seine Neugier befriedigen. Um einer Nachfrage zu entgehen, stellt er selbst eine Frage: "Und wie lange bist du schon im Imperium unterwegs?"

  • "Etwas mehr als einen Monat... etwa eineinhalb Monate. Und davor war ich ein halbes Jahr unterwegs, bis ich die Grenzen des Imperiums im Osten erreichte."


    Ich schaute mir kurz die Umgebung an.


    "Fangen hier alle als einfache Soldaten an, oder werden Offiziere als Kadetten einer Akademie ausgebildet?"

  • "Du stellst eine Menge Fragen, Fremder. Woher sollen wir wissen, dass wir dir vertrauen können?" Severus ist der Fremde noch immer nicht geheuer. Das merkwürdige Äußere und die noch merkwürdigere Kleidung Liu Wongs flößen ihm größtes Misstrauen ein. Er beschließt, seine nächtliche Wachsamkeit zu verdoppeln und nimmt sich fest vor, nicht zuzulassen dass der Fremde eine eigene Nachtwache bekommt. Das Risiko erscheint ihm weitaus zu groß. Skeptisch runzelt er die Stirn und versinkt vorerst in Schweigen.

  • Severus schaut zu Liu Wong herüber. Er ist hin- und hergerissen. Einerseits bietet dieser ihm gerade sein Schwert an. Andererseits ist es gut möglich, dass sich unter der Rüstung noch zahlreiche weitere gefährliche Waffen befinden. Außerdem ist er sich durchaus dessen bewusst, dass sich auch im waffenlosen Kampf einiges ausrichten lässt. Zudem könnte es lediglich eine geschickte Finte sein, um das Vertrauen der Soldaten zu gewinnen und sie dann später in einem günstigeren Zeitpunkt zu überrumpeln. Severus kann seine Wachsamkeit ob dieser Überlegung nicht ganz ablegen, nickt dem Mann jedoch versöhnlich zu.


    "Nun gut... Behalte dein Schwert. Natürlich gibt es im Imperium auch eine Art Militärakademie. Aber im Endeffekt muss jeder unserer Soldaten von unten begonnen haben. Erst wenn wir einige Zeit im Heer gedient haben, steht uns als Veteranen die Möglichkeit offen, dort Studien zu beginnen..."

  • "Das ist bei uns anders. Wer die Eingangsprüfung zur kaiserlichen Militärakademie besteht, beginnt dort seine Ausbildung. Man wird sofort zum Offizier ausgebildet. es gibt Generäle bei uns, die nie mit einem Feind persönlich die Klinge gekreuzt haben und die trotzdem in zahlreichen Schlachten ungeschlagen sind. Und die besten Generäle haben Feinde besiegt, ohne es zur Schlacht kommen zu lassen. Das ist die höchste Kriegskunst."


    Ich schnallte mein Schwert wieder an, während ich redete.


    "Ich hoffe, ihr kommt nicht auf die Idee, mich Nachtwache halten zu lassen. Ich bin reichlich aus der Übung. Vor etwa 20 Jahren, als Leutnant, habe ich zuletzt eine Nachtwache gehalten."

  • "Keine Sorge, wir haben sowieso nicht mit Verstärkung gerechnet, also ist das kein Problem." Victor ist erleichtert. Er hätte es nicht gerne gesehen, diesem Mann eine Nachtwache anzuvertrauen.


    Da weder Severus noch Victor nun sehr gesprächig sind, reiten die drei eine Weile schweigend nebeneinander.

  • Der Ritt geht noch einige Tage so weiter. Severus schweigt die meiste Zeit vor sich hin, Victor beantwortet ab und zu auch ein paar von Lui Wongs Fragen. Die Abende verbringen sie ebenso schweigend bei einer Rast und Severus und Victor teilen sich nachts die Wache.


    Am fünften Tag dann erreichen sie endlich ihr Ziel, zumindest Severus und Victor. Das Lager taucht vor ihnen auf und sie reiten offen drauf zu.

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