[Officium] geschlossen und zur Renovierung vorgesehen

Sie stand vor dem Officium ihres Bruders...
Hoffentlich war er anwesend.
Sie atmete tief durch und klopfte an

Ich kam gerade aus der Stadt zurück, als ich eine mittelgroße Frau mit braunem gelocktem Haar vor meiner Türe stehen sah. Da ich sie von hinten sah, konnte ich nicht erkennen, um wen es sich handelte, folglich trat ich näher hinzu und sprach schon von weitem um sie nicht zu erschrecken:

"Salve, kann ich irgendwie helfen?"

Sie hatte einen wohlgeförmten Körper stellte ich fest, soviel verriet die etwas enger geschnittene Tunika schon.

Sie hörte die ihr vertraute Stimme und drehte sich freudig um.

"Flavius!"

Valeria strahlte über das ganze Gesicht als sie ihren großen starken Bruder sah

Überrascht, in der wohlgeformten Frau meine Schwester zu entdecken, grinste ich und fing dann an zu lachen.

"Sieh mal einer an. Schwesterchen! Für den ersten Augenblick dachte ich, dass ich mal Glück hätte und Venus vor meinem Officium stehen würde... Doch sag, was führt Dich zu mir? Es ist doch alles in Ordnung zu Hause, oder?"

Ich trat näher, umarmte sie zum Gruss und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

"Ja zuhause ist alles bestens.
Ich bin gekommen um dir etwas zu erzählen und dich um etwas zu bitten.
Aber nicht hier draußen.Können wir reingehen?"

Valli lächelte

Sie hatte also irgendeinen Anschlag auf mich vor. Lächelnd nickte ich mit dem Kopf und trat an die Türe.

"Sicher doch."

Ich öffnete und forderte sie mit einer Handbewegung auf einzutreten.

"Ich hoffe nur, dass es nicht gegen die Gesetze verstösst..."

fügte ich mit einem Grinsen hinzu. Ich war froh, meine kleine Schwester wieder einmal sehen zu können, auch wenn ich nie einen großen Bezug zu meiner Familie gehabt hatte...

Sie setzte sich.

"Nein nein,es ist alles legal." kicherte Valeria

"Es geht darum...ich werde heiraten..."

Sie ließ ihn diesen Schock erstmal verdauen

War schon so viel Zeit vergangen? War aus meiner kleinen Schwester tatsächlich schon eine Frau geworden? Hatte ich mich nicht verhört? Sie würde heiraten. Ich musste unweigerlich an meine Jahre denken, an die unzähligen Frauen, die ich in Rom verschlungen hatte, die billigen Nutten, die Wirtstöchter, dann an Tertia und Lucilla, welche beide zu gut für mich gewesen waren. Und immer noch war ich alleine.

Ich trat an den Tisch und schenkte ihr etwas verdünnten Wein ein. Ein weiteres Glas - randvoll, undverdünnt - stellte ich an meinen Platz, ebenso wie die Karaffe. Dann setzte ich mich.

"So. Wie heißt er? Aus welcher Gens kommt er? Was macht er?
Und vor allem, behandelt er Dich gut?"

Ich nahm einen Schluck aus dem Becher.
Und einen zweiten.

"Er behandelt mich sehr gut.Liest mir jeden Wunsch von den Augen ab...Es ist Publius Matinius Agrippa,der Proconsul."
antwortete sie schüchtern.

Sicher...irgendwann wird sie ihn lieben...

Ich stellte den Becher ab. Blickte etwas ungläubig. Nahm ihn dann doch wieder auf und leerte ihn. So viel Wein am Morgen war nicht gesund, doch was war überhaupt gesund?

"Der Proconsul?"

fragte ich etwas ungläubig, wusste jedoch, dass sie mit mir nicht scherzte.

"Seit wann ..., ich meine, kennt ihr euch? Woher kennt ihr euch? Hat er..., natürlich hat er...."

Ich schenkte mir nochmals ein. Nachdenklich betrachtete ich sie.

"Und was denkst Du? Beziehungsweise, Du kommst extra den ganzen Weg aus Germanien hierher um es mir persönlich zu sagen? Wie soll die Bitte aussehen?"

Ich hatte eine dumpfe Ahnung, war mir jedoch nicht sicher.

"Es hat alles mit einem harmlosen Gespräch in der Factiokantine angefangen...und dann hat er bei Vater um meine Hand angehalten..."

Valeria senkte den Blick

"Die bitte...nun...ich möchte das du auch zur Hochzeit kommst.Nicht wegen Vater sondern wegen mir.Ich würde mich freuen."

Die ganze Familie auf einem Haufen. Ob ich so viel Hohn würde ertragen können? Nunja, Mutter... und Vater... Wieviele Jahre war er in Alexandria gewesen und hatte Kind und Kegel in Rom zurückgelassen? Schnee von gestern schalt ich mich und erinnerte mich im Gegenzug, dass auch Mutter ihre Liebhaber gehabt hatte. Um Valerias willen. Nun denn, um Valerias willen.

"Wann soll die Hochzeit sein?"

Ich hatte vermutlich sowieso die Feierlichkeiten abzusichern und war dienstlich anwesend.

"Sie ist doch in Tarraco, oder?"

"Ja sie wird hier stattfinden doch ein Termin steht noch nicht fest.
Ich muss auch noch um Versetzunge bitten oder kündigen wegen meinem Umzug nach Tarraco.
Ich werde also wieder in meiner Heimatstadt sein..."

Sie freute sich sichtlich darüber das ihr großer Bruder zu dem sie immer aufgeschaut hatte bei ihrer Hochzeit anwesend sein würde.

Ich nickte mit dem Kopf, erschien es mir doch nicht logisch, dass die Frau des Proconsuls ihrer Arbeit in Germanien auch weiterhin nachgehen würde.

"Du willst weiterhin arbeiten? Als Gemahlin des Proconsuls hast Du das doch gar nicht nötig. Ist Deine Arbeit nicht an der Seite Deines Mannes? Dass Du ihn unterstützt? Empfänge veranstaltest? Seinen Haushalt koordinierst? Du wirst sehen, dass der Palast genug Arbeit abwirft..."

"Du hast ja recht aber ich würde gern ein wenig selbstständigkeit behalten und meinem Mann nicht auf der Tasche liegen.
Die Arbeit als Praefectus Vehiculorum macht mir Spass..."

SIe hätte am liebsten geweint,doch das konnte sie nicht zeigen.
Ihr ganzes Leben musste sie nun umstellen....alles musste sie umstellen.
DIe FReiheiten die sie genossen hatte bisher waren nun wohl vorüber

Hatte sie Praefectus Vehicolorum gesagt? Was wurde dann aus Lucilla? Der Gedanke Lucilla könne ihr Officium verlassen und irgendwo anders hin gehen, überraschte mich.

"Steht schon fest, dass Du das Amt hier weiterführen wirst?"

fragte ich daher und schenkte mir nochmals einen Becher ein.

"Ich hatte mit Avarus noch nicht gesprochen,doch das mache ich noch.Es geht einfach darum das ich weiterarbeiten möchte.Zumindest die erste Zeit."

Ich nickte mit dem Kopf. Es stand also noh nichts fest. Ausser der Hochzeit. Ich blickte sie an und nahm einen Schluck.

"Und wie fühlst Du Dich?
Schon aufgeregt?"

Die Frage war mörderisch, doch als Kinder hatten wir uns oft so direkt und ungeschminkt unterhalten.

"Aufgeregt nicht wirklich...es hält sich in Grenzen.Bei Leontias Hochzeit war ich aufgeregter.Nur jetzt erfahre ich es am eigenen Leibe,nur das meine Hochzeit nicht aus politischen Gründen ist.Irgendwie hab ich Angst.Ein wenig."

Wieder nickte ich mit dem Kopf. Ja, es war nicht einfach.

"Wenn Du etwas brauchst, komm zu mir. Ich weiß zwar nicht, ob ich Dir in allem werde helfen können, doch komm zu mir..."

Ich nahm einen Schluck.

"Wie geht es zu Hause? Hatte ich schon gefragt?"

Ich war etwas verwirrt.