Domus Aeliana - Tablinum

  • "Einen Becher verdünnten Wein würde ich sehr gerne nehmen, danke." Ursus setzte sich auf den ihm angebotenen Platz und freute sich über die herzliche Begrüßung, die ihm hier zuteil wurde. "Das Jahr in Mantua ist so schnell vorüber geflogen, das ist wirklich unglaublich. Was macht das Ulpianum? Ist die Kuppel mittlerweile fertig gestellt?" Er mußte unbedingt mal die Baustelle aufsuchen, um sich von den Fortschritten zu überzeugen. Und die Statuen waren doch sicher mittlerweile auch fertig.

  • Quarto gab einem Sklaven das gut bekannte Zeichen. Er sollte Wein bringen.


    Nachdem er es sich bequem gemacht hatte, erzählte er:
    “Das Ulpianum – ich dachte mir schon, dass du mich danach fragen würdest. Während du fort warst, wurde eifrig daran gebaut. Die Kuppel ist fertig. Wenigstens so weit, wie es in diesem Jahr möglich war. Das hat man mir zumindest so versichert. Wenn wir hinaus gehen würden und hinüber, zur Nordseite des Hippodromus Palatii, dann könntest du es sehen. Das heißt, viel zu sehen gibt es momentan nicht. Man hat alles mit wachsimprägnierten Stoffbahnen bedeckt, wegen der Herbst- und Winterstürme. Ich glaube fast, dass man dafür alles aufgekauft hat, was die Lagerhäuser an Wachs und Leinen in Rom und von Cosa bis Antium hergaben. Ich hoffe nur, dieser Statilius Taurus wird deswegen nicht schon wieder nach mehr Geld schreien.“


    Taurus war der Bauunternehmer, der das Ulpianum im Auftrag von Kaiser und Senat baute. Ursus hatte als Quaestor mit ihm verhandelt. Quarto war in dieser Zeit Consul gewesen.

  • Interessiert lauschte Ursus dem Bericht und seine Augen begannen zu leuchten, als er hörte, daß die Kuppel soweit fertiggestellt war. "Das klingt doch schon sehr gut, wenn es mir auch zu denken gibt, daß die Außenverkleidung vor dem Winter nicht angebracht werden kann. Die Stoffbahnen können doch allzu leicht von einem heftigen Sturm weggerissen werden. Nicht wenig riskant, das Ganze. Nein, nach mehr Geld kann er nicht schreien. Höchstens nach einem Vorschuß auf das Geld, das er eigentlich erst nach der Fertigstellung erhalten soll. Der Preis ist ein Festpreis. Braucht er mehr Material, so ist das sein Verlust. Den er sicher gerne tragen wird, denn sein Name wird mit diesem Bau zweifellos unsterblich werden." Die Verhandlungen waren damals nicht leicht gewesen. Aber der Mann war Ursus keineswegs unsympathisch gewesen. "Ich werde versuchen, in den nächsten Tagen die Baustelle aufzusuchen. Schon aus der reinen Neugierde auf diese Kuppel. Ist je so etwas zuvor gewagt worden? Eine derart riesige Kuppel?"

  • “Nein, nicht das ich wüsste. Alle Kuppeln die ich kenne, in Bädern vor allem, sind viel kleiner. Dreißig Fuß misst sie im Durchmesser. Dreißig Fuß, und das freischwebend, ohne eine einzige tragende Säule!“, begeisterte sich Quarto.
    “Ich hoffe wirklich, wir können das Ulpianum im kommenden Jahr endlich einweihen. Das wäre doch wundervoll.“


    Er lächelte bei den Gedanken.


    “Jetzt wo du wieder hier bist und im Senat aufgenommen wurdest, da wäre es doch an der Zeit unseren Plan in die Tat umzusetzen. Du weißt schon, wir haben damals davon gesprochen. Wir wollten vorschlagen, erneut eine Kommission für das Ulpianum einzusetzen und ich wollte versuchen, dich als Mitglied dieser Kommission durchzusetzen.“

  • "Ja, es ist unglaublich, was die Baukunst heutzutage zustande bringt. Ich habe das damals schon bewundert, als ich die Baustelle besuchte. Dabei hatten sie die eigentliche Kuppel da noch nicht begonnen. Man konnte nur erahnen, sofern man genug Vorstellungskraft besaß, wie es werden sollte. Und ich muß ehrlich sein: Ein bißchen Angst und Bange wurde mir angesichts der Größe schon. Der Bauleiter allerdings schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein. Und ich platze schon vor Neugierde, diese Kuppel zu sehen." Auch Ursus war die Begeisterung für dieses Projekt durchaus anzumerken.


    "Ja, darüber hatten wir vor längerem gesprochen. Und ich würde mich geehrt fühlen, dieser Kommission anzugehören. Das Ulpianum liegt mir sehr am Herzen und ich würde auch gerne bald erleben, daß es eingeweiht wird. Es ist einfach großartig."



    Sim-Off:

    Vielen Dank! :)

  • Die Begeisterung des Jung-Senators entlockte Quarto ein Lächeln.
    “Gut. Sehr gut. Mit deiner Leidenschaft für dieses Vorhaben wirst du es bestimmt erfolgreich vorantreiben. Aber zunächst müssen wir den Senat davon überzeugen, diese Kommission erneut einzusetzen und wir müssen für deine Wahl in die Kommission werben.“

  • "Der Senat müßte doch eigentlich großes Interesse daran haben, daß dieses Projekt bald zum Abschluß gebracht wird. Es wundert mich eigentlich schon, daß der Senat noch nicht angefangen hat zu drängeln. Was meinst Du, müssen wir im Vorfeld tun, um die Einsetzung der Kommission zu erreichen? Und natürlich auch, um die Senatoren davon zu überzeugen, daß ich hierfür geeignet bin?" Hoffentlich kollidierte dies nicht mit seinen anderen Plänen und Hoffnungen.

  • “Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass wir auf großen Widerstand stoßen. Zumindest sehe ich keinen guten Grund dafür. Trotzdem könnte es vielleicht nicht schaden, vorher mit den ehemaligen Kommissionsmitgliedern zu sprechen. Wenn sie die Sache unterstützen, dann dürfte der Rest fast von alleine laufen.
    Mit einem dieser Kommissionsmitgliedern sprichst du bereits, mir mir.“

    Er lächelte vorwitzig.
    “Die anderen waren die Senatoren Germanicus Avarus und Matinius Agrippa.“

  • "Germanicus Avarus und Matinius Agrippa? Letzterer hat sich in letzter Zeit sehr rar gemacht. Wird er für solch eine Aufgabe noch zur Verfügung stehen?" Ursus konnte es sich kaum vorstellen. Und bei Avarus war er sich ganz und gar nicht sicher, ob der ihn in der Kommission würde haben wollen bei seinen Vorbehalten gegenüber Patriziern.

  • “Oh, ich meine nicht, dass er sich wieder für eine solche Aufgabe zur Verfügung stellen soll, sondern dass er es gutheißt, wenn du es tust. Es ist sill um ihn geworden. Er selbst ist still geworden. Aber der Mann ist ein consular und sein Wort wird noch immer gehört, wenn er die Stimme erhebt. Wenn alle Mitglieder der alten Komission sich für dich aussprechen, dann dürfte kaum jemand etwas gegen deine Berufung einwenden können. Das meinte ich.“

  • "Oh, da habe ich Dich wohl falsch verstanden, entschuldige. Ja, dann wäre es sicher gut, sie auf unserer Seite zu wissen." Bei Germanicus Avarus war er sich weiterhin nicht sicher. Aber andererseits, was sollte er denn dagegen haben?


    "Es gibt noch etwas, worüber ich mit Dir sprechen möchte. Und zwar geht es um die Prima. Wie Du ja weißt, habe ich dort im vergangenen Jahr mein zweites Tribunat abgeleistet. Da der Legat unvermutet abwesend war, habe ich ihn während dieser Zeit vertreten. Nun ist die Legio I also schon über ein Jahr ohne Legaten. Ich bin gut zurecht gekommen, da ich auf meine Erfahrungen bei der Legio II zurückgreifen konnte. Doch mein Nachfolger hat keine solchen Erfahrungen vorzuweisen. Die Offiziere baten mich, mich hier in Rom dafür einzusetzen, daß bald ein neuer Legat eingesetzt wird. Und hierfür möchte ich Dich um Deine Unterstützung bitten."

  • Für einen kleinen Moment stutzte Ursus wegen der Direktheit dieser Frage. Wie direkt konnte er antworten? Würde es wie Angabe klingen? Nur einen Augenblick lang schoß ihm dies durch den Kopf. Dann nickte er. "Ja, das haben sie. Auch wenn ich zugeben muß, daß ich einen ungewöhnlich guten Start hatte. Als ich eintraf, stellte ich fest, daß Artorius Reatinus einer der ritterlichen Tribune der Prima war. Als ich bei der Legio II mein erstes Tribunat ableistete, war er dort noch Centurio und wir hatten uns angefreundet. Er wußte, daß ich kein grüner Junge war und bei der Legio II bereits gezeigt hatte, daß ich militärischen Aufgaben durchaus gewachsen bin. Er hat also entsprechende Vorarbeit geleistet und mir den Weg geebnet. Das war auch gut so, da ich ja gezwungen war, die Aufgaben eines Legaten wahrzunehmen."

  • “Mmh...“, machte Quarto erneut.
    “Du hast dir also die Zuneigung der Offiziere erworben und wie man eine Legion führt, dass hast du bereits lernen könne, weil du den Legaten vertreten musstest. Jetzt bist du Senator und könntest selbst das Kommando einer Legion übernehmen...“


    Der Satz blieb unvollendet. Quarto beendete ihn nicht, sondern sah Ursus stattdessen aufmunternd an.

  • Auf diese Aussage hin, nickte Ursus. "Ja, das könnte ich. Sobald ich das Examen Tertium abgeschlossen habe. Den schriftlichen Teil habe ich bereits bestanden und der mündliche steht kurz bevor. Tatsächlich habe ich auch schon daran gedacht. Mein Patron und mein Onkel rieten mir auch dazu, zumindest einen Versuch zu unternehmen, dieses Kommando anvertraut zu bekommen. Natürlich ist mir klar, daß ich noch jung bin und die Prima nicht irgendeine Legion. Doch für fähig, sie zu kommandieren, halte ich mich." Immerhin hatte er es bereits ein Jahr lang getan und konnte sich daher sicher sein, daß er dieser verantwortungsvollen Aufgabe gewachsen war. "Es wäre eine große Ehre. Doch ich könnte dann nicht so einfach nach Rom kommen. Das wäre der einzige Nachteil, sollte mir diese Ehre wirklich zuteil werden."

  • Quarto machte eine Geste, die wohl ausdrücken sollte, dass sei nicht so wichtig.


    “Nur das Pomerium kannst du dann nicht mehr ohne weiteres betreten. Gewiss schmerzt es, dem Herzen unserer geliebten Stadt für einige Zeit fernbleiben zu müssen. Aber du könntest, so es deine Aufgaben bei der I. Legion zulassen, durchaus am politischen Geschehen teilnehmen und dir für diese Zwecke vielleicht ein Haus in Trans Tiberim mieten oder bei der Ara Pacis, an der via Flaminia. Das ist der große Vorteil, wenn man das Kommando über die I. Legion erhält: sie steht in Italia, nur wenige Tagesritte von Rom entfernt, und nicht in Britannia, oder Syria.“


    Er machte eine kurze Kunstpause.


    “Genau deswegen ist es auch innenpolitisch Bedeutsam, wer diese Legion befehligt.“, ergänzte er mit gewichtigem Tonfall.

  • Ursus nickte ernst. "Ja, ich hatte auch schon daran gedacht, ein Haus außerhalb des Pomeriums anzumieten für den Fall, daß ich ein Kommando anvertraut bekomme. Auch im letzten Jahr, als ich immerhin die Aufgaben des Legaten zusätzlich zu denen des Tribuns zu erledigen hatte, fand ich zwei mal Zeit, nach Rom zu kommen. Ich bin sicher, daß ich immer mal ein paar Tage erübrigen kann. Die Prima hat einen ausgezeichneten Offiziersstab, auf den ich mich verlassen kann. Ja, das ist sogar ein enormer Vorteil, daß die Legio I in Italia steht."


    Und Quarto hatte auch Recht mit der Aussage, daß es nicht unwichtig war, wer das Kommando gerade über diese Legion führte. "Ich bin mir der besonderen Bedeutung dieses Postens durchaus bewußt."

  • “Gut.“, meinte Quarto und nickte zufrieden. “Also gut. Ich werde sehen, ob ich in dieser Sache etwas für dich tun kann.
    In ein paar Tagen fahre ich nach Misenum*, wo ich ein Landgut habe. Der wahre Grund, weshalb ich fahre, ist aber der Imperator Caesar Augustus. Auch er besitzt dort ein Gut und hält sich bekanntlich momentan dort auf.
    Ich werde ihn besuchen und mit ihm reden. Ich werde dann auch das Kommando über die I. Legion zur Sprache bringen und dich als Legaten vorschlagen.“




    Sim-Off:

    * chronologisch befinden wir uns während dieses Gesprächs ja noch kurz vor Quartos Abreise

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