Ein Touri auf Erkundungstur zwischen den Wohnhäusern...

  • Lucius Decimus Maximian ging nach einigen Tagen seines Aufenthaltes in Rom allein durch dessen Straßen und besah sich die vielen Häuser, die sich aneinanderreihten wie Glieder einer Kette und von denen eins schöner und größer als das andere war. Die Sonne schien, die Luft war angenehm warm und die Vögel zwitscherten an diesem Vormittag, doch all die Menschen, die der junge Mann sonst hätte nach Begleitung fragen können, arbeiteten oder waren anderweitig beschäftigt und konnten seinen entpsannten Spaziergang deshalb nicht teilen.
    So schlenderte Young Max allein einige Kiesel vor sich hertretend und einen größeren Stein werfend und wieder auffangend ohne genaues Ziel hin und her und vertrieb sich seine Zeit. Er besah sich die Menschen, die an ihm vorbeiflogen, streichelte sogar einmal eine zutrauliche Katze und erfreute sich des geschäftigen Treibens.

  • Durch Zufall kam ich genau die Strasse entlang in der auch der junge Mann von gestern aus der Casa Vinicia ging. Ich blieb schon in der Entfernung stehen und blickte ihn entgeistert an. Er hatte eine auffällige Ähnlichkeit mit meinem Herrn, die selben Gesichtszüge, nur um ein paar Jahre jünger, jugendhafter. Konnte es sein? Von einem Sohn des Meridius wusste ich nichts, es schien mir wie ein Zauber, oder eine Laune der Götter. Sollte der gleiche Mann zweimal geboren werden? Gab es sowas? Ich zweifelte stark daran. Dann trat ich näher und sprach den jungen Römer einfach an.


    "Salve, Römer! Darf ich einen Moment stören?"


    Ich war mir nicht sicher, ob es richtig war, was ich tat.

  • Maximian hatte gerade einen Kiesel geschossen, als er eine Stimme vernahm. Er wandte sich zu ihr und stand offensichtlich einem Sklaven gegenüber, den auch er wiedererkannte. Es war derjenige gewesen, den Max kurz in der Casa Vinicia gesehen hatte. Hatte Max irgendwas falsch gemacht?
    Fragend aber nicht unfreundlich blickte der junge Mann den Sklaven an.


    "Salve. Sicher darfst du."


    Max musterte den dunkelhaarigen Mann, als sich plötzlich eine zweite Stimme meldete. Erschrocken erkannte Max, dass der Kiesel, den er zuletzt geschossen hatte, jemanden getroffen hatte. Er versuchte eine beschwichtigende Geste.


    "Es tut mir leid - das war nicht beabsichtigt."


    Mit schuldbewusster Miene beobachtete Max die junge Dame, wandte sich aber wieder dem Sklaven zu, den er schließlich, nachdem er einen Mundwinkel kurz hochgezogen und sich hinter einem Ohr gekratzt hatte, auch wieder ansah.


    "War das der Grund dafür, dass du mich angesprochen hast? Wenn ich dich ebenfalls getroffen habe, dann tut es mir leid. Oder hat die Störung einen ganz anderen Grund?"

  • Ich war immer noch ziemlich überrascht, als sich dann auch noch eine junge Römerin lautstark bemerkbar machte, die offensichtlich von einem Kieselstein getroffen sein wollte. Ich blickte sie kurz an und wandte mich dann wieder an den jungen Herrn.


    "Römer, wie soll ich es sagen, Du hast eine Ähnlichkeit mit meinem Herrn in Hispania, dem Senator Maximus Decimus Meridius... Und dann sah ich Dich im Hause dieses Vinicius, bist Du, oder bist Du nicht...mit Decimus Meridius verwandt? In der Casa Decima habe ich Dich nie gesehen."

  • Sein Herr in Hispania? Maximians Gesicht nahm einen Ausdruck der Verwunderung an. Dann fiel der Name seines Vaters und dieser Ausdruck der puren Verwunderung wuchs noch weiter, bis er schließlich nach ein paar Augenblicken einem ungläubigen Grinsen wich. Der junge Mann deutete auf den Sklaven.


    "Du bist Decimus Meridius' Sklave?!"


    Max lachte leise, als er das nagezu ausrief. Dann räusperte er sich, weil sich einige Leute verwundert nach der Quelle der lauten Stimme umsahen, strahlte den Sklaven aber dennoch an. Er wusste ja, dass er seinem Vater ähnelte, aber dass die Ähnlichkeiten tatsächlich so frappant waren, dass man den jungen Max erkannte, überraschte ihn.


    "Doch, ich kenne ihn - deine Augen täuschen dich nicht. Ich bin sein erst vor kurzem nach Tarraco umgezogener Sohn Lucius Decimus Maximian. Aber was machst du hier, wo mein Vater doch in Spanien ist?"


    Der junge Decima freute sich sichtlich, dass er dem Sklaven gegenüberstand, denn Verus war ja kein herkömmlicher Sklave. Er war im besitz von seinem Vater, also kannte er ihn sicherlich gut. Überhaupt war es eine Überraschung noch jemanden zu treffen, der aus Tarraco kam und zudem in der Casa Decima ein- und ausging, zu anderen Zeiten. Über diese Freude vergaß Maximian sogar die Frau, der er den Kiesel ans Bein geschossen hatte.

  • Der junge Decimus war einer von der angenehmen frohgelaunten Art. Ich hatte nicht gewusst, dass Meridius einen Sohn hatte, aber offensichtlich stand er vor mir und sah seinem Vater sehr sehr ähnlich. Es war mir peinlich, dass ich ihn darauf angesprochen hatte, doch musste ich es einfach tun.


    "Ich bin Verus, ein Sklave des Decimus Meridius."


    Bezüglich meiner Aufgaben schwieg ich jedoch. Es ging niemanden etwas an, für welche Aufgaben und Missionen mich der Senator einspannte, ob ich Briefe zu überbringen hatte, Informationen sammelte, mich ein bisschen umsah, seine Verwandten begleitete und auf sie acht gab.

  • Also ließ Maximian seine Frage unbeantwortet und lächelte einfach weiter. Zufälle gab es schon.


    "Nun, dann freue ich mich, dass unsere Wege sich kreuzten, Verus."


    Noch einen Moment lächelte der junge Decimus freundlich, dann konnte man ihm ansehen, dass er nicht genau wusste, wie er nun mit dem Sklaven seines Vaters umgehen sollte. Schließlich sah er ihn fragend an.


    "Aber du bleibst noch eine Weile in Rom? Solltest du zu meinem Vater zurückkehren, würde ich dich bitten vorher einmal mich aufzusuchen. Gibt es sonst noch etwas?"

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