Flucht zum ewigen Tiber

  • Wieder einmal war ich „ausgebüchst“, doch hatte ich meinen Liktoren gesagt, wo sie mich auffinden würden, wenn ich zulange ausbliebe, denn sonst hätten sie mich niemals gehen lassen. So hatte ich zwar ein Ziel, doch mich würde dort trotz allem Einsamkeit erwarten, ich hoffte es so sehr.


    Ich ging sehr schnellen Schrittes und eingehüllt, niemand konnte mein Gesicht erkennen. Als Vestalin kannten sicherlich einige mein Gesicht, doch ich wollte unerkannt bleiben. Der Himmel hatte sich bereits leicht orange gefärbt und lange würde ich nicht fortbleiben können, doch ich suchte Ruhe. Auch Luna war bereits am Himmel erkennbar und suchte sich ihren Platz.


    Ich blieb kurz stehen und hüllte mich in meinen Mantel ein, sah hinauf zum Himmel. Wohin mich das Leben wohl noch führen würde? Mir war ein wenig kalt und ich beschloss, schneller zu gehen. Mich würde mein Weg auf die andere Tiberseite führen und dort würde ich ein paar Stunden zubringen. Ich musste Zeit haben, Zeit für mich allein.


    Ich überlegte über mich selbst. Wie wirkte ich auf andere? Ich war ziemlich klein, zierlich und aufgrund vieler begehrter Eigenschaften sollte ich froh sein, dass mein Vater mir selbst die Wahl gelassen hat, was ich aus meinem Leben machen möchte. Ich entschied mich für den Weg einer Vestalin. Man hätte mich ebenso auch für Heiraten verwenden können, wie es das Schicksal der meisten Frauen ist und die idealen Voraussetzungen hätte ich mitgebracht. Aber das Leben war nichts für mich.


    Ich sah auf den gepflasterten Boden, wieder musste ich meine Tränen zurückhalten, ich wusste nicht genau, wo mein Problem lag. Schnell trugen mich meine Füße nun über den steinernen Boden und mir sahen viele Leute hinterher, auch finstere Gestalten. Ich hatte ein wenig Angst, doch war ich mir sicher, dass mir nichts geschehen würde.


    Ich war froh, als ich endlich bei der Tiberbrücke anlangte und ich überquerte sie. Einmal blieb ich am Brückengeländer stehen und sah hinunter auf das fließende Wasser. Die leichten Schaumkronen hatten den Farbton des Himmels angenommen und wenn ich wieder hier stehen würde, würden sie das Blinken der Sterne reflektieren. Ich sah zu, dass ich von der Brücke herunterkam….


    Ich suchte mir einen Platz unter einem Baum, entfernt von Häusern und lehnte mich an den Baum. Noch immer konnte ich den Tiber sehen, sein Rauschen hören und entspannt schloss ich meine Augen. Viel lieber würde ich jetzt jemanden bei mir haben, doch es war vollkommen unmöglich. Die Götter hatten ihn zu sich geholt und kaum, dass sich dieser Gedanke in meinem Kopf breit machte, sich meines Herzens bemächtigte kullerte mir eine Träne über die blassen Wangen. Ich konnte sie einfach nicht mehr zurückhalten.


    Voller Trauer zog ich meine Knie an meinen Leib. Legte meine Arme um meine Knie und ließ den Kopf auf ihnen ruhen, voller Verzweiflung. Ich bemerkte wie sich meine Schultern begannen zu regen, sie zitterten unter meinem Schluchzen. Eine kalte Hand fasste nach meinem Herzen.


    Es ist so schwer zu verstehen, ich brauchte ihn und konnte doch nicht einfach… Und er starb, zwar ehrenvoll, doch er verließ diese Welt einfach. Ob er es wusste? Ob er mit Trauer und Angst im Herzen oder mit der Gewissheit meiner Liebe gestorben war? Oh Alexander….


    Oh Lucius Tiberius Alexander…


    Ganz leise sprach ich seinen Namen aus, doch so dass ich ihn wahrnehmen konnte. Und ich musste an sein Lächeln denken, an sein fröhliches Lachen. Ich sehnte mich nach ihm, doch mehr als nur ein Häufchen Asche, versteckt in einem dunklen Keller war nun nicht mehr von seiner Wärme da.


    Ich war meinem Vater nicht bös, dass er damals dazwischen kam, vermutlich würde es mir jetzt sogar noch schlechter gehen. Am Aventin sei er gestorben, in ein Messer hineingelaufen. Ob mein Tuch mit ihm in den Flammen versank? Ich hätte ihm so gern gesagt, dass ich ihn liebte, ich wollte ich hätte eine Möglichkeit bekommen, ihm diese Gewissheit zu geben bevor er starb. Ob er noch an mich gedacht hat?


    Was gäbe ich alles um noch ein letztes Mal in seinen Armen liegen zu können, sein Haar zu streicheln. Doch es war mir verboten gewesen, hätte ich doch dieses eine Mal auf mein Herz gehört. Dann würde mein Herz nun nicht soviel wiegen, dass es mich fast in den Tiber zog. Ich… ich könnte ihm doch einfach folgen? Alexander…


    Meine Lippen bebten, mein Körper erzitterte unter den Tränen und der Trauer, oh Alexander. Wir konnten nicht einmal voneinander Abschied nehmen. Vielleicht sollte ich wahrlich die Reise zu den Göttern antreten? Ich stand auf und kuschelte mich tief in meinen Mantel, trat vor und direkt zum Tiber.


    Ich musste lange unter dem Baum gesessen haben, denn bereits war der Himmel in dunkles blau getaucht und man sah nur noch ein kleinwenig helles blau. Ich sah in die Strömung, ein weiterer Schritt würde mich mitreißen. Ein weiterer Schritt und… Verzweifelt fiel ich auf die Knie und erneut rannen mir Tränen über die Wangen, über mein Kinn und vermischten sich mit dem Wasser des Tiber.


    Die Zeit schien still zu stehen, ich nahm kaum mehr etwas war. Die Kapuze war mir von meinem Kopf gerutscht und legte mein Gesicht frei, meine aufgequollenen roten Augen. Ich hätte es ihm damals sagen sollen. Nun war er weg. Vesta...

  • Ich kehrte gerade mit meinem Lictor aus der Stadt zum Atrium Vestae zurück, als ich sah wie eine zierliche Gestalt das Haus verließ, sie war zwar in einen Mantel gehüllt und man konnte nicht wirklich erkennen wer es war, aber der Statur nach und der Mantel....Ja es musste einfach Verina sein. Aber warum verließ sie einfach allein das Haus? Irgendetwas musste da nicht stimmen....Wollte sie sich mit jemandem Treffen? Einem Mann vielleicht? Ich beschloß ihr zu folgen, in dem Gedränge der Straßen war das gar nicht so einfach und zweimal glaubte ich sie sogar aus den Augen verloren zu haben, aber irgendwie erspähte ich doch immer wieder einen Zipfel ihres Mantels. Schließlich sah ich wie sich an einem Baum beim Tiber niederließ, ich beschloß sie weiter zu beobachten, würde sie dort alleine bleiben oder würde sich noch jemand zu ihr gesellen. Nun ging sie ging zum Tiber hinunter. Sie wollte doch wohl hoffentlich nicht.....


    "Verina?"
    Ich befahl meinem Lictor an der Straße zu warten und lief zu ihr und ließ mich neben sie auf die Knie fallen.


    "Du weinst ja. Was ist denn passiert?


    Ich nahm sie in den Arm.

  • Ich fühlte wie sich neue Tränen bildeten. Mit meiner linken Hand stützte ich mich schon im Wasser ab. Mein Knie wurde vom Ufer ein wenig feucht, doch ich regsitrierte es kaum, mein Herz war mir so schwer. Lange hatte ich meine Trauer zurückgehalten, doch nun wollte es einfach nicht mehr gehen.


    Ich sah aus den Augenwinkeln, dass jemand über die Brücke rannte und auf mich zukam. Ein Arm legte sich um mich, doch ich nahm kaum wahr, dass jemand meinen Namen sprach, jemand überhaupt mit mir redete. Ich saß wie versteinert da, völlig apathisch und abwesend war mein Blick. Ich sah nur Alexanders Blick, versuchte mir qualvoll auszumalen, wie er aussah als er starb. Ich stellte mir seine Augen vor, wie sie mich damals in der Taverna anlächelten als ich mein Kräuterbier trank.


    Er hatte gelacht als ich mich aufgrund der Schärfe an dem Bier verschluckte, gestand mir ein, dass er mich beschwindelt hatte. Er hatte sehr wohl schon einmal vom Kräuterbier gekostet. Dann kam mein Vater mit den Stadtwachen herein, sie hatten mich gesucht. Seitdem hatte ich auch mit meinem Vater kaum noch gesprochen. Oh Alexander...

  • Ich schaute in ihre von Tränen verschleierten Augen, auf meine Fragen reagierte sie überhaupt nicht, sie war völlig apatisch. Das machte mir Angst. Mein Versuch sie ein Stück vom Tiber wegzuziehen, gelang leider auch nicht richtig. Was hatte sie nur aus der Fassung gebracht? Ich musste mir eingestehen, dass ich viel zu wenig über sie wusste.
    Zwar hatte ich bemerkt, dass sie in letzter Zeit öfter traurig gewirkt hatte, aber ernstgenommen hatte ich es nicht, warum nur nicht.


    Verina


    Ich versuchte immer noch zu ihr durchzudringen, indem ich ihren Namen rief. An was immer sie dachte, sie durfte sich darin einfach nicht so sehr verlieren.

  • Er muss völlig hilflos dagelegen haben, als er unter dem Messer zusammenbrach. Ich konnte mir dieses so charmante Gesicht gar nicht unter Qualen verzerrt vorstellen. Hoffentlich wusste er, was ich für ihm empfand, als er die Reise zu den Göttern antrat.


    Immer noch hörte ich wie durch einen Nebelschleier wie jemand meinen Namen rief. Alexander? Nein... diese Stimme war eindeutig weiblich. Ich sah mich völlig verwirrt um, versuchte zu ergründen wer das war. Verschwommen erkannte ich eine Gestalt und umso mehr sich dieses Bild schärfte konnte ich erkennen, dass es eine sehr besorgte Tertia war.


    Ich wischte mir mit dem Handrücken über die Augen um getrocknetes Tränenwasser wegzubekommen, es tat weh in den Augenwinkeln. Dann sah ich Tertia an, das Bild war immer noch ein wenig verschwommen. Doch ich tastete vorsichtig nach ihrer Hand und sprach mit einer Stimme die sich anhörte, als wenn sie seit vielen Jahren nicht mehr verwendet wurde. Ein wenig kratzig.


    Doch ich sagte noch immer nichts, blickte nur traurig auf das Wasser. Ich hatte kaum Erinnerungen von Alexander. Wenn zumindest diese vorhanden wären könnte ich mich in eine Traumwelt flüchten, doch wir hatten uns nur einmal am Forum umgelaufen und sind in einer Taverne gewesen...

  • Verina schien langsam einwenig zu sich zukommen, zumindest sah sie mich an und griff nach meiner Hand. Es schien sogar als versuchte sie etwas zu sagen, aber über ihre Lippen kam kein Wort, nach einiger Zeit wandte sie den Kopf wieder zum Tiber....Ich hatte das Gefühl, als wenn ihr das nicht besonders gut tun würde, und so legte ich ihren Kopf behutsam an meine Schulter und strich ihr beruhigend über den Rücken. Wenn sie sich weiter beruhigt hatte, würde sie mir vielleicht auch sagen können, warum es ihr so schlecht ging.

  • Nun endlich brachte ich meine Worte über die Lippen, es war unregelmäßig und unsicher. Ich fühlte Tertias warme Hand an meinem Gesicht und sie zog mich zu sich. Ich hatte gar nicht Kraft und Willen genug um mich dagegen zu wehren. Ich hielt weitere Tränen zurück und drückte ihre Hand.


    Tertia...


    Ich sah unser beider Spiegelbild im Wasser. Ob sie mich überhaupt jemals verstehen würde? Noch vor einigen Wochen hätte ich auch kein Verständnis aufbringen können, warum brachen alle Gefühle auf einmal aus mir heraus? Ich kam hierher um zu trauern und es gelang mir. Doch wieso überkam mich der Schmerz nicht als Alexander starb? Weil ich ihn zurückhielt?


    Er ist so weit weg....


    Ich hauchte meine Wort eher mit heiserer Stimme als dass ich sie sprach. Verzweifelt sah ich nun zu ihr auf, damals war sie noch keine Vestalin gewesen. Agrippina hat es auch kaum verstanden.

  • Sim-Off:

    Tut mir leid das ich solange nichts mehr gepostet habe.


    Sie sprach langsam und ihrer Stimme merkte man die große Anstrengung die es sie kostete an. Wenn ich doch nur etwas Wasser für sie gehabt hätte….Der Tiber war zu schmutzig als dass sie sein Wasser hätte trinken können.... ich warf einen Blick auf den Fluß und begegnete Verinas traurigem Blick im Spiegel des Wassers, der Fluss schien immer noch eine ungute Anziehungskraft auf sie auszuüben. Ich drehte ihren Kopf behutsam noch ein Stück weiter zu mir. Von wem sie wohl sprach? Ich musste an Balbus denken, er war ebenfalls weit weg…meine Hand fuhr zu dem Anhänger den ich immer noch trug.


    Wer ist soweit weg?


    Ich versuchte meiner Stimme einen ermuternden Klang zu geben.

  • Sim-Off:

    Macht nichts, so konnte ich mehr Zeit zum lernen verwenden ;)


    Ich zitterte und nun legte ich meinen Kopf an ihre Schulter, mühsam Tränen unterdrückend. Es fiel mir wirklich unglaublich schwer. Ich schluchzte noch, doch es kamen keine weiteren Tränen, holte öfters hektisch Luft und wurde nach und nach immer stiller.


    Al.... er... Die... Götter haben ihn zu sich geholt...


    Meine Stimme wurde beinahe schrill, doch tief durchatmend versuchte ich meinen Blutdruck ein wenig herunterzufahren. Nein nein... Geht ihr Stimmen, geht aus meinem Kopf, ich will jetzt nichts mehr hören.


    Ich stützte mich am Boden ab und stand nun auf, sah an mir herunter... Ich war schmutzig - wie sollte ich es SO unauffällig ins Atrium Vestae schaffen. Ich wischte mir letzte Tränen aus dem Gesicht, ich würde nicht mehr weinen. Ich reichte Tertia dankbar dreinschauend die Hand.


    Komm... lass uns gehen...


    Ich konnte meine Stimme gerade so halten, ohne dass sie unerwünscht und plötzlich verschwindet. Ich wollte hier weg, wollte schlafen und wollte nicht mehr über Alexander sprechen... Mein Alexander, der nun nur noch in meinem Herzen würde leben...

  • Den Namen des Mannes konnte ich leider nicht verstehen, nur das er gestorben war.


    Es tut mir so leid für dich...


    Ich strich ihr weiter beruhigend über den Rücken. Mir war klar das ich sie nicht wirklich trösten konnte, nur für sie da sein. Aber wer war der Mann? Ein Verwandter? Ein Freund? Hatte sie heute von seinem Tod erfahren? Ich nahm mir vor später noch einmal mit ihr darüber zu reden, wenn es ihr besser ging, aber hier war nun nicht der richtige Ort und Zeitpunkt dazu. Auch wenn sie sich gerade wieder ein wenig zu fangen schien, so merkte man doch, dass sie ihre Selbstbeherrschung nur mühsam wieder gewonnen hatte und schnell wieder verlieren konnte... Ich nahm ihre Hand und half ihr auf.


    "Ja wir sollten gehen es ist schon spät. Agrippina wird sich sicher auch schon Gedanken machen wo wir abgeblieben sind."


    Man sah Verina deutlich an, wie schlecht es ihr ging. Durch seine besondere Lage war das Atrium Vestae leider nicht unauffällig zu erreichen, wir konnten somit nur auf die herein brechende Dunkelheit hoffen. Mhh der beste Rückweg wäre vermutlich der entlang des Palatin, so mussten wir wenigstens nicht auch noch direkt über das Forum.

  • Einmalmehr führte mich mein Weg hierher. Hier wo ich gestern Abend weinend unter dem Baume gesessen hatte. Ich sah ihn und ich sah auch noch die Spuren im Gras. Ich ging langsam auf den Baum zu und ließ mich geschwächt den dem Stamm hinuntergleiten.


    Männer. Gestern saß ich Alexander wegen hier und nun wegen Sextus. War das wirklich noch normal, dass ich so wankelmütig war? Liebte ich Sextus wirklich? Liebte ich Alexander? Es war alles so ungeordnet, so chaotisch. Aber eines Stand außer Frage: Ich diente Vesta und würde dies aus ganzem Herzen weiterhin tun, ihr wollte ich mein Leben widmen.


    Männer zerstörten alles, machten einen nervös. Ob Vesta noch immer an meiner Seite war? Ich empfand keine Zweifel, sicherlich akzeptierte sie es solange, bis ich nachgab. Und ich würde dem Drängen eines Jungen nicht nachgeben. Ich betrachtete die Wellen, geweint hatte ich seit dem Medicus nicht mehr.

  • Die rot gekleidete Gestalt lies sich an einem Baum hinabsinken. Nun hatte Sextus keine Zweifel mehr, es war Aquilia. Sie sah so schön aus in dem Kleid. So wunderschön.
    Die Tränen standen ihm noch immer in den Augen und nun suchte sich eine den Weg seine Wange hinab, bei dem Gedanken Aquilia verloren zu haben. Er wischte sie nich fort, blieb regungslos stehen und beobachtete aus geringer Entfernung seine Aquilia.
    Seine Hand schmerzte und auf seiner Wange war deutlich ein roter Abdruck zu erkennen.
    Er stand regungslos da. Wusste nicht, was er tun sollte, was er sagen sollte. Wie von allein bewegten sich seine Füße in Richtung Aquilia. Nur wenige Meter trennten sie nun voneinander und er fragte: "Warum Lügner?"

  • Ich hatte genau wie damals meine Beine an meinen Körper gezogen und mein Kinn auf den Knien abgelegt. Ich würde so gerne dem Tiber folgen. Wo floss er wohl hin? Ich bemerkte Schritte in meine Richtung, sah aus den Augenwinkeln eine Silhouette, doch ich ignorierte sie völlig.


    Da kam eine Frage und mein durch die Stimme bestätigter Verdacht riss meine Wunde erneut auf. Ich antwortete lange nicht sondern beobachtete das Gras, wie es im Wind wehte. Beobachtete die kleinen Tiere die die Halme hinaufkletterten und sich schaukeln ließen, lächelte leicht. Doch nicht wegen Sextus, das Lächeln galt dem regen Treiben zu meinen Füßen.

    Ich hatte gehofft dich nicht mehr zu sehen. Warum bist du mir gefolgt?


    Meine Stimme klang völlig gleichgültig, ohne jede Emotion. Ich beantwortete seine Frage nicht, ich wollte nicht. Ich zog das Tuch enger um meinen Leib und legte meine Hände wieder um meine Beine und sah Sextus nicht an.

  • Langsam war Sextus immer näher gekommen, während sie geschwiegen hatte. Ihr kalten Worte trafen ihn. Und doch kam er näher, hockte sich vor ihr auf die Fersen. Ging genauso wenig auf ihre Frage ein, wie sie auf die seine geantwortet hatte.
    Er ergriff ihre Schultern, auch wenn es drch seine rechte Hand ein kurzen scharfen stich jagte. Leicht drückte er zu, hoffte so sehr, sie würde zu ihm aufsehen, wollte sie jedoch nicht zwingen.
    So verharrte er. Seine Seele brannte als er ihr Lächeln erblickte. Eine weitere Träne rann aus seinen Augenwinkeln und stahl sich seine Wange hinab. Wieder ignorierte er sie, versuchte ihren Blick zu finden.
    Doch sie schaute nicht auf und so begann Sextus zu reden, lies sie nicht los und redete mit rauer und trauriger Stimme.
    "Ich weiß nicht, warum ich dir gefolgt bin. Das einzige, was ich weiß ist dass ich dich in meiner Nähe wissen will, dich bei mir wissen will. Ich weiß, dass ich ohne dich nicht so weiter machen kann, wie bisher. Ich weiß, dass ich ohne dich nicht mehr wirklich glücklich sein kann... Ich weiß, dass ich dich liebe! Ich liebe dich! Und das ist sicher nicht gelogen, ich liebe dich aus ganzem Herzen!"

  • Ich schloss meine Augen als er sich vor mich hinhockte einfach, ich wollte ihn nicht sehen. Ich atmete schwer ein und aus. Warum half mir denn niemand? Niemand hatte mich während meines Lebens auf solche Situationen vorbereitet. War dies ein Schritt zum erwachsenwerden? Ich wollte einfach nur meine Ruhe haben, warum ließ man mich nicht in Ruhe Vesta dienen? Mein ganzes Leben war auf sie ausgerichtet, schon immer. Ich wünschte ich wäre hässlich wie niemand sonst...


    Wenn du nicht so weitermachen kannst wie bisher, dann musst du einen neuen Weg finden. Sextus, es tut mir leid, aber ich diene aus vollem Herzen Roms Schutzgöttin, der Göttin des Herdes: Vesta! Und alle bauen auf mich, ich bin für Roms Sicherheit auf der religiösen Ebene zuständig und ich kann es mir nicht erlauben jemanden zu enttäuschen, sondern sollte mich über diese Ehre freuen!


    Ich sah noch immer nicht auf, ich hatte weder Mut noch Willen genug um in Sextus Augen zu sehen. Wie ich es erahnt hatte, er wusste es nicht, aber er konnte es auch nicht wissen. Woher? Ich hatte meine Augen noch immer geschlossen und mochten mich die Götter mit allem Strafen wenn ich sie jemals verraten würde.


    Ich kann nicht bei dir bleiben, mein Leben gehört Vesta. Hör zu Sextus. Als ich Alexander verlor war ich mir auch sicher niemals jemand anderen lieben zu können und doch geschah es. Es geschah einfach. Und genauso wirst auch du es halten, du wirst sicherlich jemanden finden. Ich glaube dir deine Liebe für mich, doch kann ich sie nicht erwiedern!


    Nun sah ich doch auf, meine Worte waren hart, doch anders konnte ich Sextus nicht dazu bringen mich zu hassen. Ja, ich wollte dass er nur noch Hass für mich empfand, ich wollte seine Liebe nicht. Besser ich verdiente sie nicht würde ihn nur enttäuschen. Und Hass fällt leichter als unerfüllte Liebe. Mein Blick war kalt. 'Ich muss dich diesen Tod sterben lassen, wenn du überleben sollst, Liebster....'

  • Sextus saß geschockt da. War das wirklich Aquilia die da sprach? das konnte nicht sein! Das durfte einfach nicht sein...
    Ohne es zu bemerken liefen ihm die Tränen nun die Wangen hinab. Ungehindert. Leise zuckten seine Schutern, doch hörte man keinen Laut. Er sah nun ebenfalls zu Boden, hielt Aquilia doch weiter an den Schultern fest.
    Das konnte doch nicht wahr sein!
    "Nein!", flüsterte er. "Nein! Nein... nein..." Seine ganze Haltung sackte in sich zusammen und doch hockte er noch immer vor Aquilia, konnte sie einfach nicht loslassen.
    Leichte begann er sie zu schütteln, schaute ihr nun wieder ins Gesicht.
    "Ich glaube nicht, dass du wirklich meinst, was du da sagst! Das kann ich dir einfach nicht glauben! Sag, dass du es nicht so meinst! Bitte sag es!", flehend klang seine Stimme. Verzweiflung spiegelte sich in seinen Augen. Er suchte in den ihren nach etwas, das ihm sagte, dass sie log, doch sah er nur Kälte. Leise schluchzte er auf. Konnte es nicht unterdrücken. Er wollte nicht schwach wirken, doch konnte er nicht anders.
    "Aquilia!", flüsterte er. "Bitte Aquilia!"

  • Ich war kurz davor zusammenzubrechen, ich konnte es nicht ertragen, ihn so zu sehen. Oh Sextus, warum bist du mir auch hinterhergelaufen? Hättest du nicht einfach wegbleiben können? Dann hätte ich dich nicht so verletzt. Ich hob meine Hand und wischte seine Tränen sanft fort. Nun mit warmer, sanfter Stimme sprach ich:


    "Sextus... Warum sollte es nicht stimmen? Was sollte ich nicht so meinen? Reicht es dir nicht, dass ich dich liebe? Reicht es dir nicht, dass du uns beiden das Leben schon so schwer machst wie es nur irgend geht? Vorallem dir machst du es immer schwerer. Verstehst du nicht, dass ich dich schützen will? Sextus, du weißt genau, ich bin eine Vestalin und du musst mich vergessen, niemand darf mich anrühren!"


    Ich nahm meine Hand weg, er wollte es nicht. Es zerriss seine Seele, wie er vorhin sagte. Sextus, warum musstest du mir deine Liebe gestehen? Hättest du nicht einfach schweigen können und dir, besonders dir diese Schmach ersparen können? Regungslos saß ich da und sah ihn an.

  • Nun sackte Sextus zurück, fiel hin und blieb mit gesenkten Kopf sitzen. Seine Schultern zitterten heftiger als zuvor.
    Ihre sanften Worte und ihre sanfte Berührung hatten ihm den Rest gegeben. er wusste, dass Aquilia vesta verpflichtet war, er wusste es nur zu gut, doch hatte er es verdrängt. Hatte gehoff die Liebe würde trotzdem eine Chance haben. Und sie liebte ihn ja! das war das schlimmste an allem, sie liebte ihn und durfte es nicht zeigen.
    "Ich.. ich weis...", brachte er gepresst heraus. "Es.. es tut mir so leid! Aber ich kann nicht anders, ich kann nicht anders..." Ein leises, halb unterdrücktes Schluchtzen seinerseits unterbach ihn. Und er konnte nicht weiter reden.
    Mit ziternden Schultern und gesenkten Blick saß er da. Tränen tropften auf seine Hände die verkrampft auf seinen Beinen lagen.
    "Es tut mir so leid... Aquilia! Warum musst du nur Vestalin sein? Warum?" er schlug mit seiner eh schon verletzten rechten Hand auf den Boden, bemerkte den Schmerz nicht, schlug immer wieder zu.

  • Mit traurigem Blick sah ich ihn an. "Hasse mich" fuhr es mir durch den Kopf "du darfst mich nicht lieben". Ich sah ihn mir noch kurz an, doch dann krabbelte ich zu ihm hinüber und nahm seine Hand, damit er nicht mehr damit auf den Boden eindreschen konnte.


    "Sextus... hör doch bitte auf. Du blutest ja schon..."


    Ich sah mir die Hand an, doch ich wagte nicht sie zu versorgen, hatter Angst dass es ihm wehtun könnte. Und zwar in seiner Seele, die ja so verwundbar war. Ich legte sie sanft auf seinem Bein ab und sah ihm ins Gesicht, wischte ihm wieder die Tränen fort.


    "Ich habe mich selbst für diesen Weg entschieden und werde ihn zuende gehen. Es ist schwer, doch auch schön eine Vestalin zu sein. Man ist zwar eingeschränkt und doch tut man soviel schöne Dinge... Und weine doch nicht, hm? Ich denke, es ist in jedem Fall besser immer Freunde zu sein anstatt den Kontakt völlig abzubrechen. Wir müssen lernen damit auszukommen und wir werden unseren Weg gehen. Auch du, Sextus, auch du."

  • Sextus spürte nichts und doch stach jeder ihrer Berührungen ihn wie Nadeln in seine Haut. Warum war sie so freundlich und gleichzeitig so grausam? Die Tränen wollten nicht versiegen, doch Sextus wollte sie verstecken.


    "Freunde sollen wir sein?", fragte Sextus ungläubig und nich immer erstickt. Er wandte das Gesicht wieder ab und starrte nun wieder auf seine Hände. Seiner Wege sollte er gehen und damit auskommen? Die Worte hallten in ihm nach. Wie sollte er das können?


    Schon bevor er wieder nach Rom gekommen war hatte er andauernd an sie denken müssen. Sich auf ein Wiedersehen gefreut. Das es so laufen sollte, damit hatte er nicht gerechnet. Es nicht gewollt.
    'Das sollte doch ganz anders ablaufen! Ganz anders!', dachte er immer wieder. Doch hatte er immer die Tatsache verdrängt, dass sie Vestalin war und das war das Problem. Diese Tatsache änderte alles.

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