[Officium] Legatus Legionis

  • Das konnte man wohl Diensteifer nennen. Ursus rechnete es dem Optio durchaus positiv an, daß er sich auf die neue Aufgabe stürzte, statt über die leichte Zurückstufung ärgerlich zu sein. Wenn er sich bewährte, würde er es auch nicht zu bereuen haben, soviel war sicher. Ursus hatte ja betont, daß es als kurzfristiger Einsatz vorgesehen war.


    "Richte Dich erst einmal ein, Hadrianus, und mach Dir ein Bild von Deinen Männern. Ich werde den Tribun informieren, er weiß ja noch nichts von seinem Glück. Abi."


    Sim-Off:

    Ja, darf ja sonst niemand (abgesehen von der SL). Poste Dich bitte für das Gespräch mit dem Tribun HIER hin.

  • Sie betraten zusammen das Officium. Antias machte Meldung beim cornicularius. " Torwache Tiro Obsidius Antias, IV. Centurie, IX. Cohorte meldet einen Besucher für den Legaten. Er sagt er sei Senator Aurelius." Das Aussehen des Besuchers bewog Antias im Officium zu bleiben.

  • Dieses Mal wusste Sextus zum Glück, wo er hinmusste, auch wenn er dieses Mal gänzlich ungefragt eine Eskorte bekam. Was so ein bisschen Bart und abgetragene Kleidung doch für einen Unterschied machen konnten. Ein Umstand, den Sextus in seinem übermüdeten Zustand gar nicht richtig einzuordnen vermochte, geschweige denn daraus vernünftige Schlüsse ziehen. Das würde ihm wohl erst wieder einfallen, wenn er sich von einem Barbaren in einen Menschen zurückverwandelt hatte.


    “Er sagt es nicht nur, er ist es“, knurrte Sextus der Meldung fast hinterher. Er hatte nach der strapaziösen Reise keinen Nerv mehr, sich mit Höflichkeiten aufzuhalten. “Und mein Vetter soll sich sofort Zeit nehmen. Ist mir egal, ob er in einer Besprechung oder auf dem Pott ist. Sollte er fragen, sag ihm, dass seine Verwandten in Rom abgeschlachtet werden.“
    Gut, vielleicht etwas übertrieben. Aber 1. würde es den cornicularius zur gebotenen Eile antreiben, 2. würde es allen hier anwesenden die Dringlichkeit der Nachrichten klar machen, 3. war es ja nicht gänzlich falsch, da zumindest Tiberius Durus – der zwar nicht verwandt, aber verschwägert war – wohl von den Prätorianern ermordet worden war und nicht klar war, ob es Flora nicht ebenso ergangen war und 4. hatte Sextus seit vier geschlagenen Tagen kaum geschlafen, fast nichts gegessen oder getrunken und daher dermaßen hundsmiserable Laune, so dass es ihm egal war, wie es wirken mochte.

  • Und wieder war klein Titus entwischt. Und heute trug er seine 'kleine Offiziersuniform' mit dem kleinen Holzschwert, das allerdings ein wenig beim 'Schleichen' störte. Er lief freudig vor seinem Kindermädchen davon und direkt in ein Abenteuer. Wie so oft. Da war ein wichtig aussehender Mann und ein Soldat. Als Titus dann den Namen hörte schlich er so gut seine kleinen Füße es vermochten näher. Hinter den beiden Männern versteckte er sich hinter oder halb unter einem kleinen Tisch. Er hielt es für ein ausgezeichnetes Versteck. Doch was er dann hörte ließ ihn aufschrecken. Pong ... "Aua" schnell schlug er die kleinen Hände über seinen Mund. Das hatte doch niemand gehört ... Oder? Nein ! Er war viel zu gut versteckt.

  • Der cornicularius nahm nach einem kurzen Gruß die Meldung scheinbar ungerührt entgegen, musterte den abgerissen wirkenden Besucher aber eingehend. War das der Mann, der vor längerem zum Stadtfest hier gewesen war? Er könnte es sein. Aber dieses Aussehen? Die Worte des scheinbaren Barbaren waren umso eindringlicher. Verwandte des Legaten wurden abgeschlachtet? Ob wahr oder unwahr, der cornicularius erhob sich sogleich, um dem Legaten zu infomieren. Den Schmerzensausruf des versteckten Kindes hörte er nicht mehr, da war er schon beim Kommandanten. In kürzester Zeit war er auch schon wieder zurück. "Der Legat erwartet Dich, Senator." Hoffentlich stimmte das auch. Er gab dem Wachsoldaten einen Wink, noch zu warten. Falls da doch etwas nicht stimmte, konnte Verstärkung nicht schaden.

  • Nichts anmerken lassen sagte sich Antias. Das Aua war deutlich zu hören. Eine Kinderstimme hinter ihm. Er blieb stehen nickte dem cornicularius zu, dass er verstanden hatte. Was hatte ein Kind hier zu suchen? Ein kleiner Spion? Antias stellte Scutum und Hasta an die Wand. Drehte sich blitzschnell um, sah den Tisch und den kleinen Übeltäter darunter. Bückte sich, griff ihn an seinem Oberarm und zog ihn unterm Tisch vor. " Cornicularius, ich habe hier einen kleinen Spion entdeckt. Bestens ausgerüstet und bewaffnet. Inhaftieren und einer strengen Befragung unterziehen?" Antias sagte das in nicht ganz ernst zu nehmendem Ton.

  • Ein hölzernes Pong ertönte, gefolgt von einem kindlichen Aua. Sextus drehte sich nur halb in die Richtung des Geräuschs, während der cornicularius pflichtschuldig verschwand und Ursus von seiner Ankunft unterrichtete. Es gab nicht sehr viele Möglichkeiten, woher das Geräusch kommen konnte, und der Legionär spielte auch gleich mit und nahm den 'Spion' in Gewahrsam, just als der cornicularius wieder zurück kam und Sextus weiterbat.
    Kurz fiel Sextus Blick auf den Gefangenen. Hagerer Bursche, sah seiner Mutter ähnlich. Fand er zumindest in seinem halbwachen Zustand. Doch längere Betrachtung der vermeintlichen Verwandtschaft – wessen Kinder sollten sonst groß in der Prinzipia rumschleichen, sofern Ursus nicht noch liberaler geworden war, als Sextus ohnehin schon annahm? - blieb ohnehin aus, da Sextus weiter in das Officium seines Vetters ging. Und bei dem folgenden Gespräch waren derart junge Zuhörer vermutlich nicht unbedingt ein passendes Publikum.


    Hatte er gedacht, beim letzten Mal hierher wäre seine Reise schrecklich verlaufen, wollte er es in diesem Moment zurücknehmen. Damals wollte er nur ein heißes Bad, etwas zu Essen und einen trockenen Platz zum Schlafen. Dieses Mal würde er auch nur mit letzterem zufrieden sein. Vorerst zumindest, hatte er die anderen beiden Dinge doch definitiv nötig.
    “Titus, verzeih meine unangekündigte Ankunft, aber du machst dir keine Vorstellung, was in Rom los ist“, fing Sextus auch sogleich an, als er den Raum richtig betreten hatte und die Tür hinter sich geschlossen war. Für das übliche Geplänkel zum Beginn einer netten Konversation unter Verwandten war jetzt definitiv keine Zeit. Und Sextus wäre dafür auch definitiv nicht wach genug gewesen.

  • Ein Schreckenslaut kündete von Titus' Überraschung, als er am Arm hochgezogen wurde. "Heeee" rief er aus. Doch es half nichts. Er war enttarnt. Sein, ihm noch unbekannter, verwandter ging. Er ging und ließ klein Titus mit seinem riesen Problem alleine. Na toll! Seine kleinen Augen waren groß geworden. Sein Papa durfte das auf keinen Fall erfahren. Aber kleinlaut werden kam gar nicht in frage. Nicht für ihn! Das war klar. Aber was sonst? ...


    Titus zappelte und kam doch nicht los. Verdammt war der stark! Da half kein kämpfen, nicht mal mit germanischem Herz, wie Baldemar es nannte, würde er hier etwas ausrichten können. "Ich bin kein Spion! Jawoll! Ich bin der Titus Aurelius... " nicht das er gerade die hälfte vergaß zu erwähnen. Dennoch ... das musste doch genügen, oder? Was wenn nicht? Wenn sein Auftrag als germanischer Spion auffliegen würde? Da musste noch etwas Offizier Mäßiges kommen ... "Ich bin wichtig. " nicht das Titus dazu neigte das öfters zu betonen .... Nein. Aber es war eben das erste was ihm einfiel ... Und das zweite war "wer bist du denn?" genau! Der Kleine versuchte wie sein Vater zu sein ... Nur fehlte ihm dazu eIniges. Vor allem wohl das Alter ... Aber das konnte unmöglich sooooo wichtig sein.

  • Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus
    ...
    Hatte er gedacht, beim letzten Mal hierher wäre seine Reise schrecklich verlaufen, wollte er es in diesem Moment zurücknehmen. Damals wollte er nur ein heißes Bad, etwas zu Essen und einen trockenen Platz zum Schlafen. Dieses Mal würde er auch nur mit letzterem zufrieden sein. Vorerst zumindest, hatte er die anderen beiden Dinge doch definitiv nötig.
    “Titus, verzeih meine unangekündigte Ankunft, aber du machst dir keine Vorstellung, was in Rom los ist“, fing Sextus auch sogleich an, als er den Raum richtig betreten hatte und die Tür hinter sich geschlossen war. Für das übliche Geplänkel zum Beginn einer netten Konversation unter Verwandten war jetzt definitiv keine Zeit. Und Sextus wäre dafür auch definitiv nicht wach genug gewesen.


    Ursus kam seinem Vetter auf halbem Wege entgegen, denn als der Scriba ihn gemeldet hatte, war er aufgestanden und hatte seine Arbeit Arbeit sein lassen. Endlich Nachricht aus Rom! Zuverlässige Nachricht! Der Anblick seines Vetters war ernüchternd, wie kaum ein Bericht hätte sein können. "Sextus!" Er umarmte Lupus herzlich und schob ihn dann zu einem der Stühle. "Setz Dich und nimm einen Schluck Wein. Du siehst aus, als könntest Du ihn brauchen." Er füllte einen Becher und reichte ihn an Lupus weiter.


    "Du hast Recht, ich habe keinerlei Vorstellung davon, was in Rom los ist. Ich hoffe, Du wirst mir jetzt eine Vorstellung davon geben. Denn außer der Nachricht, daß der Kaiser und seine Familie ermordet wurden und einige Senatoren, deren Namen aber nicht genannt wurden, dafür verantwortlich sein sollen, hat mich hier noch keine einzige Information erreicht. Du kannst Dir vielleicht vorstellen, wie sehr ich auf heißen Kohlen sitze." Er setzte sich selbst auf den zweiten Stuhl, sehr nahe bei seinem Vetter, denn niemand sollte hören können, was hier jetzt gesprochen wurde.

  • Sextus erwiderte die Umarmung rudimentär. Eher könnte man sagen, er hielt sich einen Moment an Ursus fest und partizipierte an dessen Standfestigkeit, ehe er sich dankbarerweise auf den angebotenen Stuhl niederließ und den Wein entgegennahm. Ja, brauchen konnte er ihn ganz sicher. Nur trinken sollte er ihn erst später, denn auf dermaßen nüchternen Magen würde dieser eine Becher ihn zweifelsohne lallen lassen. Als Schlafmittel für später wäre es aber mehr als wirkungsvoll.


    Ursus brachte ihn auch gleich auf den Stand, den er hatte. Es ging nicht anders, Sextus entfuhr ein kleines Lachen, dass aber mehr von Verzweiflung denn von Humor zeugte. Aber es hatte beinahe schon eine tragische Komik, dass Salinator so dicht an der Wahrheit vorbeigeschrappt war, aber offenbar noch nichts gewusst hatte, als er seine Boten an die Legiones geschickt hatte. Senatoren, deren Namen nicht genannt wurden... das hieß nichts anderes, als dass der Vescularius sie noch nicht gewusst hatte. Im Endeffekt war es auch gleichgültig. “Der Praefectus Urbi ist wahrhaftig schnell“, spöttelte Sextus leise und blickte auf die hypnotisch spiegelnde Oberfläche des dunklen Weins.
    Er blickte einen Augenblick einfach nur vor sich hin, ehe er realisierte, dass er auf dem besten Wege war, hier und jetzt sofort einzuschlafen, ohne etwas gesagt zu haben. Von dieser Erkenntnis aufgeschreckt setzte er sich gerader hin und blinzelte einmal angestrengt. “Verzeih, ich habe die letzten vier Tage nur einmal ein paar Stunden auf hartem, gefrorenen Boden geschlafen.“ Er sammelte seine Gedanken und fing dann einfach an, zu sprechen, auch wenn er sich über die vernünftige Reihenfolge nicht ganz sicher war.
    “Tiberius Durus ist tot. Kaum war die Meldung vom Tod des Kaisers in Rom, hat Vescularius die Stadt abriegeln lassen und den Notstand aufrufen lassen. Es gab Unruhen auf den Straßen und viele Verhaftungen. Die Prätorianer sind zur Villa Tiberia marschiert. Keiner weiß etwas genaues, aber Tiberius ist definitiv tot. Und sie haben auch eine tote Frau aus der Villa geschafft.“ Sextus machte eine kleine Pause, um einen Schluck Wein zu nehmen. Die Gedanken in seinem Kopf waren etwas wirr, und so folgte auch der nächste, wie er ihm in den Sinn kam. “Ich habe von Flora nichts gehört. Oder von seinem Sohn. Ich gehe davon aus, dass alle, die in der Villa waren, getötet worden sind.“ Noch ein Schluck wein, ein größerer. Sextus wusste, dass er nicht zu schnell trinken sollte, aber egal, wie kaltschnäuzig er auch sein mochte: Flora war doch seine Cousine. Sein Fleisch und Blut. Und wenngleich es ihn weder in Trauer noch in Verzweiflung stürzte, so weckte es in ihm ein großes Bedürfnis nach Rache.
    “Bei den Viniciern waren die Prätorianer auch. Auch wenn ich da von keinen blutigen Leichen gehört habe. In den Reihen des Senats fehlen sehr viele Gesichter, und mit jedem Tag werden es mehr. Hauptsächlich die Nobilitas wird von Vescularius systematisch ausgelöscht, allen voran die Patrizier. Selbst bei den Claudiern sollen sie aufmarschiert sein. Aquilier. Antonier. Tarquitier. Manlier. Die Flavier sind auch vor einigen Tagen verschwunden, auch wenn ich hier nichts von schwarzem Besuch gehört habe.“
    Sextus stellte den Weinbecher ab, weil er ihm schwer wurde und er nicht noch mehr trinken wollte.
    “Von Avianus habe ich seit einigen Tagen auch nichts mehr gehört“ , fügte er an, leiser. Nicht, dass er und Avianus sich nahe gestanden hätten. Aber sie wohnten im selben Haus, in welchem der Vetter seit einigen Tagen nicht mehr zugegen gewesen war. Und in diesen Zeiten war das ein noch besorgniserregenderes Zeichen als sonst schon.


    “Selbst die etruskischen Patrizier sind in Angst. Der Hauptgrund, warum ich hier sein kann, denn das Collegium Haruspicium hat Vescularius davon überzeugen können, eine Prozession für die Götter zu veranstalten, die auch jenseits des Pomeriums entlanglief. Das war vor vier Tagen, und seitdem bin ich unterwegs. Vor sechs Tagen habe ich Nigrina und Lucius nach tarquinia geschickt, damit sie in Sicherheit sind. Ich bin mir sicher, es wird nicht lange dauern, bis Vescularius hierher marschiert.“
    Ursus hatte eine Legion, er war Patrizier, mit der Nichte von Durus, den Salinator ermordet hatte, verheiratet, mit Sextus zwar entfernt verwandt, aber dennoch verwandt, der Tutor der vermutlich ermordeten Aurelia Flora. Kurz gesagt, Ursus war gefährlich für Salinator, und er würde ihn mit Sicherheit ausschalten müssen.

  • Schon wieder ein Aurelier, schoß es ihm durch den Kopf. Nach dem Aussehen und der Kleidung zu urteilen, konnte es nur der Sohn des Legaten sein. „ So..Titus Aurelius? ..Und du bist wirklich kein Spion?“ Antias zog die linke Augenbraue hoch und sah ihn an. „ Achso, ja...,wichtig bin ich auch. Ich bin von der Torwache und pass auf, dass kein Bösewicht in die castra kommt.“ Antias besah sich die Ausrüstung des Jungen genauer. „ Was könnte mich überzeugen, das du kein Bösewicht bist? Kleine Bösewichte werden draußen an der Principia an den Haken an der Wand gehangen. Da wo jetzt eine Öllampe hängt.“ Antias konnte sich das Grinsen kaum verkneifen. „ Damit ihn jeder sehen und sich sein Gesicht merken kann. Also raus mit der Sprache.“ Er piekste ihn mit dem Finger in die Seite.

  • Der cornicularius hatte sich das kleine Schauspiel etwas entnervt angesehen. Was hatte das Kind hier zu suchen? Hatte es keine Erzieher, die auf es aufpaßten? Ein pfiffiges Kerlchen, ja, aber hier war kein Spielplatz. Doch er hütete sich, das auszusprechen. Der Junge hatte einen Vater und der würde schon durchgreifen, wenn er hiervon erfuhr. "Jaja, inhaftieren und verhören und entwaffnen natürlich, das klingt nach einer guten Idee", murmelte er kopfschüttelnd und überließ es dem Wachsoldaten, den Kleinen zu beschäftigen. "Ich glaube, da drin ist alles in Ordnung", sagte er schließlich, "Du kannst zurück auf Deinen Posten." Vielleicht nahm er den Jungen ja mit? Das wäre überaus praktisch, dann gab es vielleicht keinen Ärger wegen des Kleinen.


  • Die Erschöpfung des Vetters wurde immer deutlicher. Unter anderen Umständen hätte Ursus ihn zum Praetorium geschickt, damit er sich erst richtig ausruhen konnte, doch die Situation erforderte, daß Lupus noch ein klein wenig länger durchhielt. „Ja, er ist schnell. Zu schnell, als daß alles mit rechten Dingen zugegangen sein könnte.“ Ursus fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, bevor er sehr leise nachfragte. „Ist es sicher, daß die Ermordung auf... die Verschwörung zurück geht? Könnte es nicht sein, daß Salinator tatsächlich selbst einen eigenen Plan durchgeführt hat?“ Er schüttelte den Kopf. Das wäre vermutlich allzu einfach. „Auf jeden Fall habe ich bei meinen Offizieren bereits Mißtrauen gesät dem Vescularier gegenüber. Es paßt alles hervorragend zusammen und ich bin sicher, er wird versuchen, sich zum Kaiser ausrufen zu lassen.“ Er sagte dies fast tonlos. Schob damit die Erkenntnis fort, die Lupus mit seinen Worten auslöste. Die Verschwörung war wirklich gescheitert. Tiberius Durus tot, das war ein schwerer Schock. Flora... die kleine, liebe Flora! Nein, zum Trauern war jetzt keine Zeit! Er mußte nachdenken. Einfach nachdenken. Sein Patron verhaftet. Dessen Bruder auch. So viele Patrizier verschwunden. Wieviel Hoffnung blieb noch? „Vielleicht konnten einige fliehen, es müssen nicht alle tot oder verhaftet sein. Vescularius hat viele Feinde. Bei ihnen könnten sie unterkommen. Avianus... Besteht wenigstens Hoffnung, daß er geflohen sein könnte?“ Den Tod noch eines Familienmitglieds einfach so zu akzeptieren, fiel ihm ausgesprochen schwer.


    „Mit wem will er marschieren, Sextus? Nein, schnell ist mit ihm hier nicht zu rechnen, er muß erst Truppen mobilisieren, wenn er Rom nicht völlig schutzlos zurück lassen will. Wenn ich nur wüßte, wo sich die Getreuen des Cornelius sammeln, würde ich losmarschieren, das kannst Du mir glauben. Aber es fehlt mir bisher einfach an Informationen. Ist Dir Näheres bekannt? Ich habe einige Hoffnung, daß sich Widerstand in Germania bildet. Claudius ist auch kein Freund Salinators. Und Annaeus Modestus? Ich weiß ihn nicht richtig einzuschätzen, wer weiß, auf welcher Seite er steht. Wie gut kennst Du ihn?“

  • Jetzt, da er angekommen und in relativer Sicherheit war, als sich nach und nach die Furcht legte, nicht mehr aufzuwachen, würde er einschlafen, wurde die Müdigkeit geradezu erdrückend. Sextus wusste, dass er wach bleiben musste, dass jede Minute, die er an Vorsprung für sie herausgeholt hatte, eine Minute war, die sie nutzen mussten. Schlafen konnte er, wenn er tot war, noch lange genug. Nur irgendwie war sein Körper da zunehmend anderer Meinung als sein Verstand. Und letzterer boykottierte auch noch seine vernünftigen Denkprozesse, indem er wirre Traumbilder immer wieder in die so bemüht zurechtgelegten Worthülsen einschob.
    “Irgendwas ist schief gelaufen. Ich nehme an, Tiberius hätte uns noch gewarnt, bevor sein Mann tätig wurde. Es war zu schnell und zu überstürzt“, antwortete Sextus so gut es ihm möglich war auf die leise Frage seines Vetters. “Ich weiß nicht, ob Vescularius einen Informanten hat oder nur auf gut Glück alle politischen Gegner ausschält. Tiberius und die Vinicii haben durchaus öfter gegen ihn Partei ergriffen. Vinicius Lucianus hatte bei seiner letzten Rede vor dem Senat zu seiner Kandidatur ja noch betont, dass er die Senatoren gegen Vescularius wieder stark machen wolle. Worte wie Hochverrat sind damals ja schon gefallen. Aber ich würde momentan nicht wetten.“
    Vielleicht kam es dem Vescularius gar nicht ungelegen, dass Valerianus gestorben war, und vor allem sein Sohn mit ihm. So hatte er jede Legitimation, alle ihm unliebsamen Feinde aus dem Weg zu räumen und als Mörder zu präsentieren. Dass er dabei sogar recht hätte, war da schon beinahe nebensächlich. Er brauchte nicht einmal zwingend die Wahrheit wissen, um sich selbst in Position bringen zu können.


    Avianus... Avianus... Sextus Gedanken drifteten wieder weiter in Richtung Somnus' Reich. Er zwang sich, die Augen weit zu öffnen und auf die Frage zu antworten. “Welchen Grund sollte er haben, zu diesen Zeiten mehrere Tage lang nicht nach Hause zu kommen? Meinst du, er wäre gegangen, ohne seine Verwandten zu warnen oder mitzunehmen?“ Sextus hätte ihn auch mitgenommen. Einfach aus Prinzip, weil sie denselben Gensnamen trugen.


    “Wie kommst du jetzt ausgerechnet auf den Cornelier?“ fragte Sextus zurück und versuchte, zu eruieren, ob er nur einen Moment weggenickt war und vergessen hatte, dass sie sich über den Cornelius unterhalten hatten, oder ob sein Vetter da gerade tatsächlich aus heiterem Himmel gerade auf den zu sprechen kam.
    “Den Annaer kenn ich gar nicht. Oder... stimmt nicht, er war beleidigt, weil ich den Prätor nicht überreden konnte, ihm eine Erbschaft zuzusprechen, als ich Vigintivir war. Ist aber schon Jahre her.“
    Einen Moment schien die Müdigkeit wieder nonexistent zu sein, als Setus einen wachen Punkt erreichte. Es würde sich vermutlich gleich umso schrecklicher rächen, da war er sicher, aber im Moment fühlte er sich aufnahmefähig. Oder zumindest so etwas ähnliches, hatte das beständige Brummen hinter seiner Stirn einem fast rauschartigem Hochgefühl Platz gemacht.
    “In Rom hat Vescularius die Cohortes, die Vigiles und die Prätorianer hinter sich. Mit denen hält er die verdammten Mauern einen ganzen Monat, wenn es sein muss. Schutzlos würd ich das nicht nennen. Wenn ich er wär, wär mein erster Bote zu meinen Truppen nach Pannonia gegangen, und mein zweiter an Marius Turbo. Und wenn die nicht schlafen, dürften die auf dem Weg hierher sein. Allzu viel Zeit würd ich uns nicht einräumen.“

  • Im Schlaf hätte er die Aurelia hierher führen können. Er trat in das Officium ein, hielt ihr die Tür auf.


    Seine Meldung, immer das gleiche bis auf den Namen des Besuchers.


    Antias straffte sich vor dem cornicularius. " Torwache, Tiro Obsidius Antias , IV. centurie, I. Cohorte, meldet eine Besucherin für den Legaten. Sie gab an eine Verwandte des Legaten zu sein Aurelia ähm...Aurelia Lentidia. "

  • Der kräftige Soldat wiederholte den Namen des Jungen und sofort strahlte dieser über beide Ohren. Stolz reckte er sich ein wenig. Dann wurde es ernst. Ob er wirklich kein Spion war? Und nun? Ohoh, er war von der Torwache. Das klang wirklich wichtig. Ein wenig zog Titus nun doch den Kopf ein. Er war doch kein Bösewicht. Nur ein kleiner Spion. Als er dann hörte was mit kleinen Bösewichten geschah, wurden seine Augen immer größer. Titus bekam wirklich Angst. Und dann unterstützte der alte Mann vor dem officium seines Papas auch noch diese Sachen. Der Junge sah flehend zu dem wichtigen Soldaten auf, dessen Namen er immer noch nicht wusste. „Aber, aber… Ich bin kein Bösewicht, ehhhrlich.“ Der Blick des Kleinen musste schon ein wenig so wirken wie der eines Welpen. Er zupfte an der Kleidung des Soldaten, damit der sich runterbeugen mochte. Der Alte sollte nichts hören. Der verriet ihn bestimmt nur an Papa. Und dann konnte Titus sich warm anziehen. Oder so… was auch immer die Kleidung mit dem zu tun hatte, was sein Vater machen würde.


    Seine Stimme klang flüsternd. So leise dass der Alte es hoffentlich nicht hörte. „Duuu? Bitte… beschütz mich. Ich… bin nur ein kleiner harmloser Spion. Ehhhrlich. Nicht… nicht an den Hacken. Bitte.“ Gefangenname und Entwaffnung hörten sich nicht besser an, aber von dem Hacken würde er bestimmt noch schlecht schlafen. Zurück auf seinen Posten? Hoffnung keimte in dem ‚germanischen Spion‘ auf. Und schon kam der ‚Schalk‘ zurück. „Ich kann dir helfen am Tor. Ich bin ein ganz ein toller … Bewacher. Jawohle!“ Und wie er das war. So gut wie er entwischen konnte… da musste er doch ein guter Wächter sein. Außerdem war das eine Möglichkeit der Strafe von seinem Papa zu entkommen. Warum war er auch hinterhergeschlichen? Naja… weil er es konnte. Oder so.


    Schon hatte er vergessen das er doch Thingmar, der germanische Spion in der Uniform eines Offiziers war. Auch dass er sich verraten hatte wusste er nicht mehr. Oder wollte es nicht wissen. Er, Titus Aurelius Durus, … er war der Legat… naja, zumindest so ein klein ein wenig.

  • „ Jawohl cornicularius.“ Bestätigte Antias, den Befehl. Ein Zupfen, ein Blick, der Junge wollte ihm was sagen. Antias beugte sich zu ihm. Aus seiner Bitte heraus hörte er, dass er einen großen Schreck bekommen hatte. „ Hhhhmm...du kannst mir helfen?“ flüsterte Antias und tat so, als ob er schwer überlegen müsste. „ Ja, das wäre nicht schlecht. Es gibt heute viel zu tun. Ich könnte Hilfe gebrauchen. Pass auf wir tricksen den cornicularius aus. Psst.“ Antias stellt sich gerade hin und sagte gespielt ernst. „ Du bist verhaftet, gibt mir dein Gladius und dann kommst du mit mir.“ Der Junge war ein cleverer Bursche, das war seine einzige Chance hier ungeschoren raus zu kommen. Die ließ er sich garantiert nicht entgehen. Und der cornicularius? Der war sicher nicht traurig darüber, den Wicht los zu werden.

  • Sie betraten das Officium des Legaten. " Stell dich da hin." Antias wies zur Seite, neben die Tür. " Salve cornicularius, Torwache Tiro Obsidius Antias, IV. Centurie, IX. Cohorte. Ich bringe dir einen Boten aus Rom, Decimus Maxentius. Er will zum Legaten.Es geht um den Tod des Kaisers, hat er gesagt." Antias winkte den Boten zu sich.

  • Zitat

    Original von Aretas
    Im Schlaf hätte er die Aurelia hierher führen können. Er trat in das Officium ein, hielt ihr die Tür auf.


    Seine Meldung, immer das gleiche bis auf den Namen des Besuchers.


    Antias straffte sich vor dem cornicularius. " Torwache, Tiro Obsidius Antias , IV. centurie, I. Cohorte, meldet eine Besucherin für den Legaten. Sie gab an eine Verwandte des Legaten zu sein Aurelia ähm...Aurelia Lentidia. "


    Schon wieder Obsidius. Langsam kannte der cornicularius den Mann. „Salve Obsidius. Sag mal, was hast Du eigentlich verbrochen, dass Du so oft am Tor stehen musst?“ Er grinste ein wenig schief. Dann wandte er sich an die junge, ausgesprochen hübsche Besucherin. „Salve Aurelia. Weiß der Legat von Deinem Besuch?“ Er vermutete mal nein, denn sonst hätte der Legat eine Anweisung hinterlassen, die junge Frau gleich zum Praetorium zu geleiten, wo sie sich ausruhen und versorgen lassen konnte.

  • Zitat

    Original von Aretas
    Sie betraten das Officium des Legaten. " Stell dich da hin." Antias wies zur Seite, neben die Tür. " Salve cornicularius, Torwache Tiro Obsidius Antias, IV. Centurie, IX. Cohorte. Ich bringe dir einen Boten aus Rom, Decimus Maxentius. Er will zum Legaten.Es geht um den Tod des Kaisers, hat er gesagt." Antias winkte den Boten zu sich.


    Der cornicularius rollte die Augen. Schon wieder ein Besucher! Das ging hier ja wie in einem Taubenschlag zu in letzter Zeit. Soviel zu gemütlicher Posten! "Salve, Obsidius", grüßte der cornicalius beiläufig zurück. Er musterte den Boten ein wenig abfällig. "Und wer schickt Dich, Decimus?", fragte er ein wenig ungnädig, denn das war ja sicherlich wichtiger als der Name des Boten. Er war sicher, daß der Legat ihn danach fragen würde.

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