Culina

  • Ihre Sonnensuchtaktik und noch ein leichter Duft der letzten Mahlzeit hatten Amatia tatsächlich nach kurzem die Culina finden lassen.
    Auch hier niemand. Von der letzten Mahlzeit bereits alles wieder sauber abgeräumt, das Geschirr hing an den Wänden, nur noch der Duft von gebratenem Fleisch und Fencheln in der Luft.


    Leise verfluchte sie sich selbst für die Idee ein junges Mädchen zu bestechen. So ein verwöhntes Kind. Will Eis. Sie hätte sagen sollen, sie hat nichts mit dem Kaiserhof zu tun und kann es ihr nicht besorgen. Aber jetzt, sie wollte die Kleine auch nicht enttäuschen, sie rechnete schon damit und freute sich doch so sehr darauf.


    Gut, also nächste Taktit: Vorratsraum suchen.
    Kurz schossen ihr Gedanken durch den Kopf, war es Diebstahl was sie hier tat? Gezielt lenkte sie ihre Gedanken aber Schritt für Schritt in die Legitimität, bis sie zum Schluss kam, sie darf doch selbst auch hier speisen, fast die ganze Kaiserfamilie zur Zeit nicht hier, und wer weiß wie lange sich das Eis noch halten würde. Also wäre es fast Verschwendung, es nicht einem guten Zweck - auch wenn dieser absolut eigennützig war - zuzufügen.


    Der Vorratsraum war sogleich gefunden, und was ihre Augen hier erblickten, ließ sie kurz erfürchtig erstarren. Noch nie hatte sie in einem Haus soviel Verlockendes gesehen. Aber jetzt war keine Zeit zum Schwärmen.
    Eine Tonschale mit Deckel war schnell gefunden, ebenso ein wenig Obst verschiedener Sorten, sie nahm wirklich nur ein wenig. Kinder essen nur kleine Portionen - wenn sie schon bei den Murmeln falsch lag, sollte hoffentlich das noch stimmen.
    Nach ein wenig Suchen fand sie denn auch die Kühlkammer. Sie hob den Deckel, der schon fast Ausmaße einer Tür hatte, an, und siehe da, tatsächlich gab es Eis. Nicht allzuviel, und es lagerte sicher auch schon eine kurze Weile hier - was ihr wieder das Gefühl gab, nichts Allzuschlimmes zu tun. Geschwind richtete sie etwas in der Schale an, drehte sich nochmals um zur Kontrolle, keine Spuren zu hinterlassen, legte alles in einen Weidenkorb und ging damit vor dem Palast.

  • Es waren die Spuren der Feier im Palast schon längst beseitigt, die Vorbereitungen für die öffentlichen Auftritte der Kaiserlichen Herrschaften bei den Ludi Apollinaris größtenteils erledigt, und ein paar Stunden Zeit, in der sie einer ihrer Leidenschaft frönen wollte.
    Der Koch ist ein ganz lustiger Kerl, mit dem sich sicher noch das ein und andere Küchengeheimnis tauschen lässt. Er ist so nett und überlässt ihr unter dem Versprechen ordentlich zu sein - und wer ist schon ordentlicher als sie – seine Arbeitsstätte, die Culina.
    Als erstes heizte sie gleich den Ofen ein, etwas Süßes soll es für heute werden. Alles was sie dafür braucht ist leicht zu finden, und wird bei nächster Gelegenheit von ihr wieder ersetzt. Mit Milch, Eiern, Mehl, ein wenig Muskelkraft, einem netten Lied auf den Lippen und Geduld ist bald der Teig fertig, mit Honig gesüßt, mit Haselnüssen und gerösteten Pinienkernen für den Geschmack ergänzt. Ein wenig Passum gibt noch eine feine Note. Das ganze in einer Patina in den Ofen geschoben und nur noch warten. Während es vor sich hin buk, geht sie ihrer anderen Leidenschaft nach und putzt alles fein säuberlich um keine Spuren zu hinterlassen.
    Der Raum füllt sich immer mehr durch den verlockend süßen Duft, der Kuchen ist gelungen. Jetzt nur noch ein wenig auskühlen lassen und dann soll er verspeist werden.

  • Es ist schon länger her, daß Amatia die kaiserliche Küche für sich benutzte. Das letzte Mal war ... schon sehr lang her. Der Koch ist aber noch immer der gleiche und im Lauf der Zeit haben sich schon so manche kleine Freundschaftsdienste, die sie ihm erwiesen hat, angesammelt. Umso leichter fällt es ihr daher, ihn wieder mal um etwas zu bitten, was er natürlich nur schwer abschlagen kann.
    Eingekauft hat sie alles selbst, was sie für einen schmackhaften süßen Kuchen braucht. Obwohl ... gerade jetzt fällt ihr auf, sie hat keine Eier besorgt, was aber auch weniger ein Problem sein sollte, weil ein paar Eier weniger in der kaiserlichen Speisekammer keinem auffallen.
    Und so macht sie sich fröhlich ans Backwerk und ein paar Stunden später hält sie stolz den feinen Kuchen in Händen, packt ihn ein und macht sich auf den Weg zu einem Besuch.

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