~Triclinium - Germanica~

  • Sedulus grinste nur. Das er nicht noch rot wurde bei den ganzen Schmeicheleien seiner Frau, war alles.


    Nun denn bis heute Abend Liebes.


    Verabschiedete er sich nun endgültig und hängte sich seinen Umhang über den Arm und begab sich hinaus.

  • Ah war das ein herrliches Gefühl. Zu lange hatte Germanicus Avarus die Vorzüge dieser Reise verstauben lassen. Er war geradezu befreit von der Last Roms. Morgens kamen nur wenige Klienten, denn der Schwarm war nach seinem Fortgang ebenso nach Süden gezogen. Die wenigen, die noch in Mogontiacum wohnten, arbeiteten und lebten, hatten das gewisse bequeme, lässige Extra im Blut. So mußte die tägliche Auferwartung nicht vor dem ersten Hahnenschrei beginnen, nein sie begann weit danach. Avarus schlief lange, er begann seinen Körper auf die neuen Umstände einzustellen und wie durch ein Wunder passte er sich schnell an die Begebenheiten an. Die Abende wurden lang, die Nächte deswegen nicht kürzer. Der Tag war von Müßiggang geprägt. Nur kleine Geschäfte wurden getätigt. Für heute zum Beispiel erwartete er seinen Verwalter. Er sollte ihm erzählen, wie sich die Zucht machte, welche Pferde wann und wo gewinnbringend verkauft wurden und welche Käufer regelmäßig kamen. Zwar kannte er die grobe Summe aller Einnahmen und sie war nicht von schlechten Eltern, aber die Details konnten offenbaren wo noch Potenzial steckte.


    Avarus hatte es sich auf einer der Liegen im Esszimmer bequem gemacht. Er lauschte einer Harfenspielerin, die vor wenigen Tagen einfach so vor seiner Tür gestanden hatte. Ihre Muse der Musik gegenüber klang reizvoll und so zupfte sie nun öffters in seinem Haus. Er selbst speiste von Datteln, Trauben und Oliven. Doch nur nebenbei, denn hauptsächlich war er über die Zeilen eines zeitgenössigen Poeten geneigt.


    Irgendwann legte er die Pergamentblätter zur Seite und lächelte die Spielerin an: "Wirklich sehr schön mein Kind. Lass dir vom Ianitor dein Salär auszahlen. Wenn du magst, darfst du heute zum Abendessen wieder kommen, doch jetzt lass mich allein."


    Es dauerte einen Moment, bis das unhandliche Musikinstrument seinen Weg nach draußen gefunden hatte. Avarus drehte sich auf den Rücken und starrte zur Decke hinauf. Er sah auf die alten Balken des Daches und versank in Gedanken darüber...

  • Der Müßiggang forderte schon seinen Tribut. Zwischen den Mahlzeiten gab es wenig Bewegung für Avarus und so fühlte er sich nach einigen Tagen so als ob sein Bäuchlein wuchs. Das durfte natürlich nicht sein und doch scheute er davor zurück die Leckereien zu begrenzen, denn kulinarisch war der Norden schon immer gewesen. Während man es in Rom vorallem abgefahren mochte, hatte man in Germanien die eher deftige Küche kultiviert. Er liebte sie so sehr und Germanicus Avarus merkte sehr schnell, was ihm in Rom gefehlt hatte. Doch Avarus mußte sich etwas einfallen lassen, wollte er im Herbst nicht als fette Kugel vor Lucilla stehen. Denn so hatte er sich vorgenommen, der Rückweg mußte einfach nochmal über Gallien gehen.


    Letzte Nacht hatte der Senator intensiv geträumt. Nichts Schlimmes, nein vielmehr eine Geschichte, die einen Menschen so stolz und glücklich machen konnte, vorallem dann, wenn man der Vater war. Es war irgend so eine Reise gewesen. Bestes Wetter, wie das in Träumen dieser Art meist der Fall ist. Und die Reise ging über Gallia. Avarus war darin nichtmal ganz vom Pferd gestiegen, als ein quirlliges Mädchen mit zwei langen schwarzen Zöpfen auf ihn zugehüpft kam. Ein breites Lächeln im Gesicht zeigte und lauthals Papa,Papa,Papa schrie. Sie eroberte sofort eins seiner Beine und schien ihn nie wieder loslassen zu wollen. Die in der Ferne stehende Mutter zeigte ein gefälliges Gesicht. Ja und als der Avarus dann hinunter blickte, die sonnige Miene in seinem Herzen aufnahm, da dachte er gleich wieder an Lucilla. Keine Frage, so ähnlich waren ihre Züge. Dann passierte immer das, was eintrat, wenn man einen Traum einfach nur zu gern weiterträumen wollte, Avarus wachte auf, konnte sich für den Moment nur an die letzten beiden Bilder erinnern und versuchte sofort wieder einzuschlafen, um die Fortsetzung ja nicht zu verpassen. Aber sie war bereits weg, die Geschichte schien beendet zu sein und die restliche Nacht wurde zu einem zögerlichen Ruhen. Viel wälzte er sich herum, drehte das Kissen unter dem Kopf, fand es auf einmal viel zu warm, wollte das Fenster öffnen, aber es stand schon sperrangelweit offen. Schlupfte zurück ins Bett und fand doch keine Ruhe mehr.


    Was wenn an dem Traum ein kleines Fünkchen Wahrheit dran war? Was wenn er vor wenigen Wochen bei seinem Aufenthalt in Gallien wirklich einen frischen Braten in die Röhre geschoben hatte? Selbstgefällig ließ ihn dieser Gedanke nicht mehr los und er mußte immer wieder breit grinsen, dachte er darüber nach...

  • Angekommen war der Gast, der Sklave hingegen begann seinen Weg erstmal durch das Haus. Es war deutlich größer als jenes Gemäuer in Rom. Aber der Senator hielt sich zum Glück nur in wenigen möglichen Räumlichkeiten auf, so würde es nicht zu lange dauern, bis der Gast in annehmbarer Gesellschaft war. Jetzt nämlich standen nur paar Sklaven rum, die in solchen Momenten und vorallem bei fremden Besuchern die Anweisung hatten drauf zu achten, das die wertvollen Siluetten, Kunstwerke etc. auf ihren Plätzen blieben und nix unter Togen, in Säcken etc. verschwand.


    Avarus schlenderte wenig später herein. "Terentius Primus, willkommen." Etwas enttäuscht war er schon... " Du kommst allein?" Eher eine Feststellung, denn weder in dessen Rüstzeug war Platz, noch konnte der Türsklave bestätigen, das vor der Tür ein Haufen Soldaten wartete. Diese Tatsache konnte gut sein oder aber auch weniger positiv. Avarus ließ sich nichts anmerken, er ging zum geselligen Teil über, sowas brach immer die ersten Hemmschwellen. "Etwas Wein, Praefectus?"

  • Primus, im Umgang mit höhergestellten Personen eher ungeübt bemerkte trotz allem eine feine Unstimmigkeit. Konventionen und gesellschaftliche Rituale ausserhalb eines Castellums waren im fremd, daher hatte er seit seiner Berufung zum Praefectus feine Antennen entwickelt,...mußte er sich doch neuerdings mit Legaten, Senatoren und sonstigen Honoratioren unterhalten.
    Seine Soldatenseele ließ sich nicht verleugnen.
    Senator Germanicus Avarus,...nun ich bin hier um deine Anfrage zu erörtern,...nicht um deine Casa zu erobern... entgegnete er auf die Frage des Germanicers in der Hoffnung dieser habe den selben Humor wie sein Freund und Patron Sedulus.
    Dem Vinum Angebot nickte er zustimmend, er wollte den Gastgeber nicht brüskieren.

  • Ein Sklavenjunge kümmerte sich hindes um zwei Becher und die Krüge zum mischen des Getränks. Es mußte dazu kein langes Aufheben gemacht werden, denn die Sklaven wußten, das der Hausherr gern mit angefeuchteter Kehle in Unterhaltungen glitt.


    "Dem Ansinnen hätte ich auch wenig entgegen zu setzen. Da hab ich also nochmal Glück gehabt, den Göttern sei Dank. Nun setzen wir uns doch."


    Ohne Eile begab er sich in eine Ecke des Raumes, wo einige Klinen aufgebaut waren. Feine Hölzer trugen üppige Kissen, die Avarus jetzt zur Seite hob, um sich zu setzen.


    "Es ist noch garnicht lange her, das ich an das Castellum in Confluentes schrieb."


    Erwähnte er eher beiläufig. In seinen Gedanken schob sich die Vermutung ein, das man durchaus Bedarf hatte, kam sogleich der Befehlshaber der Truppe zu Besuch, um über Reittiere zu verhandeln. Es konnte aber auch gut möglich sein, das der Terentius anderweilige Geschäfte in Mogontiacum erledigt hatte. Immerhin saß auch der Statthalter in dieser wunderbaren Stadt.

    "Ja Reitpferde sind schwierig zu züchten vorallem dann, wenn man mit ihnen plant zu Felde zu ziehen. Scheu wie sie von Geburt an sind, würden sie nie das Feuer bezwingen oder den Lärm einer Schlacht stand halten. Doch zur Zeit ist Frieden. Trotzdem sind Pferde ein wichtiger Bestandteil der römischen Armee, nicht wahr. Du zeigst prinzipiell Interesse..."


    Er machte eine Pause. Natürlich tat der Praefectus das, sonst hätte ein Bote gereicht, der einen Brief vorbei brachte, indem man schrieb, das es genug Tiere im Lager gab oder so ähnlich.


    "Was stellst du dir vor, Terentius Primus. Weder an der Qualität, noch an der Menge sollte es scheitern. Zwar sind die besten und edelsten Blutlinienfohlen für die kaiserlichen Höfe reserviert. Aber das soll mit nichten heißen, das alle anderen Stuten und Rappen nurnoch was für den Abdecker sind."


    Ein kleiner Witz, auf bürgerlichen Niveau. Avarus wartete ab, was Terentius Primus sagen würde. Mit Sicherheit gab es noch am Münzbeutel rumzufeilschen. Doch das hob er sich lieber auf. Leider gab es nicht viele exklusive Einkäufer wo Geld keine oder wenn dann nur eine sehr untergeordnete Rolle spielte.

  • Nun, Humor scheint eine Tugent der Germanicer zu sein. Primus folgte Avarus zu den Klinen und räumte sich auch ein wenig Platz frei. Sich gemütlich hinzulegen kam eh´nicht in Frage, was mit der Rüstung freilich schwierig gewesen wäre. So legte er seinen Helm neben sich und entgegnete,
    Ich hatte in der Stadt und Regia zu tun,...weshalb ich ohne ein Antwortschreiben hier vor dir stehe.
    Ein Schluck vom Vinum des Germanicers und ein wissendes Lächeln ob der Ausführungen über Pferdezucht.
    Nun,...was die Pferdezucht angeht, so verfügt meine Gens über eine exellente, aber kleine Zucht hier vor Ort,...speziell für die hiesigen Bedürfnisse ausgerichtet...und ausschließlich für den gehobenen Geldbeutel.
    Er glaubte nicht, daß Avarus nichts von seiner Zucht wußte,...weideten die Pferde doch zum größten Teil auf Weiden des Germanicus Sedulus.
    ...dein Ansinnen diesen Markt zu erobern wird letztendlich auch die Duccier auf den Plan rufen...welche, wie du sicher weißt hier einen nicht unerheblichen Anteil am Marktgeschehen haben.
    Es wunderte Primus, daß sie sich noch nicht um ein Geschäft bei ihm beworben hatten,...sicherlich wirkte Landos Tod noch nach und lähmte die Aktionen der Gesellschaft.
    Er nickte Avarus zu.
    So sieht es hier aus Germanicus Avarus...die Duccier sind hier das Maß der Dinge,...sie werden alles unterbieten um einen Fuß in die Türe zu bekommen.

  • Avarus störte es ganz und garnicht, das der Praefectus ganz ohne tamtam vor seiner Tür gestanden hatte. Er wertete diesen Umstand nicht weiter aus. Es war eine übliche Form der Kontaktaufnahme und viele überorganisierende Schreiben völlig überflüssig.


    "Ja mein Neffe hat mir davon berichtet. Er gibt dir die Möglichkeit sein Weidegrund zu nutzen. Nicht wahr?!"


    Der Senator würde tunlichst vermeiden darüber zu sprechen, das er und Sedulus desswegen aneinander geraten waren. Denn wozu Konkurrenz erzeugen, wenn das Segment Luxuspferde auch leicht von den Germanicii ausgefüllt werden konnte.

    "Unser Weideland erstreckt sich viele hundert heredium rings um Mogontiacum. Mir wird in Rom oft an den Kopf geworfen Ländereien zu horten, nun sie liegen zu neunzig Prozent hier und sie dienen der Zucht von Pferden. Über fünfhundert Stuten werden von reichlich hundert Hengsten gedeckt. Die aufwendige Dresur läuft pro Tier und Zyklus immer drei Jahre. Erst dann werden die Pferde zum Verakuf angeboten. Mehrere Gutshöfe sorgen für Futter und Unterbringung der Tiere. Nein Terentius Primus ich muß hier keinen Markt erobern. Faktisch gehört meiner Gens soviel Land um Mogontiacum herum wie keinem Anderen. Und die Duccier? Handwerker, keine Bauern."


    Er verschwieg ebenso, das seine betuchtesten Käufer in Rom lebten oder eben zur Zeit in Misenum. Der Terentius hatte was von seiner Zucht erzählt, da wollte Avarus nicht zuviel seiner Klientel bereitwillig über den Tisch reichen.


    "Du sagst selbst, das du eine Zucht hast. Geht es dir oder der Ala darum das billigste Pferd zu nehmen, auch wenn du weißt, das es seinen Reiter nicht durchs Feuer tragen wird oder liegt dir mehr daran Qualität den Eques anzubieten, weil dir das Leben und die Einsatzbereitschaft deiner Soldaten wichtig ist."


    Avarus wog ab wohin es führen würde. Er trank einen Schluck und beobachtete sein Gegenüber.

  • Interessant,...Primus gestattete sich ein leises Lächeln. Der Germanicer protzte ziemlich unverhohlen mit seiner Macht und seinen Befugnissen. Daß er die Duccier herabwürdigte mag nur ein Lippenbekenntnis gewesen sein,...Avarus war viel zu gerissen um die Macht der Duccier in und um Mogontiacum zu unterschätzen.
    Die Einsatzbereitschaft meiner Soldaten ist eine Sache,...die Männer mit geeigneten Pferden zu versorgen eine andere...
    Er stellte den Pokal auf einen kleinen Beistelltisch neben seiner Kline und sah Avarus direkt an.
    Die Ala bekommt das Beste Material ...die zuverlässigsten, ausdauerndsten Pferde,...wir haben unsere Lieferanten,...seit jeher,...warum glaubst du wir sollten diese brüskieren nur weil ein mächtiger Senator aus Roma glaubt er könne den hiesigen Markt umkrempeln?
    Das war provokant,...sicher,...aber Avarus hatte auch keine Samthandschuhe angelegt.
    Wenn du Pferde verkaufen möchtest steht dir das selbstverständlich frei uns ein Angebot und eine Vorführung zu offerieren,...so wie alle Anderen auch...letztendlich ist es sicher auch in deinem Interesse, daß wir eine zuverlässige, kampfkräftige und vor allem schnelle Truppe haben um diese Ländereien hier,...unser aller Heimat und Leben ...und letztendlich eine Provinz von eminenter Wichtigkeit für das Imperium vor Übergriffen von der anderen Seite des Rhenus zu bewahren...?!

  • Im Verlauf des Gespräches bildete sich immer mehr heraus, das der Gast ein schwieriger Mensch zu sein schien. Er schien angriffslustig zu sein und seine Worte nicht zu bedenken bevor sie über die Lippen schwappten. Der Neffe von Avarus war auch so, manchmal. Lebhaft und ungeduldig. Er hingegen war in Mogontiacum Stadtpatron und gerade auf sowas wie Urlaub. Weder verstand er die Angst vor der Handwerkersippe Duccia noch was der Terentius mit "umkrempeln" meinte. Seit jeher gab es seine Pferde in den Legionen, wie auch den Hilfstruppen. Das er sich ein paar Jahre nicht persönlich darum gekümmert hatte, wies doch nur auf die weite unpersönliche Entfernung Roms zu den Nordprovinzen hin.


    "Du bist noch nicht lange in Germanien nicht wahr? Nur weil ein Mann nach Rom geht, um noch mehr zu leisten als er in der Provinz zu arbeiten vermag, heißt das noch lange nicht, das er seine Heimat vergessen muß und seine Wurzeln verleugnet. Wir Germanicii sind in Mogontiacum groß geworden und wir sind nach Rom gegangen, um dieser Größe etwas Glanz und Anerkennung beizufügen. Doch wir sind auch in Mogontiacum geblieben, um der Region unserer Heimat weiterhin eine offene Hand hinzuhalten. Neben all den schönen Seiten des Imperiums gibt es freilich genügend Bedürftige, um die sich gekümmert werden muß. Seit damals besitzen wir viel Land und seit nunmehr vielen Jahren züchten wir Pferde darauf. Die Legionsreiterei der I., II., der VIII und der VI sowie IX sitzt auf diesen Zuchtpferden. Ebenso die Ala I Flavia Singularium. Warum also nicht die benachbarte Ala II Numidia..."


    Er trank von der Weinschorle und drehte dabei den Becher.


    "Ich kenne die wichtigsten Züchter der Region. Natürlich, denn auf den Foren Equaria die jedes Jahr abgehalten werden, stehen sie alle mit ihren Erfolgen und versuchen zu verkaufen. Aber anders als in Hispanien kann man sie hier an einer Hand aufzählen. Die Ala hat wieviel Männer? Zweitausend oder Drei. Du willst mir doch nicht erzählen, das es eine Leichtigkeit wäre all die tausenden von Pferden frisch und dynamisch zu halten. Keine Reitertruppe kann das und nunja Wildpferde zu fangen, dürfte in dieser Region ebenso ausgeschöpft sein. Die Ala II wird sicherlich die selben Probleme haben, wie die Ala I Ulpia miliaria. Sie haben bei meinem Verwalter angefragt, aber er mußte ablehnen, denn was bringt es tausend Pferde nach Illyricum zu treiben, wenn nichtmal die Hälfte es erreicht. Eine Verschwendung wäre das."


    Wie wichtig die Truppen an der Ostgrenze Germaniens waren, wußte Germanicus Avarus selbst. Er hatte viele Jahre hier gelebt, hatte von Übergriffen erfahren und auch Leid, als seine erste Frau einem solchen Kommando zum Opfer fiel. Er zwang sich nicht daran zu denken, denn es würde nur kurz dauern und seine Gefühle übermannten ihn.


    "Bei Bedarf bin ich gern bereit der Ala II zu helfen und sie mit hießigen Pferden auszustatten. Ich schrieb der Ala um sie zu unterstützen ihren Bedarf zu decken. Nicht weil ich am Hungertuch nagen müßte oder meine Stallanlagen überquillen."


    Die Tiere würden aber auch ihren Preis haben. Die Zucht war viel zu aufwendig und teuer als das er die edlen Pferde einfach verschachern würde.

  • Die anfängliche Sympathie für den Germanicer wich einer gespannten Aufmerksamkeit. Als Soldat hatte er gegen einen redegewandten Senator nur eine Chance, wenn er aufpaßte...diplomatisch vorging...
    Ich bin hier in Germania geboren,...
    Er wollte den Germanicer nicht mit seinem Stammbaum langweilen, denn es waren stets immer Soldaten gewesen, die hier an der Grenze das Imperium verteidigten. Im Gegensatz dazu bringt es einem wohlhabenden Mann durchaus Vorteile in Friedenszeiten seine Pfründe zu sichern oder zu erweitern welche Germanicus sicher auch genutzt hat.
    Die offene Hand,...war sie geben oder nehmend?...er hatte von Sedulus profitiert weshalb er darauf nicht weiter einging.
    Nun, wenn du all diese Einheiten mit Pferden versorgst, ehrenwerter Germanicus Avarus,...will mir nicht in den Kopf warum das bei der Ala Numidia bisher nicht der Fall war wenn ich dich da richtig verstanden habe...
    Er beobachtete seinen Gegenüber...dieser hatte eine merkwürdige Art Geschäfte zu machen...anscheinend war es in Roma Sitte seinen Kunden zu brüskieren.
    Die Ala Numidia ist eine Ala quingenaria...das heißt etwa 500 Reiter in 16 Turmae zu jeweils 32 Mann...
    Kaum zu glauben, daß Avarus sich alleine auf den Klang seines Namens verließ und ohne Recherche in eine Verhandlung ging.
    Manch anderer Geschäftsmann wäre hier beleidigt gewesen, jedoch Primus legte darauf keinen Wert. Die Senatoren und Reichen Kaufleute lebten in einer anderen Welt als er.
    Die scheinbar noble Motivation die Ala zu "unterstützen" und nebenbei ein kleines Vermögen zu machen, welches manch kleinem Züchter die Existenz sichern konnte ließ Primus das Kinn ein wenig anheben.
    Warum also istr es bei meinen Vorgängern nicht zu einem Abschluß gekommen?...waren die Pferde ungeeignet für die sehr speziellen Aufgaben der Ala?...war der Preis zu hoch?...du bist Züchter,...Händler,...erkläre es einem Soldaten, der das Beste für seine Männer und somit zur Sicherung der Rhenusgrenze will...

  • Also doch so um die eintausendfünfundert bis dreitausend Pferde, die in den Ställen der Ala standen. Germanicus Avarus mußte das nicht so genau wissen.


    Offene Hände waren zudem immer Gebend und Nehmend. Denn wenn man nichts nahm, dann hatte man auch nichts zum geben. ;)


    "Der Grund ist weit weniger kompliziert als du es dir vorstellt. Als wir vor vielleicht fünfzehn Jahren mit der Zucht begannen, war sie klein und zierlich wie eine frisch gepflanzte Blume. Sie begann in den folgenden Jahren rasch zu wachsen. Sie entwickelte sich manchmal schneller, in Jahreszeiten voller Kargheit langsamer. So im Winter zum Beispiel. Da du ja hier geboren bist, kennst du den germanischen Winter. Schon zu Beginn war immer mehr Nachfrage da als Kapazität und so kamen jene zum Zug, die schneller agierten auch wenn sie vielleicht weitere Wege hinter sich hatten. Dazu kommt, das es in Germanien mal eine Zeit der Finsternis gab. Ich bezeichne das so, weil es ein paar Jahre umfasst, in denen die Verwaltung der Provinz in nunja unpassenden Händen lag. Wie du weißt, regiert in Germanien der Legatus Augusti auch über die Streitkräfte. Aus dieser Zeit heraus ist gewachsen, das meine Tiere in andere Regionen verkauft wurden und die Ala II durchs Sieb fiel. Zwischenzeitlich habt mein Verwalter dann geschickt einige Verkäufe an die hier stationierten Legionen eingefädelt. Auch dabei wurde die Ala II einfach übersehen. Es mag aber auch am Umfang, dem Bedarf gelegen haben welchen die Einheiten haben. Seit drei Jahren nun haben wir erneut Ställeerweiterungen hinter uns und wieder stehen mehr Tiere erfolgreich ausgebildet zur Verfügung. Warum also sollte ich nicht nach neuen Quellen suchen? Dabei stieß ich auf die Ala II. Ganz einfach also."


    Ein aufmerksamer Sklavenjunge füllte Weinschorle nach.


    "Gute Zucht hat seinen Preis. Geld was die meisten Käufer bereit sind auszugeben. Einige wenige bezahlen noch mehr, um wirklich die edelsten Blutlinienhengste zu bekommen, aber das eine Armee nicht mit den kaiserlichen Gutshöfen mitziehen kann, ist natürlich klar."

  • Primus lauschte den Ausführungen des Senators und sah sich in ein Auditorium versetzt, den Ausführungen des Paedagogus lauschend.
    Er hielt dem Jungen seinen Pokal hin und nickte ihm dankend zu.
    Die Schorle war erfrischend.
    Primus lächelte dem Senator zu und entgegnete,
    Ich danke dir für deine Erklärung Senator, was mich jedoch fraglich stimmt ist folgendes;
    er stellte den Pokal auf einen kleinen Beistellltisch.
    Die Ala,...Turmae,...jede Reitereinheit benötigt ausdauernde, kräftige und speziell ausgebildete Pferde,...deren Stammbaum sekundär sein kann, deren aufwändige Schulung den Preis jedoch auch zwangsläufig anheben muß.
    Er legte den Kopf ein wenig schief.
    Was empfiehlst du mir also,...edle Rassepferde die wir selber ausbilden oder fertig ausgebildete Pferde von der Stange...?
    Die Ausbildung eines Legionspferdes dauerte bis zu einem Jahr, Primus wußte das, seine Zucht war darauf speziallisiert.
    Sie hatten seine Orcalinie mit Pferden germanischer Stammeskrieger gekreutzt. Ein Ergebnis das sich sehen lassen konnte.

  • Avarus horchte auf. Die Ala II bildete selbst Pferde aus? Das war ihm neu und keine Einheit die seine Zuchten bislang belieferte ging diesen Weg, denn Armeen konnten ständig in Bewegung sein. Sie durften mal schnell verlegt werden oder wurden an einem Brandherd gebraucht, der weit weg lag. Wohin dann mit den Fohlen? Trennen des militärischen Zuges vom wirtschaftshoftechnischen Teil... ging das überhaupt? Knechte mußten mit auf den Marsch genommen werden, um die berittenen, wie mitgeführten Tiere zu versorgen. Zurückbleibende Pferde mußten regelmäßig ausgebildet werden, weil sonst ihre Gabe verloren ging. Nein das Thema war ihm so fremd, wie Judea im Winter.


    "Um ein Pferd für den militärischen Dienst brauchbar zu machen bedarf es drei Jahre. Sie brauchen in dieser Zeit viel Auslauf, aber auch ein tägliches Training mit dem speziell auf diese Ausbildung fixierten Reiter. Es nutzt nichts einen Mann das machen zu lassen, der sich gut auf dem Rücken hält, es sind viele Gaben notwendig, damit aus den Pferden Schlachtrösser werden. Ich glaube nicht, das eine militärische Castellum-Stallanlage dafür gerüstet ist. Aber vielleicht irre ich mich da auch. Was meine Zucht anbelangt, so habe ich genügend Referenzen vorzuweisen, das diese Tiere fertig ausgebildet keinerlei Wünsche der Reiter offen lassen. Ob in Friedens oder Kriegszeiten. Diese Pferde eignen sich besonders für den Militärdienst, denn durch die spezialisierte Zucht werden die Tiere auf den harten, entbehrlichen Alltag trainiert. Ich würde also nie von Pferden von der Stange sprechen. Das ist was Anderes. Vielleicht eine Villa Rustica, die ein paar Tiere vom Kalben der Stuten bis zum wachsenen Pferd von vielleicht ein bis zwei Jahren auf einer Weide groß zieht. Dort ist der Anspruch dann Gesundheit, viel Auslauf gehabt und saftiges Futter, um die Pferde auf dem Forum zu verkaufen."

  • Die ständigen Erklärungen über Vorgänge die ihm selber mehr als geläufig waren begannen Primus ein wenig zu ärgern.
    Er rief sich jedoch zur Ordnung und lauschte mit interessierter Miene dem Exkurs des Germanicers.
    Als er geendet hatte entgegnete Primus,
    Nun, deinen Ausführungen zufolge wäre ich nicht bei Sinnen, wenn ich mir nicht wenigstens deine Zucht ansehen und mir über den Ausbildungsstand deiner Ala-Pferde vor Ort ein Bild machen würde.
    Er hob den Pokal und hielt ihn zum Prosit hoch.
    Darf ich dich denn im Gegenzug auch auf das Terentische Gestüt einladen. Dein Neffe Sedulus hat kürzlich einen Hengst aus unserer Orca-Linie zur Hochzeit geschenkt bekommen...
    Er musterte sein Gegenüber wie wohl diese Nachricht auf ihn einwirkte...

  • Es beruhte wahrscheinlich auf den Altersunterschied, das der Senator immer wieder in die Erklärerfigur zurück verfiel. Ihm ging das garnicht so auf, denn das Thema Pferde intressierte ihn weit tiefgründiger, als so manch anderen Menschen. Es war also eine Art tiefes Eindringen in die Materie, wenn er von den Tieren schwelgte.


    "Ohho, ich möchte niemanden geistige Umnachtung unterstellen. Nein, nein, aber es wäre wohl die beste Referenz an sich, wenn wir zusammen aufs Land hinaus ziehen, um die Pferde von Angesicht zu Angesicht zu betrachten. Gerne werfe ich auch einen Blick auf deine Zuchterfolge."


    Dann konnte er auch schonmal eine Auswahl dafür treffen, was seine Diener an Pferden mit nach Rom nahmen. Immerhin kam ja nun Sabina, Sedulus Tochter nicht zu Besuch und Avarus sollte ihren Herzenswunsch trotzdem angemessen erfüllen.


    "Ja er ist auch ein echter Pferdenarr. In unserem Unterstand nordwestlich von Rom stehen eine ganze Menge seiner Geschenke rum. Manchmal wollte ich ihm schon raten die Tiere hier oben weiden zu lassen, damit sie ihre Eleganz und Gesundheit erhalten. Das ständige Trockenfutter kann nicht gut sein. Zumal ich manchmal das Gefühl habe, das die Knechte nicht die sechs Wochen Ruhephase für das getrocknete Heu einhalten. Aber das muß uns heute ja nicht belasten nicht wahr."


    Er hob den Kelch ebenso und trank einen tiefen Schluck.

  • ...in der Tat nicht,...wann wäre es möglich die Zucht aufzusuchen?...und vor allem,...wo ist sie gelegen?
    Einerseits erfreut mit dem Senator die Zucht zu besuchen, andererseits ernüchtert, sich in Gedanken mit seinem Pferd bei Sedulus beschäftigend prostete er dem Germanicer zu.
    Er konnte sich kaum vorstellen, daß Sedulus den Hengst nur bei Trockenfutter und unbewegt ließ,...innerlich ärgerte es ihn, daß der Senator ihm diese Geschichte aufgetischt hatte. War doch ein fahler Beigeschmack zum eigentlich fürstlichem Geschenk geblieben.

  • "Oh wann du Zeit erübrigen kannst. Mein Tageswerk hier ist zu unterbrechen, wann immer du willst."


    Mehr als Lesen, Faulen, Essen, Trinken und Spazierengehen gehörte aber auch im Moment nicht dazu. Es war eine herrliche Zeit und Avarus dachte dieser Tage oft über den Vorschlag seiner Frau Lucilla nach mit ihr nach Mauretania zu ziehen, um auf den avarischen Ländereien dort noch etwas vom Leben zu haben.


    "Südlich von Mogontiacum, nichtmal zwei Stunden Ritt entfernt."

  • Senator mußte man sein,...Nun, wem dem so ist,...komme ich dich KAL SEP DCCCLX A.U.C. (1.9.2010/107 n.Chr.) abholen und wir sehen uns deine Zuchtergebnisse an. Ich werde auch ein paar Equites mitbringen um zu sehen ob deine Pferde unseren Anforderungen entsprechen,...wenn du nichts dagegen hast...
    Er hatte schon ein paar Männer im Kopf die geeigent waren den Pferden auf den Zahn zu fühlen.

  • "Gut dann werde ich mich auf dieses Datum einrichten."


    Für den Moment schien ihr gespräch ein ende gefunden zu haben. Auch gut, denn Avarus verspürte etwas Hunger und so gut hatte er den Gast noch nicht kennen gelernt, um ihn an seine Tafel zu bitten. Vorallem der Köchin mußte dies nur Recht sein, denn sie rannte immer fluchend und schimpfend durch die Gesindekeller, wenn es oben unangemeldete Kundschaft zu verköstigen gab.

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