Das Grabmal der gens Aelia

  • [Blockierte Grafik: http://www.sai.uni-heidelberg.de/~harm/ImperiumRomanum/Bilder/Grabmal_Aelia.gif]
    Dies ist das
    Familiengrab der Gens

    A E L I A
    Es liegt an der via Appia, südlich von
    Rom, ein wenig außerhalb der Stadt.


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    Folgende Inschriften sind hier zu lesen:

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    HIER LIEGT BEGRABEN

    FLAVUS AELIUS VASSENIUS
    GESTORBEN ANTE DIEM VII ID IUN DCCCLV A.U.C.
    (7.6.855/102 n. Chr.)
    ER WAR VOLLER HOFFNUNG, EIN REGER GEIST,
    MIT GROSSEM TATENDRANG. SEINEN AHNEN
    HAETTE ER EHRE GEMACHT UND RUHM GEERNTET,
    WENN DER TOD IHN NICHT VIEL ZU FRUEH VON
    DIESER WELT GENOMMEN HAETTE.
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    HIER LIEGT BEGRABEN

    QUINTUS AELIUS TUBERO
    GESTORBEN ANTE DIEM V ID OCT DCCCLV A.U.C.
    (11.10.855/102 n.Chr.)
    ER DIENTE ROM ALS QUAESTOR URBANUS, DOCH
    VERLIESS ER DIESE WELT, IHRER UEBERDRUESSIG.
    MAG ER IM TOTENREICH SEINEN FRIEDEN FINDEN.

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    HIER LIEGT BEGRABEN

    APPIUS AELIUS VARUS
    GESTORBEN ANTE DIEM X KAL FEB DCCCLVI A.U.C.
    (23.1.856/103 n.Chr.)
    SEIN DIENST GALT ROM UND DEN GOETTERN, ALLEN
    VORAN DEM APOLL, DER UNS DIE STRAHLEN DER
    SONNE SCHENKT. MOEGE ER IHN AUCH IM REICH DER
    TOTEN WAERMEN UND TROST BRINGEN.

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    WIR GEDENKEN

    LUCIUS AELIUS VALIDUS
    GESTORBEN ANTE DIEM XIII KAL APR DCCCLVI A.U.C.
    (20.3.856/103 n.Chr.)
    SOHN DES GAIUS AELIUS MACCALUS, BRUDER
    VON GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANUS UND
    LUCIUS AELIUS QUARTO, DUUMVIR DER STADT
    COLONIA CLAUDIA ARA AGRIPPINENSIUM IN DER
    PROVINCIA GERMANIA INFERIOR. VON DEN SEINEN
    HINFORT GERISSEN DURCH DIE MOERDERISCHEN
    HAENDE EHRLOSER BARBAREN. WIR WERDEN
    SEINER IMMERDA WOHL GEDENKEN.
    MOEGEN DIE GOETTER IHM FRIEDEN SCHENKEN.

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    DAS IST DAS GRAB VON

    MARCUS AELIUS OPTATUS
    GESTORBEN ANTE DIEM XII KAL MAI DCCCLVI A.U.C.
    (20.4.856/103 n.Chr.)
    SOHN DES QUINTUS AELIUS CERVIANUS.
    MARS WAR SEIN PATRON UND DER MUT VERLIESS
    IHN ZU KEINER STUNDE. ER DIENTE ROM IN DER
    LEGIO I TRAIANA UND DER LEGIO II GERMANICA.
    VIEL ZU FRUEH GING ER VON UNS, DOCH TROST GIBT
    UNS DIE GEWISSHEIT, DASS DEN GOETTERN GEWISS
    GEFALLEN WIRD, IHN WOHLMEINEND AUFZUNEHMEN.

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    DU BLICKST AUF DAS GRAB VON

    AELIA LEONTIA
    GESTORBEN ANTE DIEM XIII KAL IUN DCCCLVI A.U.C.
    (20.5.856/103 n.Chr.)
    SIE WAR DIE TOCHTER UND DER
    STOLZ VON QUINTUS AELIUS CERVIANUS UND
    AELIA LIVIA OCELLINA – EIN LIEBLICHES UND
    ANMUTIGES MAEDCHEN, SO SCHOEN, DASS DIE
    GOETTER SIE FRUEH ZU SICH RIEFEN.
    TRAUER ERFUELLT UNSERE HERZEN.

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    HIER IST DAS GRAB VON

    APPIUS AELIUS LABEO
    GESTORBEN ANTE DIEM XIII KAL SEP DCCCLVI A.U.C.
    (20.8.856/103 n.Chr.)
    SEIN VATER WAR
    GNAEUS AELIUS RUFUS UND SEINE MUTTER
    AELIA CORNELIA AGRIPPINA. ER DIENTE ROM
    IN DER LEGIO I TRAIANA, DOCH BEVOR ER DIE
    GUNST ERHIELT, SEINEN NAMEN IN DER
    SCHLACHT MIT RUHM ZU BEDECKEN, GEFIEL ES
    DEN GOETTERN IHN VON UNS ZU NEHMEN. WIR
    ABER WERDEN SEINER NICHT VERGESSEN.

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    SEIT AN SEIT LIEGEN HIER BEGRABEN

    LUCIUS AELIUS
    CLAUDIANUS MARCELLUS
    GESTORBEN ANTE DIEM XV KAL IUL DCCCLVIII A.U.C.
    (17.6.2008/105 N.CHR.)
    UND SEINE TOCHTER
    AELIA CLAUDIANA DOLABELLA
    GESTORBEN ANTE DIEM XIII KAL IUN DCCCLVIII A.U.C.
    (20.5.2008/105 N.CHR.)
    VATER UND TOCHTER, GEBOREN ALS CLAUDII,
    IN LIEBE AUFGENOMMEN IN DEN KREIS DERER,
    DIE STOLZ DEN NAMEN AELIA TRAGEN.
    IHRE ZEIT IN DIESER WELT,
    SIE WAR UNTERSCHIEDLICH LANG BEMESSEN.
    DOCH DIE SIE ZURÜCKLASSEN SAGEN:
    ES WAR BEIDERMASSEN ZU KURZ.

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    ES LIEGT HIER BEGRABEN

    PUBLIUS AELIUS PULCHER
    GESTORBEN ANTE DIEM XII KAL DEC DCCCLVIII A.U.C.
    (20.11.2008/105 n.Chr.)
    ER, SOHN DES GNAEUS AELIUS RUFUS UND
    DER AELIA CORNELIA AGRIPPINA, WAR SEINES
    BRUDERS UNGLEICHES EBENBILD. ER WAR EIN
    GELEHRTER, DER DIE WEISHEIT DER ALTEN
    GRIECHISCHEN DENKER STUDIERTE UND ER
    WAR DEN SCHÖNEN KÜNSTEN ZUGETAN. MÖGE
    ER NUN DIE SCHÖNHEIT DES ELYSIUMS ERBLICKEN.

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    DU ERBLICKST DAS GRAB VON

    PUBLIUS AELIUS HADRIANUS
    GESTORBEN ANTE DIEM XIII KAL IAN DCCCLX A.U.C.
    (20.12.2009/106 n.Chr.)
    ALS PUBLIUS AELIUS HADRIANUS AFERs UND
    AELIA DOMITIA PAULINAs SOHN, UND ZÖGLING
    DES LUCIUS ULPIUS IULIANUS, DER ÜBER ROM
    HERRSCHTE, HATTEN DIE GÖTTER GROSSES FÜR
    IHN BESTIMMT. DOCH VERWEIGERTE ER SICH DIESER
    WELT, DIE IHM NIE GENUG WAR. WIR HOFFEN UND
    BETEN, DASS IHM DIE ANDERE WELT, DIE DER TOTEN,
    ALS DIE BESSERE ERSCHEINT UND ER DORT RUHE
    UND SEINEN FRIEDEN FINDEN WIRD.

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    DIES IST DAS GRAB VON
    MARCUS AELIUS CALLIDUS
    GESTORBEN ANTE DIEM XII KAL NOV DCCCLXI A.U.C.
    (21.10.2011/108 n.Chr.)
    SOHN DES GNAEUS AELIUS RUFUS
    UND DER AELIA CORNELIA AGRIPPINA,
    TREUER DIENER ROMS,
    ZIERDE SEINES GESCHLECHTS,
    MAG IHM DAS TOTENREICH
    EINE FRIEDVOLLE HEIMSTATT SEIN.

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    Auf dem Grabgelände, etwas Abseits der Strasse,
    findet der Wanderer einen weiteren Gedenkstein:

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    IM GEDENKEN AN

    LYSIAS VON ATHENE
    GESTORBEN ANTE DIEM V ID IUN DCCCLV A.U.C. (9.6.855)
    DESSEN ASCHE IN DIESER ERDE RUHT.
    ER WAR PHILOSOPH UND MANN DER WEISHEIT,
    LEHRER UND RATGEBER. OBSCHON GRIECHE, SO
    DOCH EIN FREUND DER ROEMER UND BESONDERS
    DER FAMILE AELIA. MOEGEN SEINE GOETTER IHN
    GNAEDIG AUFNEHMEN.
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  • Heute war der Tag gekommen, indem mein Bruder und der griechische Lehrer meines Vetters Quarto zu Grabe getragen wurden. Der Bestatter hatte alles organisiert. Angefangen von den Musikanten, den Klageweibern bis hin zur Einbalsamierung.
    So kam nun unser Trauerzug unter lautem Klagen und von schriller Musik begleitet quer durch Rom bis zu unserer Familiengrabstätte. Mein Vetter Quarto und ich trugen den Sarg meines Bruders. 2 Sklaven den des Lysias. Dahinter folgte der Caesar; Quartos Bruder mit 2 Prätorianern wiederum gefolgt von den vielen Trauernden, die am Unglück der Familie und deren besten Freund teilnahmen.
    Der Sarg drückte mit der Zeit fürchterlich auf die Schultern und der Weihrauch mit dem nicht sparsam umgegangen wird biß in die Augen...

  • Quarto war kein Jüngling mehr. Deshalb hatte er an dem Sarg mit dem Leichnam seines Vetters ziemlich zu schleppen und kam bald ins Schwitzen. Wer hätte gedacht, dass der schmächtige junge Mann so schwer gewesen war?

  • Schließlich kamen wir bem Grabmal an und wir stellten den Sarg neben einem Sarkophag ab, während Lysias auf eine blumenbekränzte Bahre gebettet wurde, die über den Scheiterhaufen, welcher das Grab ausfüllte geschoben wurde.


    Währenddessen beklagte wir die Beiden Toten, indem wir sie ein letztes Mal immer wieder beim Namen riefen.



    Vassenius


    Lysias!!!!

  • Ich hielt eine kurze Trauerrede und umriß seinen bisherigen Lebenslauf. Die Quästur, die er in Gallien ableistete, dann sein Einsatz in Rätien als Offizier bei der Legio XV. Apollinaris, die dem Apollo geweiht war und zu dem usnere Gens ein besonderes Verhältnis hatte. Dann die Berufung an den kaiserlichen Palast zum Primicerius Notariorum, was die Verbundenheit des Kaiserhauses mit unserer Familie noch weiter verstärkte.
    Nach der Rede besprenkelte ich den Sarkophag mit heiligem Wasser und steckte Vassilenus eine Münze unter die Zunge für die Überfahrt in den Styx. Seinen Gladius bekam er in die Hände gelegt, sodaß der Sarkophag verschlossen werden konnte.


    Auf die Bahre Lysias wurden seine liebsten Dinge gelegt. Vor allem die Schriften des Aristoteles und des Ovid, den er abends im Garten vor dem Zubettgehen gern las. Auch die Münze wurde ihm jetzt noch unter die Zunge geschoben.


    Als alles erledigt war und die Trauergäste ihre Geschenke für Vassenius und Lysias jeweils mit auf die Bahre bzw. den Sarkophag gelegt hatten, fing ich mit der Opferung an.

  • Nachdem ich 2 Eber dem Dis Pater geopfert hatte, die glücklicherweise von den Göttern angenommen wurden, da ihre Eingeweide völlig normal entwickelt waren, wurden des einen Überreste mit auf den Scheiterhaufen Lysias gelegt, damit kein Lebender von ihm zehren konnte und der andere wohl portioniert in Amphoren verpackt, die Vassenius mit in die Gruft begleiten würden.
    Nachdem alles erledigt war, hieß es warten bis der Scheiterhaufen mit Lysias den ich zwischenzeitlich entzündet hatte heruntergebrannt war.

  • Schweigend sah Quarto mit an, wie die lodernden Flammen die sterblichen Überreste seines alten Freundes einhüllten und dann verzehrten. Der beißende Rauch stieg ihm in die Augen und ließen sie tränen. Oder war es die Gefühlsregung? Er wischte sie mit dem Handrücken trocken und bemühte sich, Haltung zu bewahren, wie es sich für einen Römer gehörte.

  • Menschen kommen und gehen.


    Hätten die beiden wäre ihnen mehr Zeit gegeben gewesen das Reich verändern können? Zum besseren?


    Was hätten sie erreicht und geleistet?
    Was wäre aus ihnen geworden?

  • Endlich war der Brand erloschen und wir löschten die Glut mit Wein und Essig. Lebensmittel für die Reise in die Unterwelt gaben wir auf die Asche und 2 Sklaven schütteten das Grab zu. Darauf wurden dann Blumen und tönerne Terracottatiere gestellt.


    Auch Vassenius Sarkophag wurde nun mit Lebensmitteln versehen, verschlossen und mit Blumen und Terracottatieren geschmückt. Anders aber als Lysias verbrannten wir ihn nicht, konnnte die Aelia sich doch ein eigenes Mausoleum leisten.
    Als er in der Gruft verschwunden war, war es Zeit Abschied von den Trauernden zu nehmen. Quarto und ich, als Aelier, würden gemeinsam nun das Totenmahl zelebrieren, wo Fremde, zu denen nun auch mein Vetter Valerianus zählte nicht zugelassen waren.

  • Nur selten kam Aelius Quarto an das Grabmal seiner Gens, das unweit der südöstlichen Ausläufer Roms an der Via Appia lag. Denn immer wenn er hier war, war sein Herz voller Melancholie. Doch an diesem Tag war einer seiner raren Besuche und still betrachtete er die Inschriften, die er erst kürzlich in Auftrag gegeben, aber noch nicht mit eigenen Augen gesehen hatte.

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