In ihrem Cubiculum warten bereits zwei Sklavinnen, sowie eine Tante von Livia. Sie haben schon alles vorbereitet und scharen sich nun eifrig um die morgige Braut. Zuerst wird sie wieder ausgezogen und von den Sklavinnen noch einmal mit duftenden Ölen eingerieben. Geduldig lässt Livia das Prozedere über sich ergehen. Inzwischen hat Livia herausgefunden, dass Hungaricus dezentere Düfte bevorzugt, was bei der Auswahl der Öle und Duftwässer für den heutigen Tag auch berücksichtigt wurde und sich in entsprechend frischen und leichten Duftnoten wiederfindet. Anschließend wird Livias einfache Frisur gelöst und das dunkle Haar sorgfältig ausgekämmt und gebürstet, bis es ihr weich, glatt und lang über die Schultern fällt.
Dann bringt ihr ihre Tante die traditionelle tunica recta, welche Livia mit der Unterstützung ihrer Tante in den letzten Wochen in dieser Villa gewebt und genäht hat. Wie es Tradition ist, verlaufen die Kettfäden dieses langen, weißen, stolaartigen Gewandes vertikal. Die Sklavinnen helfen Livia beim Anziehen und anschließend tritt wieder die Tante hinzu. Da Livias Mutter nicht mehr lebt, übernimmt diese die Rolle der Brautmutter. Mit einem Wollgürtel bindet sie die Tunika geschickt und knüpft den aufwendigen nodus Herculis, um die Braut zu schützen und zu stärken.
Dann widmen die beiden Sklavinnen sich unter der strengen Aufsicht von Livias Tante Livias Haar. Durch den Praefectus Praetorio als Bräutigam war es nicht schwer, die hierzu verwendete hasta caelibaris zu bekommen. Es handelt sich dabei um eine Lanze, welche im Krieg bereits verwendet wurde und mit der dort einen Feind getötet wurde. Ihre Spitze ist leicht umgebogen worden und wird nun dazu benutzt, Livias Haar sorgfältig in sechs Strähnen aufzuteilen. Diese Strähnen werden jeweils mit vittae, wollenen Bändern, umwickelt um ihr Kraft zu bringen und zu reinigen. So umwickelt wird das Haar nun von Livias Tante in einer aufwendigen Prozedur gleich den Vestalinnen zu einem tutulus hochgesteckt, welcher den Nacken freilegt.
Nun legt Livia die gelb-rote palla galbeata an. Die Sklavinnen haben mittlerweile letzte Handgriffe an einem bunten Kranz aus frischen Blumen getan und reichen ihn nun der Patrizierin. Sie überprüft das gelb-orange-rote Arrangement noch einmal und lässt ihn sich dann von ihrer Tante aufsetzen und in die Frisur einarbeiten. Den Abschluss der traditionellen Brautkleidung bildet nun der flammeum, ein roter Brautschleier, mit dem Livias Haupt von jetzt an für den ganzen kommenden Tag verhüllt wird. Endlich sind ihre Helferinnen fertig und begutachten ihr Werk noch ein letztes Mal. Kleine Korrekturen werden noch vorgenommen, doch dann will Livia endlich ihre Ruhe haben und die verbliebenen Stunden der Nacht zum Schlafen nutzen, um am Tag der Hochzeit ausgeruht zu sein.
Sie scheucht die Frauen hinaus und lässt sich dann erleichtert auf ihrem Bett nieder. Vorsichtig, um die Arbeit der vergangenen Stunden nicht zunichte zu machen, legt sie sich hin und schließt die Augen. Nun kommen die Ängste um ihre Hochzeitnacht wieder auf und es dauert Stunden, bis Livia endlich in einen leichten, unruhigen Schlaf fällt.