Beiträge von Niobe

    Die Aussage von Verus erleichterte Niobe etwas, so hatte sie doch noch einige Tage Zeit, um sich genau zu überlegen, was sie tun konnte. Wenn sie überhaupt etwas tun konnte.


    Doch seine nächste Frage ließ sie zusammenzucken und unwillkürlich senkte sie den Blick, als er sie so durchdringend ansah. "Gegeben? Nichts...Herr"

    Schließlich erreichten sie die Sklavenunterkünfte und Niobe war noch ganz in Gedanken, dass sie fast in Verus hineingelaufen wäre, als dieser plötzlich stehenblieb. Sie warf ihm einen entschuldigenden Blick zu und spähte in die Räumlichkeiten hinein. Immerhin war es sauber, wenn auch recht karg eingerichtet. Kein Vergleich zu dem prunkvollen Atrium, dachte Niobe. Und doch schien es den Sklaven in diesem Hause nicht schlecht zu ergehen, eine Tatsache, die sie erleichterte und ihre Stimmung etwas hob. Allein die Reise nach Tarraco bereitete ihr Kopfzerbrechen.


    "Das ist...sehr hübsch", sagte sie schließlich und biss sich auf die Zunge, war hübsch sicherlich nicht unbedingt das angemessene Wort. "Wann geht es los?", fügte Niobe hinzu und versuchte so neutral wie möglich zu klingen.

    Einen Augenblick sah Niobe dem jungen Sklave nach, dann folgte sie Verus weiter. Das Messer spürte sie an ihrer Haut und ihre Gedanken überschlugen sich, während sie die Gänge entlangliefen.

    Erschrocken riss Niobe die Augen auf, als der junge Sklave sie so plötzlich anrempelte und fühlte im nächsten Moment kaltes Metall in ihrer Hand. Hastig ließ sie das Messer in ihrem Ärmel verschwinden und ihre dunklen Augen blicken einen Moment direkt in die blauen Augen des jungen Mannes. Stumm bewegten sich ihre Lippen und sie hoffte, dass er verstand und sie in der Sklavenunterkunft aufsuchen würde. Vielleicht würde sich ja eine Gelegenheit ergeben ihn alleine zu sprechen.


    Verus schien etwas gemerkt zu haben, denn er beäugte Ganymed recht misstrauisch und Niobe legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm. "Lass ihn doch, es war sicher ein Versehen" Im nächsten Moment zog sie ihre Hand zurück als hätte sie sich verbrannt und senkte ihren Blick. Wieder hatte sie vergessen, dass sie eine Sklavin war und Verus sie für dieses "Vergehen" empfindlich bestrafen konnte.

    Niobe beeilte sich Verus zu folgen. Während sie durch das Atrium gingen, bemerkte sie den jungen Sklaven hinter der Säule. Sie lächelte ihn traurig an und warf ihm einen bedeutsamen Blick zu.

    Niobe erwiederte den Blick und versuchte so glücklich wie möglich zu blicken. Sie nickte und rieb sich die immer noch schmerzenden Handgelenke.


    "Ich danke dir für deine Freundlichkeit. Wann werden wir abreisen?", fragte sie dann und hoffte, dass man ihr wenigstens etwas Ruhe gönnen würde, denn sie fühlte sich völlig erschöpft. "Ist es möglich, dass ich mich vorher etwas ausruhe?"

    Niobe sah den ehemaligen Sklaven wieder an und lächelte etwas gequält. Heimat? Wie konnte er in diesem Zusammenhang nur von Heimat sprechen? Ihre Heimat lag viele viele Meilen entfernt und der jungen Frau wurde das Herz schwer, wenn sie an die wunderschöne Stadt Damaskus dachte, die Perle des Orients. Dagegen würde dieses Tarraco bestimmt wie ein unscheinbares Kaff wirken.


    Sie seufzte lautlos und hob die Schultern. "Ich kann einen Haushalt führen, kochen, nähen, weben, alles was damit zu tun hat. Mein Vater hat immer sehr viel Wert darauf gelegt, dass auch seine Töchter eine gewisse Bildung erreichen, so dass ich schreiben, rechnen, lesen und etwas Griechisch kann."


    Niobe sagte das Ganze nicht ohne Stolz, denn in der arabischen Welt, in der sie aufgewachsen war, gehörten die meisten dieser Dinge durchaus nicht zum Standard einer Frau. "Und dann kann ich tanzen, singen und die Trommeln schlagen." Sie verstummte einen Moment und fügte dann etwas leiser hinzu "Und deinem Herrn sicherlich auch einige besondere Wünsche erfüllen, sollte das sein bestreben sein".

    Niobe schluckte und schalt sich ein törichtes Weib, dass ihr Temperament mal wieder mit ihr durchgegangen war und sie nicht ihren Mund halten konnte. Sie warf Verus einen skeptischen Blick zu, doch er wirkte nicht wie jemand, der sofort ihr Gesagtes zur Herrschaft weitertragen würde. Und trotzdem, wem konnte eine Sklavin schon trauen?


    "Ich dachte...ich würde in Rom bleiben können", sagte sie schließlich leise und warf einen unruhigen Blick durch das Atrium. Doch niemand schien sie gehört zu haben.

    Niobe riss die Augen auf und starrte Verus entgeistert an.


    "Tarraco?", wiederholte sie, etwas lauter als beabsichtigt. "Aber ich dachte..." Die junge Frau biss sich auf die Unterlippe und senkte den Kopf. Es war nicht gut, zuviele Gedanken laut zu äußern, dass war ihr bereits klar geworden. Und Verus musste ja nicht unbedingt wissen, dass sie verzweifelt versuchte einen Weg zu finden, um nach Hause zurückzukehren. Von Rom aus war das schon schwierig genug und nur die Götter wussten, um wieviel schwieriger es von diesem Tarraco, wo auch immer das liegen mochte, sein würde.

    Dankbar atmete Niobe auf, als Verus den Strick durchschnitt und ihre Hände endlich freigab. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb sie sich die Hände um das Taubheitsgefühl loszuwerden. Die Striemen an den Handgelenken würden wohl noch einige Tage brauchen, um zu heilen. Sie warf einen bitterbösen Blick zu dem Händler, der noch dabei war das Geld zu zählen und hatte nicht übel Lust, ihm die unfreundliche Behandlung heimzuzahlen.


    Doch hätte sie sich dadurch wohl erst recht den Unmut auf sich gezogen, so dass Niobe Verus nur zunickte und ihn dann interessiert musterte, als er erzählte, er wäre selbst ein Sklave gewesen. "Woher kommst du, Verus", fragte sie und war sich einmal mehr bewusst, dass sie keine Ahnung, wie ein Sklave sich zu verhalten hatte. Doch würde sie sich Mühe geben, das Vertrauen nicht zu missbrauchen. Zumindest vorerst. "Was muss ich tun...ich meine, was sind meine Aufgaben?"


    Dann wanderte ihr Blick erneut zu den Männern, die sich im Atrium aufhielten und sie senkte die Stimme. "Wer von ihnen ist es, Verus? Meinen neuen Herrn meine ich..."

    Niobe stand die ganze Zeit schweigend neben der Säule und beobachtete das Geschehen um sich herum. Das Atrium füllte sich langsam mit gut gekleideten Herren und sie war sich nun nicht mehr sicher, wer nun der Herr des Hauses war. Sie zuckte leicht zusammen, als sie jemand ansprach und sah, dass es der Mann war, der sie auf dem Sklavenmarkt ersteigert hatte.


    "Mein Name ist Niobe", antwortete sie in fließendem Latein und nur ein leichter Akzent verriet, dass sie Ausländerin war. "Ich komme aus Damaskus...Herr", fügte sie noch schnell hinzu um sich nicht sofort den Unmut des Mannes auf sich zu ziehen. Schließlich wusste sie nicht, was er noch für eine Rolle spielen würde. Sie senkte scheinbar demütig den Kopf und sah auf den Boden, wartete ab, was als nächstes geschehen würde. Sie hoffte, dass man ihr den Strick von den Handgelenken lösen würde, denn ihre Hände fühlten sich schon taub an und die Gelenke waren wund gescheuert.

    Niobe war nun doch etwas erstaunt als sie das Atrium betraten. So viel Pracht war sie nicht gewohnt. Sie blickte eine der Säulen aus glänzendem Stein empor und hätte sie am liebsten berührt. Doch waren ihre Hände erstens immer noch gefesselt, zweitens würde man einer Sklavin das wahrscheinlich übel nehmen.


    Sie senkte den Blick und sah dem jungen Mann hinterher, der ihr mit leuchtenden Augen eine Sitzgelegenheit anbot und dann davon eilte. Niobe musste trotz ihrer alles andere als angenehmen Lage, leicht lächeln, blieb jedoch stehen, als ein Mann den Sklaven aufhielt, der wohl der Hausherr zu sein schien.

    Mit wunden Füßen, knurrendem Magen und am Ende ihrer Kräfte, schleppte sich Niobe hinter dem Händler her, der erbarmungslos an dem Seil zerrte. Ihr schien es, als würden sie quer durch Rom laufen, denn sie passierten eine um die andere Straße.


    Endlich hielt der Mann an der Tür eines recht vornehm wirkenden Hauses und klopfte. Niobe verfluchte den Strick um ihre Handgelenke und konnte sich eine gewisse Nervosität, wen sie wohl als Herrn bekommen würde, nicht verkneifen.


    Einer der Sklaven öffnete die Tür und war wohl so überwältigt, dass er nicht mehr den Blick von ihr abwenden konnte. Niobe musterte den jungen Mann und entspannte sich etwas, zumindest schienen sie Sklaven einigermaßen anständig zu behandeln. Der Junge hatte saubere Kleidung und schien gesund zu sein.


    Niobe setzte eine ausdruckslose Miene auf, musterte dabei wie zufällig ihre Umgebung als würde es sie nicht weiter interessieren.

    Niobe ging schweigend hinüber zu Verus als der Händler ihm den Strick überreichte, an dem ihre Hände gefesselt waren. Sie versuchte so ausdruckslos wie möglich zu schauen, musterte aber dennoch den Mann der soviel Geld für sie bezahlt hatte. Er war durchaus ansehnlich, doch wie es schien, hatte er sie ja im Auftrag für jemanden anderes gekauft. Niobe hoffte, dass sein Auftraggeber ebenfalls einigermaßen annehmbar war, wer weiß, was er so alles mit ihr vor hatte. Sie senkte etwas den Blick und wartete ab, was nun geschehen würde.

    Mit immer noch unbewegter Miene verfolgte Niobe das Geschehen und fragte sich, ob die Versteigerungen der Sklaven grundsätzlich so lange dauerten. Ihre Handgelenke brannten von dem derben Strick, der um sie geschlungen war und sie fühlten sich mittlerweile taub an. Sie war so müde, dass sie sich am liebsten an Ort und Stelle fallengelassen hätte um zu schlafen, aber das hätte ihr nur einen Tritt des Händlers eingebracht, wenn nicht mehr.


    Sie musterte die mehr oder weniger fein gekleideten Herren und die Dame und seufzte traurig. Es war garnicht so lange her, als sie auch solche Kleidung getragen hatte.

    Völlig teilnahmslos verfolgte Niobe die Versteigerung und verfluchte leise den Händler auf arabisch als dieser sie packte und unsanft nach vorne zerrte wie ein Stück Vieh. Sie war müde von der langen Reise und fühlte sich extrem schmutzig. Im nächsten Moment stieß der Händler sie unsanft in die Seite und Niobe sog scharf die Luft ein vor Schmerz. Wenn Blicke töten könnten, wäre der Händler jetzt sicherlich tot umgefallen und wären ihre Hände nicht gebunden gewesen, sie wäre ihm an die Gurgel gegangen. Niobe zischte erneut einen Fluch auf Arabisch. Und dann setzte sie ein "Asinus!" hinterher, dieses Mal so laut, dass die Männer es auf jeden Fall hören konnten. Momentan war es ihr egal, ob ihr Temperament sie den Kopf kosten würde oder nicht.


    Niobe bedachte die Umherstehenden mit einem verächtlichen Blick voller ungebrochenem Stolz und schwieg.

    Salve,


    ich bin eine syrische Sklavin namens Niobe und möchte gerne in Roma auf dem Sklavenmarkt verkauft werden :D


    Also:


    Name: Niobe
    Stand: Servus
    Ort: Rom


    Dies ist die Tochter-ID von Lucius Decimus Romanus