Der ianitor nickte verständig, bevor er eine der Haussklavinnen, ein dunkelhäutige junge Frau, die zufällig in der Nähe der porta unterwegs gewesen war, zu sich winkte und mit dem Auftrag losschickte, den Hausherrn wegen des Besuchers zu kontaktieren.
"Ich lasse eben nachfragen, ob der Herr im Haus ist," erklärte der ianitor und offenbarte ein sehr zahlückiges Grinsen, das alle Falten auf einmal auf seinem Gesicht zu bewegen schien.
Beiträge von Nefertiri
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Der ältliche ianitor hatte einen der Haussklaven, in diesem Fall die junge Ägypterin Nefertiri, damit beauftragt, den hohen Besucher zu melden, und so klopfte die junge Frau vorsichtig an die hohe Tür des Arbeitszimmers, wartete die Erlaubnis ab, eintreten zu dürfen, bevor sie in das Zimmer schlüpfte und den Blick aus ihren dunklen Augen auf den Hausherrn richtete. Leise und weich erklang die Stimme, als sie zu sprechen anhob:
"Dominus, vor der Türe wartet der Senator Germanicus Avarus, der in einer dienstlichen Angelegenheit mit Dir sprechen möchte. Soll ich ihn zu Dir führen oder möchtest Du ihn im atrium aufsuchen?" Still blieb sie stehen, mit gesenktem Blick, wohl auf die Antwort des Hausherrn harrend.
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Die porta wurde auch prompt vom diensthabenden ianitor geöffnet, einem zahlosen Männchen, dessen Gesichtszüge wirkten, als wäre hier eine verschrumpelte Dattel wieder lebendig geworden.
"Was kann ich für Dich tun?" krächzte der Alte und blickte den Frontsklaven, dann die hinter ihm auf der Straße befindlichen Personen neugierig an.
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Mit der Neuerwerbung ihres Herrn, wo auch immer dieser kräftige Germane nun genau herstammen mochte, war Nefertiri durchaus zufrieden, nicht zuletzt, weil die Auswahl an ansprechenden Sklaven im Haushalt einfach nicht besonders groß war. Sciurus, der Liebling des Vetters ihres Herrn, war ihr zu jung und zu schmal, ausserdem schlief er im Bett seines Besitzers, Sica, der vilicus des Haushalts, erweckte schon von weitem die Leidenschaft eines Backsteins, so eisige Stimmung verbreitete er dauernd um sich, und die anderen Sklaven waren entweder zu jung, zu alt oder einfach zu weiblich.
Sie war im Grunde froh, dass ihr Herr sich etwas Neues zugelegt hatte und dieser Neue ihr anscheinend auch ein klein wenig zugeneigt war. So führte die schlanke, kleine Ägypterin den gegen sie riesenhaft wirkenden Germanen durch die Korridore der Villa Flavia Felix, zeigte ihm verschiedene Türen, die zu den Wohn- und Arbeitszimmern der Familienmitglieder führten, und brachte ihn schließlich zu einer Treppe, die in das Erdgeschoss führte, steuerte dann den Weg zum balneum an.
Wie alle Patrizier führten die Flavier ein aufwendiges Leben, was sich auch in diesem prachtvoll verzierten Raum offenbarte, der mit Marmor an Wänden und am Fußboden gestaltet worden war, Fensteröffnungen ließen zudem Licht durch diesen Raum fluten, erhellten ihn so zusätzlich, dass man beim ersten Schritt hinein durchaus geblendet sein konnte. Doch hier verharrte sie nicht, sondern schritt in einen kleinen Nebenraum, der von einem Vorhang verborgen worden war, der weitaus weniger prächtig ausgestattet war, nur Mosaike auf dem Boden und gekachelte Wände, aber zweifelsohne die luxuriöseste Art und Weise, wie man in Rom als Sklave sauber werden konnte.
"Am besten, Du legst Deine Sachen ab, setzt Dich in das Becken und ich wasche Dich, dann musst Du Dich nicht so viel bewegen. Das sieht sehr schlimm aus," mitfühlend deutete sie auf die Wunden an seinen Handgelenken, wenngleich auch ihr Vorschlag nicht ganz uneigennützig gewesen war. Das Becken war klein, bot vielleicht höchstens vier sitzenden Personen Platz, aber für die Zwecke der Reinigung reichte es auf jeden Fall aus. Selbst hier gab es eine gewisse Helligkeit, auch wenn die Ausstattung niemals auch nur ansatzweise an das andere Zimmer herankommen würde. So blieb sie neben dem Einstieg in das Becken stehen und blickte Rutger auffordernd an.
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"Ja, Herr,"antwortete sie folgsam auf die Worte seine Lektüre betreffend. Sie verstand zwar nicht so recht, was er an diesen Schriftrollen fand, die sie zwar lesen konnte, deren Inhalt aber so furchtbar fade war, dass sie nach den ersten Zeilen meist schon alles beiseite legte. Besonders Cicero war ein ausgesprochen trockener und öder Schriftsteller, aber wenn es ihrem Herrn gefiel, dann stellte sie dies nicht in Frage. Dass sie nun diverse Schriftrollenläden auf dem Markt durchstöbern würde müssen, gefiel ihr weit besser, er gab ihr meist genug Geld mit, auch noch einige Kleinigkeiten zu erstehen, die ihr selbst gefielen - so zeigte sie ihm ein warmes Lächeln und verneigte sich ehrerbietig in seine Richtung, weil sie wusste, dass ihm diese Art der Respektsbekundung gefiel.
"Komm," sagte sie mit einem Lächeln nun zu Rutger. "Es gibt einen Raum, in dem sich die Sklaven waschen dürfen, solange keine Herren anwesend sind, und um diese Zeit haben wir sicher Glück. Alle sind hier sehr beschäftigt." Damit griff sie ihn kurzerhand an seiner Rechten und zog ihn aus dem Arbeitszimmer ihres Herrn heraus, um diesem keine Möglichkeit mehr zu geben, irgendwie Einspruch zu erheben, um ihn auf den Korridor zu führen und dann in das Innere der Villa.
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Ein warmes, offenes Lächeln erhellte die exotischen Züge der dunkelhäutigen, zarten jungen Frau, und sie neigte langsam den Kopf in Rutgers Richtung, als er seinen seltsam klingenden Namen nannte.
"Ruth-geer Thhhi-dri-son," wiederholte sie vorsichtig, dem Klang seines Namens einen sehr fremdartigen, aber sicher nicht unangenehmen Klang beimengend. "Ich bin Nefertiri, und diene als Leibsklavin unserem Herrn. Möchtest Du mir folgen? Ich denke, das Beste ist, dass Du zuerst diesen ganzen Dreck vom Leib bekommst und frische Kleidung." Wieder klirrten leise einige Glasperlen, als sie sich in Richtung des Römers und ihres Herrn wandte, um seine Zustimmung zu ihren Worten einzuholen, bevor sie sich zur Tür wandte und dort auf den Germanen zu warten schien."Es ist nicht weit, und Du siehst gleich einen Teil der Villa Flavia," erklärte sie und machte mit der schlanken Hand eine leichte Bewegung in Richtung der Türe, bei der die dünnen, goldenen Armreifen klirrten, die sie trug. Überhaupt schien sie deutlich mehr Schmuck zu tragen als die meisten römischen Bürger - entweder es gefiel ihrem Herrn, sie so zu sehen, oder sie besaß, selbst als Unfreie, einige gewisse Stücke von Wert. Still ließ sie ihren Blick über den Körper des Germanen schweifen, innerlich schon eine gewisse Vorfreude unterdrückend, die sich auf die Tatsache bezog, dass sie es sein würde, die seinen Körper waschen würde. Und wie sie ihren Herrn einschätzte, war es genau das, was er wollte.
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Die Stimme ihres Herrn war die Stimme, die sie nie überhörte - dieses Mal war dieser Effekt natürlich dadurch begünstigt, dass sie sich im cubiculum ihres Herrn befand und einige seiner Kleidungsstücke, die sie frisch gewaschen zurückerhalten hatte, in die Kleidungstruhe einsortierte. Das Arbeitszimmer war nicht allzu weit von jenem Raum entfernt, und fast sofort erhob sich die Ägypterin, klappte die Kleidungstruhe sorgsam zu, damit keine Fliegen es sich dort gemütlich machen konnten, und verließ eilig den Raum, um dem Ruf Folge zu leisten.
Dass der Raum, in den sie nun eintrat, ganz anders aussah, als sie es erwartet hatte, zeichnete sich jedoch nicht auf ihrem Antlitz ab - sie war vieles gewöhnt und auch wenn die eigenartigen Dinge, die im Leben ihres Herrn bisweilen geschahen, zumeist doch überraschend waren, versuchte sie allem mit einer gewissen Gleichmut zu begegnen, wie es der Nachfahrin der größten Zivilisation der bekannten Welt zukam. Leise klirrten die in ihr Haar eingeflochtenen Glasperlen, als sie an der Tür stehenblieb, die Hände vor der Brust aneinander legte und sich knapp verneigte, bevor sie so stehen blieb, den Kopf halb gesenkt, und die Szenerie aus den Augenwinkeln betrachtete.
"Wie kann ich meinem Herrn dienen?" erklang die weiche, melodische Stimme Nefertiris, deren dunkle Haut keinen Zweifel daran ließ, dass sie aus einem südlichen Land stammen mochte. Die zarte Haut, der weiche Schwung der Lippen und auch ihre schlanke, dennoch weiblich gebliebene Gestalt mochten recht schnell erklären, warum sie die Leibsklavin ihres Herrn geworden war und diese Position auch noch nach zwei Jahren innehatte. Verstohlen blickte sie zu dem einzigen Unbekannten im Raum - Rutger - der als ihr direktes Gegenstück hätte gelten können, hätte man sie direkt miteinander verglichen. Leise sog sie den Atem ein, bemühte sich, ihn nicht zu offen zu mustern, doch sie gestand sich insgeheim ein, dass ihr dieser Fremde gefiel, und dass seine Arme das Zeichen der Sklavenschaft aufwiesen, war zumindest für sie ein gutes Zeichen ...
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Leise betrat sie die Räumlichkeiten, welche sie mit ihrem Herrn gemeinsam bewohnte. Noch immer lag der vage Geruch der Leidenschaft der vergangenen Nacht darin, obwohl gelüftet worden war - oder narrten sie ihre Sinne so sehr, dass sie etwas zu riechen glaubte, das nicht vorhanden war? Diesem Gedanken einige Momente nachhängend, trat sie zu dem kleinen Tisch, der im Raum ebenso Platz gefunden hatte, um den Brief, welchen sie an der porta erhalten hatte, dort abzulegen und sich danach wieder ihren Pflichten zuzuwenden.
Wer hatte ihm wohl geschrieben? Die Sklavin an der Tür hatte besorgt gewirkt, es musste eine wichtige Botschaft gewesen sein, die sie überbrachte. Und nun lag das gerollte Pergament auf dem Tisch, einladend und verlockend zugleich. Sie betrachtete den Brief nachdenklich und ordnete dabei einige frisch gewaschene Tuniken ihres Herrn in dessen Kleiderkiste ein, strich über den weichen, qualitativ hochwertigen Stoff mit den Fingerkuppen, als wäre dies seine Haut, nicht nur seine Kleidung. Ob er ....?
Ruckartig stand sie auf, klappte die Kiste zu und verließ eilig den Raum, bevor die Versuchung, den Brief zu öffnen und zu lesen, übermächtig werden würde.Lieber Aquilius,
ich habe keine Ahnung ob du weißt wo ich bin oder was mit mit ist. Hat es Furianus vor seiner Abreise noch gesagt? Ich denke nicht. Falls du dachtest ich sei schon frei....ich bin es nicht.
Ich habe einen großen Fehler begannen und mich auf der Strasse mit dem Praetorianer Praefecten Caecilius Crassus angelegt und landetet im Carcer. Furianus gab ihm die Verfügungsgewalt über mich und nun bin ich in seiner Casa. Er hat mich in seiner Hand und ich habe Angst, ich will hier nicht bleiben, denn ich gab ihm mein Wort alles zu machen was er will. Ich weiß nicht wie lange ich es hier aushalte ohne durchzudrehen oder etwas schlimmes anzustellen.Dieser Brief ist geheim, denn es weiß keiner, ausser derjenige der ihn dir überbringt, dass ich ihn schreibe. Ich darf die Casa nicht verlassen, weil er denkt ich würde mich mit jemandem treffen wollen. Ich habe ihm nichts gesagt, aber er wäre nicht bei den Praetorianern wenn er nicht wüsste, wie er etwas rausbekommen kann und davor habe ich Angst.
Ich weiß nicht mehr weiter....
Nadia
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Langsam nahm die Leibsklavin des Flavius Aquilius den Brief entgegen und verbarg ihn unter ihrer Tunika - Sica musste schließlich nicht alles sehen, alles wissen, von allem erfahren, sie hatte schon sehr schnell festgestellt, dass kleine Geheimnisse eine Frau interessanter machten - bevor sie der jungen Frau zunickte.
"Mein Herr wird Deinen Brief erhalten, das verspreche ich Dir," sagte sie leise, und die weiche Stimme der Ägypterin klang wie Samt, den man über der Haut entlang gleiten ließ. Dunkle Augen bemaßen die Aufregung der Sklavin mit Interesse, fast Neugierde, dann nickte sie. "Soll ich ihm ausrichten, von wem dieser Brief stammt? Oder erklärt sich alles in den Zeilen?" -
"Ja, Herr," sagte sie in dem leisen, unterwürfigen Tonfall, den sie stets benutzte, wenn andere in der Nähe waren, bevor sie die Truhe öffnete. Dort lag sie obenauf, jenes Spielzeug der Freuden und Schmerzen zur gleichen Zeit. Die Gerte, die er stets benutzte, um sie zum einen zu bestrafen, zum anderen das Spiel zwischen ihnen auszudehnen, bis sie eins ums andere Mal eine besondere Nähe damit erlangten. Er war ihr Herr, und nicht nur dadurch, dass er sie einst gemeinsam mit seinem Vetter gekauft hatte. Er war längst mehr als allein ihr Besitzer geworden, und die Freiheiten, die sie dadurch erlangt hatte, dass sie stets gehorchte, waren deutlich mehr als die so manch anderes Sklaven.
Langsam berührten ihre Fingerspitzen die gerade geschnittene Gerte aus dunklem Holz, bevor sie diese mit der Würde einer Tempeldienerin anfasste, sich gleichzeitig geschmeidig erhob und sie auf das Pult neben das Bett ihres Herrn legte. Dann drehte sie sich um, blickte zuerst zu ihm, dann zu Sica. "Ich werde gehorchen," sagte sie ruhig und betrachtete den Sklavenaufseher der Villa Flavia, nicht ohne die vollen Lippen etwas vorzuwölben. Er sah streng aus. Und sie hatte Strenge schon immer zu schätzen gewusst.
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Sie wagte es kaum, den Blick auf ihren Herrn zu wenden, denn sie ahnte, dass es früher oder später ein enormes Donnerwetter geben würde. Das Zeitkontingent, das er ihr für ihre Reise zugestanden hatte, hatte sie sehr weit ausgereizt und er war nie ein geduldiger Mann gewesen, zumindest nicht, seit sie ihn kennengelernt hatte. So überkreuzte sie die Arme vor der Brust und verneigte sich still vor ihm, ohne etwas zu sagen, und blieb in einer Ecke des Raums neben der Tür stehen, um abzuwarten, was es zu sagen gab. Das Zimmer schien auf jeden Fall ein bisschen bescheidener als der Raum, den er in Athen bewohnt hatte, aber sie war sich sicher, dass er auch diesen Umstand bald zu seinem Vorteil zu wandeln imstande wäre.
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Anmutig neigte die Ägypterin ihren Kopf und wandte sich sofort zu den Trägern, um ihnen mit einer Hand ein Zeichen zu geben, dass sie ihr in die Villa hinein folgen sollten, bevor sie sich an Sicas Fersen heftete und ihm in die Richtung ihres Herrn folgte. Langsam fühlte sie die übliche, leichte Beklemmung zurückkehren, die sie so oft in seiner Nähe empfand - würde es immernoch so sein wie zuvor? Doch für solche Gedanken war keine Zeit, galt es doch, entspannt und gelassen auszusehen, wenn sie ihm gegenüber trat.
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Sie mochte mit einer flavischen Verwandten denkbar wenig Ähnlichkeit haben, dafür waren ihre Züge eindeutig zu exotisch - vielleicht allenfalls die Bastardtochter eines Flaviers, der sich einiges an Spaß in Aegyptus erlaubt hatte, doch klärten ihre Worte jeden möglichen Zweifel mit einem weichen, schmeichelnden Akzent in ihrem einwandfreien Latein sogleich auf.
"Salve. Ich bin das Eigentum des dominus Caius Flavius Aquilius und möchte gerne zu ihm vorgelassen werden. Dies hier," damit wies sie mit ihrer schlanken Hand auf die aufgereihten Träger samt den Kisten, Taschen und Behältnissen, die von jenen getragen wurden. "..gehört zum Besitz meines Herrn wie auch ich." -
Nefertiri war einigen Trägern vorausgeschritten, so selbstbewusst, als sei sie eine freie Frau, wohl aber auch wissend, dass sie so ihre verlockende Rückansicht am besten präsentieren konnte. Die wiegenden Hüften der tief gebräunten Ägypterin zogen denn auch einige Blicke auf sich, als sie durch die Stadt geschritten war, die kleine Prozession an Trägern mit Taschen und Behältern hinter sich her ziehend wie eine Entenmutter mit schwer beladenen Küken. Als sie nach der Weisung eines anderen Sklaven, der wohl gerade mit einem Botengang beschäftigt war, die Tür der Villa Flavia erreicht hatte, atmete sie tief durch.
Es war eine Weile her, dass sie ihren Herrn gesehen hatte, und die innerlich brennende Sehnsucht nach seiner Nähe war gerade in den letzten Tagen unerträglich geworden. Langsam hob sie die Hand und klopfte energisch an der Türe, um den Ianitor auf sich aufmerksam zu machen und strich sich die dünn geflochtenen Zöpfe ihrer tiefschwarzen Perücke von den Schultern nach hinten zurück, um gleich einen guten Eindruck zu machen.
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*legt die Hände vor der Brust zusammen und verneigt sich tief*
Ich bitte untertänigst darum, meinem Herrn Caius Flavius Aquilius zugeführt zu werden, welcher sich derzeit in Roma aufhält. Bestimmt vermisst er mich, seine Sklavin Nefertiri, schon.