Beiträge von Purgitia Lenaea

    Leni war noch etwas außer Atem, denn die Zwillinge hatten einen ordentlichen Spurt hinlegen müssen um letztendlich doch noch der Schar von Sklaven zu entkommen. Das war toll, denn bisher hatten nur die Sklaven Ärger bekommen und Stella und sie nicht. So war's richtig, fand Leni. Aber diesmal hatten sie sich wirklich ins Zeug legen müssen und Leni war ganz schön ins Schnaufen gekommen. Nun hatten sie dafür ihre Freiheit und konnten in den Straßen Roms gemütlich auf und ab hopsen. Grade hatte Leni all ihre Kräfte zusammengerafft und einen ordentlichen Sprung hingelegt, als Stella ihre Aufmerksamkeit auf die Truppe von Soldaten lenkte, die da vorübermarschierte.


    Sofort war auch Leni Feuer und Flamme, blieb erst neugierig stehen um dann hinter ihrer Schwester hinterherzuhetzen, die ihr gar keine rechte Zeit für eine ruhige Antwort ließ. Doch auch Lenis Augen hatten geglitzert vor Schalk und Neugier, sodass Stella gar nicht auf eine mündliche Antwort warten musste. Schließlich standen beide Mädchen neben dem Mann, den sie für den Legaten hielten und strahlten zu ihm hoch, eine freudiger und neugieriger als die andere.


    "Ja, bitte. Zeig uns mal deinen Kerker und vielleicht auch einen schlimmen Verbrecher, der da eingesperrt ist!" Kurz tauschte sie einen abenteuerlustigen Blick mit ihrer Schwester aus und grinste dann wieder hoch zu dem Legatus. Leni hatte süße Grübchen auf jeder Seite, wenn sie so breit grinste wie jetzt, noch etwas, das die beiden nicht wirklich teilten. Eines der wenigen Dinge, denn sonst sahen die beiden aus wie ein Ei neben dem anderen.

    Nachdem sie mit ihrer Schwester einen kurzen Blick ausgetauscht hatte, hob auch Leni wieder den Kopf um Plotina misstrauisch anzusehen. Stella hatte Recht damit, wenn sie immer wieder behauptete, dass manche Erwachsenen ihre Nasen zu hoch trugen. Und Leni dachte genau das gleiche wie ihre Schwester.


    Auch weiterhin blieb Leni stumm und sah wie hypnotisiert auf die wallenden Fleischberge vor sich. Das alles war faszinierend wie ein schwingendes Pendel, das einen für Minuten bannen konnte. Zumindest ging es Leni so, die mit kritischem Blick weiterhin die dicken Wulste des Mannes vor sich betrachtete. Erst als Stella mit dem Finger auf ihn zeigte, nahm Leni ihren Blick von dem Kerl und schluckte einmal. Auch sie war total angewidert, aber es war wie bei einem Unfall, wo man einfach hinsehen MUSSTE. Er sah aus, als hätte er sich die gesamte lucanische Wüste um die Taille geschnallt.

    Endlich ließ man die Zwillinge hinein und Leni war froh darüber, denn auf diese Weise konnte sie ihr Versprechen, mal ausnahmsweise braver zu sein, wenigstens am Anfang ihres Aufenthalts in Rom noch einmal halten. Anderenfalls hätte sie den Türsteher gleich zur Schnecke machen müssen, das tat sie nämlich hin und wieder mal, wenn sie gerade nicht so guter Laune war. Und das kam nur dann vor, wenn sie zugleich hungrig und müde war - so wie jetzt.


    Etwas grimmig ging sie neben ihrer Schwester und deren Augusta her ins Atrium, wo auch sie sich umsah. Büsten. So weit das Auge reichte. Das tollste an solchen Büsten war es, wenn man dabei zusehen durfte, wie sie gerade gen Marmorboden fielen. Leni nahm sich vor, mal 'ganz aus Versehen' eine Anzurempeln, nur um sie am Boden zerschellen zu lassen. Mit Vasen ging das wunderbar. Sicher auch mit diesen dicken Büsten, die eh total hässlich waren. Wahrscheinlich konnte man Leni schon an der Nasenspitze ansehen, was sie sich dachte, als sie an den Büsen vorbeiging, denn auf einmal fühlte das Mädchen die Hand Paulas zwischen den Schulterblättern und kurz darauf hörte sie die Stimme der Sklavin am Ohr, die ihr zuzischte sie solle nicht mal dran denken. Leni drehte den Kopf herum und warf ihr einen bösen, vorwurfsvollen Blick zu und damit war die Sache erst einmal erledigt. Schließlich saßen die beiden nebeneinander auf der Bank und Leni schmollte immernoch etwas, während Stellas Magen anfing sich selbst mit jedem Laut zu übertönen.


    "Das kann schon sein...", flüsterte Leni zurück, als Stella ihr meinte, dass der Onkel vielleicht doch nicht so reich war. "Aber vielleicht hat er einfach nur einen schlechten Geschmack. Wir können ihm ja einen Anlass bereiten hier alles neu einzurichten...", wisperte Leni an Stellas Ohr und warf ihr dann einen verschwörerischen, eindeutigen Blick zu. Leni wusste, dass Stella genau verstand, was sie gedacht hatte.

    "Jaaa... DAS hat sie gesagt. Und genau so. Ich habs nicht falsch verstanden wie letztes Mal bei den Hunden, die so komisch hintereiander hergetappst sind und sich angesprungen haben!", meinte sie und war ihrer Schwester noch einen ernsten Blick zu. Ja, die Sache mit den tollenden Hunden, wo sie gedacht hätte die würden kämpfen und Tante Domitilla schrecklich rot angelaufen war und etwas meinte von wegen die zwei würden lieb miteinander 'spielen'.


    "Wie man Jungs oder Mädels kriegt hat sie mir nicht gesagt. Aber doch nicht durch Ankreuzen. Bist du doof? Bestimmt abwechselnd Mädchen und Junge.", meinte sie seltenklug und ging dann vollends auf Sisenna zu.


    Leni machte große Augen als das Mädchen heftig zu nicken begann. Sie war also doch tatsächlich die Tochter des Augustus und Leni kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. "WIIIIIIRKLICH?", fragte sie mit einem fürchterlich gedehnten i. Sodann schlug sie sich theatralisch beide Hände vor den Mund und klopfte sich anschließend auf die Schenkel. "Wir sind die berühmt-berüchtigten Purgitia-Zwillinge. Stella -", damit deutete sie auf ihre Schwester, "und Lenaea. Aber zu mir sagen alle nur Leni.", fügte sie an und fing breit zu grinsen an.


    "Du hast es wohl noch nicht geschafft, die Schar von Sklaven abzuschütteln? Sollen wir dir helfen? Du kannst uns ja mal dein Haus zeigen, denn wir wollen sehen, wo der Augustus lebt. Außerdem ist es lustig, wenn die Sklaven Ärger bekommen, weil sie nicht auf uns aufgepasst haben. Ich leg mich immer auf den Boden und lausche mit dem Ohr, was unten im Haus vor sich geht... da gibts meistens ein schönes Donnerwetter, wenn Stella und ich entwischt sind."


    Unglaublich..., musste Stella denken, als ihre Schwester auf einmal den Mund nicht mehr zubekam. Das sah ihr nur sehr selten ähnlich, nämlich dann wenn sie furchtbar gespannt war und grade etwas ausheckte und ihren Plan kund tun wollte.

    Auch Leni stand etwas doof neben ihrer Schwester und versuchte zu hören und zu sehen. Aber der dicke Mann vor den beiden reichte aus um sie beide vor allem möglichen abzuschirmen, was interessant sein konnte. Aber Lenaea hatte auch nicht den Worten gelauscht, die um sie herum so gesprochen wurden. Da wurde ohnehin zu allen Seiten so viel nebenher geplaudert, dass es Leni unmöglich vorkam alles mitzubekommen. Und so war sie auch verwundert darüber, dass ihre Schwester auf einmal das Wort ergriff und sich einmischte.


    Stumm hob auch sie den Kopf um zu sehen, wen Stella angesprochen hatte. Mochte die angesprochene Frau sich umdrehen mochte sie da zwei gleichaltrige Mädchen vor sich stehen sehen, die sich sehr ähnlich sahen und gleiche Kleider trugen. Ohne jeden Zweifel Schwestern. Nur dass Stella vermutlich mehr neugierig und Leni mehr überrascht dreinschaute. Auch hielten die beiden Mädchen sich wie so oft an den Händen und Leni warf ihrer Schwester kurz einen fragenden Blick zu.

    Die Sklaven waren wirklich eine einzige Plage. Und die hier in Rom noch viel reservierter als die bei der Tante. Dabei gab es hier so viele lustige, interessante Sachen. Leni hatte schon immer mal wissen wollen, wie es in der Kanalisation aussah, wenn man einfach in eines der Löcher rutschte, die da hier und da am Straßenrand zu finden waren. Aber die Sklaven mochten sowas gar nicht mit ansehen und hatten alle Augen und Hände voll zu tun um beide Kinder gleichzeitig zu beobachten, wenn sie in verschiedene Richtungen wuselten.


    Aber Leni hatte trotzdem eines der Gullilöcher entdeckt und laut "HUUUUHUUU" reingebrüllt um dem Echo zu lauschen, das nicht lange auf sich warten ließ. "Sowas macht man doch nicht!", hatte man Leni vorgeworfen und sie wieder auf die Beine gezogen, woraufhin sie nur böse geguckt und 'Pffft' gemacht hatte.


    Nun hatten sie die ganze leidige Bande aber glücklicherweise abgehängt und konnten endlich frei, Hand in Hand, durch Rom spazieren. Hier und da kamen ihnen reich aussehende Leute entgegen, die aussahen als hätten sie einen Stecken verschluckt, denn ihre Nase trugen sie so hoch, als würde die Spitze des Steckens direkt darin stecken. Leni hatte die Leute nur komisch angeschaut und Stella hatte Lenis Aufmerksamkeit wieder auf ein anderes Thema gelenkt. Der Augustus... ja DER musste hier auch irgendwo leben. Und Leni war schon sehr gespannt darauf, das Haus des Kaisers zu sehen.


    "Ohja... er MUSS Kinder haben. Wenn man nämlich eine Frau hat und ein Mann ist, dann kriegt man irgendwann mal Kinder. Ich weiß es genau, denn Tante Domitilla hat es mir mal gesagt." Grade waren die beiden im Gespräch vertieft, als sie ein Kinderlachen irgendwo hören konnten. Leni blieb sofort stehen und spitzte die Ohren. "Ja, bestimmt das Kind vom Kaiser!", meinte sie aufgeregt und lief zusammen mit ihrer Schwester in die Richtung aus der das Lachen gekommen war.


    Dort offenbarte sich den Zwillingen ein Mädchen, das umringt war von einer Schar von Sklaven. Auch jetzt blieb Leni nochmal stehen und schaute sich die Szene kurz an. Dann setzte sie auch schon zu einem lauten Rufen an. "HEEEY! Bist du das Kind vom Augustuuuuus?", rief sie um auch gehört zu werden.

    Leni hielt den Atem an, als sie sah, wie die Tür langsam aufging. Neugierig streckte sie den Kopf vor und zog dann zischend die Luft ein, als sie sah, wie Stella an ihr vorbeistürmte um den armen Sklaven zu überfallen. Und tatsächlich rannte sie ihn fast um! Ein Bild für die Götter, wie Leni sofort fand. Kichernd hielt sie sich wieder beide Hände vor die Lippen und sah mit blitzenden Augen zu, wie Stella sofort kehrt machte und nochmal in die Kutsche hopste. Was war denn jetzt los? So erschrocken? Das kannte sie nicht von ihrer Schwester. Doch ihr Blick entspannte sich wieder, sobald sie sehen konnte, dass Stella nur ihre Augusta vergessen hatte. Ihr Augustus lag noch in irgendwo zwischen dem Gepäck, aber sie wollte den alten Kerl jetzt eh nicht bei sich haben.


    Sobald Stella wieder bei ihr war, nahm Leni ihre Hand und drückte sie leicht. Sodann trat sie aber einen Schritt auf den Türsklaven zu. Auch wenn dieser grade im Gespräch war mit Neferu, das war ihr egal. Die Sklavin hatte gefälligst den Mund zu halten, wenn sie etwas wollte. Also trat sie wie eine Dame mit ihrer Schwester als Verstärkung einen Schritt nach vorne. "Hey. Wir haben Hunger und wollen zu unsrem Onkel. Also lass uns hier nicht unnötig lang rumstehen, sondern lass uns rein und hilf den Sklaven mit dem Gepäck!", forderte sie ihn forsch auf und tauschte dann einen Blick mit der Schwester aus.

    Lenaea musste auch kichern, als Stella die alte Domitilla nachgemacht hatte. Weiterhin hielt sie sich grinsend die Hand vor den Mund, so dass sie mit den Fingernägeln ihre Lippen berührte. Eine ihrer Augenbrauen hatte sich im Schalk schon gehoben, als Stella versuchte sie zu kitzeln. Obwohl sie bei Anderen oft kitzelig war, gelang es Stella nicht oft Leni wirklich zu kitzeln. Leni fand nämlich, dass man es Stella schon ansehen konnte, bevor sie die Hand ausstreckte. Und so vorbereitet war es immer nur halb so schlimm.


    Und nun wartete sie nur noch darauf, dass endlich diese Tür geöffnet würde und sie rauskommen konnte. Leni kam zuerst dran und durfte als erste aussteigen. Das tat sie auch mit einem kleinen Satz und drehte dann erstmal den Kopf in alle Richtungen und blinzelte gegen die Sonne an. Dann war auch Stella hinter ihr und gab zu Bedenken, dass Onkel Macer die zwei kleinen Einbrecher aufspießen könnte und Leni erwiderte sofort, dass sie das nicht glaube. "Achwas... der alte Onkel Macer. Wir sind ja wohl schneller als der! So schnell kann der nicht nach uns beiden schlagen, wie wir ihm vor der Nase rumtanzen!"


    Sodann sah sie misstrauisch zu, wie Stella in die berühmt-berüchtigte 'Umdenhalsfallstartlöcher' ging. Vier Meter? Eindeutig zu viel. Auf diese Weise würde Stella den alten Mann vielleicht noch ganz aus den Sandalen schubsen und mit ihm auf dem Boden landen. Leni ging da doch lieber auf Nummer sicher und trat auch für ihre Schwester zur Seite. Auch Neferu und Paula, Lenis Amme, die nirgendwo besonderes herkam und nur besonders doof war. Laut Lenaea. Die olle Paula stellte sich dann auch gleich hinter Neferu an der Tür an und schielte nur das eine oder andere Mal auf ihren Schützling runter, der erstmal mit einem Stücken Abstand stehen blieb und nach Fenstern Ausschau hielt.

    Leni war auf der Reise oft mal nebenher ein bisschen eingenickt. Und das im Sitzen. Dass das überhaupt möglich war hatte sie sich damit schonmal selbst bewiesen und ihrer Schwester auch. Die war eh viel hippeliger und konnte es gar nicht mehr erwarten, endlich aus ihrem Reisegefährt auszusteigen. Aber im Moment rumpelte es auch immer wieder und da konnte selbst Leni nicht mehr in der Kutsche schlafen. Sie hatte sich auf die Sitzfläche gekniet und den Kopf aus dem Fenster gestreckt um zu schauen, wo es lang ging und ob sie wohl das Haus des Onkels wohl wieder erkennen würde. Das war jedoch nicht der Fall.


    Neferu hatte es dafür erkannt und Leni wurde auch endlich nervös. "Mir tut auch alles weh. Ich will raus hier und sehen, was man hier so treiben kann. Jedenfalls sieht es hier schonmal ganz anders aus als in Ravenna. Da hat Domitilla recht damit, dass wir Pomeranzen werden. Oder wie sagt sie immer?", meinte Lenaea und verlagerte ihren Oberkörper mitsamt Hals und Kopf auch endlich wieder ins Innere der Kutsche, damit die Tür gleich geöffnet und sie heraushopsen konnten.


    "Wenn er nicht da ist, dann stürmen wir das Haus eben wie zwei Banditen. Durch ein Fenster oder wir klettern aufs Dach!", meinte Leni dann auch schon und legte die Hand über den Mund. Sie war so gespannt, denn das Haus zu stürmen wie zwei Banditen würde sicherlich spannender werden als vor der Tür auf den alten Onkel zu warten. Hoffentlich konnte er auch lustig sein.

    Salve,


    ich möchte bitte zu meiner Schwester durchgelassen werden, Purgitia Stella.


    Name: Lenaea
    Gens: Purgitia
    Wohnort: Rom
    Stand: Adulescens


    Bitte lasst mich rein :D


    Danke schonmal.