Beiträge von Diogenes von Oinoanda

    Während ich nun die Szenerie auf mich wirken ließ und hier und dorthin (natürlich, ohne den Kopf zu bewegen) einen Blick warf, hatte ich das deutliche Gefühl, in jemandes Schatten zu stehen - wie weiland mein Namensvetter von Sinope. Nicht, daß mir wer wer in der Sonne gestanden hätte, in der Weststoa scheint um diese Tageszeit keine Sonne mehr hinein, nein, es hat sich jemand hinter mich gestellt ... Und jetzt? Gerade wollte ich eine höflich-unverbindliche Bemerkung über die Athleten machen, die sich da herumwälzten, als eben jener über meine Schulter hinweg sagt: "Die Ringkämpfer sind auch nicht mehr das, was sie mal waren, oder?"
    Aber das wollte doch ich ... ??? Nun, habe gleich meine Seelenruhe wieder gefunden und flux antworte ich:


    Hoffentlich waren die jemals etwas ... aber im Grunde bin ich kein Anhänger der "Früher-war-alles-besser-Theorie" - schließlich heißt Leben Lernen, also besser werden. Würde alles notwendig schlechter, könnten wir nichts dazulernen und wir und die Welt gingen den sprichwörtlichen Bach usw. usf. Und so schlecht sind sie auch nicht, selbst wenn sie inzwischen wie in Mandelstaub gewälzte Mäuseblasen aussehen ...


    Im übrigen: ich bin Diogenes aus Oinoanda, keine Angst, nicht zu wissen, wo das liegt, ist keine Bildungslücke, sonst wären alle Menschen bis auf die aus Oinoanda ungebildet - und das anzunehmen wäre vermessen.


    Oinoanda liegt in Lycia et Pamphylia, einige hundert Stadien landeinwärts. Landschaftlich sehr reizvoll dort, eine Chiffre für völlige Langeweile, Stumpfsinn und Weltverneinung. Eigentlich passend für einen Epikureer, nicht? Ich bin einer, aber irgendwie ist Oinoanda mir dann doch zu epikureisch. Alexandria bietet mehr Reize, denen zu widerstehen des Epikureers vorzüglichste Pflicht ist ...



    Chairete, andres agathoi!


    DIOGENES VON OINOANDA


    Schüler berühmter Grammatiker, Historiographen,
    Philosophen in Athen und Rhodos,
    daselbst und zu Ephesos und Oinoanda Lehrer
    in obigen Disciplinen
    bietet Unterricht in eben denselben - und besonders
    in der Welt- und Handelssprache des Ostens:
    Koiné
    für Alexandriniische Neubürger aus dem Westen
    des Reiches.


    Auch lateinischer Sprachunterricht für Neubürger aus
    dem Osten wird geboten!


    Unterricht findet im Gymnasion statt. Material wird
    gestellt, Anmeldungen und Anfragen höflichst
    persönlich erbeten ebendort.






    Sim-Off:

    Eine griechische Schriftart ist bislang im IR leider nicht vorhanden; wäre aber wünschenswert, weil einfacher zu handhaben (ohne Akzente).

    Nach meinem Ausflug durch das Vierteil habe ich mich dazu enschlossen, meine Kenntnisse als Lehrer anzubieten. Zum einen kann ich Schüler in meinem Haus unterrichten, zum anderen auch im Gymnasion, je nach Bedarf und Wetter. Das Gros der Römer wird kein Koiné können, wie auch die meisten Griechen nicht Latein. Und ein wenig Philosophie und Geschichte wird vielleicht den ein oder anderen auch interessieren ...


    ... plane einen Aushang auf der Agora.

    Sim-Off:


    Chaire, mir ist grad aufgefallen, daß im Stadtplan von Alexandria eine "columna Pompeii" (beim Serapeion) eingezeichnet ist.


    Die Säule gibt's natürlich und heißt heute auch Pompeius-Säule, die Bezeichnung ist aber nachantik bzw. sowieso falsch. Die Säule ist ein Siegesdenkmal für Kaiser Diokletian (298/7), was wir aus einer Inschrift wissen.


    Kurzum, eine lateinische Bezeichnung ("columna P.") für das Monument ist falsch bzw. in der lateinischen Übersetzung anachronistisch.


    *klugscheißend aber die Grafiken aufrichtigst bewundernd* :D


    Chariete,
    Diogenes von Oinoanda


    ("2 whom it may concern")

    Chaire,


    Plautus karikiert in den Bacchides Erziehung, ansonsten sind die Zeugnisse sehr verstreut, an besten und kurzgefaßt m.E. in:


    König, Ingemar: Vita Romana. Vom täglichen Leben im alten Rom, Darmstadt: WBG, 2004, S. 107ff. mit Bibliographie.


    auch, aber "älter":
    Erziehung und Bildung in der heidnischen und christlichen Antike. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1976.

    Ich liebe gefüllte Datteln :D, leider sind sie recht klebrig, so daß ich meine Hände am Brunnen waschen mußte, bevor ich das Museion betreten wollte. Was hätte das schließlich für einen Eindruck gemacht: Diogenes von Oinoanda mit klebrig-süßen Händen in den Heiligsten Hallen des Apoll!


    Nun, ich wollte Apoll meine Morgengabe bringen, ein Fragment aus dem Tragödien des Lucius Accius - eines unter uns gesagt, kaum bedeutenden Dichters -, die man zum Kopieren an die Bibliothek zu senden mir man am Hafen aufgetragen hatte.


    Ah! Ein Bediensteter! He! Olah! Chaire andre agathe!


    Seid auch Ihr mir gegrüßt!


    Ich bin Diogenes von Oinoanda, nun vielleicht Diogenes von Alexandrien, wenn ich länger bleibe ...


    Diogenes - von wo?


    Oinoanda in Lykien - ich weiß, von dort, wo sich selbst die Wölfe langweilen, obgleich Lykien ja voll mit Wölfen sein soll.


    Nun, Diogenes von Oioioinanda, was kann ich für Euch tun?


    Nun, ich habe ein Fragment für Euch, das so unbedeutend ist, daß ihr es zwar nicht lesen, jedoch besitzen wollt ... Ihr braucht es nicht kopieren zu lassen, ich schenke es Euch. Wenn ich will, kann ich es ja jederzeit einsehen, um mein Gedächtnis aufzufrischen ... Hier - nehmt:




    ACHILLES
    Qua re ália ex crimine ínimicorum effúgere possis, délica.
    Ne túm cum feruat péctus iracúndiae
    . . . . an scéptra iam flaccént? ferat.
    MYRMIDONES
    Tu pértinaciam ésse, Antiloche, hanc praédicas,
    Ego péruicaciam áio et ea me utí uolo:
    Haec fórtis sequitur, íllam indocti póssident.
    Tu addís quod uitio est, démis quod laudí datur.
    Nam péruicacem díci me esse et uíncere
    Perfácile patior, pértinacem níl moror.
    Clássis trahere in sálum <me> et uela uéntorum animae immíttere
    Mea fácta in acie oblíti . . . . .
    Quódsi, ut decuit, stáres mecum aut méus <te> maestarét dolor,
    Iám diu inflammári Atridae náuis uidissént suas.
    Íram infrenes, óbstes animis, réprimas confidéntiam.
    Tua honéstitudo Dánaos decepít diu.
    Égo me non peccásse plane osténdam aut poenas súfferam.
    Régnum tibi permítti malunt? cérnant: tradam exércitus.
    Nolo équidem: sed tu huic, quém scis quali in té siet
    Fidélitate, ob fídam naturám uiri
    Ignósce.
    . . . . .


    Habt Dank und fühlt Euch wie zu Hause ...


    ... aber benehmt euch nicht so hehehe, ich weiß - ein alter Bibliothekars-Kalauer, hat einen längeren Bart als wir beide zusammen ...


    Sicher, Diogenes. Wenn ihr wollt, dann schaut Euch um, in einer Stunde, wenn die Sonne ganz im Meer versunken ist, werden wir schließen, bis dahin bewegt Euch frei nach Ermessen und seid unser Gast.


    Seid bedankt ich freue mich schon auf das 2. Buch der Poetik des Aristotels, wenn es nicht verboten ist darin zu lesen?


    Wo denkt Ihr hin? Es wird in der ganzen zivilisierten Welt niemanden geben der das Lesen dieses Werkes je verweigern, geschweige denn es
    verbieten würde.


    Ich danke Euch, Apoll möge Euch leuchten ...

    Weil das Gymnasion gleich um die Ecke Glaukons, nein: meines Hauses lag, schaute ich mal kurz herein.


    An wenigen Orten kann man die Atmosphäre und die Zukunft einer Stadt so konzentriert wahrnehmen, wie hier. Was machen die Jungen? Härten sie ihren Köper ab, üben sie oder verherrlichen und verhätscheln sie ihn? Vielleicht ist ja ein interessantes Gespräch über die neuesten Lehren, die in der Stadt kursieren möglich, vielleicht ja auch ein bißchen Kl...*hüstel*, ein paar Neuigkeiten aus dem Delta oder den Familien? :D

    So. Jetzt sieht's ja schon viel besser aus. Meine Handbibliothek ist gut untergebracht, das Häuschen besenrein. Wenn Aussicht auf Regenwetter besteht, werde ich das Wasserbecken leeren, säubern und dann darauf warten, daß es sich mit schönem klaren Regenwasser füllt. Die Zisterne will ich dafür nicht nun nicht benutzen.


    Ein wenig Katzenwäsche, den Chiton abgestaubt - und hinaus auf die Straße!

    Bin ich doch tatsächlich eingeschlafen! *gähn* Oje, nichts zu Essen im Haus, eine im Grunde kaum funktionstüchtige Küche, und durch die halb sitzende Haltung an der Säule halbe ich auch noch einen steifen Rücken und einen steifen Hals. Wie spät ist es? Wann geht die Sonne unter? ?(


    Etwas ratlos habe ich dann mich durch erhoben, beide Füße in das Wasserbecken gestellt, um von dem kühlen Wasser etwas wacher zu werden, und mich dann daran gemacht, die Kisten ins Hausinnere zu schleifen. "Bücher, nichts als Bücher!" hat meine alte Haushältin in Oinoanda entsetzt gerufen, als ich damals aus Ephesos ankam. Naja, wenigstens keine griechischen Vasen oder Bronzestandbilder (oder noch schlimmer: die einfältigen römischen Kopien), die ich mit mir herumschleppe. Ein Hermes steht an der Nordseite des Beckens und schaut mich elegisch an. Oder schaut er durch mich hindurch? Bei Göttern weiß man nie, nicht einmal, ob sie wirklich existieren.


    Die Finken tschilpen, ich stöhne, jetzt habe ich auch die zweite Kiste dort, wo ich meine Bibliothek einrichten werde, im ehemaligen tabularium, wo ich dann auch Glaukos' Testament aufbewahren will. Wo ist der Wisch eigentlich? Nicht, vergessen: suchen und finden! -.^


    Wenn ich das geschafft habe, ein wenig gefegt und die Bretter abgewischt habe, dann schaue ich noch vor die Tür, eines guten Abendbotes wegen. Und vielleicht ist ja auch noch die Bibliothek offen. Oder ein Buchhändler hat ein interessantes Werk, vielleicht etwas von diesem Judäer, der hier bis vor wenig Jahren lebte ...

    Nachdem der Junge meine Kisten in den engen Hausflur gestellt hatte, die restlichen drei Obolen Lohn erhalten hatte, schloß ich die Tür und ging ins Innere des Hauses. Der Bote, der mir von Glaukos' Tod berichtet hatte, hatte mir Schlüssel, Lageplan und weitere Anweisungen hinsichtlich des Hauses gegeben. Die letzten Jahre hatte Glaukos kaum mehr als dahingelebt, zu viel unvermischten (brr) Wein, zu wenig frische Luft und zu wenig Gesellschaft.


    Ich setzte mich auf die Stufe im Peristyl, hielt die linke große Zehe ins brackige Wasser und versuchte mich zu konzentrieren:


    Als erstes müßten die Bücher ... , nein, erst einmal Saubermachen war die Priorität der Stunde, Tierchen und Dreck sollten meine Bücher nicht behelligen und verunstalten.


    Etwas träge und ziellos schlurfte ich durchs Haus, das schon eindeutig bessere Zeiten gesehen hatte ...


    [Blockierte Grafik: http://www.losehand.net/ir-oikos.gif]

    :verbeug: Den Göttern sei Dank: endlich wieder festen Boden unter den Füßen; eine Schiffahrt, die ist schön, aber so schön auch wieder nicht; keine interessanten Mitreisenden, kaum ein vernünftiger Platz, um zu arbeiten, die Sonne brannte vom Himmel und im Rumpf roch es nach etwas, das zu beschreiben ich mir wohlweißlich versage.


    Und jetzt?


    Chaire! Kann ich Euch behilflich sein? Braucht ihr einen Stadtführer? Ich kenne die besten Herbergen, die saubersten und preisgünstigesten Mädchen oder Knaben, die ...


    Papperlapapp; ich bräuchte einen Träger, wenn Du Dir eine Obole verdienen willst.


    EINE Obole? Von wo kommt ihr? Für eine Obole würde ich nicht einmal vor Euch auf dem Bein stehen!


    Zwei?


    Fünf.


    Drei.


    Vier.


    Na, denn. Da stehen meine beiden Kisten, die Tasche nehme ich sel... - nein, Finger weg! - die nehme ich selbst, habe ich gesagt.


    Wohin, Herr?


    In die Gasse der Silberschmiede, die von den Via Aspendia abzweigt; das Haus des Roten Hahnes, wenn Du es kennst.


    Als ob ich jedes Haus in Alexandria kennen würde ... aber die Gasse der Silberschmiede kenne ich.


    Dann los.


    Wenn Ihr so freundlich wäret ... eine Obole Anzahlung?


    [Ich krame kurz in meiner Tasche ...] Hier. Und nun ... alors enfants d'Alexandrie, wie der Gallier sagt.

    Chairete adres agathoi,


    ein wenig Salz-verklebt und müde von der Überfahrt komme ich
    aus Lykien in der erstaunlichsten Stadt des ostlichen Mittelmeeres an
    und hoffe, mich dort niederlassen zu können.


    Eimi:
    Name: Diogenes von Oinoanda
    Stand: Peregrinus
    Wohnort: Alexandria