Beiträge von Arend

    Geduldig wartete der Kelte einige Zeit auf den erneuten Aufruf des Rekrutierungsoffiziers und stellte sich dann gemeinsam mit den anderen Bewerbern, die nach ihm vor dem Rekrutierungsbüro eingetroffen waren, in einer halbwegs geraden Reihe auf. Auf die Befehle des Offiziers nahmen alle eine stramme Haltung an. Bei dem einem viel diese mehr, bei dem anderen weniger Würdig aus. Auch Arend selbst versuchte sein bestmöglichstes, um dieser Zeremonie gerecht zu werden. Dann sprach er dem Offizier nach


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."


    Damit war er nun unwiderruflich in den Dienst der Classis eingetreten. Er überlegte kurz, doch fühlte sich nicht wirklich anders als wenige Minuten zuvor. Seefahrerei war und blieb Seefahrerei dachte er sich und sah den Offizier dann erwartungsvoll an. Bestimmt würden er und die restlichen (nunmehr) Probati in wenigen Augenblicken ihre ersten Befehle erhalten.

    "Nein, keine Empfehlungsschreiben. Ich bin nur ein einfacher Peregrinus aus Britannia, der in seinem bisherigen Leben ein wenig seemännische Erfahrung gesammelt hat. Daher möchte ich auch in den seemännischen Dienst zugewiesen werden."


    Der Ruf der Römer, sehr bürokratisch und formell zu Handeln, war ihnen bereits voraus geeilt und daher verwunderte es Arend wenig, dass er nun ein Formular überreicht bekam, auf dem die verschiedensten Fragen standen. Auch wenn er des Lesens und Schreibens fähig war, stellte sich ihm dabei die Frage, wie viele Peregrini hier anheuerten, die dies ebenfalls konnten. Immerhin bestand die römische Flotte seinem Wissen nach zu einem Grossteil aus Nichtrömern und es wäre sehr verwunderlich gewesen, wenn auch nur die ein Viertel davon einen derartigen Bildungsstand hatten, geschweige denn die richtigen Angaben zu diesen Fragen wussten. Dennoch nahm er es so zur Kenntnis wie es war und machte sich daran die Personalakte auszufüllen und an den Rekrutierungsoffizier zu retournieren.



    Rekrutierungsbericht / Personalakte


    I. Allgemeines


    Datum: KAL DEC DCCCLVII A.U.C.


    Name: Arend
    Geburtsdatum: ANTE DIEM VII ID APR DCCCXXIX A.U.C.
    Geburtsort: Britannia
    Stand beim Eintritt in den Militärdienst: Peregrinus


    Name des Vaters: Brent
    Name der Mutter: Alana


    Vorstrafen: keine


    Bemerkungen: keine




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    II. Medizinische Untersuchung


    Größe: 189
    Gewicht: 95 kg
    Sehstärke: sehr gut
    Höhrvermögen: sehr gut
    Krankheiten: keine
    Krankheiten in der Familie: keine Bekannt


    Bemerkungen: keine


    Tauglichkeit: ohne Einschränkungen tauglich



    der zuständige Medicus/Capsarius




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    Abgelehnt:
    Zugelassen:



    der Rekrutierungsoffizier




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    III. Personalakte



    Veränderungen im Stand:


    Promotionen:


    Degradierungen:


    Bemerkungen:




    Austritt aus der Flotte:




    Kommandeur der Classis


    Auf die nächste Frage des Offiziers schüttelte der Kelte lediglich verneinend den Kopf. Was wollte dieser Mann den auf seine Frage hören und was verstand er unter körperlichen Beschwerden? Die eine oder andere Narbe hatte sich Arend im Laufe seines Lebens natürlich schon geholt und ab und zu schmerzten seine Glieder von der harten Arbeit, die er lange Zeit zu verrichtet hatte – doch für ihn war das nichts ungewöhnliches und daher auch nicht der Rede wert.

    Als nach einiger Zeit ein Soldat an Arend herantrat, dem Aussehen nach ein Flottenoffizier, erhob sich der Kelte langsam und nickte dem Mann grüßend zu. `Der Flotte beizutreten´ – damit hatte der Offizier auf jeden Fall Recht. Das hatte ihn schließlich hier her geführt. Dem Kaiser damit zu dienen stand jedoch nicht unbedingt an erster Stelle seiner Entscheidung. Um ehrlich zu sein, hatte er sich über diesen Punkt bisher nicht einmal Gedanken gemacht. Sein Beitritt zur römischen Flotte diente eher seinem Selbsterhaltungstrieb. Wo konnte man einen fähigen Seemann besser gebrauchen als in einer Flotte. Den Kaiser würde er ohnehin nie zu Gesicht bekommen. Aber es brachte nichts darüber zu Sinnieren, daher nickte er ein zweites Mal und antwortete dem Rekrutierungsoffizier so gesprächig wie immer.


    "Arend"

    Ein Gallier also. Auch wenn Arend Massilia selbst noch nie bereist hatte, so hatte er doch eine ungefähre Vorstellung wo es lag und bildete sich sogar ein, es einmal auf einer Seekarte eingezeichnet gesehen zu haben. Nun sah er jedoch dem Nauta hinterher, als sich dieser erneut abwandte und dieses Mal endgültig seines Weges ging. Er selbst blieb vor dem Rekrutierungsbüro zurück und sah sich fragend um. Es war weder ein anderer Freiwilliger der sich melden wollte, noch ein zuständiger Soldat oder Offizier zu sehen, der sich seiner annehmen wollte. So klopfte er sein Bündel zu recht und machte es sich darauf so gut es ging bequem. Wenn die Classis fähige Leute suchte, dann würde bestimmt schon jemand auftauchen, der für die Rekrutierung neuer Freiwilliger zuständig war….. hoffte der Kelte zumindest.

    Mit seinem Bündel auf den Schultern war Arend dem Seesoldaten bis zum Rekrutierungsbüro gefolgt. Während der kurzen Strecke hatte weder der eine noch der andere der beiden Männer etwas gesagt oder gefragt Arend war ohnehin die ganze Zeit damit beschäftigt, die neue Umgebung mit den Augen zu erkunden und all das Neue auf sich wirken zu lassen. Auf einem solchen Flottenstützpunkt gab es wirklich jede Menge zu sehen. Es kam ihm wie eine eigene Stadt vor, die der eigentlichen Stadt Misenum in nichts nach stand. Es gab hier Thermen, ein Krankenhaus, Wohnhäuser der Offiziere, Unterkunftsbaracken der Mannschaften, Lagerhäuser und viele andere Gebäude. Und dies war bisher nur ein Bruchteil davon, was es hier noch zu sehen und zu erkunden gab. Beim Rekrutierungsbüro angekommen, ließ er wieder sein Bündel zu Boden gleiten und wollte den Gruß des Soldaten gerade mit einem einfachen Kopfnicken erwidern, als dieser kehrt machte und ihn doch ansprach. Arends Antwort viel jedoch nur knapp aus.


    „Ich komme aus Britannia.“

    Den Weg vom Hafenviertel zum Stützpunkt der Classis Misenensis zu finden, war nicht besonders schwierig. Zum einen war er mit Soldaten und Seemännern gesäumt, die den Stützpunkt zu dieser Zeit in Scharen verließen, um mit einem Besuch der Stadt ihren heutigen Freigang zu beginnen und zum anderen waren die riesigen Hafenanlagen der Flotte bereits bei seiner gestrigen Ankunft kaum zu übersehen gewesen – vor allem von der See aus.


    Arend hatte seine erste Nacht in Italia noch im Hafenviertel verbracht und sich bereits in aller früh, nachdem er den letzten Sold für seine Dienste an Bord des Frachtseglers erhalten hatte, auf den Weg zum Flottenstützpunkt gemacht. Anders als tags zuvor am Marktplatz, fiel der groß gewachsene Kelte mit der eigenartigen Kleidung und den langen Haaren sehr wohl in Mitten der römischen Soldaten und Matrosen in ihren blau gehaltenen Tuniken auf, als er mit Sack und Pack auf das Haupttor des Stützpunktes zusteuerte. Es war daher auch kaum verwunderlich, dass die meisten ihn fragende und musternde Blicke zuwarfen oder auch ein breites ungläubiges Grinsen in das eine oder andere Gesicht trat, als er an ihnen vorbeiging. Arend zeigte sich jedoch unbeeindruckt über das Aufsehen, dass er allem Anschein nach erregte und es schien sogar, als ob er unter seinen langen, ins Gesicht hängenden Haaren, kaum Notiz davon nahm, was in diesem Moment rund um ihn geschah.


    Einige Wachposten, die ihn bereits näher kommen sahen, stellten sich vor das Tor, um ihm von Anfang an aufzuzeigen, wo sich das Ende seines Marsches befand. Langsam und ohne hastige Bewegungen ließ Arend sein Hab und Gut zu Boden gleiten und sah dann mit prüfenden Blicken zu den Wachposten auf. Auch wenn er perfektes Latein sprach, rundete seine tief klingende Stimme in diesem Moment das Gesamtbild vom wilden Kelten ab und ließen bestimmt keine all zu freundlichen Gefühle bei den römischen Wachposten aufkommen.


    "Mein Name ist Arend und ich möchte mich zum Dienst in der römsichen Flotte melden."

    Natürlich war Arend schon unzählige Male in einer römischen Siedlung in Britannia gewesen, doch hier, mitten im Herzen des großen Reiches, in Italia, hatte die Stadt eine ganz andere Wirkung auf ihn. Bereits die Hafenanlagen waren beeindruckend und als er sich schließlich seinen Weg durch die teilweise engen und überfüllten Straßen Misenums bahnte, kam er aus dem Staunen und Schauen nicht mehr heraus. Die Vielzahl an verschiedensten fremden Kulturen, die sich in dieser Hafenstadt versammelt hatten, weckte durchaus seine Neugierde. Händler und Reisende aus allen Ecken und Enden des Imperiums mit jeglicher Hautfarbe und Kleidung konnte man hier antreffen. So war es auch nicht überraschend, dass er in solcher Gesellschaft keineswegs auffiel und nur ab und zu einen fragenden Blick erntete.


    Langsam näherte sich der groß gewachsene Kelte dem Marktplatz der Hafenstadt, der ebenso mit Menschen überfüllt war und ein faszinierendes Schauspiel bot. Waren aus aller Welt wurden hier feilgeboten. Fremdländische Gewürze verströmten ihren Duft über den ganzen Platz, verschiedenartigste bunte Stoffe glänzten in der Sonne und verwandelten den Marktplatz in ein einziges Farbenmeer, Händler priesen lautstark ihre Waren an und eifrige Käufer sammelten sich in Scharen vor den verschiedenst großen Verkaufsständen.


    Schließlich kam Arend auch bei einem Anschlag vorbei, den er in diesem Gedränge fast übersehen hätte, der aber dennoch seine Aufmerksamkeit weckte und ihn darauf zusteuern ließ. Für einen Kelten äußerst unüblich, beherrschte Arend die Sprache und Schrift der Römer und konnte so auch lesen, was auf den unterschiedlichsten Papyrusrollen geschrieben stand. Vor allem eine viel ihm dabei ins Auge - die Classis Misenensis suchte Lieferanten. Natürlich! Er hatte bereits einmal irgendwo gehört, dass diese Hafenstadt der Stützpunkt der römischen Mittelmeerflotte war, aber was ihm in diesem Moment viel wichtiger schien, dass die Flotte auch Provinzbewohner in ihren Dienst aufnahm. Bisher hatte er sich keine Gedanken darüber gemacht, wie es hier in Italia nun weiter gehen sollte, denn er ließ sich in Dubris lediglich für die Fahrt nach Misenum anheuern, aber nicht für eine Rückfahrt. Mit seiner bisher gesammelten Erfahrung als Seemann war es jedoch keineswegs auszuschließen, dass man ihn in den Dienst der Flotte aufnahm. Zumindest konnte er es einmal versuchen. Mit diesem neuen Vorsatz ließ er den Anschlag zurück und bahnte sich seinen Weg weiter durch das Menschengedränge.

    Endlich hörte Arend die lang ersehnten Rufe `Hafen voraus´ aus dem Ausguck des römischen Frachtseglers. Die lange und strapaziöse Seereise von der westlichsten Provinz Britannia, seiner Heimat, nach Italia, in das Zentrum des römischen Imperiums, neigte sich nun endlich seinem Ende zu. Viele Häfen war das Schiff auf seiner Route angelaufen, doch dieser musste nun endlich der letzte sein – Misenum, das eigentliche Ziel des Seglers. Bereits in erwartungsvolle Gedanken vertieft, sah Arend in Richtung der breiten Landzunge, die sich nun auch ihm am Bug des Schiffes zeigte und keine Zweifel mehr offen ließ, dass Italia endlich erreicht war.


    Im nächsten Moment hörte man auch schon den Steuermann Befehle über das Deck brüllen, die Arend und auch einige andere Matrosen sofort wieder in die Realität zurückholten und die gesamte Mannschaft des Schiffes in Bewegung versetzten. Auch ohne genau hin zu hören wusste Arend sofort was zu tun war und lief zum Hauptmast des Frachtseglers, der aus der Mitte des Decks weit nach oben ragte. Die Mannschaft begann das Großsegel zu raffen, um dem Schiff langsam die Fahrt zu nehmen und besetzte die Ruderbänke, um das einlaufen in den Hafen vor zu bereiten. Es dauerte nicht lange und das Schiff lief ohne Zwischenfälle in den Hafen Misenums ein. Für Arend und die Mannschaft war nun jedoch keineswegs der richtige Zeitpunkt gekommen um sich zurück zu lehnen und aus zu ruhen, sondern man begann sofort damit, dass Schiff zu entladen. Die ersten Stunden in Misenum verbrachte Arend also damit Kisten und Säcke von Bord des Schiffes zu schleppen und am Dock zu stapeln, ehe er endlich seine Wohlverdiente Pause machen und sich die Stadt ansehen konnte.

    Heilsa Römer!


    Mein Name ist Arend und ich ersuche um Einreiserecht in euer sagenumwobenes Imperium Romanum. Ich habe eine anstrengende Reise hinter mir und ich hoffe, mich hier am Limes nicht lange aufhalten zu müssen. Mein erster Weg wird mich wohl in der grenznahen Stadt Confluentes führen. Daher könnt ihr diese Stadt derzeit auch als meinen Aufenthaltsort betrachten.


    Stand: Peregrinus
    Name: Arend
    Wohnort: Confluentes