Beiträge von Kaveh

    Ein wenig Unruhe kam schließlich doch noch in die Umstehenden, als die beiden Männer sich noch ein letztes Mal überboten. Immernoch irritiert, sah ich den Sklaven an, der das höchste Gebot eingerreicht hatte und nun dem Sklavenhändler einen Beutel mit den Münzen, die mein Leben wert sein sollten, zuwarf.
    Unsanft wurden meine Fesseln losgemacht, als schon das nächste Angebot, eine junge Sklavin auf die Bühne gezerrt wurde. Ich umfasste meine Handgelenke, die von dem Hanfseil Wunden trugen und versuchte mich zu beruhigen. Der Mann vor mir, hatte Recht, mit dem was er sagte. Es war nicht klug jetzt zu fliehen. Ich kannte Rom nicht, kannte mich kein Stück aus und die Schergen des Händlers behielten mich immernoch im Auge. So sehr es mir auch widerstrebte, ich würde abwarten müssen. Der junge Dunkelhaarige war selbst versklavt worden, er durfte nicht dafür bezahlen, wenn ich entkam, andererseits konnte ich nicht begreifen, wie er so sehr von seinem "Dominus" eingespannt sein konnte, so loyal.
    Missmutig stellte ich mich an seine Seite und schwieg, offenbar interessierte er sich auch für die nächste Sklavin.

    Nicht ohne den Anflug von Genugtuung stellte ich fest, dass dieses Römervolk sich sehr mit seinen Geboten zurückhielt. Wenn sie sich nicht in der Masse verstecken konnten, waren sie wohl zu feige auch nur einem einzigen Parther zu nahe zu kommen. Das war also das große Rom. Beinahe hätte ich laut augelacht. Eine junge Frau hatte sich unter die Anwesenden gemischt und musterte mich einen Moment lang. Mehr als offensichtlich lächelte ich ihr schließlich zu und hielt den Kopf schief. Ich hatte sie mit meinem Auftreten wohl eher abgeschreckt. Spott lag in meinem Blick.
    Auch wenn er nicht sicher klang, einer zumindest hatte das Startgebot gemacht, auch wenn seine Stimme nicht so klang, als ob er sich seiner Sache sehr sicher war. Kluger Mann, zumindest klug genug, mich nicht zu unterschätzen. Er war mittleren Alters und Auftreten und Kleidung nach zu urteilen, ziemlich reich. Er war sicherlich gewohnt, mit Geld alles zu erreichen. Ich hasste ihre Arroganz. Ich besah ihn mir genauer und versuchte so viel Abscheu dabei auszustrahlen, wie nur möglich. Seine Fragen gefielen mir nicht. Offenbar wollte er herausfinden, wie belastbar ich war. Von den perversen Vergnügungen der Römer hatte ich schon mehr gehört als mehr lieb war und wenn er wirklich vorhatte mich in eine Arena zu stecken, würde er das bereuen. Ich starrte ihn finster an und warf mich leicht gegen meine Fesseln, natürlich war es sinnlos hier einen Fluchtversuch zu starten, aber er sollte ruhig sehen, was auf ihn zukommen würde.
    Als der Sklavenhändler, der sich offenbar auch mehr von meiner Versteigerung versprochen hatte, noch einmal auffordernd in die Runde sah, folgte ich seinem Blick und blieb an einem Sklaven hängen, der nun auch eine Frage stellte. Als er ausgesprochen hatte, war ich fassungslos, er war selbst versklavt, hatte seine eigene Geschichte zu erzählen und sprach doch von mir wie von einem Tier, weniger, wie von einem Gegenstand. Ob ich in den nächsten Tagen das Zeitliche segnen würde? Bei allen Göttern, sah ich etwa so aus, als ob ich nach wenigen Schritten zusammenbrachen würde? Von mir aus konnten sie denken was sie wollten, wenn sie mich für zu schwach hielten, konnte mir das nur Recht sein, umso größer war meine Chance früher oder später diesem Wahnsinn zu entkommen.

    Ich lehnte mich mit aller Kraft gegen den Griff der Männer, die mich auf die Bühne schleiften. Nichts tat mehr weh, als mich nicht wehren zu können. So sehr alles in mir gegen diesen Gedanken ankämpfte, ich wusste, dass mir im Moment nichts blieb, dass ich nichts tun konnte, um mich diesem Schicksal zu entziehen. Trotzdem war jeder Muskel, jede Sehne meines Körpers angespannt, als diese dreckigen Römer ihren Griff noch verstärkten und mich nahezu auf das Podiums schleuderten. Der Schmerz, der dabei meine Schulter und den Arm hinabjagte, den ich um ein Haar verloren hätte, tat seltsamerweise gut. Viel lieber hätte ich mich eben diesem Schmerz oder so vielen weiteren hingegeben, als dieser Schmach. Ich war Hauptmann gewesen, hatte Ansehen besessen, eine gute Herkunft und Bildung und treu ergeben Ahura Mazda gedient. Und nun stand ich hier, in Roma, dem Herzen des Imperiums und wurde als Trophäe versteigert. Dutzende Augenpaare musterten mich. Fischäugige Römer blieben stehen, den blanken Hohn in ihren Gesichtern. Hätte es nur eine einzige, nur eine Möglichkeit gegeben mich zu befreien, ich hätte, das schwöre ich bei meinem Volk, dem so grauenvoll mitgespielt wurde, alles versucht, um so viele Römer wie möglich mit mir in den Tod zu reißen. Denn dass dies unweigerlich mit dem meinen zusammengehangen hätte stand außer Frage. Ich hatte keine Angst vor dem Tod, das hatte ich nie gehabt, ganz im Gegenteil ich hätte in diesem Moment alles dafür gegeben, tot und leblos neben meinen Kameraden zu liegen. Nichts auf der Welt konnte schlimmer sein, als in Gefangenschaft zu geraten, dem Todfeind dienen zu müssen und wenn nur einer von diesen Mördern dort unten daran glaubte, dass ich vor ihm mein Haupt neigen würde, dann irrte er sich gewaltig. Das würde ich niemals tun. Niemals. Völlig egal, welche Konsequenzen das für mich haben würde.


    Ich starrte in die Menge der Menschen, die langsam zusammengelaufen war. Die Worte des Händlers hatten einige mehr zum stehen bleiben bewegt, als bei den Sklaven, die vor mir versteigert worden waren. Mein Blick hätte wahrscheinlich wilder und hasserfüllter nicht sein können und nicht ganz ohne Wohlwollen, falls ich so was zu spüren überhaupt noch in der Lage war, bemerkte ich Anzeichen von…nunja Angst vielleicht auf einigen, wenn auch wenigen Gesichtern.
    Nun, wer würde sich trauen es mit mir aufzunehmen?