Beiträge von Cadmus Sicanus

    „Dominus, wenn es Dir recht ist, werde ich mich nun zurückziehen, um alle notwendigen Vorbereitungen zu treffen.“


    Sicanus war klar, dass der Herr sich um wichtigere Dinge als ihn kümmern musste. Er wollte den Dominus nicht unnötig aufhalten, andererseits wollte er seinen neuen Herrn aber auch umfassend informieren. Und so fuhr Sicanus fort:


    „Meine Schwester und ich nächtigen seit unserer Ankunft in einer kleinen Taverne. Ich werde mich jetzt um ein Zimmer in der Nähe des Palatinus kümmern, damit ich stets in Deiner Nähe bin, wenn Du mich rufen lässt. Sofern es Dir recht ist Herr, werde ich morgen zurückkehren, um mich in meine neuen Tätigkeiten einweisen zu lassen. Wer wird die Einweisung vornehmen, Dominus?

    Als der Procurator a libellis Sicanus darauf hinwies, dass eine Arbeit im Palast für Sicanus nicht in Betracht kam, war er kaum überrascht. Wusste er doch, dass sein Ersuchen mehr ein frommer Wunsch, denn eine realistische Chance gewesen war. Doch noch bevor er die Zeit gehabt hätte, über diese Wendung enttäuscht zu sein, bot ihm der Aelier eine private Anstellung an. Sicanus hatte großen Respekt vor dem Procurator. Das würdevolle und zugleich doch freundliche Auftreten des Aeliers hatte Sicanus tief beeindruckt. Und so wäre es für Sicanus eine große Freude und Ehre gewesen, in seinen Diensten stehen zu dürfen. Als der Procurator dann auf die Entlohnung zu sprechen kam, glaubte Sicanus zunächst die Worte falsch übersetzt zu haben. Im Kopf ging er kurz noch einmal die lateinischen Zahlen durch:


    unus, decem, centum, mille…


    Nein, er hatte den Dominus nicht falsch verstanden. Man hatte ihm für seine Dienste tatsächlich 100 Sesterzen geboten – mehr als sein Vater im Dienste des Regionarius je erhalten hatte. Sicanus hatte alle Mühe seine Freude zu verbergen und die gebotene Form zu wahren. Nach einigen Sekunden stummer Verblüffung verbeugte sich Sicanus knapp und entgegnete:


    „Dominus, es wäre mir eine große Ehre, Dein Angebot anzunehmen! Ich danke Dir für Deine Großzügigkeit! Es wäre mir eine Freude, Deine Sklavin unterrichten und Dir private Aufgaben abnehmen zu dürfen. Ich werde Dich nicht enttäuschen, Herr!“


    Sicanus hatte sich nach Kräften bemüht, diese Worte in einem neutralen und sachlichen Tonfall zu formulieren. Doch wahrscheinlich war es ihm nicht gänzlich gelungen, seine Aufregung zu verbergen. Er dachte an die düsteren Tage die nun hinter ihm lagen und an die große Ehre, welche ihm jetzt zuteil wurde. Sicanus war sich der Einmaligkeit dieses Angebotes nur allzu bewusst und er war fest entschlossen, den Dominus nicht zu enttäuschen.


    „Herr, ab wann kann ich Dir mit meinen bescheidenen Fähigkeiten zu Diensten sein?“


    wollte Sicanus wissen, um sich bestmöglich auf die vor ihm liegende Herausforderung einstellen zu können.

    Sicanus war erleichtert, dass der Aelier seine bescheidenen Fähigkeiten zu schätzen schien. Allzu oft hatte er es erleben müssen, dass man derlei Fähigkeiten voreilig abgetan und einseitig dem sicheren Umgang mit dem Gladius den Vorzug gegeben hat. Doch Sicanus war schon immer der Meinung gewesen, dass das Schwert der Iustitia mindestens ebenso scharf und gefährlich war wie das Gladius. Ihm war bewusst, dass er, mit seinen bescheidenen Grundkenntnissen, dieses Schwert nicht sicher führen konnte – jedenfalls noch nicht. Aber er war fest entschlossen, eines Tages, diese Fähigkeiten zu vertiefen. Auf die Frage des Dominus erwiderte Sicanus:


    „Nein Herr, der Besuch einer weitergehenden Schule war mir in Syracusae nicht möglich. Ich wurde von meinem Vater und meiner Mutter unterrichtet - beides Hellenen. Und meine Mutter war es auch, die mich in die Grundlagen der römischen und hellenischen Philosophie und Religion eingeführt hat.“


    Eilig fügte er hinzu:


    „Aber ich bin bereit zu lernen, Dominus! Solltest Du mit meinen Fähigkeiten unzufrieden sein oder eine Vertiefung meines Wissens wünschen, werde ich lernen und mir dieses Wissen selbstverständlich aneignen.“


    Als Kind hatte Sicanus es gehasst, die Wochenenden gemeinsam mit seiner Mutter im Apollonion oder im Athenaion von Syracusae verbringen zu müssen. Doch jetzt sollten sich diese Lehrstunden womöglich noch auszahlen…

    „Ich wurde in Latein und Hellenisch unterrichtet, Dominus. Beide Sprachen kann ich sprechen, lesen und schreiben. In Syracusae habe ich ferner für den Regionarius gearbeitet. Ich schrieb seine privaten Briefe nieder und habe diese – stets zu seiner vollsten Zufriedenheit – den Tabellarii Dispositi überbracht.“


    Etwas verlegen musste er hinzufügen:


    „Doch hat der Regionarius mich nicht zu seinem Scriba Personalis ernannt.“


    Eilig überlegte er, was er noch sagen konnte. Er wusste, was er bisher gesagt hatte war nicht viel…doch dann fiel ihm noch etwas ein, obwohl das streng genommen keine wirkliche „Fähigkeit“ war:


    „Mein Vater war der Scriba Regionalis. In dieser Funktion musste er oft rechtliche Dokumente niederschreiben. Er brachte mir viel über diese Texte bei und einige Male, wenn es gestattet war, sollte ich ihm bei seiner Arbeit zusehen…um zu lernen. Nun bin ich gewiss kein Gelehrter der Rechte. Dies zu sagen, wäre Anmaßung. Doch habe ich ein Grundverständnis für rechtliche Schriftstücke. Ich kann sie ohne Schwierigkeiten und ohne lästige Nachfragen ab- und niederschreiben.“

    Sicanus folgte dem Sklaven in das Atrium. Als Sicanus die eindrucksvolle Wohnhalle betrat, wollte er sogleich den Procurator a libellis begrüßen, doch dieser kam ihm zuvor. Sicanus war von dem freundlichen Empfang überrascht. Normalerweise war er es gewohnt, dass man einem Peregrinus wie ihm mit latenter Verachtung, bestenfalls jedoch mit Desinteresse begegnete.


    Sicanus verneigte sich als Zeichen des Respekts und erwiderte:


    „Salve, Dominus! Es ist mir eine große Ehre, Dich kennen zu lernen. Ich danke Dir, dass Du mich in Deinem Haus empfängst.“


    Sicanus wusste, dass seine Worte vielleicht etwas übertrieben klangen, doch es war ihm ernst. Langsam realisierte er, wer vor ihm stand. Und das sich ein so wichtiger Mann die Zeit für einen so unwichtigen Mann wie ihn nahm, das war keinesfalls selbstverständlich.


    „Dominus, verzeih die Störung! Es ist nicht meine Absicht, Dich Deiner Zeit zu berauben. Vor einigen Tagen schon hatte ich an der Torwache ein Bittgesuch abgegeben, in welchem ich um eine Anstellung als Notarius am imperialen Hof ersuchte. Als ich nun zurückkehrte, um mich über eine mögliche Antwort zu erkundigen, brachten mich die Praetorianer hierher – zu Dir.“


    Sein gegenüber kannte diese Geschichte wahrscheinlich schon…selbstverständlich kannte er sie, sonst stünde Sicanus wohl kaum hier…aber Sicanus war nervös und die Wiederholung der Geschichte gab ihm ein wenig Sicherheit für die folgende Frage:


    „Herr, empfängst Du mich wegen meines Ersuchens?“

    Sicanus hatte den Wortwechsel zwischen dem Miles und der Sklavin aufmerksam verfolgt.


    Aelius Callidus? Sicanus kam der Name bekannt vor. Aber woher…


    Aber natürlich! – dachte sich Sicanus – Die imperiale Verwaltung!


    Vor einigen Tagen hatte sich Sicanus mit der Verwaltung am Hofe des Imperators in groben Zügen vertraut gemacht. Marcus Aelius Callidus – er war der Procurator a libellis. Sicanus war von dem Miles überrascht. Er war davon ausgegangen, dass der Praetorianer seine Anfrage an den zuständigen Primicerius weitergeleitet hat. Aber an den Procurator a libellis persönlich? Das machte den Miles in den Augen von Sicanus gleich wesentlich sympathischer.


    Äußerlich ließ sich Sicanus jedoch nichts von alledem anmerken. Aufmerksam und ruhig wartete er die weiteren Entwicklungen ab.

    Sicanus bemerkte, dass die Praetorianer ihn zu einem privaten Anwesen brachten. Er war sich nicht ganz sicher aber wenn er nicht irrte, dann geleitete man ihn geradewegs zur Domus Aeliana.


    Als einer der Praetorianer an der Porta klopfte, war Sicanus sehr gespannt, welche Fügung des Schicksals würde Zeus wohl dieses Mal für Sicanus bereithalten…

    Sicanus verneigte sich knapp. Doch dieses Mal wirkte er wesentlich ruhiger als bei seinem letzten Besuch und mit fester Stimme entgegnete er auf die Frage des Praetorianers:


    „Salve Miles! Mein Name ist Cadmus Sicanus. Vor einigen Tagen bereits sprach ich vor und hinterließ an der Torwache ein Bittgesuch, in welchem ich um eine Anstellung als Notarius am Hofe des Imperators ersuchte. Ich konnte seinerzeit meine Anschrift nicht hinterlassen. Deshalb bin ich gekommen, um untertänigst zu erfragen, ob man womöglich eine Antwort auf mein Schreiben bei Euch hinterlegt hat?“

    Nachdem Sicanus sich auf einem der unzähligen Märkte in Roma neu eingekleidet hatte, wandte er sich in Richtung des Mons Palatinus. Schnellen und sicheren Schrittes folgte er dem Straßenverlauf.


    Seine anfängliche Unsicherheit war in den letzten Tagen einer nüchternen Ruhe gewichen. Er und Eurydice lebten seit ihrer Ankunft in einem winzigen Verschlag, dessen Wände aus massiven Schimmel zu bestehen schienen. Schlimmer konnte es nun wahrlich nicht mehr werden. Und wenn sich die Preatorianer nun, wegen seines erneuten Vorsprechens, doch dazu entschließen sollten, ihn einzukerkern, dann sollten sie dies halt tun. Vor seinem Aufbruch hatte Sicanus seiner Schwester noch die restlichen Sesterzen überlassen. Und im Vergleich zu seiner jetzigen Unterkunft würde ein imperialer Kerker wahrscheinlich geradezu luxuriös wirken…


    Mit ausdruckslosem Gesicht und festem Blick näherte sich Sicanus dem Posten der Palastwache. Er meldete sich kurz bei dem wachhabenden Miles, um anschließend geduldig zu warten, bis der Praetorianer die Zeit finden würde, um sich seiner anzunehmen.


    "Festina lente" – dachte sich Sicanus – "Eile mit Weile". Während der Wartezeit genoss Sicanus den Moment der Ruhe und den Ausblick über die ewige Stadt. Und vor allem genoss er die saubere Luft…

    Sicanus und Eurydice weilten nun bereits seit einigen Tagen in Roma. Seit ihrer Ankunft verbrachten sie die Tage in einer kleinen, kaum ansehnlichen Taverne jenseits des Tiber.


    Sicanus hatte kaum noch Hoffnung, dass der Bote aus dem Palast erscheinen würde. Wie auch, als der Miles ihn nach seiner Unterkunft fragte, konnte er kaum mehr als den Stadtteil nennen. Kannte er doch damals weder den Namen der Taverne, noch den Namen der Straße, in welcher sich die Taverne befand. Hatte er doch selbst die Taverne letztlich nur durch beharrliches Fragen gefunden.


    Sicanus war hin- und hergerissen. Zwar hatte man ihn angewiesen zu warten aber mit jedem Tag schrumpften die kläglichen Ersparnisse der Geschwister. Wenn Sicanus nicht bald eine Anstellung finden würde, würden seine Schwester und er ihr Obdach verlieren. Dies durfte, dies konnte Sicanus nicht geschehen lassen.


    Und als wären diese Sorgen nicht schon groß genug, schien es so, als ob Eurydice erkrankt sei. So nah am Tiber gelegen, war die Luft der Taverne – tags wie nachts – feucht und kalt. Die Wände ihres provisorischen Heims färbten sich teils schwarz, teils grün – und dies bestimmt nicht, weil der Wirt die Wände hat streichen lassen…


    Sicanus wusste, dass diese Umgebung nicht gut für Eurydice war. Er wusste, würde er noch länger warten, so könnte Eurydice womöglich ernsthaft erkranken.


    Also fasste Sicanus den Entschluss die kaiserliche Torwache erneut aufzusuchen. Doch vorher würde er noch ein ausgedehntes Bad nehmen und sich auf dem Markt, von den letzten Ersparnissen, eine neue Tunika kaufen. Es war riskant die letzten Sesterzen für Kleider auszugeben. Aber Sicanus hatte keine Wahl. Der faulige Geruch hatte sich bereits in den Kleidern festgesetzt. Und so konnte er unmöglich vorsprechen.


    Sicanus nahm das letzte Geld und verließ die Taverne in Richtung Tiber…

    Die Nacht legte sich gerade über die Dächer der ewigen Stadt, als Sicanus und seine Schwester – nach längerem Suchen – endlich die kleine Taverne erreichten, von welcher ihnen ihr Freund aus Sicilia berichtet hatte.


    Als die Geschwister vor dem Eingangsportal der Taverne standen, blickten sich beide unsicher an. Die Taverne war weit weniger einladend, als sie der Freund aus Sicilia beschrieben hatte. Für einen Augenblick dachte Sicanus gar, dass sie geschlossen sei, doch dann wankte ein Mann aus der Tür und sank - volltrunken - neben dem Eingangsportal zu Boden…er schien eingeschlafen zu sein.


    Na ja, es ist ja nur für ein oder zwei Nächte… - dachte sich Sicanus.


    Die Geschwister atmeten tief durch und traten gemeinsam ein. Die Taverne war klein und eng. Das Licht war gedämpft und es lag ein merkwürdiger – kaum definierbarer – Geruch in der Luft.


    Sicanus verhandelte kurz mit dem Wirt, doch nachdem Sicanus eine Sesterze auf den Tisch gelegt hatte, gestatte der Wirt ihnen schließlich die Nacht im Hinterzimmer zu verbringen.


    Dort angekommen, bat Sicanus seiner Schwester die kleine Pritsche an. Er selbst breitete ein Laken auf dem Boden aus und legte sich hin. Das Zimmer war unbequem, kalt und definitv überteuert. Aber was sollten sie tun? Sie waren neu in Roma und kannten hier niemanden. Und wie sagte doch schon seine Mutter:


    „iucundi acti labores“ – „angenehm sind überstandene Mühen“


    Hoffen wir es, dachte sich Sicanus, denn zu irgend etwas mussten die ganzen Strapazen, die ihnen Zeus auferlegt hatte, ja schließlich gut sein…


    Über diesen Gedanken schlief Sicanus ein. Es war keine angenehme Nacht und so kalt wie das Zimmer, so kalt waren auch seine Träume...

    Die Antwort des Praetorianers brachte Sicanus in Verlegenheit.


    „Nun…meine Schwester und ich sind heute erst in Roma eingetroffen…wir…wir haben noch keine Wohnung in der Stadt. Ein Freund aus Sicilia hat uns allerdings eine kleine Taverne jenseits des Tiber empfohlen. Meine Schwester und ich werden dort die nächsten Tage unterkommen. Wir werden dort auf den Boten warten. Und nun möchten meine Schwester und ich Euch nicht mehr länger aufhalten. Habt Dank für Eure Hilfe ehrenwerter Miles.“


    Sicanus verneigte sich knapp. Er nahm seine Schwester an die Hand und verließ das Officium der Torwache.


    Er wendete sich Richtung Forum Boarium. Es war bereits spät geworden und Helios verschwand gerade hinter den Dächern der „Ewigen Stadt“. Sicanus hoffte, dass er vom Forum aus schnell einen Weg über den Fluss finden würde. Denn der Stadtteil „Trans Tiber“ sagte ihm nichts. Er hoffte nur, dass sie die kleine Taverne noch vor Anbruch der Nacht erreichen würden...

    Im Herzen hatte Sicanus mit einer solchen Antwort schon gerechnet. Hatte Zeus doch offenkundig Gefallen daran gefunden, Sicanus immer wieder neue Steine in den Weg zu legen…


    Sicanus merkte, dass der Miles nicht sonderlich interessiert schien und er wollte den Praetorianer nicht noch mehr verärgern. Er ließ sich von Eurydice das Bündel reichen, mit welchem sie nach Rom gekommen waren. Er öffnete es und suchte nach einem bestimmten Pergament. Bereits in Syracusae hatte er eine allgemeine Bewerbung geschrieben. Sie war allgemein und nicht auf den kaiserlichen Hof bezogen aber das konnte Sicanus jetzt auch nicht mehr ändern...


    „Wie Sie wünschen, Dominus.“


    Sicanus überreichte dem Miles den Brief.


    Salve Dominus!


    Untertänigst möchte ich – Cadmus Sicanus, Peregrinus aus Syracusae – erfragen, ob Ihr in Eurem Gefolge womöglich für einen einfachen Scriba wie mich Verwendung habt?


    Ich bin des Lateinischen und des Hellenischen mächtig und habe auch bereits früher schon als Scriba gearbeitet.


    Ich hoffe, Euch mit diesem Schreiben keine Umstände bereitet zu haben und verbleibe


    in untertänigster Dankbarkeit.


    Cadmus Sicanus


    „Wann dürfte ich zurückkehren, um zu erfragen, ob man mein Schreiben gelesen hat, ehrenwerter Miles?“

    Zitat

    Irgendwann war dann die Schlage derer, die auf Einlass in den Palast warteten soweit abgearbeitet, dass sich einer der Torwächter an Cadmus Sicanus wandte.


    Wer bist du und was willst du? fragte er unfreundlich.


    Sicanus zuckte vor Schreck zusammen und für einen Augenblick konnte er den Miles nur ungläubig anstarren. Doch nachdem er realisiert hatte, dass der Praetorianer nicht gekommen war, um ihn zu verhaften – jedenfalls noch nicht – blickte Sicanus demütig zu Boden und sprach:


    „Verzeiht Dominus, ich wollte Euch keinesfalls zur Last fallen. Mein Name ist Cadmus Sicanus. Und dies ist meine Schwester, Eurydice.“


    Sicanus deutete mit einer knappen Geste auf seine Schwester.


    „Wir sind einfache Leute, Peregrini aus Syracusae – Sicilia. Wir sind erst heute in Roma angekommen. Ich bin des Lateinischen und des Hellenischen mächtig. Auf Sicilia war ich als freier Scriba tätig.


    Sicanus war sich seiner Sache nicht mehr so sicher und plötzlich hielt er sein Anliegen gar selbst für anmaßend…aber er ist schon zu weit gegangen, um nun umzukehren. Er nahm all seinen Mut zusammen, blickte auf und mit fester Stimme sagte er:


    "Ich bin gekommen…um meine bescheidenen Kräfte in den Dienste Roms zu stellen. In den Dienst des Imperators – dem Gebieter über den Erdkreis. Ich bin hier, um untertänigst zu erfragen, ob man im Palast des Imperators für einen sprachkundigen Peregrini wie mich Verwendung als Notarius hat?"


    Sicanus konnte kaum glauben, dass er sich tatsächlich getraut hatte, diese vermessene Frage zu stellen. Aber irgendwie war er auch stolz. Trotz der Irrungen und Wirrungen war er immerhin bis hierher gekommen.

    Kurze Zeit nach ihrem Eintreffen wurden Sicanus und Eurydice aufgegriffen und umgehend vom Gelände des Kasierlichen Palastes entfernt. Man verbrachte die Geschwister vor das Palasttor, wo beide nun – starr vor Angst – warteten und zu den Göttern beteten. Zeus war ihr Zeuge, sie hatten sich wirklich nicht bewegt, hatten nichts angefasst und hegten keine bösen Absichten. Keiner der beiden wagte es nun auch nur noch ein einziges Wort zu sprechen.


    Sicanus war inzwischen wieder schlecht geworden. Und das heute schon zum zweiten Mal… Er wusste nicht was vor sich ging. Hatten er uns seine Schwester etwas falsches getan? Hatten sie das Protokoll verletzt? Oder schlimmer noch, hatten sie unwissentlich den Zorn des kaiserlichen Hofes auf sich gezogen?


    Sicanus wusste was mit Peregrini geschah, welche es wagten freie Bürger Roms zu belästigen. Was würde wohl jetzt erst mit ihm geschehen, ihm der es anscheinend gewagt hatte den Zorn des gesamten Kaiserpalastes auf sich zuziehen?


    Sicanus wurde bei diesem Gedanken schwarz vor Augen…Er hatte alle Mühe seine Angst zu verbergen. Hoffentlich würde man wenigstens seine Schwester verschonen.

    Erst vor wenigen Wochen haben Cadmus „Sicanus“ und seine Schwester Eurydice, nach dem Tod ihrer Eltern, ihre Heimat Sicilia verlassen. Per Schiff machten sie sich auf den Weg nach Roma. Zuerst nach Ostia und dann weiter in die „Ewige Stadt“.


    Und nun stand Sicanus vor der Porta Raudusculana. Freunde aus Syracusae hatten ihm den Weg nach Roma gewiesen. Aber keiner von ihnen war jemals hier gewesen. Wie sollte er sich in dieser Stadt je zurechtfinden? Wie sollte er das Meldeamt finden? Sicanus fragte eine der Torwachen. Diese wies ihm – ohne großen Eifer – den Weg.


    In der Stadt herrschte eine beklemmende Stimmung. Klageweiber säumten die Straßen. Vor lauter Schluchzen verstand man kein Wort. Sicanus nahm seine junge Schwester an die Hand und gemeinsam bahnten sie sich einen Weg durch die überlaufenen Straßen.


    Endlich im Meldeamt angekommen, erhielt Sicanus die lang ersehnte Genehmigung, sich in Roma niederzulassen. Doch so wie das eine Problem verschwand, tauchte ein anderes auf…Geld. Die Ersparnisse aus Syracusae waren klein und Roma teuer – keine sonderlich gute Kombination... Sicanus fragte den Beamten, ob es in Roma derzeit Stellen für einen einfachen Scriba wie ihn gäbe? Der Beamte betrachtete Sicanus verächtlich und entgegnete süffisant:


    „Die Administration von Roma sucht immer fähige BÜRGER…warum versuchst Du PEREGRINUS es nicht mal dort? Oder wäre Dir die Regionalverwaltung lieber? Warum versuchst Du es nicht gleich am Hof des Kaisers! Verschwinde, ich habe zu tun!“


    Sicanus hatte Mühe seinen Ärger zu verbergen. Dennoch verneigte er sich knapp und trat wieder auf die Straße.


    Inzwischen war es Mittag und die Straßen waren noch voller als zuvor. Der Klagegesang wurde immer lauter. Sicanus wandte sich an eine der Klageweiber und fragte nach dem Grund der Trauer. Die Alte antwortete ihm, dass der Kaiser verstorben und der Caesar nicht in Roma sei.


    Sicanus wurde schlecht.


    Der Kaiser tot?!? Wie sollte es jetzt weitergehen? Wer sollte uns jetzt führen? - dachte sich Sicanus. Der Kaiser hatte das Imperium aus den Wirren der „Republikanischen Revolution“ geführt und eine Ära des Wohlstandes eingeläutet. Und nun war er tot? Wo war der Caesar?


    In Sicanus stieg ein Gefühl der Hilflosigkeit auf.


    Sicanus hielt einen kurzen Moment inne. Er blickte in den grauen Himmel. Es schien, als würden die Götter mit den gemeinen Sterblichen trauern. Sicanus versuchte seine Gedanken zu ordnen…


    Was hatte der Beamte doch gleich gesagt…Kaiserhof…Warum nicht. Was könnte ich jetzt noch verlieren?… Außer vielleicht die letzte Tunika…


    Sicanus fühlte sich verlassen aber er wollte helfen! Der Kaiser hatte soviel getan – für alle. An Mut hatte es ihm noch nie gefehlt und so fasste er sich ein Herz und schlug gemeinsam mit seiner Schwester den Weg in Richtung Palatium ein. Er wollte etwas tun, er wollte helfen…so man denn seine bescheidenen Dienste in Anspruch nehmen wollte.


    Dieses Unterfangen gestaltete sich jedoch schwieriger als gedacht. Bereits am Fuße des Palatium patrouillierten Praetorianer auf den Straßen. Als Sicanus den Wachposten passieren wollte, hielt sie einer der Praetorianer auf.


    „Halt! Was führt Euch auf den Mons Palatinus?!?“ fuhr der Soldat ihn an.


    Sicanus verneigte sich und blickte zu Boden, so wie es ihm sein Vater gelehrt hatte.


    „Ich möchte in dieser dunklen Stunde meine bescheidenen Kräfte, als Notarius, in den Dienst des neuen Imperators stellen, mein Herr! Ich diente bereits im Gefolge des Regionarius der Regio Sicilia. Ich kann Lateinisch und Hellenisch – lesen und schreiben, mein Herr.“


    Noch immer blickte Sicanus nicht auf. Der Praetorianer beäugte Sicanus und Eurydice argwöhnisch. Doch ihm schien diese Geste der Ehrerbietung zu schmeicheln. Er befahl den beiden ihm zu folgen. Der Praetorianer führte sie die Straße zum Palatium hinauf, bis auf den Vorhof des kaiserlichen Palastes.


    Sicanus war überrascht, viele Praetorianer patrouillierten auf dem Platz – zu viele für seinen Geschmack. Und dabei weilte der Caesar doch gar nicht in Roma? Aber Sicanus wusste nicht viel über römische Politik, um nicht zu sagen, dass er gar nichts über römische Politik wusste…Das wird alles seine Richtigkeit haben, beruhigte er sich.


    Nachdem der Praetorianer einige Worte mit der sichtlich verärgerten Torwache gewechselt hatte, wandte er sich wieder an Sicanus.


    „Sie werden hier warten! Unbefugten ist der Zugang zur Palastanlage strengstens untersagt! Sie werden in Sichtweite der Torwache bleiben. Sollten sie sich dem Tor ohne Aufforderung nähern, wird man sie und ihre Begleiterin töten! Fordern sie ihr Glück nicht heraus!“


    Sicanus blickte noch immer zu Boden und nickte.


    „Habt Dank, ehrenwerter Dominus.“


    Dem Praetorianer schien die Anrede Dominus zu gefallen…


    „Man wird nach dem Primus ab Epistulis schicken lassen. Der ist für die Notarii zuständig. Sollte man Interesse an Eurem Ersuchen haben, wird man Euch einlassen. Wenn nicht, geleitet man Euch ins Tal. Geht keinesfalls allein! Unbefugte, welche auf dem Palatium ohne Begleitung aufgegriffen werden, landen im Kerker…oder im Grab…“


    „Gewiss, Dominus“ Und noch immer blickte Sicanus zu Boden.


    Als sich der Praetorianer abwandte und wieder in Richtung Tal marschierte, blickte Sicanus wieder auf. Zwei Soldaten näherten sich dem Palasttor. Auch die Soldaten wurden von Praetorianern begleitet. Langsam glaubte Sicanus, dass dieses Procedere wohl zum Protokoll am kaiserlichen Hofe gehöre. Den beiden Soldaten wurde, nach einigem Zögern, der Einlass gewährt.


    Was ging hier vor sich? Selbst den Soldaten des Kaisers wurde auf dem Palatium offenbar mit Misstrauen begegnet. Verunsichert und voller Sorge sah er sich nach seiner Schwester um.


    Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen hierher zu kommen, dachte sich Sicanus.


    Doch zu seiner Verblüffung lächelte Eurydice. Gerade hatte man ihnen eröffnet, dass man sie beide töten würde, wenn sie sich auch nur bewegen sollten…und dennoch lächelte sie...


    Eurydice erkannte die Verwunderung in Sicanus Gesicht und entgegnete:


    „Allein das wir hier stehen zeigt, dass uns die Götter nicht verlassen haben. Bruderherz, wir beide – einfache Peregrini aus Sicilia – stehen hier vor dem Domus Augustana, vor dem Palast unseres Kaisers! Allein das wir hier stehen ist schon eine Ehre, die nur wenigen zuteil wird. Zweifle nicht. Egal was passiert, die Götter werden uns den Weg weisen. Und wer weiß, vielleicht werden die Götter unsere Gebete erhören und Dich zum Notarius im Dienste seiner Majestät erheben…“

    Salve!


    Ich habe mich bereits ein wenig in die Spielregeln eingelesen und glaube, dass ich jetzt wenigstens die Grundzüge des Spiels in Grundzügen verstanden habe.^^


    Ich würde mich daher gern mit folgendem Charakter anmelden:


    Stand: Peregrinus
    Name: Cadmus Sicanus
    Wohnort: Roma


    Eine Frage hätte ich allerdings gleich zu Beginn, bevor ich mich (hoffentlich :) an das zuständig Meldeamt wenden darf:


    Ich habe in den Regeln gelesen, dass es als Peregrinus möglich ist, das Bürgerrecht zu erwerben. Gemäß den Spielregeln erwirbt ein Peregrinus, welcher bei den Auxiliartruppen oder der Flotte gedient hat, mit seiner ehrenhaften Entlassung (in der Regel oder immer?) das Bürgerrecht.


    Ich wollte an dieser Stelle nur nachfragen, ob das Bürgerrecht auch im Rahmen einer zivilen Tätigkeit in der Verwaltung erworben werden kann oder ob der Militärdienst zwingende Voraussetzung für den Erwerb des Bürgerrechtes ist?