Beiträge von Gaius Aurelius Catulus

    Catulus hörte Corvinus aufmerksam zu. Gut, dass Empfehlungsschreiben würde er morgen bekommen. Aber er hätte mehr Informationen über den Senator erwartet. Waren das nicht die Lebensadern in der Politik? Beziehungen und Informationen? Bei Offenheit und Ehrlichkeit hätte er beinahe grinsen müssen, konnte sich aber beherrschen. Das von einem Politiker war schon fast ein Witz. Doch er würde dem Senator nach bestem Wissen und Gewissen dienen. Das mit den Wagenrennen war allerdings ein guter Hinweis. Also würde er sich vor seinem Treffen mit dem Senator noch darüber informieren müssen.


    Bei dem Hinweis, dass die Überprüfung der Finanzen der Familie sich auf eine langwierige Buchführung beziehen würden, quittierte Catulus mit einem skeptischen Blick. Denn langwierige Sachen lagen ihm nicht so sehr. Aber er würde sich da schon durcharbeiten. Zumal ihm Corvinus Unterstützung bei der Angelegenheit versprach.


    „Ich danke dir für die Informationen, Corvinus.“, sagte Catulus höflich zu ihm. „Dann werde ich so schnell wie möglich bei dem Senator vorstellig werden. Könntest du mir einen Tip geben, wen ich wegen den Wagenrennen fragen könnte? Vielleicht wäre es eine gute Idee, sich vor dem Treffen mit dem Senator etwas kundig zu machen...Und ich werde bei der Buchführung wie versprochen mein Bestes geben.“


    Dann blickte er auf seinen Bruder, um zu sehen, wie er darauf reagieren würde, dass er morgen schon anfangen könnte.

    Zitat

    Original von Manius Aurelius Orestes


    Es war wirklich ein Vorteil, das die beiden Aurelier ihre Sklaven mitgebracht hatten, so mussten sie sich kein Geschimpfe der umstehenden Anhören, die sich unter anderen Umständen vielleicht darüber beschwert, dass sie hier Familienzusammenführung betrieben, währen der Kaiser sein Amt annahm. Orest schaute also zur Sicherheit immer wieder zum Ort des Geschehens, schließlich wollte auch er nichts verpassen. Es wurde ein Senator zum Kaiser gerufen, soviel meinte er erkennen zu können. Als also weiterhin nichts laut gesagt wurde, sagte er: "Also mir geht es gut. Ich war die letzte Zeit in Alexandrien, das ist eine Stadt, sage ich Euch, die kann es fast mit unserem schönen Rom aufnehmen. Aber mit der Zeit musste ich einfach zurück kommen, man hat ja Ambitionen. Ihr ja wohl auch, wie ich hörte"


    Catulus war ganz in der Betrachtung der Geschehnisse um den neuen Kaiser versunken. Aufmerksam versuchte er jede Geste mitzubekommen. Denn zu hören, war auf dieser Entfernung nichts von dem, was dort vorne vorging. Daher bemerkte er Orestes erst, als sein Bruder ihn begrüßte. Irritiert blickte er zu den beiden. Er erkannte seinen Cousin erst nicht. Doch dann erinnerte er sich an ein Familientreffen vor langer Zeit.


    „Salve, Orestes!“, begrüßte er ihn freundlich und hielt ihm seine Hand entgegen, zog er es doch in der Öffentlichkeit vor, nicht ganz so herzlich wie sein Bruder zu sein. Dann hörte er den beiden mit nur halben Ohr zu. Denn viel zu spannend war die Sache dort vorne. Doch dann wurde er hellhörig. Alexandria? Er hatte schon viele interessante Dinge über diese Stadt gehört.


    „Ja, das ist richtig.“, antwortete er Orestes. „Auch wir sind hier, um unseren Weg zu gehen.“ Bei diesen Worten musste er lächeln und zwinkerte seinem Bruder zu. „Aber erzähle doch. Wie ist Alexandria so? Und welchen Weg hast du dir ausgesucht? Ich denke, dass dich das Corvinus schon gefragt haben wird. Wie mich und meinen Bruder auch.“ Dabei musste er wieder lächeln.

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    Original von Tiberius Aurelius Avianus
    [...]


    Sie hatten wirklich einen guten Platz ergattert. Als sein Bruder ihn von der Seite ansprach, nickte Catulus nur. Zu sehr war er von dem Anblick fasziniert. Da stand er wirklich auf dem Forum und sah den neuen Kaiser. Er schien die ganze Szenerie förmlich in sich aufsaugen zu wollen. Aber ihn faszinierte es fast ebenso, so viele Amtsträger auf einem Haufen zu sehen. Nie hätte er sich das alles zu träumen gewagt.


    Die Rede verstand er nicht so ganz. Was bedeutete der in ihr angedeutete andere Regierungsstil für das Imperium? War das gut oder schlecht? Oder einfach nur anders als beim verstorbenen Kaiser? Er beschloss, sich mit Corvinus und Avianus darüber zu besprechen.


    Nachdem der neue Kaiser seine Rede beendet hatte, beriet er sich kurz mit einigen Würdenträgern. Die Frage von Avianus konnte er nicht beantworten. „Weiß ich leider nicht.“, sagte er zu ihm und nickte, als sich sein Bruder seine eingene Frage beantwortete. Natürlich etwas Wichtiges. Catulus versuchte, alles genauestens zu beobachten. So fand er es äußerst interessant, dass der Kaiser zuerst zu den Offizieren seiner Garde ging und nicht zu den anderen hohen Amtsträgern. Somit machte er deutlich, welche Prioritäten er setzte. Was konnte man daraus schlussfolgern, fragte er sich.

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    Original von Tiberius Aurelius Avianus


    "Euren Ruf habe ich gehört und so wie ich einst dem Ruf des Lucius Ulpius Iulianus..."


    "Catulus, der Caesar redet schon! Beeilen wir uns!", meinte Avianus aufgeregt und begann, sich zu sputen. Hoffentlich hatten sie das Wichtigste nicht schon verpasst... hoffentlich würden sie überhaupt noch etwas mitbekommen.


    Natürlich waren die beiden zu spät dran. Obwohl sich beide beeilt hatten. Das Forum war überfüllt. Scheinbar wollte ganz Rom dem Ereignis beiwohnen. Zum Glück hatten sie die Sklaven mitgenommen, die ihnen einen kleine Gasse durch die Menge bahnte, was allerdings den wenigsten der Anwesenden gefiel. Doch Catulus war das egal. Er wollte einen guten Platz haben, von dem er aus alles beobachten und hören konnte.


    „Ich höre es! Lass uns noch weiter nach vorne gehen!“, antwortete Catulus seinem Bruder, während die Sklaven weiter vor ihnen die Menge beiseite schoben. Scheinbar waren sie nicht zu spät dran. Denn der Caesar redete noch. Und tatsächlich. Kaum hatte sie einen guten Platz ergattert, bekamen sie mit, wie aus dem Caesaren der Augustus wurde. Catulus sah mit strahlenden Augen neugierig auf das Prozedere und stimmte vornehm leise in den Jubel ein.

    Endlich hörte Catulus eine Antwort aus dem Inneren des Cubiculums leise durch die Tür dringen. Er sollte sich noch etwas gedulden? Das hatte er doch schon die ganze Zeit getan. „Beeile dich! Oder denkst du, dass der Caesar auf uns warten wird?“, fragte er seinen Bruder verärgert durch die Tür. Ungeduldig begann er, vor der Tür auf und ab zu gehen. Die Augenblicke des Wartens schienen sich endlos auszudehnen.


    Dann öffnete sich die Tür und sein Bruder stand vor ihm. Aber bevor Catulus ihn anpflaumen konnte, sprach ihn Avianus an. „Was soll die dumme Frage?“, fragte er ihn wütend. Er runzelte die Stirn und seine Augen funkelten vor Ärger. „Meinst du etwa, ich dränge dich zur Eile, ohne selbst fertig für den Aufbruch zu sein?“


    „Naja, wenigstens sehe ich, dass du dich dem Anlass entsprechend gekleidet hast. Dann lass uns losgehen. Ich befürchte, dass wir ohnehin zu spät auf dem Forum ankommen werden. Meinst du, wir sollten noch ein paar Sklaven als Eskorte mitnehmen?“ Sein Zorn auf seinen Bruder hatte sich schon wieder gelegt. Jetzt galt es, so schnell wie möglich zum Forum zu kommen. Und Sklaven machten immerhin ein bisschen Eindruck. Zumal er sich vorstellen konnte, wie stark das Gedrängel sein würde.


    Er lächelte seinen Bruder an und nickte mit dem Kopf Richtung Atrium als Zeichen, dass sie nun aufbrechen sollten.

    Ungeduldig klopfte Catulus an die Tür zum Cubiculum seines Bruders. Er hatte sich in seine besten Kleider gewandet. Denn heute würde der Caesar nach Rom zurückkehren. Und da wollte er unbedingt dabei sein. Doch scheinbar wollte ihm sein Bruder einen Strich durch die Rechnung machen. Denn er war zur verabredeten Zeit nicht im Atrium erschienen. Deshalb war er zum Cubiculum von Avianus gegangen, um zu schauen, wo sein Bruder denn nun blieb.

    „Avianus, bist du da?“
    , rief er laut und klopfte erneut gegen die Tür. „Aurelius Avianus! Jetzt komm endlich raus. Wir verpassen sonst noch alles.“ Wieder klopfte er gegen die Tür. So langsam wurde er wütend. So ein wichtiger gesellschaftlicher Anlass und sein Bruder schien wiedermal die Ruhe weg zu haben. „Nun komm schon. Wenn du nicht augenblicklich rauskommst, dann gehe ich eben alleine. Ich lass mir durch dich die Sache nicht vermiesen. Avianus!“ , rief er drängend. Es war sein völliger Ernst. Sollte sein Bruder nicht in den nächsten Augenblicken in der Tür erscheinen, würde er sich alleine auf den Weg machen.

    Catulus hatte den etwas verwunderten Blick von Corvinus bemerkt. Scheinbar war es nicht gewohnt, wie er und sein Bruder miteinander umgingen. Zumal es sich nicht um irgendeine unbedeutende Sache handelte. Es ging um eine wichtige Entscheidung. Ihre erste. Sie würde ihren weiteren Weg in einem nicht unerheblichen Maße bestimmen. Aufmerksam folgte Catulus den Erklärungen seines Onkels. Ab und an nippte er an seinem Wein. Das was er über Purgitius hörte, klang in seinen Ohren sehr interessant. Leiter der Militärakademie. Dann wusste dieser Mann bestimmt eine Menge über Strategie und Taktik. Ein Gebiet, für das sich Catulus schon immer interessiert hatte. Und das er gleichzeitig als scriba personalis Erfahrungen in der Verwaltung sammeln könnte, rundete die ganze Sache für ihn ab. Er hatte sich entschieden. Ob er das mit den Familienfinanzen schaffen würde, wusste er nicht. Aber er würde sein Bestes geben.


    „Nun, Corvinus. Das, was du über Senator Purgitius Macer erzählt hast, klingt für mich sehr interessant. Ich würde gerne bei ihm um den Posten eines scriba personalis vorsprechen. Und dein Angebot, ein Empfehlungsschreiben aufzusetzen, nehme ich dankend an. Vielleicht könntest du mir noch einige Ratschläge hinsichtlich meiner Vorstellung bei ihm geben. Was mag er und welche Dinge findet er nicht so gut? Gibt es Themen, die man in seiner Gegenwart vermeiden sollte? Solche Dinge würden mich noch interessieren.“


    „Hinsichtlich der Familienfinanzen würde ich dir in der Tat gerne helfen. Zwar weiß ich nicht, ob ich gleich alles auf Anhieb richtig machen werde. Aber ich werde mein Bestes geben und hoffe, dich nicht zu enttäuschen. Vielleicht könntest du oder jemand anders mir am Anfang helfend unter die Arme greifen.“


    Dann wendete er sich zu seinem Bruder. „Es sieht so aus, als könntest du scriba personalis unseres Onkels werden, Bruderherz. Ich hoffe, dass du mit meiner Entscheidung zufrieden bist.“, sagte er lächelnd zu ihm.

    Interessiert hörte Catulus den Worten von Corvinus zu. Der Weg des Kultes wäre nicht sein Weg. Aber die Erwähnung, dass es ein guter Einstieg sei, um bekannt zu werden, ließ ihn aufhorchen. Vielleicht sollte er sich das doch noch mal überlegen. Egal, welchen der beiden Wege er wählen würde, beide verlangten nach viel Einsatz und Energie. Deswegen war es bestimmt besser, wenn er diese in den richtigen Weg investierte. Sein Gefühl sagte ihm, dass der Weg des Kultes nicht seiner wäre. Er lächelte, als er hörte, dass sein Onkel Corvinus Quästor war und einer von ihnen sein scriba personalis werden könnte. Na da fängt das Gerangel um die Posten schon an, dachte er. Wer von uns beiden sollte diesen Posten bekommen, Brüderchen? Avianus hatte scheinbar die selben Gedanken. Nur sprach er sie aus. Gaius nickte wortlos.


    Stumm nickte er, als Corvinus ihn darauf hinwies, dass es ihr aller Wein wäre. Um so besser. Dann hörte er aufmerksam der Erklärung seines Onkels zu. Im Grunde hieß es also, dass man auf dem richtigen Weg Glück und Zufriedenheit findet. Man in seiner Tätigkeit völlig aufging. Er verstand nun den weisen Spruch von Corvinus, der ihn von seinem Großvater hatte.Gaius überlegte noch, wie sie das Dilemma um den Posten zu lösen wäre, als sein Bruder anbot, zu seinen Gunsten auf ihn zu verzichten. Catulus atmete tief durch und schaute seinen Bruder an, während er sich nachdenklich über das Kinn fuhr. Auf der einen Seite reizte es ihn schon, persönlicher Schreiber von Corvinus zu sein. Auf der anderen Seite wäre er unter ständiger Beaufsichtigung seiner Familie. Sicherlich würde sein Onkel ihn oder seinen Bruder größtmöglich unterstützen. Doch ihm gefiel der Gedanke besser, es im Dienste eines anderen mächtigen Mannes zu versuchen. Das barg sicher mehr Risiken in sich. Aber wäre bestimmt interessanter. Und das mit den Familienfinanzen hörte sich richtig gut an. Vielleicht könnte er beides machen. Scriba und Familienfinanzen.


    „Nun Bruderherz. Natürlich würde ich gerne der scriba personalis unseres Onkels sein. Aber ich würde dir zu Liebe gerne darauf verzichten.“ Dann wandte er sich an seinen Onkel. „Corvinus, ich hätte da noch einige Fragen, wenn du erlaubst. Dieser Senator Purgitius, wie ist er so als Mensch? Und wie hoch schätzt du meine Möglichkeiten ein, dass ich bei ihm eine Stelle als scriba personalis bekommen würde? Und meine letzte Frage wäre, wie realistisch wäre es, wenn ich mich noch zusätzlich für unsere Familienfinanzen interessieren würde? Wäre das zuviel des Guten?“

    Catulus konnte sich gut vorstellen, dass Corvinus viel zu tun hatte. Doch leider wusste er nicht, was sein Onkel gerade so machte. Aber er war sicher, dass er es noch erfahren früh genug erfahren würde. Deswegen fragte er auch nicht weiter nach. Aber warum sollte die Sklavin Wein holen? Den sie momentan tranken schien ihm von ausreichender Qualität. Vielleicht wollte Corvinus etwas sagen, was sie nicht hören sollte. Doch dem war leider nicht so. Catulus freute sich, dass noch weitere Angehörige in der Villa weilten. Und Appius war in Ägypten? „Was macht denn Appius in Ägypten?“, fragte er Corvinus.


    Catulus runzelte nachdenklich die Stirn. Die Worte von seinem Onkel klangen in seinen Ohren fast wie ein Orakel. Er wurde nicht schlau aus dem Spruch. Aber er klang ziemlich beeindruckend. Über den Vorschlag, den Göttern zu dienen, war er nur mäßig begeistert. Zwar hatte er nicht prinzipiell etwas dagegen. Aber er hatte sich etwas anderes vorgestellt. Und sein Bruder schien ihm die Worte aus dem Mund zu nehmen und nickte. „Ich sehe das genauso wie du. Nicht, dass mich das Blut stören würde. Aber auch ich würde lieber den Weg des Cursus Honorum einschlagen. Zwar weiß ich nicht, ob er sich richtig anfühlen wird. Das kann ich erst dann feststellen, wenn es soweit sein wird. Aber ich denke, dass er mir mehr liegen wird, als der Dienst an den Göttern. Und vielleicht könntest du mir das nochmal genauer erklären, Corvinus. Woher weiß ich, dass sich ein Weg richtig anfühlt?“


    Inzwischen war die Sklavin mit dem neuen Wein zurückgekehrt. Ohne sie weiter zu beachten, nahm Catulus den Becher entgegen und kostete. Dieser Wein schmeckte ihm hervorragend. Zweifelnd sah er auf den Becher. So ein Tröpfchen für einen einfachen Familienempfang? Corvinus schien es besser zu gehen, als er gedacht hatte. „Dein Wein ist ausgezeichnet. Ich habe schon lange nicht mehr einen so köstlichen Tropfen getrunken.“, sagte er anerkennend zu seinem Onkel und hob den Becher, um ihm zuzuprosten.

    Als Catulus die Worte seines Bruders hörte, musste er nicken. Er sagte sich das gleiche auch immer wieder. Und tatsächlich fühlte er sich schon besser. Er reichte Avianus den einen Becher und machte es sich wieder bequem. Auf die Bemerkung von ihm, dass ein kalter Guss bei diesem Wetter gut tun würde, musste er lachen. Typisch sein Bruder. Immer das Beste in einer Sache sehen. „Naja, warmes Wasser wäre mir schon lieber. Aber vielleicht denken die Sklaven auch mit.“ So leicht wollte er sich von der Vorstellung eines warmen Bades nicht verabschieden.


    „Wie beobachtet?“ antwortete Catulus auf die Frage seines Bruders. Er sah sich um, aber konnte beim besten Willen nichts entdecken. Er zuckte mit den Schultern. „Du enttäuschst mich. Ich dachte, du würdest in der Zwischenzeit mehr Wein vertragen, Bruderherz.“, witzelte er und schaute Avianus mit einem Grinsen an.


    Da bemerkten sie Corvinus. Schnell sprang Catulus von der Cline auf und schon wurde er von seinem Onkel herzlich umarmt und willkommen geheißen. „Onkel Corvinus! Ich freue mich auch dich endlich wiederzusehen.“, erwiderte er lächelnd die Begrüßung mit einem festen Griff. „Sonst wäre es doch keine Überraschung gewesen.“ Er freute sich zu hören, dass Ursus es einen Schritt weiter auf der Karriereleiter geschafft hatte. „Bei der Zweiten?“, fragte er nach. „Ich habe gehört, dass das ein ziemlich wilder Haufen sein soll. Ich denke Ursus wird sich nicht über Langeweile beklagen müssen. Wollte er denn zur Zweiten?“ Catulus selbst hätte eine etwas freundlichere und wärmere Gegend als Germanien bevorzugt.


    Er setzte sich auch auf einen Sitzplatz in der Runde. Das ihr Onkel aber auch immer instinktiv den richtigen Punkt traf, dachte er, als er seine Frage nach ihrer Mutter hörte. Vielleicht war er deswegen so erfolgreich. „Ja.“, bestätigte er die Worte seines Bruders, „ihr geht es gut. Und sie schien bei unserer Abreise einen den Umständen entsprechenden glücklichen Eindruck auf mich gemacht zu haben. Ich will dir aber nicht verschweigen, dass uns die Entscheidung sehr schwer gefallen ist. Aber man ist ja nicht aus der Welt. Und wer weiß, was die Zukunft bringt. ...Wie geht es den anderen? Ich hoffe doch, dass alle wohlauf sind.“


    Da hatte doch sein Bruder Recht gehabt und Catulus nickte ihm anerkennend zu. Das war also ihr heimlicher Beobachter gewesen. Er sah zu der Sklavin und nickte ihr kurz zu. Sie machte auf ihn einen etwas befremdlichen Eindruck. Aber so lange sie sich im Hintergrund halten würde, hätte er nichts gegen ihre Anwesenheit. Besser so, als wenn sie sie heimlich belauschte. Denn das mochte er nicht so gerne.


    Catulus wollte gerade auf die Frage von Corvinus antworten, als sein Bruder ihm zuvor kam. Er nickte zu seinen Worten. Direkt und ohne Umschweife war er wie immer zum Kern der Sache gekommen. Das unterschied ihn etwas von seinem Bruder. „Natürlich würde ich auch gerne eine Weile hier bleiben. Schließlich sind Avianus und ich mit einigen Ambitionen in das geliebte Rom zurückgekehrt.“ Gespannt wartete er darauf, was Corvinus ihnen für Ratschläge erteilen könnte.

    Catulus war Leone in das Atrium gefolgt. Auf dem Weg dorthin konnte er sich garnicht satt sehen an all der Pracht. Wie ärmlich war doch dagegen die Villa auf dem Gut gewesen. Dabei fiel ihm wieder seine Mutter ein. Sein Bruder und er hatten es endlose Male miteinander besprochen. Sie waren zu der Meinung gelangt, dass es so am besten wäre. Doch manchmal, so wie jetzt, kamen Zweifel in Catulus hoch, ob er die richtige Entscheidung gewesen wäre.


    „Danke Leone.“ sagte er zu dem Sklaven, als er ihnen einen Platz im Atrium anbot. Es war sonst nicht Catulus Art sich bei Sklaven für irgendetwas zu bedanken. Aber Leone war auch nicht irgendein Sklave. Und so war Catulus ihm gegenüber höflich. Da sie nun scheinbar hier auf die Familienmitglieder warten sollten, nahm er Platz. „Bruderherz, sag, war es wirklich die richtige Entscheidung gewesen, dass wir Mutter auf dieser Villa rustica zurückgelassen haben? Ich weiß, wir haben das alles schon miteinander besprochen. Aber manchmal zweifel ich daran, dass es gut so ist.“ Er wusste, dass sein Bruder höchstwahrscheinlich genau so empfand. Aber Catulus wollte aus seinem Mund die Bestätigung für ihre Entscheidung hören. Dann wäre er wieder beruhigt.


    In der Zwischenzeit hatte die Sklavin den versprochenen Wein gebracht. „Willst du auch ein bisschen Wein?“, fragte er seinen Bruder, während er sich selbst einen Becher voll einschenkte. Catulus beschloss, es sich bequem zu machen, bis einer der Verwandten auftauchen würde. In der Zwischenzeit wurden ihre Zimmer vorbereitet und...“Weißt du, wir hätten auch noch um die Vorbereitung eines Bades bitten sollen.“, sagte er nachdenklich zu seinem Bruder. „Das mir das nicht gleich eingefallen ist. Aber ich war so froh, endlich hier zu sein. Na dann muss wohl eine kalter Guss genügen, um den Staub der Reise abzuwaschen.“

    Zitat

    Original von Tiberius Aurelius Serapio


    Kaum hatte er geklopft, öffnete sich die Tür. Er hatte nicht mal genug Zeit gehabt, sein gesamtes Gepäck abzustellen. Erstaunt blickte er in das fröhliche Gesicht seines Bruders und spürte schon im nächsten Moment seine Umarmung. Als Avianus ihn wieder los lies, sagte Catulus zu ihm, „Naja, das war wirklich nicht sehr nett von dir gewesen. Auf einem Mal weg zu sein, ohne Bescheid zu sagen.“ Doch im nächsten Moment musste er wieder lächeln. „Aber Hauptsache ist, dass wir beide hier sind. Hast du schon jemand von der Familie gesehen?“ Er blickte über die Schulter seines Bruders und versuchte im Inneren des Hauses jemanden zu entdecken. „Lass uns doch reingehen.“, sagte er ungeduldig zu seinem Bruder.


    Als er eintrat, sah er Leone. „Aah, Salve Leone! Schön dich wohlauf zu sehen. Könntest du bitte dafür sorgen, dass man sich um mein Gepäck kümmert? Ich danke dir.“ erwiderte er auf seine Begrüßung. Sein Gepäck hatte er einfach an der Porta stehen lassen. Er war sich sicher gewesen, einen Sklaven zu finden, dem er den lästigen Gepäcktransport überlassen könnte. Dann blickte er sich neugierig im Eingangsbereich des Hauses um. Außer ein paar Möbelstücke schien alles unverändert und in bester Ordnung zu sein. Er drehte sich zu seinem Bruder um. „Es scheint sich nicht allzuviel seit unserem letzten Besuch geändert zu haben. “, sagte er feststellend zu ihm. „Ich bin auf die Gesichter unserer Verwandten gespannt.“ Und folgte Leone ins Atrium.

    Catulus lief festen Schrittes Richtung Villa. Er war etwas ärgerlich auf seinen Bruder. Da hatte er sich nur mal umgedreht, um einen kleinen Plausch mit einem alten Bekannten zu halten, der ihnen zufällig über den Weg gelaufen war. Und schon war sein Bruder verschwunden. Nun, vielleicht hatte dieses kleine Gespräch auch ein bisschen länger gedauert. Man hatte sich schließlich lange nicht gesehen und sich somit viel zu erzählen. Aber das Serapio einfach so weggegangen war, fand er wirklich nicht sehr nett. Oder hatte er ihm Bescheid gesagt, dass er schon zur Villa gehen würde? Catulus konnte sich nicht erinnern.


    Er lief weiter. Und dieses Gepäck erst, dachte er. Er konnte es kaum abwarten, es einem Sklaven zu übergeben. Schwer lastete es auf seinen Schultern und an seinen Armen. Sein Bruder und er waren für einige Zeit bei entfernten Verwandten auf einem Landgut gewesen. Es war außergewöhnlich lange gewesen. Doch ihre Mutter würde dort zukünftig leben und sie wollten sicher gehen, dass es ihr gut dort ging. Der Abschied von ihrer Mutter war schwer und tränenreich gewesen. Vielleicht waren sein Bruder und er zu lange dort gewesen und hätten eher weggehen sollen. Aber sie hatten es aus schlechtem Gewissen immer wieder vor sich hergeschoben. Bis es nicht mehr ging. Denn irgendwann müssten sie nach Rom zurück. Schließlich wollten sie Karriere machen. Und das ging nur in Rom.


    Ach, Rom. Wie hatte er es doch vermisst. Jetzt erst, zwischen all dem Trubel, merkte er, wie sehr es ihm gefehlt hatte. Und erst diese Luft. Nicht, dass sie besonders gut roch. Im Gegenteil. Aber sie roch nach Rom, nach dieser pulsierenden Stadt. Und überall waren Menschen und nicht diese öden, langweiligen Wiesen und Felder wie auf dem Land. Doch langsam näherte er sich den Villen und somit dem Anwesen seiner Gens. Die Luft wurde besser, die Sonne strahlte heller und die Straßen ruhiger.


    Catulus konnte es kaum abwarten seine Verwandten zu sehen. Und seinen Bruder, der so vorwitzig vorausgeeilt war. Aber er war schon jetzt nicht mehr böse auf ihn. Er war nie besonders lange auf ihn schlecht zu sprechen. Egal wie heftig sie sich stritten, hatten sie sich doch immer wieder vertragen. Während er sich der Villa der Aurelier näherte, musste er staunen. Er hatte sie nicht so groß in Erinnerung. Hatte es neue Anbauten gegeben? Oder täuschte ihn nur seine Erinnerung? Jedenfalls war es nach dem doch etwas kleineren und beengten Gutshaus ein willkommener Anblick. Er näherte sich langsam der Tür. Weit und breit konnte er seinen Bruder nicht sehen. Also war er wohl schon eingetreten. Catulus musste lächeln, als er an das plötzliche Verschwinden seines Bruders dachte. Dieser Schlingel! Nun war er an der Porta angekommen und klopfte ungeduldig.

    Salve,


    Hiemit bittet ein zukünftiger römischer Bürger um den Eintritt in das Imperium Romanum und demütig um die Aufnahme in die Gens Aurelia.


    Stand: civis, patricius minor
    Name: Gaius Aurelius Catulus
    Wohnort: Roma


    Vale
    Catulus