Beiträge von Marcus Antiochinus

    Marcus Antiochinus verabschiedete sich noch von seinem aufbrechenden Bruder und wandte sich dann an Sebastian:
    Wollen wir uns zusammensetzen und an einem Brief arbeiten? An welchen Orten sind dir Mitchristen bekannt?
    Wir sollten uns auch mit Olorian in Verbindung setzen, damit wir erfahren, wie es um seinen Einfluss auf die Familie steht.
    Und die Frage nach einem sicheren Versteck steht noch aus, vielleicht ein sicherer Ort außerhalb der Mauern?

    Wenn wir den Cursus Publicus verwenden, müssen wir ja nicht groß Christen in den Brief schreiben, sondern können auch unsere Geheimsymbole verwenden. Wenn überhaupt ein Bote etwas damit anfangen kann, so wird er wahrscheinlich einer unserer Brüder sein. Wir sollten es auch dem Apostel Paulus gleich tun, der seine Briefe von den angeschriebenen Gemeinden hat weiter verteilen lassen.
    Aber auch eine Reise zu unseren Schwestern und Brüdern sollte uns nicht abschrecken. Mit Gottes Hilfe, der Empfehlung und der Vollmacht unserer Gemeinde für die römischen Christen zu sprechen, sollten uns die Möglichkeit geben, deren Verbindungen und Einfluss zu aktivieren.
    Wie sicher, Matthias, bist du dir, dass diese Sergia Plotina uns wohl gesonnen ist? Es sollte eigentlich kein Problem darstellen, Vestallinnen nach ihr zu fragen, solange wir uns nicht in ihren Tempel setzen und sagen, dass wir sie suchen, damit sie uns Christen unterstützt.

    Marcus Antiochinus verließ nun seinen Platz in der Ecke und kam auf die drei zu.
    Entschuldigt, Brüder, dass ich euer Gespräch mit angehört habe. Ich saß dort und las in der Heiligen Schrift als ihr kamt. Da ihr wohl nicht davon abzubringen seid, diesen gefährlichen Weg zu gehen, sich Fremden zu offenbaren, möchte ich noch eine andere Möglichkeit in den Raum stellen. Vielleicht hat ein Mitglied in einer Gemeinde außerhalb Roms Beziehungen in höhere Kreise, wir sollten sie zumindest auf dem Postweg oder durch reisende Schwestern und Brüder anfragen. Und wir sollten für unsere Gemeinde eine geheime Zuflucht suchen, falls wir verfolgt werden. Denn wir sollen zwar für den Tod bereit sein, ihn aber nicht suchen.

    Antiochinus hatte sich in einer Ecke des Atriums mit einer Schriftrolle der Frohen Botschaft nach Marcus hingestezt. Er war völlig vertieft in die Schrift und, da er wegen der Hitze einen Baum als Schattenspender gewählt hatte, hatte er das kommen sener Brüder nicht bemerkt, sie ihn aber wohl auch nicht. Er bemerkte zwar die Stimmen, versuchte sich aber vorerst weiter auf das Studium der Schrift zu konzentrieren. Als er aber unterbewusst die Worte Sebastians hörte, wurde seine Neugier geweckt, dennoch entschloss er sich erst einmal sitzen zu bleiben und zu lauschen.

    Während Sebastian sich vorbereitet hatte auf die Feier, hatte sich Marcus Antiochinus schweigend in eine Ecke des Raumes gesetzt und gebetet.
    Nur unbewusst nahm er war, wie die Gemeinde sich versammelte, doch mit dem Beginn der Messe kam er aus der Versunkenheit seines Gesrpäches mit dem Herrn zurück und lies seinen Blick musternd über die einzelnen Christen wandern.
    Kurz schüttelte er den Kopf, beendete seine Betrachtungen und konzentrierte sich auf die Messe, folgte mit wachem Verstand und offenen Herzen den Worten Sebastians und den Texten der Schrift.
    Während der Wandlung stand er auf und nahm die ihm vertraute Orantenhaltung mit offenen, empfangenden Händen ein. Und doch merkte er nach kurzer Zeit, dass er, im Gebet versunken, die Haltung seines Körpers leicht verändert hatte und sich nun mit dem Rücken an die Wand lehnte.
    Er empfing Leib und Blut Jesu und hatte wie immer das Gefühl der Verbundenheit mit allen Brüdern und Schwestern. Ein weiteres mal versank er im stillen Gespräch mit Gott und wartete auf den fortgang der Feier.

    Und doch Bruder Sebastian müssen wir von ihm sprechen zu all jenen, die drohen an dieser Welt zu verzewifeln, zu all den Fremden, denen wir den Weg zur Heimat zeigen müssen. Aber ja, es stimmt, es ist ein schmaler Grat zu entscheiden, wann wir einen Funken entfachen können in einem Herzen oder ein Feuer entzünden, das uns vernichtet.

    Sei nicht zu enttäuscht Marcus, dein Weg ist ja nicht falsch, nur die Schrittlänge zu groß. Wer ruhigen, gemäßigten Schrittes geht, der gelangt auch ans Ziel und läuft weniger gefahr, durch Unebenheiten zu fallen.
    Wie ist dein Verhältnis zu deinem Patron? Meinst du wir können ihm vertrauen und ihn als Untersützer gewinnen, oder sollten wir eher Vorsicht walten lassen?
    Da du Bürger bist, meinst du innerhalb deiner Gens könnten wir Helfer finden?
    Zeichnet sich schon ab, wer bei der nächsten Wahl chancenreich ist?
    Und wie sieht es aus mit den anderen Gemeinden und ihren Leitern? Haben wir Kontakte zu ihnen durch Reisende, Boten oder Briefe?
    Wie sieht unsere Gemeinde hier aus? haben wir feste Strukturen, einen Leiter, mit dem die anderen Gemeinden in Verbindung treten können?

    Marcus Antiochinus war mit seinen beiden neugefundenen Brüdern vom Forum zu einem kleinen Haus gegangen. Er hatte von ihnen erfahren, dass sie dort mit einigen weiteren Christen lebten. Er war etwas hinter den beiden eingetreten, hatte sich dem Hausherren vorgestellt und betrat nun das Atrium, wo ein weiterer Mann bereits saß und sich mit den beiden anderen unterhielt.
    Genau zum richtigen Zeitpunkt, schien es ihm, war er eingetreten, den gerade begann dieser Mann davon zu sprechen, den Konsulen, dem Senat und dem Caesaren von den erstarkenden christlichen Gemeinden zu berichten, ja geradezu ihnen zu offenbaren, wer die Leiter waren.
    Direkt antwortete Matthias in Worten, die auch Antiochinus durch den Kopf gingen, doch wollte er, bevor er an der Diskussion teilnahm, sich erst einmal Marcus Petronius Glabrio - so wurde er zumindest von den anderen genannt - vorstellen.
    Aus dem Türrahmen trat er auf ihn zu:


    Salve Frater! Ich hoffe es erschreckt dich nicht, ein neues Gesicht in eurer Runde zu sehen. Ich bin Marcus Antiochinus und stamme, wie mein Name schon verrät aus der Provinz Syria. Es ist mir eine Freude dich kennenzulernen.


    Nachdem er Glabrio begrüßt und die Hand gereicht hatte, setze er sich, um sein schmerzendes Bein zu entlasten, doch fuhr mit seiner Rede fort:


    Ich kam nicht umhin deinen Vorschlag zu hören, es scheint du besitzt viel Mut, wenn du zum Kaiser gehen willst, doch neben dem Mut ist auch die Mäßigung eine Tugend. Ich hörte und sah oft genug, was die herschenden Kreise unseren Schwestern und Brüdern überall auf dem Erdkreis angetan haben.
    Natürlich ist es falsch, nichts zu tun und sich zu verstecken. Die Jünger gaben uns ja bei ihrer Predigt in Jerusalem ein überragendes Beispiel, was der Geist im Menschen bewirken kann und doch kann es nicht der Wille des Herrn sein, dass wir unsere Vernichtung suchen, indem wir direkt zum Pontifex Maximus der toten Götzenstatuen gehen.
    Vielmehr sollten wir uns darauf konzentrieren, die Menschen auf der Straße zu bekehren. Und falls es nötig sein sollte Einfluss zu bekommen, wären die Homines Novi, die Equites und die unteren Magistrate ein besseres Ziel als die oberste Führungsschicht. Wenn wir diese Männer auf unsere Seite ziehen, könnten sie Schutz vor Verfolgung bieten und sie werden in einigen Jahren selber wohl weiter oben in der Rangordnung stehen.
    Aber, meine Brüder, eins sollte stets im Vordergrund stehen: Nicht die politische Macht, sondern das Seelenheil jedes einzelnen und gleichzeitig möglichst vieler. Wir sind Verfolgte im Namen des Herrn, aber denoch sollen wir zu allen Völkern gehen, ihnen die Frohe Botschaft verkünden und sie genau auf diesen Namen taufen.


    Während der Rede glühten seine Augen und seine Stimme tönte kräftig im Hof, doch nun lehnte er sich zurück mit einem sanften Lächeln auf den Lippen.


    Verzeiht, Brüder, falls ich als Neuankömmling in dieser Stadt zu viel und zu direkt in dieser Runde sprach, ich hoffe ihr erkennt in meinen Worten den einfachen Verstand, der die Sache unseres Herrn Jesu voranbringen will.

    Marcus Antiochinus freute sich endlich Mitbrüder in Rom getroffen zu haben und verließ mit ihnen das belebte Forum, auf dem man zwar am schnellsten Anschluss finden konnte, aber natürlich auch auf Menschen treffen konnte, die Christen als Feinde ansahen.


    Brüder ich danke euch, dass ihr mir vertraut und auch, dass ihr mir helfen wollt, in Rom Fuß zu fassen.

    Sim-Off:

    Also ich kenne nur folgenden Weg der Antwort, aber ich bin immer gern bereit Neues zu lernen


    Mit seinem Stab zeichnete Marcus Antiochinus die zweite Linie des Symbols in den Sand und sagte dazu die Worte:


    Iesous Christos Theou Hyios Soter.


    Er schaute den beiden Männern dabei tief in die Augen und hoffte, dass er ihre Zweifel an seinerm aufrichtigen Glauben würde beseitigen können.


    Mein Name ist Marcus Antiochinus. Ich stamme aus der Provinz Syrien, aus der nähe der Stadt Antiochia. Dort erhielt ich auch meine Schulbildung und dort traf ich zum ersten Mal auf Christen und auch meinen Lehrer, der mich zum Christentum hinführte.


    Bei den letzten Worten zeigte sich kurz Trauer auf seinem Gesicht, doch dann fuhr er:


    Nach meinem Katechumenat, und nachdem meine Eltern mich wegen meines Glaubens verstoßen haben, entschloss ich mich, die Orte zu besuchen, an denen unser Herr tätig war. Ich zog also in die Provinz Palaestina und blieb dort einige Zeit, bis ich mich dazu entschied, weiter zu reisen und zu sehen, wo und wie sich die Gemeinden entwickelten. So gelangte ich nun auch vor kurzem nach Rom, in die Stadt, in der Petrus, Paulus und viele andere Brüder mit ihrem Leben Zeugnis ablegten für Chistus.
    Doch Brüder, wenn ihr in die Wahrheit meiner Geschichte und meines Lebens vertraut, so darf ich hoffen, auch eure Namen zu erfahren?

    Marcus Antiochinus hatte die eben abgelaufenen Szenen mit angesehen und hoffte, die Männer richtig verstanden zu haben. Er trat aus der Menge auf die sie zu, streifte die Kapuze seines Reisemantels ab und bekreuzigte sich.


    Salvete! Seid ihr Brüder des wahren Glaubens an den Gekreuzigten und Auferstandenen Herrn Christus? Ich bin gerade erst in Rom eingetroffen und suche Kontakt zur hiesigen Gemeinde.

    Nachdem er nun schon längere Zeit auf dem Forum gestanden und kein Eingeweihter auf die Symbole reagiert hatte, die er in den Sand zeichnete, um mit anderen Christen in Kontakt zu treten, entschloss sich Marcus Antiochinus durch die Straßen der Stadt zu wandern, immer auf der Suche nach Zeichen, an denen er seine Brüder und Schwestern würde erkennen können.
    Auf den Stock gestütz zog er also los, sich immerwieder umschauend, ob er nicht in irgendeinem Fenster einen Fisch sehen konnte. Leider gelang ihm dies nicht. So blieb er immerwieder an belebten Plätzen stehen, wieder Fische in den Sand zeichnend.
    Doch was Antiochinus sich zu Beginn seines Stadtrundgangs vorgenommen hatte hielt er auch ein: Alle paar Stunden kam er zurück zum Forum stellte sich wieder an den Rand des Hauptweges und zeichnete erneut mit dem Stab auf dem Boden.

    Nach langer Reise erreichte Marcus Antiochinus die Hauptstadt des Reiches, die ewige Stadt Rom. Trotz seiner Erfahrungen mit weiteren Großstädten des Reiches war er überwältigt von der Größe und der Lebendigkeit der Hauptstadt des Imperiums.
    Und doch wusste er, wohin sein erster Weg führen sollte, wo er am schnellsten die Menschen finden konnte, die er suchte.
    Noch immer in die Paenula (den Reisemantel) gehüllt, die Kapuze über das Haupt gezogen und auf den Reisestock gestützt durchquerte er die engen Gassen, vorbei an Häusern und Insulae bis zum Zentrum der Stadt, dem Forum. Schnellen Schrittes legte er die Strecke vom Tor zurück, obwohl er wegen der langen Tageswanderung mehr hinkte als sonst.
    Nachdem er sich einen Überblick über das Forum Romanum verschafft hatte, stellte er sich etwas Abseits der fast schon reißenden Menschenmenge an eine Säule gelehnt hin und beobachtete das Treiben auf dem Platz. Scheinbar Gedankenverloren zeichnete er dabei mit seinem Stab Fische und Anker in den Sand.