Erwartungsvoll blickte der Sklavenhändler in die Runde, doch ein höheres Gebot schien voerst nicht zu kommen. Schade, aber mehr als 2000 Sesterzen war immerhin deutlich mehr als er hätte erwarten können und innerlich rieb sich der füllige Mann schon die Hände. Diesen dreckigen Straßenköter, der sich gestern noch mit seinen Handlangern angelegt hatte, endlich los zu sein, war beinahe genauso viel wert. Als sich der Centurio der Cohortes Urbanae unter die Umstehenden mischte, musste der Händler allerdings schlucken und er spürte, wie sich Schweiß in seinem Nacken sammelte. Konnte dieser Mann Gedanken lesen? Die Zähne vorzeigen, ausgerechnet die Zähne? Auch wenn der Händler absolut nicht handwerklich begabt war und auch sonst nichts wirklich vernünftiges mit seinen Händen anfing, waren ihm seine Finger doch ziemlich lieb. Nunja, vielleicht reichte es dem potentiellen Kunden ja, wenn er die Zähne des Sklaven beim sprechen desselbigen sehen konnte -vorrausgesetzt er würde sich zum sprechen bewegen lassen..
Unterwürfig legte er nur einen Augenblick später die Handflächen aufeinander, um gleich darauf zu nicken zu beginnen.
"Oh jaja Herr, er kann Latein, wenn auch nicht fließend. Komm schon, sag etwas Junge."
Hilfesuchden nickte er einem seiner Hühnen zu, der den Sklaven daraufhin mit dem Ellbogen anstieß. Der junge Mann fuhr herum, wie ein verletztes Tier, an dessen Wunde man wollte, schwieg scheinbar eisern, doch öffnete schließlich doch den Mund um etwas zu sagen.
Ciaran spannte seine Kiefernmuskel an, ohne sich dessen übarhaupt bewusst zu sein, während alle Blicke auf ihm ruhten, seinen Körper abtasteten, mit ganz unterschiedlichen Gedanken dabei. Er bemerkte den Mann, der sich unter die anderen Umstehenden gemischt hatte erst, als er die Stimme hob. Er sollte etwas sagen? Seine Zähne zeigen? Scapa hätte ihm am liebsten die Nase gebrochen, doch er war sich bewusst, dass er damit vor allem sich selbst schaden würde, schon mit dem geringsten Widerstand. Aus einem Haushalt abzuhauen, wenn man ihm nur ein bisschen vertrauen würde, war so viel einfacher, als im Besitz dieses Händlers, unter der Aufsicht von zwei Muskelpaketen. Er schluckte schwer und versuchte gleichzeitig seinen Stolz mit hinunterzuwürgen. Im selben Moment grub sich etwas in seine Seite und Ciaran atmete in einem Keuchen aus, als der Ellenbogen des Sklaventreibers ihn traf. Aus Gewohnheit fuhr er herum, bereit sich sofort zu verteidigen, beruhigte sich dann aber sofort selbst. Seine Zähne zeigte er in einem spöttischen Lächeln, das dem Decimer galt. Er sollte etwas sagen?
"Ex ungue leonem."
Seine Augen trafen auf die des Interessenten, als er seine Stimme gebrauchte. Er merkte erst jetzt, wie trocken seine Kehle war, das letzte Mal, dass er etwas getrunken hatte, das war am gestrigen Abend gewesen. Sicher, er würde tun, was man ihm sagte, aber auf seine Weise. Es gab vorerst keine weiteren Gebote und Ciaran wunderte es nicht, er genoss die kurze Pause in den Gesprächen fast und ohne zu wissen, wer das letzte Gebot überhaupt ausgesprochen hatte.